Hinter den Uniformierten Leuten trat eine Frau mit hochgesteckten braunen Haaren, weißer Hose und einer lockeren geblümten Bluse hervor.
»Nehmt die Waffen runter«, erklang ihre helle Stimme. Dann suchte sie meinen Blick und sah mir direkt in die blauen Augen.
»Sie hat deine Augen, Iker«, erklang ihre Stimme wieder. Sie drehte sich um, zu dem Mann, der nun auch dazu kam.
»Ist sie es wirklich?«, fragte er leise, seine Stimme war ein flüstern im Wind.
»Eure Hoheiten.« Alejo verbeugte sich tief und ich tat es ihm einfach nach. Waren dies die Könige der Gestaltwandler? Also, mein Eltern?
»Wie heißt du und wie alt bist du?«, wollte der König von mir wissen.
»Ähm, ich bin Bonita und siebzehn Jahre alt. Mehr weiß ich nicht über meinen Namen oder meine Herkunft. Ich bin in einem Waisenhaus aufgewachsen und haben dann auf der Straße gewohnt.«
Tränen traten der Frau mir gegenüber in die Augen. »Iker, das ist sie, ich spüre es!«
»Was ist dein Wandlertier?«
»Eien Taube und ein Hund«, beantwortete ich die Frage wahrheitsgemäß.
»Sie muss es sein«, stimmte dieser Iker der Frau neben ihm zu. »Marta, sie sieht dir wie aus dem Gesicht geschnitten aus - diese Schönheit hat sie von dir.«
Marta brach in Tränen aus und Iker nahm sie schweigend in den Arm. »Wir haben unsere Tochter gefunden! Ich dachte sie wäre ... tot!«
»Also ist es wahr? Ich bin die verschollene Prinzessin? Habe ich jetzt endlich Eltern?«, fragte ich und legte meinen Kopf leicht schief.
Marta löste sich von Iker uns trat auf mich zu. »Ja, es ist wahr. Es tut mir so unendlich leid, dass wir dir keine schöne Kindheit schenken konnten.«
»Wir haben alles in Gang gesetzt um dich zu finden, aber du warst wie tot. Nirgends wurdest du gefunden, als ob du zu Staub zerfallen wärst«, fügte der König hinzu, und auch bei ihm bildeten sich Tränen in den Augen.
»Eine gute Sache hatte es aber, dass ich abgehauen bin«, erklärte ich. Doch ich redete nicht weiter, sondern nahm Alejos Hand in meine. Seine Finger hielten mich krampfhaft fest. Er brauchte mich, und ich ihn, das wusste ich jetzt.
Ein lächeln bildete sich auf Martas Gesicht. »Du hast deine erste Liebe gefunden«, flüsterte sie, doch jetzt waren es Freudentränen, die ihr die Wange runter kullerten.
Ich ließ Alejos Hand los und ging zu meiner Mutter hin, dann nahm ich sie in den Arm und drückte sie fest. Es fühlte sich gut an, eine Familie zu haben. Dann schlangen sich ein Paar weitere Arme um uns - die meines Vaters.
»Wir haben dich unendlich vermisst«, flüsterten beide gleichzeitig.
»Ich euch auch, auch wenn ich mich an euch nicht mehr erinnern kann«, stellte ich klar.
Als wir uns wieder gelöst hatten, sah ich, dass Valeria zu ihrem Bruder rüber schritt. »Und? Hast du ihm voll eine rein gehauen?«, fragte sie fett grinsend.
»Oh ja, das war ein schönes Gefühl. Würde ich glatt nochmal machen.« Er zwinkerte ihr zu. Dann erhallte freudiges Gelächter, diese Situation war einfach nur Urkomisch.
»Was soll ich jetzt machen?«, fragte ich wieder an meine Eltern gewandt.
»Ihr kommt jetzt mit uns in den Palast. Aber erst müssen diese Verbrecher verhaftet werden, sind die noch da drin?«, fragte mein Vater, woraufhin ich nickte.
»Dann müsst Ihr mich aber auch festnehmen. Ich habe sie entführt und durch mich hat Diablo sie erst in die Finger bekommen«, gestand Alejo und senkte den Blick.
Geschockt über diese Aussage, riss ich meine Augen auf. Doch dann kam eine Antwort, die ich nicht erwartet hatte.
»Deine Schwester hat uns alles erzählt und geschildert, du bist vollkommen unschuldig. Außerdem braucht unsere Tochter dich«, stellte Iker klar.
»Was, wirklich?« Erleichtert seufzte er auf.
»Ja natürlich!«
»Ich danke Ihnen über alles!« Er zog seine Schwester an sich und drückte sie dankend.
»Kein Problem, Brüderchen«, erklärte sie lachend. »Ich brauch dich doch.«
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Später saßen wir alle gemeinsam an der Esstafel im Königspalast und aßen Kuchen. Da fiel meinem Vater plötzlich etwas ein.
»Sag mal, Bonita? Hast du vorhin gesagt, du kannst dich in eine Taube und einen Hund verwandeln?«
Ich nickte. »Jep, kann ich.«
»Ich sag ja, sie ist etwas besonders«, grinste Alejo und warf mir einen Luftkuss zu. Warum müsste er immer so süß sein?
»Wie kann das nur gehen?«, mischte sich nun auch Marta mit ein.
Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, ich würde ja aber mal auf Magie tippen«, lachte ich, versuchte aber ernst zu bleiben.
»Das wird wahrscheinlich immer ein Rätzel bleiben, bis wir alt und grau sind, und noch weit hinaus ...«
»Nehm ich an«, ich musste immer das letzte Wort haben.
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Der restliche Tag verlief mega schön, natürlich würde sich die Nachricht ›die verschollenen Königstochter sei zurück‹ in den nächsten Vierundzwanzig Stunden in der ganzen Tierwandlergemeinschaft herum sprechen, doch zu meinem Überraschen juckte es mich nicht. Ich wurde schließlich dazu geboren, eines Tages Königin zu werden, dazu war ich auch noch besonders. Und wenn die Leute lust hatten, über mich zu reden, dann sollten sei nur machen.
Gerade saß ich mit Alejo auf meinem Balkon und genoss die wunderschöne Aussicht. Die Sonne war schon längst untergegangen, dafür leuchteten nun die Sterne am Himmelszelt. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter, nun war von Hunderten nur noch eine Frage in meinem Kopf übrig geblieben, die noch nicht beantwortet wurde. Und ich fand, dies war der passendste Zeitpunkt, den ich dafür je bekommen würde.
»Alejo?«
»Ja?«
»Was ist dicker, Blut oder Wasser?«
Ich fürchtete mich vor seiner Antwort, wollte es aber unbedingt wissen. Ohne diese Auskunft würde ich nie ruhig bleiben können.
Er seufzte.
»Natürlich ist Blut dicker.« Er ließ eine kleine Kunstpause, während mir die Tränen in die Augen stiegen, doch er war noch nicht fertig: »Doch in deinem Fall ist das Wasser zu Blut um mutiert.«
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