~ 25 ~
Taran
„Nochmal danke für den schönen Abend gestern," sagte Emily und umarmte mich zum Abschied. „Ich muss mich bei dir für den Abend bedanken. Es war wirklich schön und wenn du mal Zeit hast, können wir gerne mal wieder etwas machen?" fragte ich sie.
Emilys blauen Augen begannen dabei zu leuchten und sie lächelte mich an. „ Das können wir gerne machen. Ich bin in den Ferien allerdings mit meiner Familie in unserem Haus am Strand. Aber danach können wir gerne mal etwas machen," sagte sie und strich sich ihre blonden Haare aus dem Gesicht. Ich lächelte noch einmal und stieg dann ins Auto zu Morgana ein.
Kurze Zeit später fuhren wir auch schon los und befanden uns auf dem Weg zur Winterhütte der Grafen von Akomien. „Was ist eigentlich aus Zoey geworden? Hast du nicht mal mit ihr Hausaufgaben gemacht oder so?" fragte Morgana und schaute mich dabei fragend an.
„Zoey ist wirklich lieb und ich habe sie auch gefragt, ob sie mit mir zum Ball möchte aber sie hat nein gesagt und hat mir mehrmals gesagt, dass sie nur befreundet mit mir sein will und sich auch nicht mehr mit mir vorstellen kann. Außerdem ist sie fast zwei Jahre jünger als ich," erklärte ich Morgana. „Ich kann verstehen, dass das Alter ein Faktor in einer Beziehung ist aber zwei Jahre sind nicht fiel. Nicht einmal bei euch. Zoey ist fünfzehn und du wirst bald siebzehn aber wenn sie nicht will und du mit Emily glücklich bist, dann hast du meinen vollen Support." „Danke Schwesterherz," sagte ich und grinste sie dankbar an.
„Haben wir eigentlich schon Plänen für unseren Geburtstag?" erkundigte ich mich bei ihr. „Ne. Vermutlich werden unsere Eltern uns einen Kuchen besorgen und wir werden unsere Geschenke auspacken und sonst einen ruhigen Tag haben," überlegte Morgana.
„Das wird unser erster Geburtstag ohne Starla sein," stellte ich dabei fest. „Aber als Ersatz werden wir die Kinder von Fürst Norvid on Akkomien und seiner Frau kennen lernen und ich habe gehört, dass ihr jüngster Sohn ziemlich gut aussieht und er ist nur zwei Jahre älter als wir," sagte Morgana grinsend woraufhin ich nur die Augen verdrehte.
„Hast du nicht irgendwas mit Ryan am laufen?" erkundigte ich mich mit hochgezogener Augenbraue bei ihr. „Wir sind nicht in einer festen Beziehung oder so. Von daher würde es ihn nicht stören, wenn ich mit einem anderen schlafen würde," sagte Morgana achselzuckend.
„Ich glaube aber, dass Theodor von Akomien nicht mit dir schlafen wird," sagte ich und hielt ihr mein Handy hin. „Er hat eine Freundin," stellte Morgana fest. „Aber sie sind noch nicht verlobt oder so," überlegte sie. Ich schaute sie streng an „Leute, die in einer Beziehung sind, sind tabu. Damit kannst du nur ganz viel kaputt machen und wenn es raus kommt, hasst dich nicht nur seine Freundin, sondern auch alle anderen, die das mitbekommen." Morgana musterte mich, dann nickte sie. „Es sind insgesamt drei Kinder. Sind etwa alle von denen in einer Beziehung?" fragte sie skeptisch. „So wie's aussieht schon. Hast du sie noch nie recherchiert oder so?" fragte ich sie ungläubig. „Ich kann es selber kaum glauben aber anscheinend nicht," stellte Morgana fest.
Anschließend las sich Morgana alles durch, was es über die drei zu lesen gab. Ich bekam allerdings nur mit, dass Elvira mit 25 Jahren die älteste war. Theodor der jüngste und dazwischen war Lilja.
Während ich anfing, ein Buch zu lesen, erzählte Morgana mir immer wieder irgendwas über die Kinder von Fürst Norvid und seiner Frau, der Fürstin Hedda.
Die beiden waren im Ähnlichen Alter, wie unsere Eltern und waren gemeinsam mit unseren Eltern zur Schule gegangen. Dabei hatten sie sich angefreundet und später entstand die Tradition, sich jeden Winter in der Berghütte der Fürsten von Akomien zu treffen. Die sogenannte Berghütte war allerdings eher ein großes Anwesen, das an einem Berghang gelegen war und von wo aus man die Umgebenen Berge und das Tal sehen konnte. Allerdings war es häufig auch in oder über den Wolken, was ich besonders als kleines Kind sehr faszinierend fand.
Die Kinder vom Fürsten und seiner Frau waren früher zu der Zeit meistens bei ihren Großeltern geblieben. Als diese allerdings beide in relativ kurzer Zeit hintereinander starben, belegten die Kinder irgendwelche extra Kurse für die Schule und schließlich waren sie zu alt um mit ihren Eltern in den Urlaub zu fahren. Deshalb kannten wir bis jetzt nur den Fürsten und seine Frau während wir die Kinder nur von Bildern kannten.
Vermutlich wollten ihre Eltern dieses Mal, dass wir uns gegenseitig kennenlernen oder so.
„Wie lange dauert die Fahrt noch?" erkundigte sich Morgana. „Etwas mehr als drei Stunden," antwortete der Fahrer ihr. Sie nickte daraufhin nur und widmete sich wieder ihrem Handy.
„Ist es okay wenn ich das poste?" fragte sie und hielt mir ihr Handy hin. Darauf war der Entwurf von einem Blog Beitrag geöffnet. Sie deutete auf den Abschnitt, in dem stand, dass wir Drillinge waren. „Warum nicht? Eigentlich ist es ziemlich offensichtlich und einige sind sicherlich schon darauf gekommen," sagte ich. „Okay dann bearbeite ich das ganze noch," sagte Morgana.
Die restliche Fahrt versuchte ich mich irgendwie zu beschäftigen aber letztendlich schlief ich die meiste Zeit.
Starla
Am Eingang der Farm fand ich keine Klingel oder Ähnliches, weshalb ich einfach zwei mal an der Holztüre klopfte.
Nach einigen Sekunden hörte ich drinnen Schritte näher kommen.
Eine Frau mittleren Alters öffnete mir die Türe: „Hallo, was kann ich für dich tun?" fragte sie und musterte dabei zuerst mein Gesicht, das von einer großen Sonnenbrille verborgen wurde und dann meinen rosé goldenen Koffer, der in der Sonne funkelte. „Hallo, ich wollte fragen, ob ich eines ihrer Kamele mieten kann," fragte ich die Frau und schob mir dabei meine Sonnenbrille ins Haar. „Es tut mir leid aber leider hat mein Mann vor etwa einer Stunde alle Kamele an eine Gruppe verliehen," sagte sie und Bedauern spiegelte sich in ihren Augen. „Ich fürchte sie werden noch bis heute Abend unterwegs sein," fügte sie hinzu. „Wie lange dauert es denn zu Fuß zu den tanzenden Assasienen?" fragte ich, woraufhin die Frau mich schockiert anschaute. „Es dauert etwa drei Tage aber auf dem Weg gibt es keine Quelle und du würdest vermutlich nicht dort ankommen," sagte sie und musterte mich und meinen Koffer erneut.
Ich betrachtete den Himmel. Die Sonne hatte gerade ihren Höchsten Stand erreicht, was für mich bedeutete, dass im Moment die wenigsten Schatten vorhanden waren. Allerdings warfen sämtliche Steine Schatten, die ich vergrößern konnte.
Wieso konnte ich eigentlich nur in den Schatten so schnell voran kommen und nicht auch im Licht? Obwohl ich beides beherrschte, konnte ich nur mit den Schatten verschmelzen und auch nur in den Schatten schneller voran kommen.
Dies lag vermutlich daran, dass ich selber zu einem Schatten wurde, wenn ich mit den Schatten verschmolz. Ehrlich gesagt fände ich es besser, wenn ich zu Licht werden könnte. Allerdings hatte sich das Schicksal oder irgendeine Gottheit gedacht, das Schatten wohl besser zu mir passen würden. „Wann geht hier denn die Sonne unter?" fragte ich die Frau, die mich daraufhin verwirrt musterte. "In etwa 5 Stunden," sagte sie.
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Die Sonne brannte trotz den angenehmen Temperaturen auf mich runter und lies mir den Schweiß herunterlaufen. Die Wasserflasche, die die Frau mir mitgegeben hatte, hatte ich schon zur Hälfte leer getrunken. Vielleicht hätte ich doch noch ein bisschen warten sollen.
Ich könnte das Licht natürlich irgendwie so drehen, dass mehr Schatten entstehen würden, allerdings wollte ich nichts riskieren.
Es gab einfach zu viele Gerüchte über diese Gegend. Manche sprachen sogar davon,dass hier Wesen lebten, die nicht von dieser Erde kamen und sich von magischen Fähigkeiten ernährten. Natürlich glaubte ich diesen Gerüchten nicht.
Wahrscheinlich war der Verfasser dieser Gerüchte nur zu lange mit zu wenig Wasser in der Sonne allerdings wollte ich das Risiko trotz dem nicht eingehen denn es gab ziemlich viele dieser Gerüchte. Vielleicht war ich aber auch schon zu lange in der Sonne und wurde mittlerweile einfach paranoid.
Nachdem ich mich etwas ausgeruht hatte, ging ich weiter. Mein Koffer half mir beim Vorankommen auch nicht wirklich weiter. Sand und Stein war nun einmal nicht der richtige Untergrund, um mit einem Koffer möglichst schnell voran zu kommen. Ständig blieb ich irgendwo hängen oder Steine gerieten zwischen die Räder.
Am Horizont sah ich eine Erhebung. War das schon Masada? Es hieß, dass man den Berg, auf dessen Bergplateau die Tanzenden Assasienen lebten, bereits aus vielen Kilometern Entfernung sehen konnte. Ich vergewisserte mich auf dem Kompass meines Handys, dass ich noch in die richtige Richtung lief und keine Fata Morgana am Horizont sah.
Mittlerweile war die Sonne schon ein Stück weiter gewandert, allerdings waren immer noch nicht sonderlich viel mehr Schatten zu sehen und meine Wasserflaschen neigte sich langsam dem Ende zu. Hatte ich mich etwa verschätzt? Wenn die Entfernung doch weiter war und ich es nicht einmal heute Nacht durch die Schatten schaffen würde, hätte ich kein Wasser mehr.
Die Temperaturen sanken nachts zwar immer aber wenn ich es nicht rechtzeitig schaffen würde, würde ich verdursten oder vor Erschöpfung zusammenbrechen oder irgend ein Tier würde mich angreifen, während ich schlief.
Ich lies meinen Blick wieder über die Umgebung schweifen. Hier war kein grüner Fleck zu sehen. Überall war nur Sand und Stein zu sehen. Diese Landschaft war auf ihre eigene Art und Weise zwar wunderschön aber aus irgendeinem Grund empfand ich sie mehr als trostlos.
Ich lies mich wieder auf einen etwas größeren Stein fallen und trank die letzten Tropfen von meinem Wasser. Meine Ausdauer war eigentlich ziemlich gut aber durch die Hitze verlangte mein Körper nach mehr Flüssigkeit.
Ich überlegte, ob ich einfach sitzen bleiben sollte und darauf warten sollte, dass es dunkler wurde, damit ich dann durch die Schatten schneller voran kommen konnte aber was für einen Unterschied würde es schon machen, ob ich sitzend oder laufend vor Schweiß nur so triefte.
Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, wer die tanzenden Assasienen oder wie der Taxifahrer sie genannt hatte, die Wüstentänzer waren, dass sie freiwillig ein Leben hier leben wollten. Hier gab es nichts außer Sand, Stein und noch mehr Sand. Irgendwo dort bei Masada musste wohl eine Oase sein, damit das Leben dort irgendwie möglich war. Zudem mussten sie irgendwo Lebensmittel herbekommen.
Als die lang ersehnte Dämmerung einbrach und die Sonne mit einem Spektakel aus allen rot- und Goldtönen hinter dem Horizont verschwand, blieb ich stehen und betrachtete den Sonnenuntergang. Dieses Naturspektakel raubte mir den Atem. Ich hatte noch nie etwas so wunderschönes gesehen. Dieser Anblick lies mich sogar meinen Durst vergessen, den ich schon seit geraumer Zeit verspürte.
Nun waren auch endlich genug Schatten da, um mit ihnen zu verschmelzen, um ein Teil von ihnen zu werden.
Die vertraute Dunkelheit der Schatten empfing mich mit offenen Armen. Egal wo ich mit den Schatten verschmolz, es fühlte sich jedes Mal gleich an. Mittlerweile waren die Schatten für mich wie Freunde, die zwar nie mit mir sprachen aber jederzeit für mich da waren und mich unterstützten wohin ich auch ging.
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27.2.2021
29.8.2022
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