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Ein paar weitere Minuten vergingen, in denen ich einfach nur still auf dem Dach stand und meinen Blick über die flachen Häuserdächer schweifen ließ. Ab und zu streifte mich ein kühles Lüftchen, was erfrischen war, denn die wärme Heute war kaum auszuhalten. Aber so war es ja immer: Warm und schwül.
Dank meiner leicht bräunlichen Haut bekam ich nicht alt zu schnell Sonnenbrand, was sehr hilfreich war, denn ich hatte nicht das Geld dafür, mir so eine Creme zu kaufen damit der Sonnenbrand schneller weg ging und nicht mehr so höllisch brannte.
Mit einem leisen Seufzer lief ich quer über das Dach auf dem ich mich befand. Als ich am Ende ankam, holte ich Anlauf und sprang mit Schwung auf das nächste hinauf. Das war ziemlich praktisch, denn so musste ich eigentlich fast nie einen Fuß auf den Weg setzten und konnte gemütlich über die Dächer spazieren.
Nach einiger Zeit jedoch konnte ich nicht mehr weiter, denn unter mir verlief eine breite Straße, auf der viel los war. Theoretisch könnte ich jetzt vom dach hinunter klettern und über die Straße drüber laufen, doch das dauerte mir zu lange. Also kauerte ich mich auf dem Dach hin und konzentrierte mich. Und ehe ich mich versah, durchzuckte mich ein stechender Schmerz, den ich aber kaum noch war nahm.
Dann richtete ich mich wieder auf, aber ich war kein Mensch mehr. Nein, ich war ein Vogel. Um genauer zu sein eine weiße Taube. Das war eine meiner besonderen Fähigkeiten, ich war ein Gestaltwandler. Doch ich konnte mich nicht wie gewöhnlich in ein Tier verwandeln, nein, ich besaß zwei. Einmal die weiße taube und dann noch einen großen braun- weißen Hund.
Ich breitete meine weißen Schwingen aus und erhob mich mit wenigen Flügelschlägen in die Luft. Ich fand es schon immer traumhaft wenn ich flog. Ich fühlte mich dann immer so Frei und wild. Dabei durchströmte mich ein Glücksgefühl.
Fröhlich gleitete ich über die volle Straße mühelos hinweg, was mir ein lächeln aufs Gesicht zauberte, bloß konnte man das in meiner Taubenform nicht erkennen. Ich wollte gerade wieder auf dem anderen Dach landen, als mein Magen anfing zu knurren. Das Brötchen hatte ihm wohl nicht gereicht - kein Wunder.
Da schoss mir eine Idee in den Kopf, weshalb ich mich nicht in meinen Menschen zurück verwandelte. Ich flog stattdessen die Straße entlang, bis ich nach langer Zeit einen kleinen Park erreichte, deren Palmen und andere dickblättrige Pflanzen sich der Sonne entgegen streckten.
Als ich den kleinen Brunnen im Park entdeckte, ließ ich mich langsam aus der Luft hinab und landete auf dem Rand des Brunnens. Sogleich schlug mir die kühle Luft die das Brunnenwasser absonderte wie eine Welle entgegen und kühlte mich ab. Dann steckte ich meinen Kopf zum Wasser hinunter und trank erst einmal ein paar große Schlucke.
Wieder mit neuer Energie aufgetankt, flog ich zu einer in der nähe Stehenden Parkbank hinüber, auf der ein Junge saß und gerade ein Brot aß. Das Essen duftetet gut. Ich mochte es zwar nicht zu betteln, aber wenn ich in meiner Taubenform war, war es mir nicht peinlich.
Wie eine liebenswürdige Taube setzte ich mich neben ihn auf die Bank. Der Junge musterte mich erst verwirrt mit seinen großen Augen, doch als ich keine Anstalten machte wegzufliegen, streckte er ganz langsam seine Hand nach mir aus. Ich flog natürlich immer noch nicht weg. Dann legte er seine Hand auf meinem Gefieder ab, weshalb ich ihn mit meinen großen Taubenaugen anglotzte und versuchte, einen Hundeblick zu machen. Was man nicht alles tut um was zu essen zu bekommen!
Der Junge streichelte mich liebevoll, dann riss er ein kleines Stück seines belegten Brotes ab und hielt es mir vor den Schnabel. Ohne zu zögern pickte ich danach und schluckte es gierig runter. Dann sah ich ihn wieder betteln an.
»Na du bist aber eine komische Taube!«, lachte dieser. Er wusste ja nicht das ich ihn verstand.
»Danke für das Kompliment! Wenn du wüsstest warum ich das tue!«, entgegnete ich böse, doch der Junge verstand mich natürlich nicht und hörte nur ein gepiepse.
»Hast du mir gerade geantwortet?«, lachte er. Doch dann hielt er mir noch ein Stückchen Brot vor den Schnabel, was ich genauso runter schlang wie das andere.
»Vögel gibts«, er schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Wenn ich das heute meiner Familie erzähle, die werden sich totlachen.«
Empört piepste ich wieder auf, was den Jungen jedoch nur lachen ließ. Zu meinem Glück war er aber so großzügig und gab mir noch mehr von seinem köstlichen Brot ab. Und weil er so nett zu mir war, setzte ich mich kurzer Hand auf seine Beine, bis er aufgegessen hatte.
Weil ich nicht von seinen Beinen runter gehen wollte, fragte er mich nach einiger Zeit:
»Willst du mit mir nach hause kommen oder warum tust du das?« Sein Gekicher war aber deutlich an seiner Stimme raus zu hören.
Jetzt überlegte ich, das war eigentlich eine gute Idee von ihm, dann hatte ich heute mal ein richtiges Dach über dem Kopf und genug zu essen und zu Trinken. Deshalb nickte ich heftig, was den Jungen zum Lachen brachte, sodass ihm die Tränen kamen.
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Huhu! Ein neues kapitel! Hoffe es gefällt euch! 😙
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