
2. Kapitel
NORDWESTEN VON LUVEENA, 1736
Oftmals ist es schwer, Menschen Vergebung zu gewähren. Aber manchmal erscheint es einem auch wie selbstverständlich.
,,... Petyr, so habe ich das kleine Tierchen genannt, hat mich bereits akzeptiert. Ich habe mich so gefreut, als ich erfahren habe, dass du mir ihn geschenkt hast! Ich habe dich lieb. Und ich hoffe, dir geht es gut. Ich vermisse dich,
Elli.'' Beendet die junge Dame ihren Brief und lächelt stolz.
Jonathan hingegen sitzt in aller Ruhe auf der Stalltür eines ehemaligen Stalles und zeichnet. Seit seiner Kindheit hat er das am Liebsten gemacht, und macht es auch immer noch. Aber dieses Mal schreibt er unter die Zeichnung etwas. Es ist nur ein Satz, aber doch sagt er viel aus. ,,Für Vater, Ruhe in Frieden.''
Aus der Ferne nimmt der zerbrechliche, junge Mann lautes Hufgetrappel wahr. Geschwind springt er von dem Gatter hinunter und läuft über den steinernen Hof zur Hütte.
Seine Mutter begrüßt ihn sogleich mit:,, Sohn, da sind Reiter auf dem Weg zu uns!" Er versteht, was das zu bedeuten hat. ,,Luis, geh mit deiner Mutter in den Waschraum, versteckt euch. Wo ist Elisabeth?", gibt er in strengem Ton von sich. ,,Hier'', sie tritt aus ihrem Zimmer heraus, ein Dolch in der Hand. Jonathan zieht nur ungläubig die Augenbrauen hoch und deutet zu dem Waschraum. ,,Da gehörst du hin.''
Ihr Blick verfinstert sich schlagartig und sie verkrampft die Hand, in welcher sie auch den Dolch hält. ,,Muss ich dich daran erinnern, dass du ein Mädchen bist?'', fragt Jonathan und seine Mundwinkel zucken verdächtig.
,,Und? Soll das irgendetwas verändern?'', erwidert sie und atmet tief ein und aus.
,,Mädchen kämpfen nicht!''
Wütend stapft sie in ihr Zimmer, wo sie ihre Lippen zusammen presst und versucht, ruhig zu werden. 'Dieser elende... was erlaubt der sich eigentlich?', ein tiefes Seufzen entfährt ihr, während Petyr sich an ihr Bein schmiegt. Langsam kniet sie sich vor das aufgeregte Fellbündel. ,,Hier ist Etwas Nahrung, Kleiner'', schmunzelnd legt sie das Stückchen Fleisch auf den kalten Boden und beobachtet den kleinen Hund. Erst schnuppert er dran, dann leckt er es ab und nimmt es schließlich in den Mund. Sie fängt an zu lächeln und streichelt durch sein Fell. ,,Pass auf dich au...'', flüstert sie nun, doch schon wird die Tür unsanft geöffnet.
Erschrocken packt Elli das Seil, welches sie um Petyrs Halsband gebunden hatte. Dann steht sie auf und mustert mit zusammengekniffenen Augen das Bild, welches sich ihr bietet.
IM SÜDEN VON LUVEENA, 1716
,,Greift ihn!'', die laute Stimme des charmanten Königs klingt wie ein Dudelsack in den Ohren des Flüchtenden: Ungemütlich und nervig.
,,Ich darf nicht sterben'', denkt er sich verzweifelt, ,,Was sollen Frau und Kind nur denken?''
Da kommt ihm eine Idee. Abrupt stoppt er ab und erhebt seine Hände, als Zeichen. ,,König, kämpft mit Ehre. Gewährt mir einen Zweikampf!'', spricht er laut. Das Rennen war inzwischen ein Ding des unmöglichen geworden, da der Regen wie aus Strömen am gießen ist, und die Erde schon völlig aufgeweicht. Auch die Kleidung des jungen Mannes war bereits wassergetränkt, aber Aufgeben war keine Option für ihn.
,,Schön'', der König senkt langsam seine Arme, um zu signalisieren, dass seine Verbündeten nicht länger Kämpfen brauchten. Nun springt er von seiner edlen Stute hinein in den Schlamm, welcher sogleich seine teuren Schuhe bespritzt.
,,Ihr habt keine Waffen, sehe ich das richtig?'', fragt der stolze Mann und umklammert den Griff seines Schwertes. ,,Nein, mein König'', erwidert der andere unsicher. Was sollte er schon tun? Er wusste, dass er heute sterben würde.
Daraufhin schnalzt der König mit der Zunge und deutet auf seinen treuen Gefolger. ,,Du. Gib ihm das.'' Nun zeigt er auf sein Schwert, und dann hinüber zu dem jungen Mann. Der Kleine nickt, löst die Schwertscheide aus seinem Gürtel und wirft es sogleich zu dem jungen Mann. Dieser lächelt und nickt dankend, eher er das Schwert auffängt.
,,Mögen die Götter ihr Ding tun'', leitet der König etwas unbeholfen den Kampf ein. Mit neuem Mut löst der junge Mann das Schwert aus der Schwertscheide und hält es schützend vor seine Brust. ,,Für meine große Liebe'', flüstert er und geht einen Schritt auf den König zu. ,,Knabe, du hast dein Schicksal besiegelt'', lacht dieser nun hämisch und hatte jeglichen Respekt verloren. Der König wagt den letzten Schritt und greift an, doch sein Gegner pariert. ,,Für meinen Sohn", sagt er weiter und dieses Mal ist er derjenige, der angreift. So geschieht es, dass sie sich einen atemberaubenden Kampf leisten. Aber es sieht schlecht aus für den Familienvater...
Keuchend gibt er alles was er noch hat, doch schnell landet er auf seinen Knien. ,,Für dich, Marie."
Der König tritt sicher grinsend auf ihn zu und holt zum finalen Schlag aus. ,,Für Jonathan!", schreit der Verlierer nun weinend. Aber alles kämpfen hat nichts gebracht.
Seine Augen schließen sich, sein Kopf fällt zu Boden. Die Menge jubelt, der König hatte sich erneut bewiesen. Doch irgendwo auf der Welt, da hatte der König jegliche Lebensfreude eines kleinen Jungen erloschen.
TRION, 1736
,,Rache...'' ,,Rache...'' vermischen sich die Stimmen von zwei dutzend Personen. Ein alter Mann mit grauem Haar, lächelt zufrieden. ,,Rache.''
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841 Wörter.
Heyy:)
Ich hab mich doch entschieden, dass das Kapitel schon heute, also Mittwoch Abend, kommt.
Ist euch etwas aufgefallen im Bezug auf Familie?:3
Und irgendwie ist das Kapitel recht kurz. Ist aber auch das einzige von allen geschriebenen ;P
Was glaubt ihr, macht Elli jetzt? Und Jonathan? Werden sie die Mutter (Wer hat aufgepasst und kennt den Namen?😉) und Luis finden?
Schönen Tag :) Ich wollte das Ende so cool wie in Filmen machen, wo dann immer irgendein Abschnitt gezeigt wird. Fehlgeschlagen. Hab's trotzdem drin gelassen, weil es irgendwie wichtig ist.
Nächstes update; Wenn ich Zeit habe. Vermutliche wieder so innerhalb der nächsten 2-7 Tage. ^-^
Bitte kommentiert, bei Fehlern! Auch, wenn ich umgangssprachlich rede z.B., das ist immerhin auch ein Fehler. Natürlich freue ich mich auch über positives Feedback. xD
Ayumi
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