11. Trust
|And if you're still bleeding,
you're the lucky ones,
'cause most of our Feelings
they're dead and
they're gone|
Mit leisen Schritten verließ ich das Badezimmer und sah mich um.
Mittlerweile war es dunkel geworden und das dämmrige Licht des Himmels ließ mich nicht sonderlich viel sehen. Aber was ich sah, war Kakashi, der auf dem kleinen Balkon saß, mit dem Rücken zu mir gewandt.
Ich überlegte kurz, dann tappte ich barfuß durch den Raum, schob die Glastür auf, trat in die kühle Luft und ließ mich ohne ein Wort neben dem Grauhaarigen nieder, der mir einen kurzen Blick zuwarf.
Er trug seine Weste nicht mehr, ebenso wie sein Stirnband, sondern nur noch so etwas wie einen dunklen, eng anliegenden Ganzkörperanzug, der mit der Maske verbunden war, und eine ebenso dunkle Hose.
Als er den Kopf umwandte, sah ich, dass sein linkes Auge zugekniffen war.
Seine Haare hingen ihm in Strähnen über die Stirn und er musterte mich einmal von oben bis unten.
Ich spürte, wie ich rot wurde.
Ein seltsames Gefühl...
"Starr mich nicht so an!"
"Das ist hübsch", bemerkte er fast schon beiläufig und ich senkte den Blick, "du siehst fast schon aus wie ein richtiges Mädchen."
"Was willst du denn damit sagen?", entgegenete ich heftig und Kakashi lachte leise, bevor er den Kopf dem Himmel zuwandt.
Ich tat es ihm gleich und ließ meinen Blick über die Sterne schweifen.
Wie schön...
Irgendwie romantisch...
Warte, was dachte ich denn da?
Ich schüttelte kaum merklich den Kopf.
Für sowas hatte ich keine Zeit.
"Wer ist Rin?", fragte ich nach einiger Zeit um das Schweigen zu brechen.
"Eine alte Freundin von mir. Sie lebte mal in Konoha, ist aber schon lange her. Den Kimono hatte sie bei mir vergessen", antwortete Kakashi, sah mich dabei jedoch nicht an. Seine Stimme klang irgendwie wehmütig.
"Ist sie...?"
E
Ich sprach den Satz nicht zuende, doch er nickte leicht und ich beließ es dabei.
Dunkle Wolken schoben sich über den Himmel und ich ließ meinen Blick über die Nachbardächer gleiten.
Gedankenverloren zog ich an den Fäden in meinem rechten Mundwinkel und schreckte auf, als Kakashi mich plötzlich wieder ansprach.
"Was ist das? Das da, an deinem Mund?"
"Was, das?", fragte ich und deutete auf die Fäden woraufhin der Ninja nickte.
Ich senkte den Blick und lächelte leicht.
"Vor einiger Zeit hatte ich eine schlimme Verletzung dort und ein alter Freund von mir hat mir mal gezeigt, wie ich das mit einer desinfizierten Nadel selbst nähen kann. Damals sollte es nur der Wundheilung helfen, aber... Irgendwie fand ich es schön und außerdem erinnert es mich an..."
Ich brach ab und das Lächeln verschwand.
Das Gesicht eines fröhlichen jungen Mannes mit braunen Haaren und Kopftuch schoss durch meine Gedanken und ein kurzer Schmerz durchzuckte meine Brust.
"An was?", fragte Kakashi leise, als würde er mich nicht verschrecken wollen, aber ich schüttelte den Kopf.
"Nicht so wichtig. Kakashi?"
"Hm?"
"Warum hilfst du mir?"
Der Grauhaarige warf mir einen fragenden Blick zu und ich blinzelte ihn unsicher an.
"Was meinst du?"
"Naja, du hast keinerlei Grund mir zu vertrauen. Du kennst mich ja noch nicht einmal. Vielleicht... vielleicht bin ich einfach nur jemand, der nach der Wahrheit sucht, aber... vielleicht bin ich eine blutdurstige Mörderin die schon hunderte Menschen getötet hat und als S-Rang Kriminelle in Bingo Buch steht... Warum vertraust du einer Fremden wie mir so einfach? Warum hilfst du mir?"
Ich schloss kurz die Augen und zuckte zusammen, als sich plötzlich zwei Arme vorsichtig um mich legten und ich sanft an einen warmen Körper gedrückt wurde.
Mein Herz begann panisch zu pochen, aber als ich den Kopf wandte, um Kakashi wegzustoßen, begegnete ich seinem Blick und mein Puls beruhigte sich urplötzlich.
Der Ninja sah mich einen Moment lang an, dann wandte er den Kopf ab.
"Weißt du, ich hab in meinem Leben schon einige Fehler gemacht... Ich habe fast jeden Menschen verloren, der mir wichtig war und... Als ich dich gesehen habe, hatte ich das Gefühl, dass es wichtig wäre dir zu helfen und vielleicht kann ich so endlich Mal etwas Richtiges tun."
Ich schloss die Augen und ließ meinen Kopf langsam auf Kakashis Schulter sinken.
Diese Wärme...
So etwas hatte ich seit Langem schon nicht mehr gefühlt.
Es beruhigte mich und gleichzeitig machte es mir Angst.
Was machte ich hier? Warum ließ ich diesen Typen so an mich heran?
Es machte einfach keinen Sinn...
"Vertraust du mir?", drang Kakashis Stimme leise an mein Ohr und ich schlug die Augen auf. Mein Blick wanderte wieder zum sich immer mehr verdunkelnden Himmel.
"Ich habe gelernt, niemandem mehr zu vertrauen. Wenn du einen Menschen zu nahe an dich heran lässt, steigert das nur das Risiko, verletzt zu werden. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt."
Ich wartete auf eine Antwort, doch diese blieb aus.
Kakashis einzige Reaktion war, dass er mich etwas enger an sich drückte, woraufhin ich die Augen schloss und dem leisen Schlag seines Herzens lauschte.
Es war warm, gemütlich und ich war so unglaublich müde, dass ich spüren konnte, wie der Schlaf mein Bewusstsein Stück für Stück verschlang.
"Ich weiß nicht, wer du bist oder was mit dir passiert ist, aber ich werde dir helfen es herauszufinden, ganz bestimmt", war das letzte was ich hörte, bevor ich in die Dunkelheit glitt.
-
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag ich auf einer Matratze in Kakashis leerer Wohnung. Ich sah mich kurz um, um mich zu vergewissern, dass er wirklich nicht da war. Dann schlug ich mir heftig mit der flachen Hand gegen die Stirn und zog die Knie eng an meinen Körper.
"Verdammt... was war denn das gestern bitte? So ein verfluchter Mist! Ich bin nicht hier um mich mit irgendwelchen Ninjas anzufreunden die eigentlich meine Feinde sind!", schimpfte ich lautstark vor mich hin. Ich war so wütend auf mich selbst...
Unzufrieden kaute ich auf meiner Unterlippe herum, während ich aufstand und meine müden Gelenke streckte. Nach den Sonnenstrahlen zu schließen, die spärlich durch die Gardienen in das Zimmer fielen, hatte ich erstaunlich lange geschlafen, doch es hätte mir eindeutig gut getan.
Plötzlich machte mein Magen sich lautstark bemerkbar und mir fiel wieder ein, dass Kakashi gestern Abend eigentlich kochen wollte, aber es nicht getan hatte.
Mit schlurfenden Schritten tappte ich in die Ecke des Zimmers, die anscheinend eine nur aus Herd, Ofen und einem Schrank bestehende Küche darstellen sollte.
Eine Weile kramte ich in dem Schrank herum und suchte nach einer Pfanne, zwei Eiern und Milch. Rührei war das einzige was ich wirklich kochen konnte. In meinem früheren Leben hatte ich entweder nicht kochen müssen oder hatte keine Küche gehabt und einfach Essen geklaut.
Es schmeckte nicht besonders, aber besser als nichts und so schlang ich mein Frühstück gierig runter.
Danach ging ich zum Badezimmer, wo meine anscheinend gewaschene und ordentlich zusammengefaltete Kampfkleidung auf dem Boden lag.
Ungläubig zog ich eine Augenbraue hoch.
Hatte dieser Spinner etwa mitten in der Nacht meine Klamotten gewaschen?
Oh man, was für ein verrückter Typ...
Ein leichtes Lächeln schlich sich von mir unbemerkt auf meine Lippen.
Kurze Zeit später trat ich aus dem Haus und streckte mich während die Sonne mein Gesicht wärmte. Dann schaute ich mich in alle Richtungen um.
Jetzt konnte ich endlich anfangen nach Informationen zu suchen...
Aber wo?
Unsicher blickte ich immer wieder nach rechts und nach links während die Leute, die an mir vorbei gingen, mir leicht verwirrte Blicke zuwarfen.
Als ich mich grade für die Linke Straße entschieden hatte, hörte ich plötzlich eine mir bekannte Stimme meinen Namen rufen und wirbelte herum.
"Oiiiiiiiii, Saiko-saaaaan!"
Ein fröhlich grinsender Naruto kam auf mich zugestürmt und blieb schließlich vor mir stehen, während hinter ihm ein rosahaariges Mädchen und ein schwarzhaariger Junge angelaufen kamen.
"Verdammt, Naruto! Lauf doch nicht ständig einfach so los und ärgere keine fremden Leute, verstanden?", schimpfte das Mädchen und schlug ihm auf den Kopf, als der Blonde widersprechen wollte. Mit einem entschuldigenden Lächeln drehte sie sich dann zu mir und verbeugte sich.
"Verzeihen sie bitte die Störung, er ist immer so blödbirnig."
Überrascht sah ich zwischen den drei Kindern hin und her und rang mir dann ein kleines Lächeln ab.
"Schon gut... Naruto und ich kennen uns schon und-"
"Siehst du, Sakura!", rief Naruto dazwischen und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.
"Nie glaubst du mir irgendwas!"
Sakura warf ihm einen genervten Seitenblick zu und die beiden begannen wieder zu diskutieren. Aber ich beobachtete sie nicht, sondern betrachtete den schwarzhaarigen Jungen, der die ganze Zeit nur ausdruckslos in der Gegend rumstarrte.
"Wie heißt du?", fragte ich und er sah mich an.
"Warum willst du das wissen?"
"Du erinnerst mich an jemanden."
"Ach ja? Und an wen?"
"Warum willst du das wissen?", wiederholte ich seine Worte ruhig und beobachtete, wie er misstrauisch die Augen zusammenkniff. Ich lächelte leicht und wandte mich wieder den anderen beiden zu.
"Wisst ihr, wie ich zur Bibliothek komme?"
Sakura sah mich erstaunt an und Naruto kratzte sich nur nachdenklich am Hinterkopf.
"Warum wollen Sie denn da hin?", fragte das Mädchen und ich musste mich zusammenreißen, nicht genervt die Augen zu verdrehen.
Diese blöden Kinder...
"Ich muss etwas herausfinden."
"Was denn?"
"Das geht dicht überhaupt nichts an, okay?", schnauzte ich die grünäugige Göre an, die erschrocken zurückwich.
Ich seuftzte.
Na toll.
Jetzt würden sie es mir bestimmt sagen.
"Wie ich sehe hast du schon Bekanntschaft mit meinen Schülern gemacht", erklang plötzlich eine belustigte Stimme, woraufhin die drei Kinder herumfuhren und auch ich überrascht zu dem Mann sah, der dort erschienen war.
Kakashi lachte kurz auf und hob dann die Hand zur Begrüßung.
"Yo."
"Sensei! Sie sollen uns doch nicht immer so erschrecken!", maulte Naruto und zeigte anklagend mit dem Finger auf ihn.
"Jaja, tut mir ja Leid. Mach nicht so einen Aufstand, Naruto", meinte dieser mit einer wegwerfende Hanbewegung und stellte sich an meine Seite.
Nervös rückte ich ein Stück zur Seite und versuchte angestrengt, ihn nicht anzusehen.
"Sie kennen diese Frau, Sensei?", fragte Sakura erstaunt und ihr Blick schweifte zwischen mir und Kakashi hin und her.
"Stimmt, wir sind... sozusagen alte Freunde", meinte der Ninja und ich zuckte zusammen als er mir plötzlich einen Arm über die Schulter legte.
Mein Herz pochte bis zum Hals und ich konnte spüren wie mein Gesicht hellrot anlief.
Verdammt, reiß dich zusammen!
Ich atmete aus und zwang mir ein breites Lächeln auf.
"Ja, ganz genau. Alte... Freunde, ja...", murmelte ich und entspannte mich ein wenig, als Kakashi seine Hand von mir nahm.
"Wo wolltest du denn eigentlich hin?"
"In die Bibliothek", antwortet ich knapp und wich seinem Blick aus, "du weißt ja, warum."
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er langsam nickte.
"Sakura", wandte er sich schließlich dem Mädchen zu, die wie ein aufgeschrecktes Reh zusammenzuckte.
"Hai!"
"Bitte bringt unseren Gast zur Bibliothek und kommt danach gleich wieder zum Trainingsplatz. Wir werden noch Taijutsu üben."
"Geht klar, Sensei", antwortete Naruto grinsend und machte sich gleich auf den Weg ohne auf uns zu warten.
"O-Oi! Naruto! Warte doch, du Vollpfosten!", rief Sakura ihm nach und rannte los. Der dritte Junge, dessen Name mir immer noch nicht geläufig war, trottete den beiden gemächlich hinterher.
"Hier", Kakashi überreichte mir ein kleines Notizbuch, "das ist Itachis Nuke-Nin Akte. Vielleicht findest du darin ja, was du suchst."
Und mit diesen Worten war er in einer kleinen Rauchwolke verschwunden.
Ich betrachtete das Buch in meiner Hand kurz, dann ließ ich es in meine Tasche gleiten und folgte den drei jungen Ninja, bis ich den Schwarzhaarigen eingeholt hatte. Er warf mir einen kalten Blick zu und wandte sich ab.
"Ich heiße Saiko", meinte ich so freundlich wie möglich, "und du?"
Es dauerte ein paar Sekunden bis er in selbstgefälligem Ton antwortete.
"Ich bin Sasuke. Sasuke Uchiha."
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