23. Human
|There's something deep inside
that keeps my faith alive,
when all you can do is
hiding from the fear
that's deep inside of you|
Saiko PoV
Gedankenverloren starrte ich auf die hölzerne Tischplatte, die Finger im Schoß fest miteinander verschlungen. Mein Körper fühlte sich erstaunlich schwer und müde an.
"...und dann- Oi, hörst du mir überhaupt zu? Saiko?"
"Hm? Was? Äh, ja, tut mir leid", stammelte ich und mein Kopf zuckte hoch als mein Bruder mir mit fragendem Blick gegen die Schulter tippte.
Er zog eine Augenbraue hoch, in seinem Ausdruck lag Sorge.
"Ist alles in Ordnung?"
Ich schwieg einen Moment lang.
Was sollte ich sagen?
Natürlich war nicht alles in Ordnung.
Eigentlich war gar nichts in Ordnung.
Aber Akito war wegen mir bereits in solch ein Schlamassel hineingeraten... Ich konnte ihm nicht auch noch meine ganzen Probleme aufdrücken, wenn ich eh schon der Grund war, weswegen er ein Leben gewählt hatte, für das er eindeutig nicht gemacht war.
Also zwang ich mir ein Lächeln auf.
"Ja klar, ich bin nur müde. Was-"
"Nee-chan", Akitos Stimme war ernst und er legte vorsichtig eine Hand auf meinen Unterarm, wobei sich ein unangenehmes Kribbeln darin ausbreitete.
"Du musst mir nichts vormachen. Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht und du musst vor mir auch nicht so tun."
Überrascht blinzelte ich ihn an.
Konnte er auf einmal Gedanken lesen oder was?
Akito grinste ein wenig, als er meinen verwirrten Blick bemerkte.
"Weißt du, auch wenn du älter bist als ich, als Bruder ist es immer noch meine Pflicht, meine Schwester zu beschützen. Das ist Grund genug für mich, mit dir und den anderen hier zu sein."
Etwas überfordert suchte ich nach einer passenden Antwort.
Das Ganze kam so plötzlich, dass ich nicht genau wusste, wie ich damit umgehen sollte.
"Ich... also... ja", murmelte ich leise und wandte den Blick ab, "danke..."
Akito drückte kurz meine Hand und ließ mich dann los, wobei ich erst bemerkte, wie angespannt ich auf einmal war.
Aber innerlich hätte ich mich grade am liebsten selbst geohrfeigt.
Warum konnte ich mich nicht ein einziges Mal zusammenreißen und vernünftig mit ihm reden, wo er doch so viel für mich getan hat?
Ich musste, verdammt nochmal endlich aufhören, in Selbstmitleid zu ertrinken und anfangen Dinge zu tun, die wichtig waren, auch wenn ich mich davor fürchtete.
Diese Sache mit Obito, was auch immer es war, verwirrte mich auf eine so unverständliche Weise, dass es unheimlich weh tat, aber trotzdem durfte ich nicht aufgeben, egal, worum es ging.
Doch als ich mir grade überlegt hatte, was ich zu Akito sagen wollte, schwang die Tür auf und aus dem Augenwinkel sah ich, wer den Raum betrat.
Da gab es noch etwas, was ich schon lange hätte erledigen sollen.
"Tut mir leid, wir reden nachher weiter, ja?", meinte ich hastig zu meinem Bruder, welcher überrascht nickte und stand auf.
Mit einem Kloß im Hals durchquerte ich mit ein paar Schritten die Küche, packte Sasuke am Handgelenk und zog den verwirrten Uchiha wortlos mit mir mit in den Flur.
"Saiko."
Seine Stimme war kühl.
"Lass mich los."
Aber ich hielt ihn fest, bis wir an einer schmaleren Tür ankamen, welche ich mit einem kräftigen Hieb öffnete und eintrat. In der kleinen Abstellkammer würde uns wenigstens niemand stören.
"Saiko, was willst du?", fragte Sasuke, nachdem ich ihn losgelassen und mich zu ihm umgedreht hatte.
Meine Brust zog sich zusammen, so fremd wirkte er auf einmal, mit diesem desinteressierten Blick und den abweisenden Worten.
"Früher hast du mich mal anders genannt, Sasuke", meinte ich trocken und er wandte den Kopf ab.
"Ich bin aber kein Kind mehr."
"Für mich schon", erwiderte ich und konnte mir ein kurzes Grinsen nicht verkneifen. Aber Sasuke schien das nicht sonderlich lustig zu finden.
"Also schön", seuftzte ich schließlich und sah ihn fest an, "hör zu. Ich weiß nicht, warum, aber seit du von Orochimaru zurück bist, benimmst du dich mir gegenüber, als hätte ich dir irgendwas ganz schlimmes angetan und da das, soweit ich weiß, nicht der Fall ist, hätte ich ganz gerne mal eine Erklärung."
Als Antwort bekam ich nur etwas, was sich wie ein leises Schnauben anhörte, woraufhin ich ungeduldig die Arme verschränkte.
"Also?"
"Es ist nichts."
"Verarschen kann ich mich selber", antworte ich ruhig und Sasuke sah mich kurz leicht verwirrt an.
"Weißt du, ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht sagst, was los ist", erklärte ich, jetzt wieder freundlicher, "und ich sehe ganz genau, dass du irgendwas hast."
Sasuke schien innerlich mit sich zu ringen, dann seufzte er schließlich.
"Also gut", begann er, blickte mich jedoch nicht an, "während ich bei Orochimaru war, habe ich ein wenig nachgeforscht. Über dich."
Ich blinzelte überrascht. Damit hatte ich nun ganz sicher nicht gerechnet.
"Über... mich?"
"Ja."
"Wie... was genau hast du denn bitte über mich rausfinden wollen?"
Sasuke knirschte leicht mit den Zähnen, bevor er antwortete.
"Ich wollte wissen, was es mit diesen komischen Fähigkeiten auf sich hat, die du manchmal benutzt. Außerdem haben die schwarzen Male auf deine Haut mich an etwas sehr ähnliches erinnert. Und als wir damals auf Orochimaru getroffen sind, hörte es sich so an, als würde er dich irgendwoher kennen, deswegen habe ich versucht, heimlich ein bißchen was herauszufinden, während ich bei ihm war."
Sprachlos starrte ich ihn an und wusste nicht, was ich sagen sollte.
Ich war mir nicht sicher, ob er das für mich oder für sich selbst getan hatte, aber trotzdem hätte ich nie im Leben mit so etwas gerechnet.
Als ich dann schließlich wieder die Stimme erhob, schien mein Herz vor Aufregung schneller zu schlagen.
"Und... ist irgendwas... ich meine, hast du irgendwas rausgefunden?"
"Ja."
Ich schluckte und krallte die Fingernägel nervös in meine Unterarme.
Wenn ich jetzt tatsächlich erfahren sollte, was es mit diesen Kräften auf sich hat, wäre es endlich soweit.
Das letzte Puzzleteil.
Die letzte Antwort, die mir noch
fehlte.
Dann würde ich endlich wieder alles wissen.
Aber Sasuke machte keine Anstalten, irgendwas zu sagen, also seufzte ich erneut und tippte ein paar Mal genervt mit der Fußspitze auf den Boden.
"Hallo? Erde an Uchiha? Kannst du mir dann auch mal erzählen was du so spannendes erfahren hast, dass du deswegen nicht mehr mit mir redest?"
Er verengte die Augen und ich erwiderte seinen Blick ungerührt.
"Na schön", brachte er schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und ich grinste kurz.
Geht doch.
"Es ist so. In den zwei Jahren hab ich eine ganze Menge über Orochimaru gelernt, wie er tickt, wie er seine Experimente durchführt und noch anderes. Ich hab mich zwar bemüht, es unauffällig zu tun, aber sicherlich hat er trotzdem mitgekriegt, dass ich ein bißchen nachgeforscht habe.
Um es kurz zu sagen-"
"Ich bin ein Experiment von diesem widerlichen Schlangentypen?!", fragte ich bestürtzt, aber Sasuke schüttelte den Kopf.
"Nein, nicht ganz... soweit ich es herausgefunden habe, warst nicht du ein Experiment, aber deine Mutter."
Mit offenem Mund starrte ich ihn an.
Was zur Hölle...?!
Ich musste mich verhört haben.
"Meine... meine Mutter?"
Sasuke nickte und wandte den Blick ab.
"Orochimaru hat Akten über alle Experimente, die er jemals durchgeführt hat und ich habe die von deiner Mutter gefunden. Ihr Name war Kizuka, oder?"
Kizuka.
Ich presste die Zähne aufeinander, als sich ein schmerzlich vertrautes Gefühl in meinem Brustkorb ausbreitete, dann nickte ich kurz und Sasuke fuhr fort.
"Anscheinend war sie vor einer Weile eine ganze Zeit lang eines seiner wichtigesten Versuchsobjekte, aber als letzten Endes nichts passiert ist, hat er es aufgegeben und anscheinend hat sie es irgendwie geschafft, zu fliehen.
Orochimaru kriegt Informationen über so ziemlich alles, was in der Welt so passiert, daher wusste er auch, dass du Kizukas Tochter bist. Laut seinen Aufzeichnung haben sich die Substanzen der Experimente wohl über die Gene deiner Mutter auf dich übertragen und bei dir diese merkwürdigen Fähigkeiten ausgelöst."
Mit großen Augen starrte ich zu Boden. Meine Beine zitterten ein wenig und ich schluckte, dann schloss ich die Augen für einen Moment.
"Also bin ich... ein Mensch?"
Sasuke nickte stumm und ich atmete hörbar aus.
Ein Mensch.
Also doch.
Kein Dämon, kein Monster, gar nichts.
Nur ein Mensch mit schlechten Genen.
Die plötzliche Gewissheit darüber, stimmte mich merkwürdig ruhig.
Ich war mir nicht ganz sicher, wie ich all das finden sollte. Die ganze Zeit über hatte ich geglaubt, irgendwas Besonderes zu sein, doch letztendlich war es einfach stumpfes Karma, dass ich so geboren worden war.
Irgendwie fühlte dieser Gedanke sich falsch an, auch wenn ich vermutlich hätte erleichtert sein sollen.
Während ich so da stand und mit meinen Gefühlen rang, beobachtete Sasuke mich schweigend, doch dann trat er einen Schritt auf mich zu und zog mich so plötzlich in eine Umarmung, dass sich meine Augen überrascht weiteten.
"Sasuke...?"
"Hör zu", murmelte er leise und seine Stimme klang verbittert, "es tut mir leid, dass ich nicht mit dir gesprochen und dich ignoriert habe. Wirklich."
Einen Moment lang überlegte ich, ob ich ihn auch nach dem Grund fragen sollte, entschied mich jedoch dagegen und legte einfach vorsichtig meine Arme um seinen Rücken.
"Ist... schon in Ordnung. Mach es bloß bitte nie wieder, ja?", bat ich mit einem leichten Grinsen und Sasuke schüttelte den Kopf.
"Nein, das werde ich nicht. Versprochen."
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