~ 3 ~
Morgana
Das Schwarz der Kleider konkurrierte mit dem Schwartz unserer Haare, wobei unsere Augen somit noch stärker herausstachen. Starla lächelte mir aufmunternd zu allerdings konnte ich die Trauer in ihren Augen deutlich erkennen.
Ich saß in der kleinen Kapelle zwischen meinen Geschwistern. Außer uns, unseren Eltern und unseren Großeltern waren ein paar Berater und vertraute unserer Großeltern anwesend. Zudem war unser Onkel Graf Lucian Lightwood mit seiner Frau Farah und ihrem Sohn Fox anwesend. Lucian war der älteste Bruder von unserer Mutter und somit hatte er den Titel des Grafen der Lightwoods geerbt. Die Lightwoods gehörten zu den Einflussreichsten Adelsfamilien im ganzen Land.
Als unser Vater zu sprechen begann, richtete ich meine Aufmerksamkeit nach vorne auf ihn.
„Philipp war mein Großer Bruder, zu dem ich immer aufgesehen habe. Er hat mir oft geholfen und mir viel beigebracht. Ich weiß nicht, wo ich ohne ihn heute stehen würde." Während Dad redete, mied ich seinen Blick. Neben meiner eigenen Trauer um Onkel Philipp wollte ich mir wirklich nicht noch die Trauer anderer anschauen.
In Situation wie diesen, war meine Gabe, die Gefühle von anderen in ihren Augen lesen zu können, sehr unpraktisch. Die eigene Trauer wurde somit nur verstärkt. Bei einem Blick zu meinen Geschwistern sah ich, dass die beiden ebenfalls den Augenkontakt zu unserem Vater mieden.
Als unser Vater fertig war, war Taran an der Reihe. „Für die, die mich nicht kennen: Ich bin Taran Durado und ich würde gerne einen Brief vorlesen, den Onkel Philipp mir und meinen Geschwistern vor ein paar Jahren geschrieben hat." Während er dies sagte, faltet er ein Stück Papier auseinander, das so aussah, als ob es schon sehr oft auseinander und wieder zusammen gefaltet wurde. Bevor er begann zu lesen, räusperte er sich noch einmal:„ »Lieber Taran, liebe Starla und liebe Morgana,
Euer Verlust tut mir von Herzen leid. Ich kann eure Gefühle nachvollziehen! Wer könnte das nicht? Jeder hat schon einmal jemanden oder etwas verloren, dass einem viel bedeutet hat. Jeder kennt das Gefühl von Verlust.
Ich werde euch jetzt nicht sagen, dass alles wieder gut wird, da man einen toten nicht wieder zurück ins Leben bringen kann. Ich werde euch auch nicht sagen, dass man stark bleiben soll. Ich werde euch jetzt sagen, dass ihr euch Zeit zum trauern nehmen sollt und dann (vielleicht nach ein paar Tagen oder Wochen) wieder euer Leben leben sollt. Allerdings müsst ihr bedenken, dass ihr in eurem Leben noch viele Verluste und Schmerzen ertragen müsst und um ehrlich zu sein wird es auch nicht leichter aber ihr werdet lernen, wieder aufzustehen und ihr werdet lernen müssen, weiter zu machen. In gewisser weiße machen einen Verluste und Schmerzen sogar stärker, da man dann die schönen Dinge im Leben mehr wertschätzen kann, wenn man weiß, dass sie nicht selbstverständlich sind.
Liebe Grüße, euer Onkel Philipp.«
Onkel Philipp hat uns diesen Brief geschrieben, als unser Hund damals gestorben ist und wir uns daraufhin geweigert haben, aus unseren Zimmern zu gehen. Er hat uns dadurch nicht nur getröstet, sondern hat uns auch gezeigt, wie wichtig es ist zu trauern und danach auch wieder aufzustehen. Dafür werde ich Onkel Philipp immer dankbar sein und ihn nie vergessen."
Nach der Abschiedsfeier blieben alle noch in der Kapelle. Man umarmte sich und spendete sich gegenseitig Trost. Der Spruch geteiltes Leid ist halbes Leid, machte nun endlich Sinn für mich.
Die Offizielle Beerdigung fand am Nachmittag statt. Der König würde eine kurze Ansprache halten und alles wurde im Fernsehen übertragen. Die Meisten, die heute Morgen dabei waren hatten sich noch einmal zurecht gemacht und waren nun im Fernseher zu sehen. Taran, Starla und ich hatten beschlossen, noch nicht in die Öffentlichkeit zu treten. Unsere Eltern und Großeltern hatten uns die Wahl bei dieser Entscheidung gelassen allerdings wollten wir nicht so zu diesem Anlass in die Öffentlichkeit treten. Zudem würden die Medien uns dann in den Fokus stellen und das wollten wir in der jetzigen Situation nicht. Dafür mussten wir in Kauf nehmen, dass wir die Beendigung nur im Fernseher sehnen konnten.
In der letzten Woche hatte sich geklärt, auf was für eine Schule wir gehen würden. Die Königsberg Akademie war eine der drei Renommiertesten Akademien dieses Kontinents. Sie war in den Bergen von Akomien gelegen und hatte einen sehr guten Ruf. Zudem waren entfernte Verwandte von unserer Mutter die Direktoren der Schule.
Wir hatten uns entschieden, unter dem Kindernamen unserer Mutter, zu dieser Schule zu gehen. Es gab viele Lightwoods und darunter waren einige, die nicht wirklich in der Öffentlichkeit standen.
„Ich hole mir Eis aus der Küche," sagte Starla und stand von ihrem Platz neben Taran auf. „bringst du mir auch welches mit?" fragte ich. „Mir auch?" rief Taran ihr hinterher.
Einige Minuten später saßen wir zu dritt auf dem Sofa in meinem Zimmer und aßen Eis, während jeder den Tod von Onkel Philipp anders verarbeitete.
Das Frühstück am nächsten Morgen verlief schweigend. Ich hatte in der Nacht kein Auge zu getan, da meine Gedanken Karussell gefahren waren. Ich konnte nicht einmal sagen, an was genau ich gedacht hatte, da es so viele verschiedene Dinge waren. Irgendwann hatte ich dann begonnen, mich in die fiktive Welt meines Handys zu flüchten. Es machte einfach Spaß, zu sehen, was im Leben anderer los war. Allerdings hatten die meisten Beileidsbekundungen an Onkel Philipp gepostet. Das hatte mich relativ schnell dazu gebracht, Social Media zu verlassen und eine Serie zu schauen.
„Kann ich heute zum Grab von Onkel Philipp?" fragte Starla und katapultierte mich wieder in die Realität „Wir würden auch gerne noch dort hin," sagte Taran und deutete dabei auf sich und mich. Danke fürs fragen? Taran schaute mich fragend an. Ich zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Es war ja nicht so, dass ich nicht mit wollte. Ich würde davor nur noch einen ganz großen Café brauchen.
„Wir können uns nicht sicher sein, dass der Täter nicht weiß, wie ihr ausseht," begann mein Vater „Wir werden auch nicht auffallen," sagte Taran und schaute unsere Eltern bittend an. „Wir bekommen heute ziemlich viel Besuch. Vielleicht ist es das Beste, wenn die drei dann nicht hier sind und wenn ein paar Wachen mitkommen, müsste das doch in Ordnung sein," sagte unsere Großmutter. „Aber wenn wir von einem Haufen Wachen begleitet werden, ist das doch erstrecht auffällig," sagte Taran mit gerunzelter Stirn. „Ich sag Aaran, dass er euch ein paar Wachen inkognito mitschicken soll," sagte unsere Großmutter. Eigentlich brauchten wir keine Aufpasser. Taran konnte mit seiner Elektrokinese jeden Angreifer grillen, indem er einen Blitz auf ihn schleuderte. In der Hinsicht hatte er von uns drei die gefährlichsten Fähigkeiten wobei Starla und ich ebenfalls gut mit unseren Fähigkeiten umgehen konnten. Mittlerweile war Taran in der Lage, die Stärke der Blitze zu kontrollieren aber als er dies noch nicht konnte, hatte er so einige Dinge ein bisschen zu stark getroffen.
„Ich weiß, dass ihr euch besser als gut verteidigen könnt aber ich mache mir trotzdem weniger Sorgen, wenn ein paar Leute mitkommen, die immer an ihre Handys gehen, wenn man sie anruft." Unser Dad schaute uns bei diesen Worten streng an.
Eine Stunde später standen wir an einem der Hintereingängen. Ich hatte eine enge schwarze Jeans und ein Bauchfreies Top an. Darüber trug ich eine schwarze Lederjacke. Taran sah mit seinem ordentlichen schwarzen Mantel ein bisschen aus, wie ein Nerd oder ein Geheimagent. So ganz konnte ich mich nicht für eins von beidem entscheiden
Starla trug genau wie ich eine Schwarze Jeans, hatte diese allerdings mit einem Pullover und einer Flauschige Jacke kombiniert. Die Jacke wahr ihr wahrscheinlich zwei Nummern zu groß. Allerdings sahen beide ziemlich gut aus.
„Auffälliger hättet ihr euch nicht anziehen können?" fragte Aaran hinter uns. Hinter ihm standen zwei Typen, die ich auf Anfang 20 schätzte. „Ich habe meine normalen Sachen angezogen, die ich auch in meiner Freizeit an habe," sagte ich und klimperte so unschuldig wie möglich mit meinen Wimpern. „Wie auch immer," seufzte Aaran und schaute uns kritisch an „das sind Jeremy und Felix. Es wäre schön, wenn ihr nicht versucht, sie abzuhängen." Jeremy und Felix nickten uns zu. In ihren Augen erkannte ich nichts als Neugierde. „Wenn ihr nicht mehr bei Jeremy und Felix sein solltet oder sonst unerreichbar seid, wird sofort ein Suchtrupp losgeschickt," sagte Aaran und schaute uns noch einmal der Reihe nach prüfend an, bevor er sich umdrehte und hinter der nächsten Ecke verschwand.
„Seid wann arbeitet ihr hier im Schloss?" fragte ich neugierig. „Wir sind seit drei Monaten hier. Seid ihr Verwandte von der Königsfamilie? Ich habe euch hier nämlich noch nie gesehen," sagte Felix neugierig. „Wahrscheinlich sind sie wichtig genug, damit man einen Suchtrupp nach ihnen schicken würde, wenn sie einmal nicht an ihr Handy gehen würden," sagte Jeremy und schaute Felix dabei an, als wäre das das offensichtlichste.
Taran schaute Starla und mich fragend an, woraufhin wir nickten und ihm folgten.
In einigen Metern Entfernung stand ein Schwarzer SUV, in den wir einstigen. Taran setzte sich hinters Steuer. „Sollte nicht jemand von uns fahren?" fragte Jeremy unsicher. „Ne das passt schon," sagte Taran und startete den Motor. Wir hatten erst vor kurzem unsere Fahrerlaubnis Prüfung bestanden und seit dem durften wir auch fahren. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz „Weißt du den Weg?" fragte ich mit hochgezogener Augenbraue. „Ne. Kannst du das Navi auf meinem Handy an machen?" fragte er und deutete auf sein Handy, das er neben sich gelegt hatte. „Code?" fragte ich „Weißt du das nicht?" fragte er überrascht „Es ist immer noch der Geburtstag von Emilia," meldete sich Starla von hinten zu Wort. „Du musst wirklich mit ihr abschließen. „Spätestens unsere Großeltern hätten dir gesagt, dass du dir eine neue suchen sollst, die du dazu nicht die ganze Zeit anlügen musst, wer du bist," sagte ich und entsperrte dabei sein Handy. „Das Problem ist, dass ich sie wirklich mag oder zumindest mochte," sagte er resigniert. „Fakt ist, dass sie mit dir Schluss gemacht hat, weil sie ihrer Meinung nach einen besseren gefunden hat also tu dir den Gefallen, änder dein Passwort und finde eine bessere Freundin als deine Ex," meldete sich Starla vom Rücksitz zu Wort. Sie saß zwischen Jeremy und Felix, die ein bisschen verloren aussahen. „Hast du es langsam mit dem Navi?" fragte Taran und fuhr gerade von Grundstück herunter. „Wo hin wollt ihr eigentlich?" fragte Felix „Zum Friedhof," sagte ich, während ich Tarans Handy an der Halterung vorne befestigte. „Ihr hättet uns auch einfach fragen können," sagte Jeremy verwirrt. „Hätten wir aber das Navi hat eine Funktion, einen vorzuwarnen, wenn ein Blitzgerät auf dem Weg ist." Nachdem Taran dies gesagt hatte, drückte er das Gaspedal weiter runter.
Das Schloss lag am Rande von Aleria, der Hauptstadt von Barvella. Als wir in die Stadt reinfuhren musste Taran deutlich langsamer fahren allerdings fuhr er immer noch deutlich schneller als es erlaubt war.
Der Friedhof war relativ zentral in der Stadt gelegen. Taran parkte den SUV in der Nähe am Straßenrand. „Ok Felix und Jeremy, wir tun so, als ob wir alle gute Freunde sind. Macht, was auch immer Aaran euch aufgetragen hat aber macht das unauffällig." Anschließend stiegen wir aus. „Es ist ziemlich kalt hier," stellte ich fest und schloss den Reißverschluss von meiner Lederjacke. „Es ist Ende Oktober. Was erwartest du da?" fragte Starla während sie ihre Hände in die Jackentaschen ihrer kuschligen Jacke schob. „Kommt ihr eigentlich aus einer Adelsfamilie?" fragte Starla unsere beiden Aufpasser auf dem Weg zum Friedhof. „Wenn du wissen willst, ob wir irgendeine Form von Magie besitzen, kannst du es auch direkt fragen," sagte Felix mit hochgezogener Augenbraue. Starla zuckte nur mit den Schultern „vielleicht will ich auch beides wissen." „Wir sind mit den Kornellis verwandt Felix Vater ist Graf Kornelius Kornelli. Allerdings ist er der jüngste von fünf Kindern. Ich bin der Cousin von Felix und ich kann durch Wände sehen, während Felix durch Wände durchgehen kann," sagte Jeremy. „Jetzt da ihr unsere komplette Lebensgeschichte wisst, müsst ihr uns auch etwas über euch erzählen," sagte Felix, woraufhin Jeremy ihm einen Blick zuwarf, der vermutlich so viel wie halt die Klappe bedeuten sollte, was Felix allerdings nicht tat. „Irgendetwas?" fragte ich mit hochgezogener Augenbraue. Daraufhin nickte Felix. Seine Augen sprühten schon fast vor Neugierde. „Wir sind Geschwister." „Ihr seht euch schon ähnlich aber wer von euch ist am ältesten?" fragte Felix weiter, worauf er allerdings keine Antwort erhielt, da wir mittlerweile den Friedhof betraten. Auf dem gesamten Friedhof waren ziemlich viele Menschen und Kamerateams unterwegs.
Das Grab unseres Onkels war der Dreh und Angelpunkt der Aufmerksamkeit. Wir blieben ein Stück entfernt stehen und schwiegen einfach nur. Heute Morgen hatten wir uns schon in der Kapelle von ihm oder zumindest von seinem Körper verabschiedet aber da wir schon morgen zu dem Internat fahren würden, wollten wir das Grab noch ein mal sehen.
Nach einiger Zeit kam Jeremy auf uns zu „da hinten kann man Rosen kaufen, wenn ihr welche aufs Grab legen wollt," sagte er und musterte uns dabei. „Ich hole welche," sagte Taran und ging in die Richtung des Rosenstands.
„Das waren die einzigen drei schwarzen Rosen," sagte Taran, als er mit drei schwarzen Rosen in der Hand wieder kam. Als ich meine Rose hatte, zeichnete ich mit meinem Fingernagel einen Mond in den Stiel. Als ich zu Starla schaute, sah ich auf dem Stiel ihrer Rose einen Stern. Taran zeichnete auf den Stiel seiner Rose einen Blitz. Anschließend gingen wir zu dem Grab und legten die drei Rosen auf das Grab.
Wir hatten gestern Abend die Idee, dass wir etwas persönliches für Onkel Philipp wollten. Allerdings ist uns nichts kreativeres eingefallen, als die Symbole, unserer Spitznamen rein zu schnitzen. Onkel Philipp hatte mich früher immer Mond genannt. Taran war der Blitz und Starla war Sternchen.
Wenn wir früher zu Besuch bei unseren Großeltern waren, hatte wir häufig Geheimagenten gespielt und in der Zeit, in der wir unsere Fähigkeiten entdeckt hatten sind dann unsere Spitznamen entstanden. Das Geheimagenten Spiel war eigentlich Training für Kinder aber es hatte immer sehr viel Spaß gemacht.
Die Rosen mit den Symbolen war etwas, wie ein letzter Gruß an unseren Onkel, den schwarzen Pfeil, wie wir ihn früher immer genannt hatten.
6.1.2021
9.2.2022
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro