Kapitel 10 - Der Kämpfer
Darenen saß ruhig in ihrem Sessel und beobachtete Ramnor, der den Kopf seines Gegners auf den Boden drückte, bis dieser mit der flachen Hand auf den Boden schlug und somit um Gnade flehte.
Sie war sehr zufrieden mit ihm. Das war der letzte Kampf für heute und Ramnor hatte alle gewonnen! Das brachte wieder jede Menge Münzen ein!
Hutop war weniger ruhig. Das hatte sie in der letzten Zeit bemerkt. Er wechselte kaum ein Wort mit ihr und strich nur sein Geld ein, dass sie ihm zu gestand. Er traute ihr nicht, beäugte sie immer misstrauisch, als ob sie jederzeit mit seinem besten Kämpfer verschwinden könnte.
Im Moment hatte sie das nicht vor!
Nicht nur, dass Ramnor ihr Geld einbrachte, er war in den Nächten ein fantastischer Liebhaber.
Mittlerweile hatte er seine Vergangenheit komplett vergessen. Das war auch gut so! Nicht nur einmal waren sie Uteks Schergen über den Weg gelaufen. Doch Ramnor hatte sich selbstbewusst gegeben und mittlerweile kannte man ihn. Sein Ruf eilte ihm voraus und weil er sich an nichts von seiner Vergangenheit erinnern konnte, war es auch kein Problem, Uteks Leute hinters Licht zu führen.
Niemand glaubte mehr, dass er der Fremde war, den Utek suchen ließ.
Allerdings wurde auch nicht mehr so intensiv nach ihm gesucht. Utek nahm wohl an, dass er tot war oder einfach nur ein armer Irrer, der nun verschwunden war und kein Problem mehr darstellte.
Darenen kannte die Prophezeiung nicht, aber sie hatte schon gehört, dass auch eine Frau auftauchen würde. Und bisher war ihr davon nichts bekannt. Also blieb alles wie bisher.
Sie lächelte, als Ramnor auf sie zukam und reichte ihm einen Becher Wasser, den er in einem Zug leer trank.
Schweiß rann an seinem Körper hinunter und auch etwas Blut. Sie leckte sich genüsslich die Lippen. Er war wieder aufgeputscht von den Kämpfen, das erkannte sie an seinen Augen, die sie begehrlich anstarrten. Heute Nacht würde er sie wieder hart nehmen, so wie sie es mochte. Genau deswegen hatte sie sich für ihn entschieden. Und bisher bereute sie es nicht.
„Das war dein letzter Kampf für heute, mein Liebster! Möchtest du schon in den Wagen?"
Ramnor schüttelte den Kopf und strich ihr leicht mit seinen zerschundenden Fingerknöcheln über die Wange.
„Nein, Darenen. Ich werde mich erst im Fluss baden und dann noch etwas essen. Aber du solltest dich schon einmal zurückziehen."
Sie nickte leicht und senkte den Blick, um den Anschein zu erwecken, sie würde ihm gehorchen.
Schnell stand sie auf und verließ die Scheune. Die Vorfreude auf das, was nachher im Wagen geschehen würde, verlieh ihr Flügel.
Sie hatte einen Kämpfer als Liebhaber und das war beinahe noch besser als das Gold, das er ihr einbrachte.
Ramnor sah ihr lange hinterher und lächelte böse.
Heute Nacht würde er es ihr wieder besorgen müssen. Verdammt nochmal, dazu hatte er eigentlich gar keine Lust! Aber sie würde es wieder schaffen und ihn fertig machen.
Das war schon immer so. Zumindest soweit er sich erinnern konnte.
Das mit den Erinnerungen war bei ihm so eine Sache.
Darenen hatte ihm zwar erklärt, dass er bei einem Kampf einmal einen so gewaltigen Schlag auf den Kopf bekommen hatte, dass er sich danach an nichts mehr erinnern konnte, aber er glaubte das nicht so ganz.
Das lag vor allem an den Stimmen, die er Nachts immer wieder hörte.
Da war eine Frauenstimme, die immer mit ihm sprach. Und sie nannte ihn auch nicht Ramnor, sondern anders. Irgendeinen unaussprechlichen Namen, der ihm aber sehr bekannt vorkam.
Er holte tief Luft.
Vielleicht war das auch irgendeine Erinnerung, die mit aller Macht zu ihm dringen wollte.
Hutop saß vor ihm und blies Trübsal.
„Was ist los mit dir? Ich habe alle Kämpfe gewonnen! Du hast wieder Geld verdient! Du solltest ein anderes Gesicht machen!"
Hutop knirschte mit den Zähnen.
„Wenn ich alles für mich behalten könnte...", murmelte er, bevor er aufstand und ohne ein weiteres Wort verschwand.
Ramnor schüttelte den Kopf.
Was war zurzeit nur mit Hutop los? Er verhielt sich seltsam. So kannte er ihn eigentlich nicht. Hatte er sich mit Darenen gestritten?
Er lachte leise. Was ging ihn schon an, was der alte Mann beschäftigte. Er wischte sich den Schweiß und das Blut notdürftig von der Brust.
Das war ekelhaft. Er sollte wirklich im Fluss baden gehen, aber er würde vorher essen und hoffen, dass Darenen schon tief und fest schlief, wenn er in den Wagen kam.
Er holte sich eine Schale von dem Eintopf und setzte sich ans Feuer. Die Scheune leerte sich immer mehr. Die Kämpfe waren vorbei und die Menge zerstreute sich.
„Du warst gut heute!"
Einer seiner Gegner setzte sich zu ihm. Auch er hatte eine Schale in der Hand.
Die meisten Kämpfer kämpften wirklich nur, weil sie danach Essen bekamen. Und wenn sie Glück hatten, bekamen sie einen Gegner, der noch schmächtiger war als sie selbst. Dann verdienten sie auch ein wenig Münzen.
Lossa, der Mann, der sich neben ihn setzte, war nicht so. Er war ein guter Kämpfer, der eine Familie zu ernähren hatte. Ramnor war froh, dass er heute nicht gegen ihn hatte kämpfen müssen, dann hätte Lossa nämlich verloren. Wie immer, wenn er gegen Ramnor antrat. Und das hätte wieder weniger Münzen für ihn bedeutet. Ramnor wusste nicht, woher der Gedanke jetzt kam, aber ihm tat es leid, wenn Lossa wegen ihm Geld verlor.
„Ich danke dir. Du aber auch!"
Er tauchte das harte Brot in den schalen Eintopf. Wenigstens war heute etwas Fleisch darin und nicht nur Gemüse. Selbst das war meistens so verkocht, dass man es eigentlich den Schweinen vorsetzen konnte.
Sie aßen beide in Ruhe und jeder genoss die Stille, die langsam einkehrte.
„Wirst du in zwei Tagen wieder antreten?", fragte Lossa ihn nach einer Weile.
Ramnor nickte.
„Darenen hat schon alles in die Wege geleitet. Wirst du auch da sein?"
Lossa schüttelte den Kopf.
„Nein! Ich werde mich einige Wochen zurückziehen! Meine Familie besuchen und wieder etwas Feldarbeit leisten. Meine Frau ist schon wieder guter Hoffnung. Sie sollte nicht mehr so schwer arbeiten! Außerdem habe ich gutes Geld verdient, dass ich es mir auch mal leisten kann zu Hause zu bleiben."
Ramnor grinste.
„Dann bist du also eigentlich ein Bauer?"
Lossa zuckte mit den Schultern.
„Das war ich, bevor der Krieg losging. Ich hatte mein Auskommen und konnte meine Familie gut ernähren. Doch jetzt? Soldaten, Nachtelfen...alle kamen und plünderten meine Felder und mein Vieh! Was hätte ich sonst tun sollen? Ich musste meine Familie vor dem Verhungern schützen. Gut, dass ich schon immer sehr kräftig war, sonst hätte ich geendet wie die armen Teufel da hinten!"
Mit seinem Kinn zeigte er auf einige der schwachen Kämpfer, die ihre Verletzungen in einer Ecke auskurierten. Zwei davon hatte Ramnor besiegt. Sie sahen nicht sehr gut aus, denn sie waren abgemagert und konnten sich kaum auf den Beinen halten. Das war ihm vorher gar nicht aufgefallen. Jetzt schämte er sich beinahe dafür, dass er sie so hart ran genommen hatte.
Lossa beobachtete ihn.
„Ja, so geht es vielen von uns! Du bist einer der Wenigen, die es sich leisten können, nur für Ruhm und Geld zu kämpfen. Den meisten geht es ums Überleben! Und dann kommen sie an jemanden wie dich und verlieren!"
Ramnor sah ihn ärgerlich an.
„Willst du mir nun daraus einen Vorwurf machen?"
Lossa schüttelte unbeeindruckt den Kopf.
„Mitnichten! Aber ich wundere mich. Vorher warst du nicht so. Du hast dich zurück gehalten, besonders bei so schwachen Gegnern. Jetzt scheint es so, als ob du alle vernichten wolltest"
Ramnor hob eine Augenbraue.
„Vorher?"
Lossa schnalzte mit der Zunge.
„Bevor die Hexe dich in ihre Fänge bekommen hatte."
Ramnors Körper versteifte sich. Er setzte sich kerzengerade hin.
„Wie meinst du das? Daneren ist weder eine Hexe, noch hat sie mich in ihren Fängen. Sie war schon immer da!"
Lossa stieß einen verblüfften Laut aus.
„Willst du mich verarschen? Es ist erst wenige Tage her, als sie aufgetaucht ist!"
Ramnor stand auf.
„Ich höre mir deinen Blödsinn nicht länger an. Sie ist schon immer da gewesen!"
Lossas Gesicht nahm einen fragenden Ausdruck an.
„Du bist wirklich der Meinung! Was hat sie mit dir gemacht? Es wunderte mich schon, dass du dich so verändert hast. Bevor sie kam, hättest du dich noch um diese armen Kerle gekümmert." Er zeigte mit dem Daumen auf die schwachen Kämpfer. „Doch jetzt interessiert es dich nicht mehr! Verdammt, du hast mir sogar gesagt, dass du sogar aufhören wolltest! Du wolltest jemanden suchen. Eine Frau! Aber ich sehe schon, dass du vollkommen in ihren Bann bist. Das ist nicht gut Ramnor. Befreie dich, so schnell es geht."
Ramnor wollte sich den Mist wirklich nicht anhören. Bevor er eine Dummheit beging, stellte er die Schale zur Seite und ging aus der Scheune.
Er zog die Nachtluft tief ein und ging zum Fluss. Er zog sich komplett aus und stieg in die Fluten. Ein paar Mal tauchte er seinen Kopf unter Wasser, bevor er sich mit dem feinen Flusssand den Körper reinigte. Dann schwamm er in eine kleine ruhige Bucht und ließ seinen Körper im Wasser treiben.
Er betrachtete den Nachthimmel und dachte über die Worte von Lossa nach. Er konnte nicht Recht haben. Daneren war schon immer da gewesen. Er erinnerte sich an...
Ramnor setzte sich auf.
Verdammt!
Er erinnerte sich nicht wirklich an sie.
Lossa hatte Recht!
Er erinnerte sich nur an ein paar Tage. Daneren hatte ihm aber erzählt, dass dieser Kampf, der ihn so zugesetzt hatte, schon vor einem Jahr gewesen war.
Sein Blick ging automatisch wieder zu den Sternen.
Ja, er erinnerte sich, dass er zu den Sternen geschaut hatte und an...Verflucht! An wen hatte er gedacht? Er strengte seinen Kopf an.
A..strid!
Wer war Astrid? Und warum kam er gerade auf den Namen, wenn er die Sterne betrachtete?
Das war nicht richtig!
Daneren sollte ihm in den Sinn kommen, nicht irgendein anderer Name von einer Frau, die ihm völlig unbekannt war.
Wieder versuchte er sich zu erinnern, aber es gelang ihm nicht.
Er wusste nur, dass er alleine draußen gestanden hatte. Dann war er zum Wagen und als er am anderen Morgen erwachte, war Daneren da gewesen! Und er hatte sich an nichts anderes mehr erinnert.
Er wischte sich über das Gesicht.
Das konnte nicht wahr sein! Es durfte nicht wahr sein!
Er ging aus dem Fluss und zog sich an.
Dann marschierte er zu dem Wagen, den er mit Daneren bewohnte.
Ein paar Betrunkene prosteten ihm zu, aber er beachtete sie gar nicht.
Es war so wie immer!
Er hatte gewonnen.
War es denn schon einmal anders gewesen?
Wieder kamen ihm Lossas Worte in den Sinn.
Hatte er sich wirklich verändert? Hatte er sich vorher um andere gekümmert? Er wusste es nicht!
Er stieg in den Wagen und legte sich gleich zu Daneren, die sich unter den Fellen vergraben hatte. Sie wachte auf und kuschelte sich an seine Brust. Sie strich mit ihren Fingern leicht über seinen Hintern und knurrte leise, weil er noch die Hose anhatte.
Er lachte laut auf.
„Du willst, dass ich dich nehme, oder?"
Sie nickte und schnurrte an seiner Brust.
Er schnappte sie und zwang sie auf die Knie. Er machte sich nicht die Mühe, seine Hose aus zu ziehen, sondern öffnete sie nur so weit, dass er sein Glied heraus nehmen und gleich in sie stecken konnte. Er nahm sie hart, fast brutal, aber sie stöhnte wohlig auf, während sie sich auf die Ellbogen fallen ließ.
Es dauerte nicht lange und er verlor sich in seinem Orgasmus, dann ließ er sich einfach auf den Rücken fallen.
Daneren legte ihren Kopf auf seine Brust und malte mit ihren Fingern kleine Muster darauf.
„Du warst heute nicht ganz bei der Sache, mein Liebster!"
Er schloss kurz die Augen.
„Habe ich dich nicht befriedigt?", fragte er beleidigt.
Sie lachte leise.
„Oh doch! Wie immer! Aber ich merke doch, dass dich irgendetwas beschäftigt?"
Er schüttelte den Kopf.
„Nur Gerede, dass ich gehört habe! Schlaf jetzt!"
Sie war es nicht gewohnt, dass er so schroff zu ihr war. Sie schnaubte einen Moment, doch als er sich nicht rührte, legte sie sich auf die Seite.
Ramnor wartete, bis ihre Atemzüge ruhiger wurden.
Dann stand er auf und ging erneut zum Fluss. Er setzte sich ans Ufer und betrachtete die Sterne.
Wieder kam ihm dieser Name in den Sinn.
Verdammt, wenn er nur wüsste, was es mit diesem Namen auf sich hatte! Er entdeckte etwas, was sich in einem Strauch verfangen hatte. Er watete durch das Wasser und holte es.
Ein Hemd?
Er war nochmal in den Fluss gestiegen wegen eines verdammten Hemdes?
Ramnor betrachtete es.
Na ja, etwas Gutes hatte es an sich. Es würde ihm zumindest passen.
Er selbst war ziemlich groß und hatte nicht viel Kleidung. Der vorherige Besitzer musste sogar noch etwas größer als er gewesen sein. Das Hemd war schlicht geschnitten, aber von sehr guter Qualität. Wer warf so etwas in den Fluss?
Ramnor grinste.
Bestimmt hatte eine Frau es beim Waschen verloren. Er besah sich das Hemd noch einmal. Er würde es behalten.
Er ging zurück und sah, wie der Besitzer der Scheune die schwachen Kämpfer davon jagte. Ramnor überlegte einen Moment, ob er ihnen helfen sollte. Doch dann schüttelte er den Kopf.
Sollten sie sich doch selbst darum kümmern.
Ihn ging das nichts an.
Er war schon immer so gewesen.
Das glaubte er zumindest.
Leicht schüttelte er den Kopf über sich selbst!
Er sollte seine Gedanken frei bekommen!
Das hinderte ihn nur am Kämpfen.
Und deswegen war er doch auf dieser Welt.
Er war ein Kämpfer!
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