Kapitel 52 - Asiris Arroganz
Asiri tat schon seit einigen Tagen schon kein Auge zu. Seit dem der Prinz mit der Fremden spurlos verschwunden war, herrschte hier im Schloss helle Aufregung. Nur Ramnor schien sich nicht im Mindesten darüber aufzuregen, dass niemand die beiden fand und man auch nichts von ihnen hörte. Asiri war sich aber sicher, dass es der Einfall von Aleada gewesen war, einfach so zu verschwinden.
„Ich denke, es war Aleadas Idee. Sie hat keinen guten Einfluss auf seine Hoheit."
Farani, der neben ihr hergelaufen war, blieb abrupt stehen.
„Du weißt, dass deine Reden so langsam den Charakter des Hochverrats annehmen?"
Asiri winkte lässig ab.
„Du denkst doch genauso!"
Es war nur eine Vermutung. Farani war ihr immer treu ergeben. Er musste einfach ihrer Meinung sein.
Doch Farani schüttelte den Kopf.
„Nein, ich denke nicht so. Ich habe gesehen, wie seine Majestät seine Aufgaben ohne Murren aufgenommen hat, als Aleada wieder bei ihm war. Und ich habe gesehen, wie sie ihn betrachtet hat, wenn sie dachte, niemand würde es bemerken. Die beiden gehören zusammen und du musst dich damit abfinden, dass sie die neue Königin wird!"
Asiri schnaubte.
„Sie hat keine Ahnung davon! Und es werden sich einige gegen eine Heirat stellen. Sie ist nicht das, was wir erwartet haben!"
Farani kreuzte die Arme vor der Brust und legte den Kopf schräg.
„Sie ist nicht das, was du erwartet hast, Asiri. Wenn du dich recht erinnerst, hattest du damals auch keine Ahnung, als du zur Zauberin ernannt wurdest, was viel gefährlicher war. Hast du immer noch nicht, denn jeder noch so kleiner Zauber strengt dich an. Das Volk kennt Aleada noch nicht, aber es gibt einige, die sie kennen gelernt haben. Und diese Leute mögen sie. Ich gehöre zu ihnen. Ich bin der Meinung, dass du die Einzige bist, die nicht mit ihr einverstanden ist. Und ich glaube auch, den Grund zu kennen. Sie gehorcht dir nicht und das passt dir nicht. Sie sieht in dir einfach nur eine Frau und erstarrt nicht in Ehrfurcht! Du hast dich gegen sie gesperrt, seit du das sie das erste Mal gesehen hast!"
Asiri blieb der Mund offen stehen. Eigentlich sollte sie es gewohnt sein, dass Farani ihr immer unverblümt die Meinung sagte. Aber das war frech von ihm.
„Ich habe mich bemüht!", versuchte sie sich zu verteidigen.
Farani nickte.
„Das kann ich nicht bestreiten. Aber du musst den beiden auch die Möglichkeit geben, sich zu beweisen. Vielleicht überraschen sie dich noch? Außerdem...willst du dich wirklich gegen den Prinzen stellen? Er hat sowieso schon keine hohe Meinung von dir, auch wenn er es nicht laut ausspricht. Du behandelst ihn immer noch wie damals den Nimrod. Das wird er sich merken. Ich finde, er macht sich sehr gut als Prinz. Ich denke, er und Aleada werden sich beide sehr gute Herrscher werden."
Daran glaubte Asiri nicht. Sie hatte die Launen des Prinzen mit bekommen, als die Fremde nicht bei ihm war. Und dass er jetzt einfach so verschwunden war, zeigte doch, dass er sich seiner Verantwortung nicht im Mindesten bewusst war. Kein zukünftiger König würde sich einfach davon schleichen, ohne an die Konsequenzen zu denken. Schon gar nicht, wenn ein Krieg bevorstand.
Aber sie würde schon dafür sorgen, dass er alles ernst nahm, sobald Utek vernichtet worden war.
„Reiter nähern sich dem Schloss!", rief einer der Nachtelfen, die Ramnor als Wachen eingeteilt hatte.
Nachtelfen!
Das war ihr auch ein absoluter Dorn im Auge.
Prinz Lasander hatte sie willkommen geheißen, ohne nachzufragen, ob nicht einer von ihnen damals dabei war, als seine Familie umgebracht worden war. Auch dass er Kelzo oder den anderen Fremden, Ramnor, als Ratgeber akzeptiert hatte und nicht sie...das war in ihren Augen unverzeihlich.
„Der Prinz?", fragte sie.
Der Nachtelf schüttelte den Kopf.
„Heron und die kleine Elfe. Sie haben einen Begleiter dabei!"
Farani machte sich auf den Weg in den Hof.
„Was hast du vor?", fragte sie ihn.
Er blieb stehen und betrachtete sie fragend.
„Ich gehe nach unten und begrüße sie!"
Asiri hob ihre Augenbraue.
„Warum? Der Waldelf braucht bestimmt keine Begrüßung! Und die kleine Bergelfe erst Recht nicht."
Farani atmete tief ein.
„Das ist dein Problem, Asiri. Mit den Jahren bist du sehr arrogant geworden. Ich erkenne die Frau nicht mehr, die mich damals gebeten hat, ihr zu helfen."
Als sie schnaubte, kam er auf sie zu und hob drohend einen Finger.
„Der Prinz hat verstanden, dass er sich mit allen Lebewesen hier auf Lesara gut stellen muss. Heron ist der Sohn von König Borquias! Er verdient Respekt!"
Asiri schnaubte angewidert.
„Ein König der Elfen!", spuckte sie heraus.
Farani schüttelte fassungslos den Kopf.
„Ein Verbündeter! Mach dich nicht unglücklich, Asiri. Wenn du weiter so auf deinen hohen Ross sitzt, zerstörst du vielleicht Bündnisse, die der zukünftige König aufgebaut hat!"
Asiri schnaubte erneut.
„Bündnisse, die wohl nicht eingehalten werden!"
Farani schüttelte traurig den Kopf.
„Dann bleib bei deiner Meinung. Ich werde mich nicht mehr mit dir herumärgern!"
Ohne auf eine Antwort von ihr zu warten, ging er davon.
Eine Stimme in ihrem Kopf riet ihr, ihm zu folgen und sich zu entschuldigen. Aber verdammt nochmal...sie war die Zauberin des Landes! Warum sollte sie das tun?
Weil du ohne sie gar nichts bist! Und Farani ist der Einzige gewesen, der noch zu dir gehalten hat!
Asiri hob erschrocken den Kopf.
Wer war das?
Sie blickte in den Hof hinunter und sah, dass Heron gerade von seinem Pferd abstieg. Auch Kulara stieg ab. Nur der Begleiter war nicht abgestiegen. Er starrte ihr direkt ins Gesicht.
Meleonon!
Was machte der Zauberer hier?
Ich halte dich von einer Dummheit ab!
Sie blickte ihn so böse wie möglich an.
Meleonon hatte ihr gerade noch gefehlt.
Was weißt du schon davon!
Sie sah, wie er sie an grinste.
Wahrscheinlich mehr als du ahnst, Schwester des Uteks!
Dass er sie mit diesem Titel ansprach, war eine Frechheit. Sie hatte ihn noch nie benutzt, um sich von Utek fern zu halten.
Sie holte tief Luft und entfernte sich von der Brüstung.
Elfen und noch ein Zauberer.
Das wurde immer schlimmer!
Aleada schlief in seinen Armen, während er langsam weiter in Richtung Heimat ritt. Sie waren vor zwei Tagen aufgebrochen, nachdem er mit Borquias alles besprochen hatte.
Nun war sie endlich seine Frau!
Die zukünftige Königin.
Das würde eine schöne Überraschung werden, wenn sie am Schloss ankamen. Die meisten würden es gut heißen, aber es gab mindestens eine Frau, die Aleada nicht als Königin akzeptieren würde. Aber er würde verhindern, dass Asiri Aleada beleidigte. Sie war nun die zukünftige Königin und stand damit höher als die Zauberin.
Gemächlich ritt er durch ein kleines Dorf.
Die Menschen erkannten ihn und neigten ehrfurchtsvoll den Kopf. Lasander nickte nur. Es hatte sich schnell herum gesprochen, dass der Nimrod der verschwundene Prinz war.
Er sah auf dem kleinen Dorfplatz einige Leute, die sich aufgestellt hatten, um ihn zu begrüßen.
igentlich hatte er vor weiter zu reiten. Aber es wurde schon dunkel und nun konnte er nicht nur an sich alleine denken.
Er musste nun auch an die Frau denken, die so vertrauensvoll in seinen Armen schlief.
Sanft hielt er vor den Leuten, die in tiefer Verneigung vor ihm standen.
Ein kleiner dünner Mann kam einige Schritte auf ihn zu.
„Ich begrüße eure königliche Hoheit, den Prinz Lasander!"
Er nickte dem Mann zu.
„Ist es möglich hier zu übernachten? Meine Frau ist sehr müde von der Reise."
Die Menschen um ihn herum waren überrascht, aber dann lächelten sie alle.
Der dünne Mann fing sich als erster.
„Wenn die zukünftige Königin sich mit der Bescheidenheit meiner Behausung zufrieden gibt, werde ich euch gerne einladen!"
Er spürte wie Aleada sich aufrichtete.
„Guter Mann, ich wäre auch zufrieden, wenn ihr mir eine Decke und ein Platz im Heu anbieten würdet!"
Der Mann schnappte erschrocken nach Luft.
„Das wäre wohl nicht passend für eine Königin!"
Sie lächelte ihn an.
„Noch bin ich keine Königin! Also ist mir alles recht, was ihr mir anbietet!"
Die Leute lachten leise und Lasander ließ Aleada ab steigen.
Sofort kam ein Junge und kümmerte sich um die Pferde.
Lasander konnte nicht mehr aufhören zu lächeln.
Schon jetzt hatte Aleada die Leute hier mit ihrer Bescheidenheit beeindruckt. Er war sich sicher, wenn sie seine Königin noch näher kennen lernen würden, dann wurde daraus wirkliche Liebe.
Ja, er hatte gut gewählt. Und das würde er vielen klar machen.
Der Mann, der sich als Bürgermeister vorstellte führte sie in sein Haus. Seine Frau wollte gerade das Abendessen auftischen, aber als sie die Gäste sah, wurde sie regelrecht panisch.
Aleada legte ihr eine Hand auf den Arm.
„Macht euch wegen uns keine besondere Mühe, gute Frau. Ich bin mit dem zufrieden, was ihr uns geben könnt."
Es wurde ein angenehmer Abend.
Der Bürgermeister hatte darauf bestanden, dass sie das Schlafgemach der Eheleute benutzen und sich keinesfalls im Stall schlafen legen konnten.
„Du scheinst ein Gespür dafür zu haben, wie man mit dem Volk umgeht, meine Königin!", neckte er sie, als sie endlich alleine waren.
Aleada knuffte ihn leicht auf den Arm.
„Ich habe mich nicht ein bisschen königlich verhalten. Hör auf mich zu ärgern!"
Er nahm sie in seine Arme und küsste ihre Stirn.
„Ich will dich nicht ärgern, Astrid. Aber die Leute hier mögen dich jetzt schon, dabei kennen sie dich erst seit ein paar Stunden."
Sie lächelte ihn an und küsste ihn sanft auf den Mund.
„Um solche Leute mache ich mir auch keine Sorgen!"
Er nickte wissend.
„Ich weiß, wen du fürchtest! Aber du solltest dir eines merken, Astrid! Du bist jetzt meine Frau! Und niemand wird das ändern können!"
Er hob sie hoch und sie schlang ihre Beine um seine Hüfte, während er sie küsste.
„Das ist das Einzige was zählt!", flüsterte er.
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