~ 24 ~
Morgana
Ryan war über mir und jagte ein Feuerwerk durch meinen gesamten Körper. Den Ball hatten wir schon vor geraumer Zeit verlassen. Der Abend war nicht schlecht gewesen aber das hier war besser.
Wir waren an unseren üblichen Ort in der Bibliothek gegangen, um hier unseren Spaß zu haben.
Ein kleines Stöhnen entwich mir und ich klammerte mich fester an Ryan.
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„Was machst du in den Ferien eigentlich?" fragte er mich, während wir uns wieder anzogen. „Wir sind über die Ferien hier in Akomien. Freunde von meinen Eltern haben in den Bergen eine Haus und dort treffen wir uns jeden Winter. Und was machst du?" fragte ich ihn. „Wir treffen uns mit der ganzen Großfamilie in Aleria. Jedes Jahr die gleiche Tradition," sagte er und grinste mich an.
Ryan und ich waren nicht offiziell zusammen aber wir genossen alle Vorteile einer Beziehung. Mir gefiel das hier mehr, da ich keine Verpflichtungen hatte und mich nicht darum kümmern musste, seine Familie kennen zu lernen.
„Dann sehen wir uns wahrscheinlich erst nach den Ferien wieder?" fragte ich ihn. Bevor sich unsere Wege trennten, umarmte Ryan mich zum Abschied, was mich zum Lächeln brachte. „Bis dann," sagte ich als wir uns voneinander trennten.
Mittlerweile war es schon relativ spät und die Meisten hatten den Ball bereits verlassen und waren auf ihre Zimmer zurück gekehrt.
In meinem Zimmer angekommen ging ich ins Bad um mir die Schminke von meinem Gesicht zu waschen. Erstaunlicherweise hatte sie ziemlich gut gehalten und war nur minimal verschmiert.
Anschließend duschte ich und zog mir eine Jogginghose und einen schwarzen Pullover an.
Somit kuschelte ich mich in mein Bett.
Nachdem ich eine Ewigkeit ins nichts gestarrt hatte und dabei nicht müder wurde, entschied ich, meinen Blog weiter zu schreiben.
Was sollte ich über den Ball schreiben, wenn ich bereits nach kurzer Zeit wieder gegangen war?
Liebe Schüler und Schülerinnen,
ich bin es wieder und melde mich mit den neusten Neuigkeiten aus der Königsberg Akademie.
Leider muss ich euch gleich zu Beginn enttäuschen, denn der Winterball war nicht so skandalös wie ich erhofft hatte.
Somit habe ich mir die Freiheit genommen und bin früher gegangen. Damit war ich allerdings nicht die Einzige. Morgana und Ryan war ihre Nominierung zur Ballkönigin und zum Ballkönig anscheinend komplett egal und haben sich anderweitig in der Bibliothek beschäftigt. Was Ryans Vater Graf Arnold von Mandeville wohl zu seinem 3. Sohn sagen wird, wenn sie sich diese Ferien treffen?
Andererseits sorgen Ryans Cousinen Josephine und Stella bereits für genügend Redestoff. Josephine ist nun offiziell mit Noah Trevelyan zusammen aber auf der Tanzfläche hat sie Taran mehrmals angetanzt und ihm sehr gut ihren Ausschnitt präsentiert. Dieser konnte ihrem Hüftschwung widerstehen aber für ein Foto hat es doch gereicht.
Ich fügte den Beitrag ein Bild hinzu, dass ich auf Social Media gesehen hatte und in dessen Hintergrund Josephine und Taran zu sehen waren.
Stella und Brandon waren hingegen das Traumpaar des Abends. Was Stellas Familie wohl zu Brandon sagen wird? Brandon kommt schließlich aus keiner angesehenen Familie, wird auch kein Millionenerbe bekommen und Gerüchten zufolge besitzt er nicht einmal eine Familie.
Meiner Meinung nach beweist dies nur, dass Stella keine oberflächliche Bitch ist, die nur hinter dem Geld her ist. Trotzdem wäre ich gerne bei einem Familientreffen der Mandevilles dabei...
Ist euch eigentlich auch aufgefallen, wie genervt Prinz Lorian von seiner Begleitung Mia war? Ich würde sagen, dass Mia so aufgeregt war, mit dem Prinzen von Iscariot beim Winterball zu sein, dass sie einfach vergessen hat, aufzuhören zu reden.
Mit so etwas muss man halt rechnen, wenn man sich spontan dazu entscheidet, doch noch zum Winterball zu gehen und auf die Schnelle noch eine Begleitung braucht. Lorian hatte eigentlich nicht vor, zum Winterball zu gehen und als er sich von seinem besten Freund Taran hat überreden lassen, doch zu gehen, waren die meisten Mädchen bereits vergeben. Meiner Meinung nach ist dies ziemlich traurig für unseren Prinzen aber was soll man machen?
Nun zu einem anderen Thema: Viele von euch haben mir geschrieben und mich gefragt, warum Morgana und Taran nicht zusammen zum Ball gehen. Gute Frage! Ich frage mich auch oft, wieso Josephine und Stella nicht einfach als lesbisches Paar durchbrennen wollen und ein glückliches Leben auf einer einsamen Insel beginnen wollen.
Für die, die den Zusammenhang noch nicht verstanden haben, erkläre ich es noch einmal. Morgana und Taran sind Geschwister. Oder um es genauer zu sagen: Morgana, Taran und Starla sind Drillinge.
Zu diesem Thema habe ich mich in der Bibliothek umgesehen und das Buch „Magische Drillinge- eine Seltenheit oder unmöglich?" gefunden. Hier ein kleiner Spoiler: Drillinge mit magischen Fähigkeiten sind äußerst selten aber nicht unmöglich;) Das Buch ist als Ferienlektüre trotzdem sehr empfehlenswert.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen wunderschöne Ferien und hoffe auf ein freudiges Wiedersehen!
Ich klappte meinen Computer zusammen, da ich auf dem Gang Schritte hörte, die von den Rollen eines Koffers begleitet wurden. Das musste Starla sein, die heute Nacht nach Garat fliegen würde.
Schnell sprang ich aus meinem Bett, zog mir Schuhe an und machte mich auf den Weg. Auf dem Gang traf ich Taran, der offensichtlichen den gleichen Gedanken hatte wie ich.
Er grinste mich schief an und gemeinsam machen wir uns daran, Starla zu folgen.
Meinen Blog Beitrag würde ich später nochmal bearbeiten. Nun musste ich mich erst einmal von Starla verabschieden. Schließlich war dies das erste Mal, dass wir für längere Zeit getrennt sein würden.
Starla
Als es Zeit war, machte ich mich auf den Weg zum Parkplatz, wo bereits ein Auto auf mich wartete. „Bist du bereit?" fragte Aaran, der am Auto auf mich wartete. „Ich bin bereit geboren," gab ich motiviert zurück und verstaute während dessen meinen Koffer im Kofferraum des SUVs.
Als ich gerade in das Auto steigen wollte, hörte ich Schritte hinter mir auf dem Kies. „Dachtest du, dass du ohne eine Verabschiedung gehen kannst?" fragte Morgana und kam auf mich zu. Hinter ihr kam Taran ebenfalls um sich zu verabschieden. „Wenn du nicht mehr zurück kommst, bringe ich dich um!" sagte Morgana und erdrückte mich dabei fast.
Ich verkniff es mir, ihr zu sagen, dass sie mich nicht umbringen konnte, wenn ich nicht zurückkam.
„Du zerquetschst mich," sagte ich, als Morgana mich noch enger umschloss. Daraufhin löste Morgana die Umarmung und trat einen Schritt zurück. „Du wirst es schaffen!" sagte sie noch und wand sich dann von mir ab, um zurück in die Schule zu gehen.
Morgana mochte Abschiede noch nie. Sie meinte einmal, dass sich Abschiede immer so endgültig anfühlten und das machte sie traurig. Deshalb vermied sie es meistens, sich richtig zu verabschieden.
„Pass auf dich auf Starla," sagte Taran und schloss mich in eine Umarmung. Als wir uns lösten sah ich die Sorge in seinen Augen. „Wenn jemand diese Mission ausführen kann, dann du. Du schaffst das und tu mir den Gefallen und komme so bald wie möglich wieder zurück. Morgana wird nämlich immer unausstehlich, wenn sie besorgt ist," sagte Taran und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln.
„Ich will euch nur ungern unterbrechen aber wir müssen jetzt wirklich los," sagte Aaran. Mein Bruder schloss mich noch einmal in eine Umarmung und trat dann einen Schritt zurück, damit ich ins Auto einsteigen konnte.
Die Straßen waren alle ziemlich leer. Um diese Uhrzeit war so gut wie nichts los.
„Ich habe es dir ja schon erklärt, wie es ablaufen wird. Du wirst von Skogen in einem normalen Passagierflugzeug nach Garat fliegen. Dort wirst du so schnell wie möglich zu den Assassienen in der Wüste gehen. Ich hoffe für dich, dass du dein Songa wiederholt hast?"
Songa war die Sprache, die in Garat gesprochen wurde. Meine Geschwister und ich mussten über mehrere Jahre Sprachkurse belegen. Darunter hatten wir auch Songa gelernt. Ich konnte diese Sprache zwar nicht fliesend allerdings würde ich sie durch meinen Aufenthalt dort besser lernen. „Ja ich habe die Grundlagen noch einmal wiederholt," sagte ich und wandte mich dann wieder dem Fenster zu.
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Das Rumpeln, als das Flugzeug den Boden berührte, weckte mich. Mit einem Blick aus dem kleinen Fenster, stellte ich fest, dass die Sonne ziemlich weit oben war.
Da Garat weiter östlich gelegen war, ging die Sonne hier früher auf, als in Akomien, wo die Akademie war.
Als ich den Flugmodus meines Handys wieder aus stellte, kamen sämtliche Nachrichten an. Cindy hatte mir geschrieben, wie leid ihr unsere Auseinandersetzung tat. Allerdings antwortete ich ihr, dass sie sich bei Stella entschuldigen sollte und dass zwischen uns alles in Ordnung war.
Stella und Rebekka hatten mir eine gute Reise gewünscht und Gideon hatte geschrieben, dass er mich bereits vermisste. Ich antwortete, dass ich ihn auch vermisste und fügte ein herz Emoji hinzu. Als ich mein Handy gerade weg packen wollte, kam noch eine Nachricht an. Sie war von Lorian und zu meiner Überraschung entschuldigte er sich: Wenn das mit deinem Kleid dich verletzt hat tut es mir leid.
Ich wollte gerade einen Kommentar dazu schreiben, dass er sich entschuldigte. Allerdings überlegte ich es mir dann doch anders und schrieb einfach die Wahrheit: Du hattest irgendwie sogar recht. Das Kleid war nicht mein Style...
Trotzdem danke für die Entschuldigung:)
Ich schickte die Nachricht ab und steckte mein Handy dann weg.
Der Flughafen war ziemlich modern und überall waren Springbrunnen. Dafür, dass gerade Winter war und ich vor wenigen Stunden noch von Metern von Schnee umgeben war, schien hier die Sonne und es war ziemlich warm.
Als ich durch alle Kontrollen durch war, machte ich mich auf die Suche nach einem Taxi.
„Hallo, können Sie mich in die Wüste fahren?" fragte ich einen Taxifahrer, der so aussah, als ob er sich in der Gegend auskannte. „Kommt darauf an, wo genau Sie hin wollen," antwortete er und musterte mich mit seinen dunkelbraunen, mandelförmigen Augen. Ich suchte in seinen Augen den Funken einer bösen Absicht, fand allerdings nur Langeweile und die Hoffnung, ein Geschäft zu machen. Er sah aus, wie die meisten Leute hier in Garat. Braunes Haar, braune, mandelförmige Augen und gebräunte Haut. Allerdings war es hier ein ziemlich verbreitetes Schönheitsideal, möglichst helle Haut zu haben.
„Ich möchte zu den tanzenden Asasienen," sagte ich, woraufhin seine Augenbrauen in die Höhe schossen. „Dieser Ort ist mit keiner Straße verbunden aber ich kann Sie zu einem Kamelhof bringen, von wo aus Sie den restlichen Weg reiten können," sagte er.
Er sprach ziemlich schnell, weshalb ich mich anstrengen musste, um ihn zu verstehen. Ich hätte vielleicht ein bisschen mehr Songo üben sollen. „Und wie viel wird die Fahrt ungefähr kosten?" fragte ich ihn. „120 Schkel," sagte er, nachdem er etwas in einen Taschenrechner eingegeben hatte. Ich rechnete kurz in meinem Kopf aus, wie viel das zu Hause wäre. Ein Krona von zu Hause waren hier ungefähr 4 Schkel. Von daher waren 120 Schkel zu Hause 30 Kronas.
„Okay. Wie lange dauert die Fahrt?" erkundigte ich mich bei dem Fahrer. „Ungefähr eine Stunde. Je nach dem, wie der Verkehr ist," sagte er und verstaute unterdessen meinen Koffer im Kofferraum seines Autos.
„Und was treibt Sie zu den Wüstentänzern?" erkundigte sich der Fahrer auf dem Weg. „Ich möchte bei ihnen trainieren," sagte ich so authentisch wie möglich.
„Das hat mein Neffe auch gesagt, als er dort hin ging und einige Wochen später erhielt meine Schwester die Nachricht, er sei bei einem Unfall ums Leben gekommen," erzählte der Fahrer mir. In seinen Augen, die sich im Rückspiegel spiegelten, sah ich Trauer und Sorge. Machte er sich etwa Sorgen darum, dass mir das Gleiche passierte? „Möchten fiele dort hin?" fragte ich.
Es war am besten, wenn ich so viel wie möglich in Erfahrung bringen konnte, bevor ich dort hin kommen würde. „Jedes kleine Kind träumt davon. Besonders die Armen. Eine Ausbildung dort bedeutet, von den reichsten und einflussreichsten Menschen dieser Erde ein Jobangebot, bei dem man sich die Bezahlung quasi aussuchen kann. Es ist eine der wenigen Möglichkeiten in diesem Land aufzusteigen," erklärte er mir. „Und die reichen, die dort hin gehen?" fragte ich. „Die gehen dort entweder zur Strafe hin oder erhoffen sich einen besseren Ruf," erklärte er mir weiter.
Zum Glück sprach er mittlerweile etwas langsamer, damit ich ihn verstehen konnte. „Es ist aber immer eine Ausnahme, wenn Leute aus dem Ausland zu den Wüstentänzern wollen," sagte er und musterte mich dabei im Rückspiegel. „Waren Sie schon einmal dort?" fragte ich „Auf Masada?"
Als Ich nickte, begann er zu lachen. „Ich wäre nicht im entferntesten bis dort gekommen. Du musst wissen, dass der Weg dorthin schon eine Prüfung ist und für Leute wie mich wäre das Selbstmord," erklärte er mir. In meinen Vorbereitungen hatte ich gelesen, dass in der Wüste um Masada viele gefährliche Geschöpfe wohnten. Es wurde sogar spekuliert, ob einige davon überhaupt aus dieser Welt kamen. Zudem patrouillierten die Assasienen der Festung rund um den Berg und nur, wer lebendig dort ankommt, bekommt die Chance, eine Ausbildung bei den Assasienen zu machen.
Den Rest der Fahrt, widmete ich mich meinem Handy. Gideon hatte mir ein Selfie geschickt, auf dem er beim Putzen zu sehen war. »Ich glaube, ich halte das keine drei Tage durch« hatte er darunter geschrieben. Du schaffst das! Außerdem bist du doch sicherlich nicht der einzige..., schrieb ich als Antwort und versuchte ihn dadurch etwas aufzumuntern. Danke für dein Mitgefühl Babe ❤️, antwortete Gideon mir daraufhin nur.
Anschließend ging er offline und als ich mein Handy gerade weg stecken wollte, kam noch eine Nachricht Warum hattest du ein Kleid an, das dir nicht gefällt? hatte Lorian geschrieben. Wieso interessierte ihn das?
Aber vermutlich hätte ich ihm die gleiche Frage gestellt, wenn er mir gesagt hätte, dass er seine eigenen Kleider hässlich fand. Was sollte ich antworten?
Ignorieren wollte ich ihn schließlich auch nicht.
Wieso interessierst du dich dafür? Hast du nicht besseres zu tun als Prinz? schrieb ich als Antwort. Irgendwo hatte ich einmal gehört, dass Angriff die beste Verteidigung war und wie umging man eine Frage besser als mit einer Gegenfrage? Natürlich habe ich als Prinz besseres zu tun... aber neugierig bin ich trotzdem, was dich dazu bewegen kann, so ein hässliches Kleid anzuziehen. Natürlich konnte ich ihn einfach ignorieren aber das wäre auch irgendwie unhöflich. Hab mich überreden lassen, dass es Gideon gefallen wird... und so hässlich war es jetzt auch nicht!
Direkt danach schrieb ich eine weitere Nachricht: Und mit was genau ist unser Prinz momentan so beschäftigt?
Ich sah, dass er die Nachricht gelesen hatte und am antworten war.
Und hat ihm das Kleid wenigstens gefallen?
Direkt danach kam eine weitere Nachricht an: Ich bin gerade damit beschäftigt zum Flugzeug zu laufen.
Ich antworte kurz, dass Gideon mein Kleid sehr gut gefallen hatte und wünschte ihm noch einen guten Flug. Anschließend steckte ich mein Handy weg und beobachtete die felsige Wüstenlandschaft die sich bis zum Horizont erstreckte.
„Hier ist meine Nummer, falls du einmal wieder einen Taxifahrer brauchst," sagte der Taxifahrer und überreichte mir eine Visitenkarte. Ich bedankte mich noch bei ihm, zahlte und steckte die Karte dann ein.
Mittlerweile war ich mitten in der Wüste und außer einem kleinen Bauernhof war nichts außer Sand und Felsen zu sehen.
Der Taxifahrer stieg wieder in sein Auto ein und fuhr davon.
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22.2.2021
28.8.2022
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