~ 16 ~
Starla
Am Samstag morgen wurde ich durch das Klingeln meines Handys geweckt. Ich wollte es schon aus schalten, als ich Aarans Nummer auf dem Display sah. Was wollte er von mir? „Hallo?" nahm ich den Anruf schließlich an. „Hallo Starla. Es tut mir leid, falls ich dich in irgendeiner Weise störe aber du bist doch gerade in Aleria?" „Du störst nicht wirklich und ja ich bin in Aleria. Das habe ich ja auch mit dir abgeklärt. Gibt es etwa ein Problem?" Jetzt war ich endgültig verwirrt.
Ich hatte erst vor ein paar Tagen mit ihm telefoniert und da war es kein Problem, dass ich mit Gideon nach Aleria kommen würde. „Nein, es gibt kein Problem. Da ist nur eine Sache, über die ich gerne mit dir sprechen würde. Denkst du, du hast heute irgendwann Zeit dich mit mir zu treffen?" „Ich muss Gideon fragen. Ist es ok, wenn ich dir dann schreibe wann und wo?" fragte ich und stand während dessen aus meinem Bett auf. Jetzt konnte ich sowieso nicht mehr schlafen. „Ja ist ok," sagte Aaran und legte nach einer kurzen Verabschiedung auf.
Nachdem ich mich kurz im angrenzenden Badezimmer geduscht hatte, zog ich mich an und machte mich generell für den Tag fertig. Gideon und ich hatten vor, direkt nach dem Frühstück nach Aleria zu fahren.
„Wo bist du eigentlich aufgewachsen Starla?" fragte Monica mich beim Frühstück. „In Lohrringen. Es ist eine kleinere Stadt, die ein paar Stunden von hier entfernt ist," sagte ich. Monica schaute mich mit schief gelegten Kopf an. In ihren Augen sah ich einen abschätzigen Funken, den sie durch ihre kühle Mienen allerdings gut zu verbergen wusste. „Weshalb sind deine Eltern nicht in die Hauptstadt gezogen?" Ich kaute mein Rührei, das übrigens perfekt war, fertig und nahm noch einen Schluck Wasser „Meine Eltern haben davor in der Hauptstadt gewohnt aber als sie Kinder bekommen haben, wollten sie, dass wir in einer ländlicheren Gegend aufwachsen." Ich lächelte Monica dabei an. Diese nickte und lächelte freundlich zurück wobei der abschätzige Funken in ihren Augen größer wurde. Daraufhin wandte sie sich dann an Gideon „Und wie läuft die Schule?"
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„Ich treffe mich heute noch mit meiner Schwester zum Kaffee trinken. Wollt ihr dann gleich mit in die Stadt fahren?" fragte Monica nach dem Frühstück. Gideon schaute mich fragend an und ich zuckte nur mit den Schultern und nickte.
Die Fahrt in die Stadt dauerte nicht besonders lange und nach wenigen Minuten parkte Marley das Auto auf einem Platz.
„Also wo willst du zuerst hin?" fragte Gideon mich. „Mir ist es eigentlich egal aber ein bekannter hat mich gefragt, ob er sich im Laufe des Wochenendes noch mit mir treffen kann," sagte ich während wir durch die alten, verwinkelten Straßen der Stadt liefen. Links und rechts an den Straßenseiten erstreckten sich Cafés und Restaurants. Gideon nahm meine Hand in seine, wodurch mir ganz warm wurde und etwas in mir zu kribbeln begann. „Das passt ja gut. Ein Freund von mir hat nämlich heute Geburtstag und ich wollte noch bei ihm vorbei schauen und ihm gratulieren," sagte Gideon. „Wann würdest du denn zu ihm gehen?" fragte ich. „Vielleicht so um 14 Uhr wenn das für dich in Ordnung ist," sagte er und schaute mich dabei fragend an. „14 Uhr ist gut," antwortete ich nach einem Blick auf meine Uhr. Gideon nickte daraufhin und drückte meine Hand kurz, was mich zum Lächeln brachte.
In Gideons Nähe fühlte ich mich immer so sicher und beschützt.
Wir schlenderten eine Weile einfach nur Hand in Hand durch die belebten Straßen von Aleria.
Da es heute allerdings ziemlich windig war, wollte weder Gideon noch ich besonders lange draußen sein. Also gingen wir relativ schnell in eines der Cafés.
Das Innere des Cafés war komplett in rot und Brauntönen gehalten, was eine ziemlich gemütliche Stimmung verbreitete.
Als eine Kellnerin zu uns kam, bestellten wir uns jeweils eine Tasse Tee und ein Stück Kuchen.
„Ich habe eine Frage?" Gideon schaute mich fragend an und ich bedeutet ihm, fortzufahren. „Du scheinst immer ziemlich vertraut mit Lorian zu sein," begann Gideon und ich schaute ihn fragend an. Auf was wollte er hinaus? „Läuft da etwas zwischen euch?" fragte er und in seinen Augen sah ich die Neugierde und noch etwas, das ich nicht ganz benennen konnte. „Ob etwas zwischen Lorian und mir läuft?" fragte ich noch einmal nach, da ich mir nicht sicher war, ob ich ihn richtig verstanden hatte. Gideon nickte nur verlegen. „Das einzige, was uns verbindet ist, dass unsere Zimmer wegen Platzmangel im gleichen Flur untergebracht sind. Ich würde ihn aber nicht einmal als einen Freund bezeichnen," erklärte ich ihm. „Aber ihr trainiert bei Trainingskämpfen immer zusammen und scheint dabei ziemlich vertraut miteinander umzugehen," sagte Gideon und ich sah einen Funken Misstrauen in seinen Augen aufleuchten. „Er ist mein Trainingspartner weil er einer der wenigen ist, den ich mit meinen Fähigkeiten nicht behindere aber mehr ist da wirklich nicht," versicherte ich ihm. Gideon nickte daraufhin nur und wandte sich dem Kuchen zu, den die Kellnerin gerade brachte. „Aber hattest du eigentlich schon einmal eine Freundin?" fragte ich ihn. Bei seinem Charakter und Aussehen konnte ich es mir gut vorstellen, dass die Mädchen bei ihm Schlange standen. „Ich hatte vor zwei Jahren einmal eine Freundin allerdings ist sie umgezogen und wir waren der Meinung, dass eine Fernbeziehung nichts für uns war. Seit dem habe ich keinen Kontakt mehr zu ihr," sagte er.
Kurz nach 14 Uhr war ich in der Buchhandlung, in der ich mich mit Aaran treffen wollte. Er meinte, dass dies ein sicherer Ort war an dem man keine unerwünschten Zuhörer hatte. Die Buchhandlung war allerdings so versteckt, dass ich sie ohne die Navigations app auf meinem Handy gar nicht gefunden hätte.
Ich sah Aaran im hinteren Teil vor einem Bücherregal. „Also um was geht es," fragte ich ohne eine Begrüßung und betrachtete dabei die Bücher vor mir. „Wir haben mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit den Mörder deines Onkels gefunden," sagte er, wodurch ich erstarrte. Mein Herzschlag wurde schneller und Adrenalin durchflutete meinen Körper. „Aber es gibt dabei ein Problem," fuhr er fort. Da ich im Moment kein Wort herausbringen konnte schaute ich ihn einfach nur fragend an. „Er ist in Garat und alle meine Leute, die dafür geeignet wären, sind entweder auf Missionen oder werden hier gebraucht, da der König von Iskariot irgendetwas plant und wir vorbereitet sein müssen, wenn er zuschlägt," erklärte Aaran mir. Ich hatte schon mitbekommen, dass der König von Iskariot etwas plante. Nur, dass es so greifbar war, hatte ich nicht gewusst. „Auf was willst du hinaus?" fragte ich, da ich mir nicht sicher war, wozu Aaran mir all das erzählte. „Ich wollte dich fragen, ob du in deinen Winterferien vielleicht Lust hast, nach Garat zu gehen und mit einer weiteren Person im Gepäck zurück kommen möchtest?" fragte er und hob dabei fragend die Augenbrauen. „Hast du schon meine Eltern gefragt?" fragte ich. „Nein. Ich wollte dich zuerst fragen ob du dir vorstellen könntest, diesen Job zu erledigen?" Aaran schaute mir immer noch fragend in die Augen. In seinen Augen sah ich eine Mischung aus Hoffnungen und Verzweiflung. Anscheinend war die Lage im Moment nicht die Beste. „Würden die drei Wochen, die ich Ferien haben denn dafür reichen?" fragte ich. „Ich weiß es nicht aber es müsste eigentlich genug Zeit sein," sagte Aaran. „Wenn es für meine Eltern in Ordnung ist, würde ich in den Ferien nach Garat gehen," sagte ich. Ein bisschen Urlaub verbunden mit der Suche nach einem Mann hörte sich nicht besonders schwierig an. „Okay dann spreche ich das ab und dann besprechen wir die Einzelheiten, wenn es klar ist, ob du auch gehen darfst." Mit diesen Worten wandte Aaran sich von mir ab und machte sich mit einem Buch in der Hand auf den Weg zur Kasse.
Ich machte mich daraufhin auf den Weg zu dem Platz, an dem Gideon und ich uns wieder treffen wollten.
Am Platz setzte ich mich auf eine Parkbank, die am Rande des Platzes stand.
Gideon kam nach wenigen Minuten wieder zurück.
Hinter ihm lief jemand, der mir seltsam bekannt vorkam. Als sie näher kamen erkannte ich Felix neben Gideon. „Hallo, ich bin Starla," stellte ich mich ihm vor, bevor er irgendwas sagen konnte. Damit versuchte ich ihm auch zu verstehen zu geben, dass er so tun sollte, als ob er mich nicht kannte. „Ich bin Felix Kornelli," stellte Felix sich mir vor. In seinen Augen sah ich Verwirrung aufblitzen. „Felix ist Soldat im Königlichen Schloss und er feiert seinen Geburtstag gerade in diesem Café dort hinten und als ich ihm erzählt habe, dass ich mit einem Mädchen hier bin, wollte er dich kennen lernen," sagte Gideon und schaute mich etwas verlegen an. Ich nickte verstehend und Felix grinste etwas „tut mir leid, dass ich so plötzlich auftauche. Ich konnte einfach nicht glauben, dass Gideon ein Mädchen zu sich nach Hause mitbringt," sagte er.
„Woher kennt ihr beiden euch eigentlich?" fragte ich. „Unsere Familien hatten immer schon gute Beziehungen zueinander und so kam es, das wir oft etwas zusammen gemacht haben. Felix ist zwar zwei Jahre älter als ich aber er war mir vom Alter her am ähnlichsten, weshalb wir oft etwas zusammen unternommen haben," erzählte Gideon mir. Felix nickte dabei zustimmend. „Bis zum letztem Jahr waren wir auch zusammen auf der Königsberg Akademie, wo ich bei dem Turnier der Schulen mitgemacht habe und daraufhin ein Angebot vom Königshaus bekommen habe und hier bin ich nun," erzählte Felix uns. Wir redeten noch ein bisschen weiter bis Felix sich mit der Erklärung, dass er seine Gäste nicht ewig alleine lassen wollte, verabschiedete.
Gideon und ich beschlossen anschließend, ins Kino zu gehen. In letzter Zeit kamen so viele gute Filme raus, dass man gar nicht oft genug ins Kino gehen konnte.
Der Film war einer dieser typischen Actionfilme. Normalerweise mochte ich Actionfilme aber dieser hier war irgendwie langweilig. Durch Gideon neben mir war es allerdings nicht so schlimm.
Anschließend fuhr Marley uns zu dem Anwesen der Forchtensteins zurück, das trotz seiner Imposanten Architektur im Vergleich zum Königsschloss wie ein normales Haus aussah.
„Wie es aussieht ist mein Vater zurück," sagte Gideon und deutete dabei auf ein Auto, das vor dem Anwesen stand.
Als wir das Haus betraten, bemerkte ich sofort den Unterschied. Überall liefen Angestellte hin und her. Außerdem herrschte generell eine angespannte Stimmung. Monica kam mit zügigen Schritten auf uns zu „Hallo ihr beiden. Wir kriegen in einer Stunde Besuch. Könnt ihr euch bis dahin angemessen anziehen und dann in den Speisesaal kommen?" Dabei musterte sie zuerst ihren Sohn und dann mich. Ich hatte nicht unbedingt Kleidung an, die man bei einem Abendessen mit einer adligen Familie für angemessen befunden hätte aber sie musste mich trotzdem nicht so abschätzig anschauen. „Ich habe dir geeignete Kleidung in dein Zimmer bringen lassen Starla. Da du ja nur über das Wochenende hier bist, war ich mir nicht sicher, ob du etwas passendes dabei hast," sagte Monica während sie sich bereits abwandte.
„Weißt du, welcher Besuch kommt?" fragte ich Gideon auf dem Weg nach oben zu den Schlafzimmern. „Ne aber es ist vermutlich eine andere adlige Familie," sagte Gideon schulterzuckend.
26.1.2021
20.6.2022
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