Kapitel 54 - Die Ankunft der zukünftigen Königin
Farani stand mit Ramnor auf den Zinnen. Er hatte seine Arme vor der Brust gekreuzt und schaut zudem Wald, aus dem sie die Ankunft von Lasander und Aleada erwarteten.
„Sie müssten schon längst da sein!", murrte Ramnor.
Farani lächelte leicht.
„Sei nicht so ungeduldig, mein Freund! Ihnen wird nichts geschehen sein. Meleonon hätte es gesehen."
Ramnor schnaubte.
„Ich weiß, dass er ein mächtiger Zauberer ist. Aber wie soll ich einem Mann trauen, der eigentlich schon so alt ist, aber jünger aussieht als ich!"
Farani konnte nicht anders. Er lachte schallend.
„Daran erkennt man, dass du noch viel zu lernen hast, Fremder! Meleonon benutzt deswegen kein Zauber. Er altert einfach nur nicht so schnell wie unsereins."
Ramnor hob eine Augenbraue, ließ aber seinen Blick nicht von dem Wald.
„Du glaubst mir nicht?"
Ramnor schüttelte den Kopf.
„Ich habe schon lange damit aufgehört mich zu wundern oder nicht zu glauben! Hier muss man schnell lernen sich an zu passen. Sonst bist du verloren."
Farani schnalzte mit der Zunge.
„Du bist ziemlich zynisch geworden."
Ramnor lächelte leicht.
„Das sollte dich nicht wundern. Mir ist es langweilig. Lasander hat mir zwar den Auftrag erteilt, dass ich seine Truppen vorbereiten soll. Aber wenn ich ehrlich bin ist es nicht das, was mir eigentlich zusagt!"
Farani nickte.
„Aleada hat mir schon erzählt, dass du eigentlich ein Mann des Rechts bist. Auch Lasander weiß das. Lass den Krieg vorbei sein, dann wirst du eine Aufgabe finden, die dir eher zusagt."
Ramnor nickte.
„Das hoffe ich."
Seine Augen verengten sich auf einmal und er legte seine Hände auf die Brüstung. Er lächelte breit.
„Da sind sie endlich!"
Farani sah zwei Leute auf einem Pferd reiten. Ein zweites Pferd folgte ihnen.
Er lächelte.
Ja, das waren sie endlich!
Lasander hielt Aleada in seinen Armen und sie hatte sich an ihn geschmiegt. Sie sahen glücklich aus und Farani bedauerte es, dass dies bald zerstört werden würde, sobald Asiri auftauchte.
Fanfaren erklangen und die Bewohner des Schlosses kamen in den Innenhof, um den Prinzen und seine Frau zu begrüßen.
Farani blieb noch kurz auf den Zinnen. Er suchte Asiri, aber sie tauchte nicht auf.
Das war unverzeihlich.
Er ging stieg die schmalen Stufen hinunter.
„Lass sie!", ertönte eine Stimme.
Farani drehte sich um und stand Meleonon gegenüber.
„Es ist ein unverzeihlicher Affront, wenn sie die beiden nicht begrüßt!"
Meleonon nickte lächelnd.
„Lasander wird es verkraften! Und Aleada ebenso. Ich denke eher, die beiden werden froh sein, wenn niemand dabei ist, wenn Asiri sie provoziert."
Farani lehnte sich gegen die Mauer und wischte sich über das Gesicht.
„Das würde sie nicht wagen!", flüsterte er mehr zu sich selbst.
Meleonon setzte sich auf eine der Stufen.
"Du kennst sie besser als ich. Du weißt, dass sie wütend ist. Auf Lasander, auf Aleada, aber vor allem auf sich selbst."
Farani nickte.
„Ja, vor allem auf sich selbst. Ich denke, ihr wird so langsam klar, dass ihr alles aus den Händen gleitet. Das hätte sie sich aber denken können, oder?"
Meleonon nickte bedächtig. Er wirkte auf einmal nicht mehr wie der junge Mann, der vor Farani stand, sondern um einiges älter.
„Asiri entstammt einer sehr alten Familie. Die Urahnen dieser Familie waren einmal sehr mächtig, doch ihre Arroganz war erschreckend. Im Laufe der Jahrhunderte hat diese Arroganz leider nicht abgenommen."
Farani runzelte fragend die Stirn.
Wegen dieser Arroganz machte sich der Zauberer doch wohl keine Sorgen. Da war etwas anderes. Das spürte er.
„Ja, ich mache mir auch wegen etwas anderem Sorgen. Es ist auch bekannt, dass einige Mitglieder dieser Familie, obwohl sie vorher noch normal schienen, auf einmal wahnsinnig wurden. Bei Utek bin ich mir sicher, dass er es schon immer war. Er glaubt an das, was er sagt. Ich hatte damals die Hoffnung, dass es Asiri nicht einholen würde, doch es scheint so, als ob sie die Zeichen schon zeigte. Sie bekommt Kopfschmerzen, wenn sie Magie benutzt. Sie weiß nicht, wie sie Lasander zu behandeln hat. Und du musst zugeben, dass sie noch vor Jahren bestimmt nicht so machtbesessen war."
Farani schluckte schwer. Ja, es war ihm auch aufgefallen.
„Was können wir dagegen tun?", fragte er den Zauberer.
Meleonon holte schwer Atem.
„Nicht wirklich viel im Moment. Der Krieg steht bevor! Wir können nur beobachten und hoffen, dass sie keine Dummheiten anstellt. Was danach geschieht...wir werden sehen!"
Der äußere Ring des Schlosshofes war zum Bersten voll. Überall konnte man Soldaten, Hexen und andere Wesen sehen, die sich eingefunden hatten, um Lasander zu unterstützten.
Aleada seufzte leise.
Sie war auf den Weg zur Küche, um ihre Hilfe wieder an zu bieten.
Immer noch weigerte sie sich bei Strategie Besprechungen teilzunehmen. Das war einfach nichts für sie und ihr war bewusst, dass zu einem Krieg noch viel mehr dazu gehörte, als stundenlang bei Gesprächen zuzuhören, von denen sie keine Ahnung hatte.
Aber Lasander hatten sie gleich in den Thronsaal geschleppt, kaum das er einen Fuß auf die Erde gestellt hatte. Sie hätte gerne die Zeit noch etwas zurückgedreht und ihn für sich alleine gehabt, aber das musste jetzt wohl warten.
„Wohin so eilig, meine Königin?"
Erschrocken drehte sie sich um.
Ein junger Kerl stand vor ihr und grinste sie an.
Aleada hatte ihn noch nie gesehen. Wahrscheinlich war er ein Soldat, der sich hierher verirrt hatte. Aber an seiner Kleidung konnte sie sehen, dass ihre Vermutung falsch war. Sie fühlte sich auf die Erde zurück versetzt. Der Kerl trug enge Hosen, die sehr einer Jeans glichen. Anstatt einer üblichen Tunika trug er ein weißes Shirt. Es fehlten nur noch Turnschuhe und sie hätte sich kneifen müssen, um zu begreifen, dass sie noch in Lesara war.
Sein Haar stand wild zu allen Seiten und sie sah einige Strohhalme, die sich darin verfangen hatte. Sie schloss einen Moment die Augen. Nein! Sie wollte gar nicht wissen, wo er sich vorher herumgetrieben hatte und vor allem nicht, wie diese Strohhalme in seine Haare kamen.
„Entschuldige, meine Königin! Wo bleiben meine Manieren!"
Er verneigte sich tief vor ihr.
Aleada war das unangenehm.
Den ganzen Vormittag musste sie dieses Geknickse schon aushalten.
„Mein Name ist Meleonon!"
Aleada runzelte die Stirn.
Im Thronsaal hatten sie von einem Zauberer mit diesem Namen gesprochen. Aber er wurde als alt und mächtig bezeichnet.
Nein, der Kerl vor ihr war weder alt, noch sah er besonders mächtig aus. Das konnte unmöglich der Zauberer sein!
„Oh, Meine Königin! So langsam müsstet ihr doch wissen, dass man den Augen nicht trauen sollte! Gerade ihr solltet das am besten wissen!"
Hatte er gerade ihre Gedanken gelesen?
Nun war sie es, die sich verneigte.
„Ich muss mich entschuldigen, mächtiger Meleonon. Ich habe euch nicht erkannt!"
Er winkte unwirsch ab.
„Hört auf damit. Dieses Ehrfurchtsvolle steht euch nicht, Königin!"
Sie musste grinsen. Irgendwie hatte der Kerl etwas an sich, was sie zum Lachen brachte.
„Gut, ich höre damit auf. Aber dafür hört ihr auf, euch vor mir zu verneigen und mich andauernd Königin zu nennen. Ich bin es nicht! Und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich so ein Getue je verdiene!"
Er lachte nun schallend.
„Einverstanden! Was führt euch in diesem Trakt des Schlosses?"
Er zeigte in die Richtung, in die sie wollte und ging neben ihr her.
„Ich wollte schauen, ob ich nicht den Frauen helfen kann."
Er lachte leise.
„Nicht interessiert an den Besprechungen?"
Sie schüttelte entsetzt den Kopf.
„Ich langweile mich da zu Tode! Da mache ich doch lieber etwas Vernünftiges. Aber warum seid ihr nicht bei den anderen Ratgebern?"
Er zuckte mit Schultern.
„Ich hielt es für wichtiger mich erstmal euch vorzustellen! Denn wenn ihr mich mögt, dann wird es auch euer Mann tun!"
Sie runzelte skeptisch die Stirn.
„Glaubt ihr auch, ich habe meinen Mann verhext?"
Meleonon lachte schallend.
„Aber sicher. So wie es jede Frau mit dem Mann tut, die er liebt!"
Sie kamen zur Küche. Wie Aleada vermutet hatte, herrschte hier das blanke Chaos. Die Golem Frauen rannten wild umher. Keine schien richtig zu wissen, was sie tun sollte und niemand schien das Kommando übernommen zu haben. Nein, das war schlimmer als sie vermutet hatte.
Aleada schaute sich das Chaos eine Weile an. Dann hob sie zwei Finger an den Mund und pfiff schrill und laut.
Alle Köpfe drehten sich in ihre Richtung.
„Was ist denn hier los? Wo ist Larosa? Und Udena?"
Bei diesen zwei Frauen war sie sich sicher, dass ihre Anwesenheit Ordnung und Ruhe hier her gebracht hätten.
Sofort schmissen sich die Frauen alle auf den Boden, was Aleada aufstöhnen ließ.
„Lasst den Blödsinn! Also, wo sind die zwei?"
Eine der älteren Golem Frauen hob den Kopf.
„Larosa und Udena wurden als eure persönlichen Zofen ernannt!"
Aleada runzelte die Stirn.
„Was? Seit wann brauche ich sowas? Hol sie sofort her!"
Die Frau nickte und machte sich auf den Weg.
„Ihr Jungen dahinten! Hört auf den Honig zu naschen. Ihr werdet aus den Leinen Verbandmaterial reißen! Du da!"
Sie zeigte auf eine Golem Frau, die ziemlich dick aussah und Brote umher trug.
„Du bist verantwortlich für die Versorgung der Soldaten. Kennst du dich da aus?"
Die Golem Frau lächelte und nickte.
„Ich brauche etwa fünf Frauen, die mir zu Hand gehen!"
Aleada nickte.
„Suche sie dir aus und macht euch an die Arbeit. Wer will für die Wasserfässer zuständig sein? Ich denke auch hier genügen fünf Leute!"
Fünf Mädchen streckten die Hände. Aleada nickte und schickte sie hinaus.
„Wir brauchen außerdem noch Medizin! Salben, Nähzeug für die Wunden und Schmerzmittel!"
Sie drehte sich zu Meleonon um.
„Das übernimmst du?"
Er hob beide Hände.
„Ich? Ich bin ein Zauberer und kein Medicus!"
Sie schnalzte mit der Zunge.
„Du hast mich begleitet, also wirst du nun auch eingespannt. Los geht es!"
Er verneigte sich nun übertrieben!
„Wie du es wünschst meine Königin!"
Aleada wurde es so langsam bewusst, was sie gerade getan hat.
War es wirklich so einfach? War das die Aufgabe einer Königin?
Na ja, es schien zumindest zu funktionieren!
Sie hoffte, dass am Abend keine der Frauen vom Schloss fliehen würde.
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