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Starla
„Los" „Los" „Los"
Die Menge um den Ring tobte vor Aufregung um den Kampf, der jeden Moment beginnen würde. Es waren auch zwei vielversprechende Kämpfer im Ring. Der eine war ein Muskelbepackter Brocken namens Faustschlag, wobei ich stark davon ausging, dass dies nicht sein richtiger Name war. Der andere war Taran, mein großer Bruder. Streng genommen war er nur eine halbe Stunde älter als ich aber für ihn zählte das. „Schreiben Mum und Dad dir auch die ganze Zeit, dass wir nach Hause kommen sollen?" fragte Morgana neben mir. Nach einem Blick auf mein Handy schüttelte ich den Kopf „vielleicht hast du vergessen, deinen Küchendienst zu machen," fragte ich grinsend mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Sehr witzig," sagte Morgan ironisch und steckte ihr Handy dann wieder weg.
Morgana
Der fette Rabe war so voll wie üblich. Jeden Freitag war Fight Night und wir waren meistens dabei. Unsere Eltern dachten, dass wir Freitag Abends einfach feiern gingen und so lange unsere Noten in der Schule noch halbwegs gut waren, sagten sie nichts dagegen. Wenn sie gewusst hätten, dass hier Kämpfe stattfanden, bei denen man sich tatsächlich Verletzen konnte, dann sähe die Sache vermutlich ganz anders aus.
Wir gingen immer gemeinsam als Geschwister hier her aber jeder wollte aus eigenen Gründen jeden Freitag hier her.
Taran war eigentlich nur zum kämpfen da, Starla zum tanzen und ich war hier, weil ich Menschen mochte. Am liebsten die Typen, wobei ich mittlerweile schon mit jedem Geschlecht rum gemacht hatte.
Während ich die Nachrichten unserer Eltern ignorierte, lies ich den Blick über die Leute schweifen. Starla tanzte mittlerweile wieder ausgelassen auf der Tanzfläche und sah dabei wie immer wunderschön aus. Ich fragte mich häufig, weshalb wir nicht eineiig sein konnten. Ihr Körper war perfekt und durch das Tanzen hatte sie genau an den richtigen Stellen Muskeln. Ihr viel es nicht auf aber sie zog immer sämtliche Blicke auf sich. Sogar jetzt. „Morgana!" rief sie und bedeutete mir, auf die Tanzfläche zu kommen. Ich schob alle meine Gefühle beiseite und entschied, heute einfach einmal Spaß zu haben.
Auf der Tanzfläche tanzten alle zum Beat, der wie ein Herz, den Rhythmus vorgab. Bei manchen Liedern sangen alle mit, bei anderen hüpften wir einfach nur zum Takt und allmählich entspannte ich mich. Meine Gedanken wurden von der Musik abgelöst und ich konnte den Moment genießen. „Ich gehe bei Tarans Kampf zuschauen," sagte Starla und machte sich auf den Weg zum Kampfring. Ich beschloss, in der Zeit auf die Toilette zu gehen.
Im Spiegel prüfte ich, ob meine Schminke noch gut aussah. Ich zog mir meinen Lidstrich noch einmal nach und trug noch etwas von meinem weinroten Lippenstift auf. „Du bist richtig hübsch," sagte wie aus dem nichts ein Mädchen, das etwa in meinem Alter sein musste. Ich lächelte sie im Spiegel an und bedankte mich. Während sie sich die Hände wusch, vergewisserte ich mich, dass noch alles so war, wie ich es wollte.
Daraufhin verließ ich die Toilette und steuerte die Bar an. Einer der Barkeeper schien neu zu sein und vielleicht konnte daraus heute noch ganz viel Spaß werden.
Starla
Taran gewann den Kampf und Morgana und ich gewannen somit unsere Wetten, die wir früher am Abend mit sämtlichen Leuten geschlossen hatten. Es war nicht so, dass Taran derjenige war, der immer kämpfte. Morgana und ich waren fast genauso gut wie er allerdings waren wir heute nur fürs Tanzen und chillen gekommen.
Im fetten Raben waren Waffen sowie Magie streng verboten, weshalb man meistens mit den Fäusten kämpfte. Allerdings hatten wir bei den Besuchen bei unseren Großeltern immer Training in den unterschiedlichsten Kampfsportarten bekommen. Irgendwann habe ich dann angefangen, zu tanzen, wobei meine Geschwister und ich immer noch regelmäßig irgendwelche Kampfsportarten machten. Der fette Rabe war einer der Orte, an denen wir unsere Fähigkeiten mit anderen Leuten messen konnten. Abgesehen von unseren magischen Fähigkeiten natürlich.
Ich ging auf die Bar zu und ließ mich neben Morgana auf einen Barhocker fallen:„Na? Was kann ich zwei so hübschen Ladys, wie euch bringen?" fragte der Barkeeper und zwinkerte uns zu. Morgan beugte sich vor, damit der Typ einen besseren Blick auf ihren Ausschnitt hatte. „Was würdest du uns denn empfehlen?" fragte sie zuckersüß und zwinkerte ihm zu. „Ich könnte euch meinen Spezial Cocktail machen," schlug er vor „Das hört sich doch super an," sagte Morgan und lehnte sich wieder zurück, was der Barkeeper mit einem traurigen Blick auf ihre Oberweite quittierte.
„Perversling," kommentierte eine bekannte Stimme hinter uns. „Nur weil deine Freundin dir letzte Woche fremd gegangen ist, ist das keine Entschuldigung dafür, dass du uns andere davon abhalten darfst, ein bisschen Spaß zu haben," sagte Morgana streng. „Emilia ist meine Ex Freundin und nicht meine Freundin," gab Taran schlecht gelaunt von sich.
In diesem Moment schob der Barkeeper mir und Morgan unsere Cocktails zu. „Ach und Mason?" fragte Morgan den Barkeeper, wobei sie seinen Namen von seinem Namensschild ablas. „Ja was ist?" fragte dieser und stütze sich auf den Tresen. „Könntest du uns allen hier den Gefallen tun und meinem Bruder hier etwas hochprozentiges bringen?" fragte sie und zwinkerte ihm dabei zu. Taran schnaubte daraufhin nur entrüstet und versuchte Morgan mit Blicken zu erdolchen. Als mein Handy klingelte schauten beide zu mir. „Es ist Dad," sagte ich „nimm nicht an. Er will bestimmt, dass wir nach Hause kommen," sagte Morgana und nahm einen großen Schluck aus ihrem Cocktail. „Nimm ab dann hast du es hinter dir und dann versuchen sie nicht noch einmal, anzurufen," sagte Taran und nahm einen Schluck von dem Getränk, das gerade vor ihn gestellt wurde. Noch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte hob ich ab „was ist Dad?" fragte ich zur Begrüßung. „Endlich habe ich jemanden von euch erreicht. Weißt du, was für Sorgen ich mir gemacht habe?" fragte er. „Ehrlich gesagt weiß ich das nicht," sagte ich und nahm einen Schluck von meinem Cocktail, der wirklich gut war. Im Hintergrund hörte ich, wie meine Mutter etwas sagte allerdings war die Geräuschkulisse um mich herum zu laut, weshalb ich sie nicht verstehen konnte. „Auf jeden Fall müsst ihr sofort nach Hause kommen," sagte mein Vater. „Wieso? Morgen ist Samstag und wir können ausschlafen," sagte ich verwirrt und nahm noch einen Schluck von meinem Cocktail. „Nein könnt ihr nicht und jetzt kommt endlich nach Hause," sagte mein Vater ruhig. „Ist irgendwas passiert oder so, weil wir gerade eigentlich beschäftigt sind," sagte ich mit einem Blick auf Morgana, die mittlerweile mit dem Barkeeper rummachte. Das ging schnell.
Taran saß auf seinem Barhocker und schaute in sein Getränk. „Mein Bruder ist gestorben also kommt endlich nach Hause," sagte mein Vater woraufhin er ohne ein weiteres Wort auflegte. Im ersten Moment konnte ich an nichts denken. Dann überschlugen sich die Gedanken in meinem Kopf. Mein Vater hatte einen großen Bruder, der die Krone dieses Landes erben sollte. Wir waren immer davon ausgegangen, dass er irgendwann noch heiraten würde und Kinder bekommen würde. Wenn er allerdings tot war, würde unser Vater der zukünftige König dieses Landes und nach ihm würde Taran König werden.
Mein Blick fuhr wieder zu Taran, der Gedankenverloren in der Gegend herumschaute. Dann schweifte mein Blick weiter zu Morgana. „Wir müssen gehen," sagte ich zu Taran, nachdem ich meinen Cocktail leer getrunken hatte. Er schaute mich fragend an, was ich mit „später" quittierte. Nachdem Taran sein Getränk leer getrunken hatte, machten wir uns auf den Weg zu Morgana. „Wir müssen gehen Morgana," sagte Taran, woraufhin Morgana sich vom Barkeeper löste. Dieser steckte ihr noch einen Zettel in die Hosentasche. Vermutlich war dies seine Nummer.
„Was ist denn passiert, weshalb wir sofort nach Hause kommen müssen?" fragte Taran. „Wie wärs, wenn wir noch kurz zum Aussichtspunkt gehen, bevor wir nach Hause gehen?" fragte ich, woraufhin mich meine Geschwister fragend anschauten aber dann doch nickten.
Morgana knackte das Schloss, woraufhin die Türe lautlos aufschwang. Sie besaß das Talent Psychokinese, was eine Untergruppe der Telekinese war. Im Grunde genommen konnte sie Gegenstände mit ihrem Willen bewegen. Der Unterschied zur Telekinese war, dass sie den Gegenstand dazu nicht sehen musste.
Wir gingen auf die Aufzüge zu, die gegenüber von der Eingangstür waren. Nach wenigen Sekunden öffnete sich die Türe eines Aufzugs.
Taran drückte den obersten Knopf.
Als der Aufzug wieder zum stehen kam, öffneten sich die Türen wieder. Vor uns erstreckte sich ein Gang, an dessen Ende sich eine Metalltür befand.
Als Morgan die Tür geöffnet hatte, erstreckte sich das Dach vor uns.
Wir setzten uns an unseren üblichen Platz am Rand des Daches. „Also Starla, wieso willst du es uns hier erzählen. So schlimm kann es doch nicht sein," wandte sich Morgana an mich. Ich betrachtete einen Moment noch die Lichter, die sich vor uns erstreckten. Von hier oben sah die Stadt unten so klein und friedlich aus. Hier oben hatten wir immer unsere Geheimnisse miteinander geteilt. Hier oben hatte Taran uns gesagt, dass er Emilia liebte und hier oben hatte Morgana mir gestanden, dass sie den gleichen Jungen mochte, den ich auch mochte. Das ist nun schon einige Jahre her aber das hier ist der Ort, an den wir oft nach der Schule gegangen waren. Hier hatten wir unsere Fähigkeiten trainiert und auch einfach die Aussicht genossen. Das Hochhaus war erhöht gelegen, relativ verlassen und bat einen wunderschönen Blick über die Stadt.
„Starla hör auf, mit den Schatten zu verschmelzen und sag uns endlich, was los ist," sagte Taran ein bisschen genervt. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich das Licht wieder beeinflusst hatte. „Dad hat am Telefon gesagt, dass Onkel Philipp gestorben ist." Nachdem ich dies gesagt hatte, war es erst einmal still. „Dann wird es wohl das letzte Mal sein, dass wir hier sein können," sagte Morgana und betrachtete die Lichter unter uns.
„Ich mochte Onkel Philipp. Er wäre ein guter König geworden," sagte Taran nach einem Moment der Stille. „Ich mochte ihn auch," stimmte Morgana Taran zu. „Er hat die Besuche bei unseren Großeltern erträglich gemacht," fügte ich hinzu. „Hat Dad gesagt, was vorgefallen ist?" fragte Taran.
Ich konnte nur den Kopf schütteln. Onkel Philipp hatte zwar immer gesagt, wir wären die Schlimmsten Drillinge, die er je kennengelernt hatte. Allerdings hatte er uns auf den Geschmack gebracht, bei Boxkämpfen mitzumachen.
„Denkt ihr, wir müssen von hier weg?" fragte Morgan. „Wahrscheinlich," antwortete ich. „Ihr habt vielleicht noch eine Wahl aber ich muss wahrscheinlich zu unseren Großeltern, um zu lernen, was auch immer ich als König einmal können muss," sagte Taran. Ich konnte nicht anders, als ihn zu umarmen. Morgan umarmte ihn daraufhin von der anderen Seite.
„Wisst ihr, es gibt Momente, in denen ich euch am liebsten vom Dach werfen würde aber ich will nicht von euch getrennt werden," sagte Taran auf dem Weg zum Aufzug. „Hab dich auch lieb großer Bruder," sagte ich und grinste ihn von der Seite an. Morgana stimmte mir zu und harkte sich bei uns ein.
5.1.2021
31.1.22
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