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Starla
Liebe Schüler und Schülerinnen der Königsberg Akademie. Hier bin ich wieder, eure Secretum und ich muss sagen: Das letzte Wochenende war interessant.
Fangen wir aber lieber am Anfang an. Gideon ist gemeinsam mit Starla nach Aleria gefahren, um sie seiner Familie vorzustellen. Bei der Gelegenheit kann mir gerne mal jemand sagen, ob die beiden schon offiziell zusammen sind...
Mit ihnen ist ebenfalls Taran nach Aleria gefahren, der es innerhalb von einem Wochenende geschafft hat, auf Felix Kornellis Geburtstagsfeier zu landen. Allem Anschein nach ist er ziemlich gut mit Fox Lightwood befreundet. Wann das passiert ist wüsste ich auch gerne schließlich ist Fox nicht unbedingt bekannt dafür, Menschen an sich ran zu lassen (mit anderen Worten heißt das, dass er ein unhöflicher, abweisender und manchmal auch ein ziemlich gemeiner Mensch ist).
Die Freundschaft zu Fox war in diesem Falle allerdings nicht besonders nützlich für Taran, da dieser sich irgendwann übergeben musste. Leider war Fox allerdings nicht rechtzeitig beim Waschbecken, sondern hat einem Mädchen ihr Kleid versaut. Hiermit spreche ich der Betroffenen mein tiefstes Beileid aus! Taran musste Fox irgendwie aus dem Club schaffen, hat allerdings trotzdem ein paar Einladungen für die nächsten Wochen bekommen. Das nenne ich einen Erfolg.
Die Partys die hier in der Gegend statt gefunden haben, waren vergleichsweise langweilig.
Josephine ist endlich mit Noah zusammen gekommen und entkommt somit voraussichtlich ihrer Familie.
Ihre Eltern sind geschieden und wenn ihr Vater nicht schon alles Geld verspielt hat, dann haben ihre Eltern spätestens bei der Scheidung alles verloren, um ihre Anwälte zu bezahlen.
Mit Noah an ihrer Seite hat sie nun ihre Zukunft gesichert. Josephines Schwester Stella scheint weniger auf Nummer sicher geht zu wollen. Brandon ist der beste Kämpfer seines Jahrganges und kommt ursprünglich aus Garat. Allen Anschein nach sind seine Eltern tot und er hat keine Geschwister. Allerdings habe ich die Ahnung, dass er uns alle in Zukunft noch überraschen wird. Zumindest kennen sich Brandon und Lorian auch schon länger. In Lorians Zimmer habe ich dieses niedliche Bild von den beiden gefunden.
Darunter befand sich ein Bild von zwei Jungs, die gemeinsam glücklich in die Kamera grinsten. Man erkannte Lorian und Brandon ziemlich deutlich nur, dass sie ungefähr 8 Jahre alt waren.
Ob zwischen den beiden etwas vorgefallen ist, dass sie nichts mehr gemeinsam machen?
Schreibt gerne eure Gedanken und Ideen in die Kommentare. Was ist zwischen Brandon und Lorian vorgefallen? Oder ist überhaupt etwas vorgefallen?
Ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten und wünsche euch bis dahin einen wunderschönen Start in die neue Woche.
Ich legte mein Handy auf die Seite und stellte meinen Wecker auf stumm. Ich bin bereits vor einer halben Stunde aufgewacht und hatte mir unterdessen Morganas Blog durchgelesen. Am liebsten wäre ich noch eine Weile in meinem Bett liegen geblieben.
Allerdings mussten die Leute, die zu spät oder gar nicht zum Morgenlauf kamen, eine Woche lang in der Küche helfen.
Bei dem Lauf durch den Wald, war ich langsamer als sonst. Wahrscheinlich lag das daran, dass ich alle paar Meter gähnen musste. „Na Prinzessin, hattest du ein schönes Wochenende?" Lorian joggte gemütlich neben mir her. „Und wie lief dein Wochenende so? Übrigens sahst du als Kind wirklich niedlich aus," sagte ich und spiele dabei auf das Kinderfoto von ihm und Brandon an. „Mein Wochenende war super," sagte er. Ich antwortete daraufhin allerdings nichts, da ich gähnen musste. „Ach lass mein armes Schwesterherzchen. Sie ist zwar müde, aber immerhin glücklich verliebt." Taran tauchte auf meiner anderen Seite auf. „Was habt ihr eigentlich gegen Gideon?" fragte ich die beiden. „Nichts. Ich will nur, dass du es dir gut überlegst, bevor du etwas mit ihm anfängst," sagte Taran und legte daraufhin an Tempo zu. Natürlich interessierte Taran sich dafür, mit wem ich etwas anfing. Nicht zuletzt weil ich seine Schwester war, sondern auch, weil er der Thronfolger war und ich nach ihm an der Reihe wäre, falls ihm etwas zustoßen sollte.
Familienkunde war wie immer langweilig. Mir fielen in der Stunde mehrmals die Augen zu. Taran, Morgana und Lorian hatten irgendwann begonnen Stadt, Land, Fluss zu spielen. Statt Name hatten sie adlige Personen genommen und als zusätzliche Punkte hatten sie Todesursachen, Essen und Kündigungsursachen. Ich hatte überlegt, mitzuspielen allerdings war ich dafür dann doch zu müde.
Der restliche Montag verlief ähnlich.
Beim Mittagessen saß ich wie immer bei Stella, Rebekka und Cindy. Gideon, Brandon und der Typ, dessen Namen ich nicht kannte, kamen nach und nach auch dazu. „Morgen schreibe ich eine Arbeit in Familienkunde. Es geht um die Königshäuser," erzählte Brandon uns genervt. „Familienkunde ist so unnötig," stimmte Cindy ihm zu. Cindy war die dritte Tochter von Graf Gabriel Cardona, weshalb sie mit den ganzen adligen Familien und ihren Beziehungen zueinander aufgewachsen war. Genau, wie die meisten Schüler auf dieser Schule.
„In wie fern kennst du Lorian jetzt eigentlich?" fragte Rebekka an Brandon gewandt. Daraufhin wandten alle, die am Tisch saßen, ihre Blicke auf Brandon.
„Bevor ich letztes Jahr auf die Königsberg Akademie gekommen bin, war ich an der Tiez Akademie und da war Lorian auch. Somit kannten wir uns und das Foto ist ziemlich zufällig entstanden. Wirklich enge Freunde oder so waren wir nie," sagte Brandon und zuckte dabei leicht mit den Schultern. Seine Geschichte machte Sinn aber sie stimmte nicht wirklich mit den Gefühlen in seinen Augen überein. Irgendwas an der Geschichte hatte einen wahren Kern aber er schien Lorian besser als nur flüchtig zu kennen. „Ist wahrscheinlich auch besser so, wenn du ihm nicht so nahe stehst. Immerhin hast du mit deiner eigenen Herkunft schon genug Probleme," sagte Cindy und musterte Brandon dabei herablassend. „Was genau meinst du damit, dass ich mit meiner Herkunft Probleme habe?" Brandon strahlte eine unnatürliche Ruhe aus, die mir einen kalten Schauder über den Rücken jagte. „Ich meine ja nur, weil du ursprünglich aus Garat kommst und deine Familie sicherlich vermissen musst," sagte Cindy zögerlich. „Ich bin zwar in Garat geboren, kann mich aber an nichts mehr von damals erinnern, da ich mit vier Jahren dort weg gezogen bin. Von daher habe ich auch nicht wirklich einen persönlichen Bezug zu Garat," sagte er. „Hast du dort keine Verwandten, die du besuchst?" fragte Rebekka ihn. „Nein, ich habe keine Verwandten dort, zu denen ich auf irgendeine Art Kontakt habe," sagte Brandon daraufhin. „Nur weil er ein bisschen anders aussieht als die meisten hier, ist er noch nicht von einem anderen Planeten. Was jemand als seine Heimat bezeichnet muss nicht zwingend mit dem Geburtsort oder dem Aussehen in Verbindung stehen," sagte ich zu Cindy. An sich war sie immer sehr nett aber manchmal war sie noch nicht auf dem neusten Stand. Vor allem wenn es um Leute ging, die nicht in ihre Art des Denkens passten.
„Verstehst du, wie dieser Heiltrank zustande kommt?" fragte Stella mich. Wir hatten uns nach dem Mittagessen in die Bibliothek gesetzt und lernten für die Tränke- Prüfung, die am Mittwoch anstand. „Ne ich habe ehrlich gesagt auch keine Ahnung aber ich habe vorhin da hinten ein Buch gesehen, in dem einige Tränke noch einmal genauer erklärt wurden." Ich deutete dabei in die Richtung, in der ich das Buch vermutete.
Die Bibliothek war in dem neuen Teil der Schule untergebracht und war dementsprechend ziemlich modern. Gideon hatte mir erzählt, dass es im älteren Teil der Schule noch eine alte Bibliothek gab. Allerdings war der Teil für Schüler unzugänglich und die meisten wussten nicht, wo sie sich befand.
„Ich hoffe, dass die Tränke- Prüfung leicht wird." Stella setzte sich mit einem ziemlich dicken Buch auf ihren Platz. „Ich auch," stimmte ich ihr zu.
Als wir mit dem Lernen fertig waren, verabschiedete ich mich von Stella und ging in mein Zimmer, um meine Sachen wegzubringen. Anschließend ging ich zum Haupteingang, wo Gideon auf mich wartete. Er hatte mir vorhin geschrieben und mich gefragt ob wir zusammen raus gehen wollten. Das Wetter war gerade nämlich ausnahmsweise mal nicht trüb und nebelig. Es war zwar etwas bewölkt aber manchmal kam die Sonne sogar raus und brachte den ganzen Schnee zum glitzern.
Wir liefen den selben Weg entlang, der am Morgen unsere Jogging strecke war. Es war immerhin der einzige Weg hier, den man problemlos entlanglaufen konnte, ohne im Tiefschnee stecken zu bleiben. „Ich wollte dich noch etwas fragen?" fragte Gideon, als wir schon einige Schritte gegangen waren. Ich schaute ihn abwartend an. In seinen Augen spiegelte sich die Vorfreude gepaart mit Nervosität. „Ich wollte dich fragen, ob du mit mir zum Winterball möchtest?" Nun stand in seinen Augen die Hoffnung. Die Hoffnungen, dass ich Ja sagen würde. „Ja, ich würde gerne mit dir zusammen zum Winterball gehen," sagte ich und lächelte ihn dabei an. Gideon lächelte zurück.
Den restlichen Spaziergang hielt Gideon meine Hand fest umschlungen, während wir durch den verschneiten Wald liefen.
Die darauffolgende Woche verlief relativ langweilig. Die Tränke Prüfung war zum Glück ziemlich einfach. Stella und ich hatten am Tag zuvor einen ähnlichen Trank zusammengebraut, weshalb wir in der Prüfung bereits eine Ahnung davon hatten, auf was wir achten mussten. Morganas Trank ist während der Prüfung in die Luft gegangen, wodurch sie die restliche Zeit putzen musste. Der Lehrer gab ihr allerdings die Möglichkeit, am Samstag einen anderen Trank zu brauen. Taran war auch nicht schlecht, abgesehen davon, dass er nicht fertig geworden ist.
Die restliche Woche versank im Lernen und Training. Mittlerweile hatte ich schon ziemlich viele Muskeln aufgebaut und meine Ausdauer ist auch schon besser geworden. Bevor ich auf die Königsberg Akademie kam, habe ich zwar Sport gemacht, allerdings bei weitem nicht so viel, wie hier. „An was denkst du gerade?" riss mich Gideon aus meinen Gedanken.
Wir saßen in einer hinteren Ecke der Bibliothek und waren gerade dabei, unsere Hausaufgaben zu machen. Ich nahm seine Hand in meine. Diese Geste fühlte sich mittlerweile ziemlich vertraut an. „Ich habe daran gedacht, wie sich mein Leben verändert hat, seit ich hier her gekommen bin." Ich schaute dabei lächelnd zu ihm auf und er lächelte zurück. In seinen Augen sah ich viele Gefühle aber das stärkste war die Zuneigung. Sein Gesicht kam meinem immer näher, bis sich unsere Lippen schließlich berührten.
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1.2.2021
11.7.2022
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