21. Wherever you are
|But if I could change my ways,
I would.
You know that I'd stop these thoughts
if I could|
"Erinnerungen an die Vergangenheit sind manchmal schmerzhafter als die Gegenwart. Sie tun weh, lassen einen Reue fühlen und sich wünschen, dass gewisse Dinge nie passiert wären.
Aber trotzdem war es falsch von mir, davor weglaufen zu wollen. Meine Vergangenheit ist ein Teil von mir, egal, wie sehr ich mir wünsche, es wäre anders. Durch die Auslöschung meines Gedächtnisses damals, konnte ich nicht mehr zu meinem jetzigen Ich durchdringen. Schweigend musste ich zusehen, wie sie Fehler begann und sich selbst verletzte, ohne etwas tun zu können. Es tut mir leid, dass ich dir damals so viel Kummer bereitet habe, Kakashi und ich werde dir für immer dankbar sein. Heute weiß ich, dass es die falsche Entscheidung war, vergessen zu wollen, doch trotzdem warst du für mich da. Ich weiß, dass du mir helfen wolltest, so wie du es jetzt auch getan hast. Du hast deine Schuld beglichen und ich wünsche mir, dass du nun ebenfalls die Vergangenheit nicht mehr bereuen musst.
Ich verspreche dir, dass ich über dich wachen werde, egal wo du bist und dass ich all das nie mehr vergessen werde.
Ich danke dir, Kakashi.
Danke, für alles."
~
Mit ausdruckslosem Blick öffnete ich die Augen, hielt den Kopf jedoch gesenkt und sah zu Boden.
Kakashi schwieg ebenfalls und ich wusste, dass er mir so viel Zeit lassen würde, wie ich brauchte, um all das zu verarbeiten, was ich grade erfahren hatte.
Und so saßen wir da, die Stille dröhnte mir in den Ohren und mein Kopf fühlte sich leer an.
Einen Moment lang war ich mir nicht sicher, ob mein Herz überhaupt noch schlug.
Ich versuchte, all die Fakten und Geschehnisse gedanklich zu ordnen, sie noch einmal ruhig durchzugehen, aber es war als würde eine Nebelwand in meiner Kopf herumspuken. Ich konnte nichts klar erfassen, obwohl ich wusste, dass es da war.
Die ganze Zeit hatte ich nach Antworten gesucht. Wollte wissen, wer ich war, wo ich herkam, was geschehen war und vor allem, warum. Jetzt wusste ich es und es fühlte sich an, als würde sich trotzdem nichts ändern.
Was hatte ich erwartet?
Eine Erleuchtung? Erleichterung? Plötzlich ein anderer Mensch zu sein?
Egal, was einmal gewesen ist, egal, wer ich damals war, trotzdem war ich jetzt immer noch ich.
Saiko. Die verrückte Gründerin einer gescheiterten Organisation mit dem Vorwand, ein neues Regierungssystem schaffen zu wollen, um sich selbst zu entkommen.
Niemand anderes. Und es gab nichts, was das jemals ändern würde.
Ich weiß nicht warum, aber dieser Gedanke ließ machte mich zugleich traurig und erleichtert. Denn trotz meiner Vergangenheit konnte ich heute sein, wer ich sein wollte, aber andererseits brachte das Wissen über mein früheres Ich mir keine Entschuldigung für all die Fehler, die ich begangen hatte.
Langsam hob ich die Hand und legte sie mir sanft auf die Brust, sodass ich das leichte Pochen meines Herzschlags durch den Stoff meiner Kleidung spüren konnte. Dann hob ich den Kopf und sah Kakashi mit festem Blick an.
"Hör zu", begann ich, während ich noch nach den richtigen Worten suchte, "ich kann mir vorstellen, dass es dir schwer gefallen ist, diese Erinnerungen mit mir zu teilen. Und ich danke dir, dass du es trotzdem getan hast. Aber..."
Ich machte eine kurze Pause und schloss die Augen, bevor ich entschlossen den Kopf hob.
"Mein Weg wird sich nicht ändern. Denn nach alledem musst du wissen, dass es Yumi nicht mehr gibt."
Kakashis Blick war kurz überrascht, dann verengte er die Augen ein wenig, aber ich sah ihn weiter fest an.
"Yumi hat schreckliches erlebt bevor sie nach Konoha kam und auch dort noch. Deswegen wollte sie auch alles vergessen. Vermutlich... nein, ich weiß nicht, ob es die richtige Entscheidung war, aber ändern können wir es jetzt beide nicht mehr, also..."
Ich stand auf, Kakashi tat es mir gleich und ich trat lächelnd einen Schritt näher an ihn ran.
"Bitte, hör auf dir Gedanken um mich zu machen und dir die Schuld zu geben. Was ich heute bin, hab ich allein mir selbst zuzuschreiben. Am besten wäre es wohl... wenn du mich einfach vergisst", murmelte ich und musste schlucken. Die nächsten Worte fielen mir erstaunlich schwer.
"Ich glaube nicht... dass wir uns noch einmal wiedersehen werden."
Kakashi blinzelte mich überrascht an und ich schaute mit einem aufgezwungenen Lächeln zu ihm hoch.
"Was... wie meinst du das?", fragte er mit belegter Stimme.
"Ich weiß nicht... es ist irgendwie so ein Gefühl", meinte ich und musste den Blick abwenden.
"Vielleicht stimmt es auch nicht, aber... naja, jedenfalls danke ich dir, dass du mir die Wahrheit gesagt hast."
Was ich als nächstes tat, überraschte mich sogar selbst, doch es war, als würde mein Körper sich von allein bewegen und ich versuchte nicht, ihn aufzuhalten.
"Danke", wiederholte ich leise als ich meine Arme um Kakashi legte und mich an ihn drückte. Ohne dass ich es verhindern konnte, stiegen mir Tränen in die Augen. In diesem Moment fühlte ich mich so schwach und erbärmlich wie schon lange nicht mehr.
"Danke für damals. Danke, dass du mich beschützt hast. Danke, dass du heute hier bist. Danke für alles."
Kakashi strich mir vorsichtig über den Rücken und ich biss die Zähne zusammen, um ein Schluchzen zu unterdrücken.
Warum war ich auf einmal so emotional, verdammt nochmal?!
"Ich werde nicht vergessen, was du für mich getan hast."
Ich löste mich von ihm und lächelte ihn mit tränenüberströmtem Gesicht an.
"Leb wohl, Kakashi."
-
Ich nahm einen langen Atemzug und es fühlte sich an, als würde die kalte Nachtluft mein Inneres ein wenig befreien.
Mit abwesendem Blick starrte ich hoch in den sternlosen Himmel, welcher von dunklen Wolken bedeckt wurde.
Eine Gänsehaut zog sich über meine Arme, als der Wind sie streifte.
Ich seufzte und schloss für einen kurzen Moment die Augen.
"Hast du mir irgendwas zu sagen?"
Meine Stimme klang ruhig und klar durch die Nacht. Als keine Antwort kam, verschränkte ich die Arme vor der Brust und blickte zum Waldrand.
"Hey, du Idiot. Ich weiß genau, dass du da bist, also versuch's gar nicht erst."
Triumphierend hob ich die Augenbrauen, als eine Gestalt sich aus der Dunkelheit löste und über die kleine Wiese auf mich zu kam.
"Oh man, du konntest es echt nicht lassen, mir zu folgen, huh? Bin ich dir etwa so wichtig?", fragte ich schnippisch und ein leises Schnauben war die Antwort.
"Nicht im geringsten", erwiderte Tobi kurz angebunden, "das Thema hatten wir jetzt ja wohl oft genug."
"Ja ja", meinte ich bloß grinsend und klopfte ihm im Vorbeigehen auf die Schulter.
"Wie auch immer, wir sollten langsam mal zurück gehen. Es ist schließlich schon dunkel und Akatsuki würde ohne den großen Madara Uchiha wohl relativ schnell zu Grunde gehen, meinst du nicht?"
Ohne auf eine Antwort zu warten, trottete ich weiter, blieb jedoch nach ein paar Schritten stehen, als ich merkte, dass Tobi mir nicht folgte.
"Was ist?", fragte ich, ohne mich umzudrehen, "Gibt es doch etwas, was du mir vielleicht erklären willst?"
Er sagte nichts und ich senkte den Kopf ein wenig.
"Ich verstehe. Na dann, lass mal hören", mit einem breiten, falschen Lächeln wandte ich mich zu ihm um,
"Obito Uchiha."
Irgendwie hatte ich mir diese Situation dramatischer ausgemalt. Untermalt mit irgendwelchen Geräuschen oder einem heftigen Windstoß, doch letztendlich stand ich einfach nur da und sprach diesen Namen aus, ohne dass irgendwas passierte.
Tobis Kopf ruckte ein wenig hoch, dann sah er mich an und ich konnte ein rotes Schimmern im dem Loch seiner Maske erkennen.
Geduldig wartete ich auf seine Reaktion und blickte ihm weiterhin ruhig entgegen, während es sich anfühlte, als würde mein Inneres sich schmerzhaft zusammenziehen.
Mit jeder Sekunde der Stille bestätigte sich meine Vermutung und ich versuchte, das schreckliche Gefühl zu unterdrücken, welches in mir aufkam.
Verdammt.
"Also hab ich wohl Recht", antwortete ich mir schließlich selber, als Tobi noch immer nichts sagte.
Innerlich wünschte ich mir, er würde lachen, es abstreiten, mich beschimpfen oder einfach irgendwas tun, was mir sagte, dass ich mich irrte.
Ich wünschte mir so sehr, dass es nicht stimmte.
"Woher weißt du das?"
Tobis Stimme war so ruhig und gefasst, dass ich ihm am liebsten so richtig eine geknallt hätte. Aber ich zuckte einfach nur mit den Schultern und sah zur Seite.
"Ich wusste es nicht. Es war nur so ein Gefühl, aber nach deiner Reaktion zu urteilen, stimmt es wohl."
Mit festem Blick hob ich den Kopf und funkelte ihn an.
"Gut, Obito. Dann erklär mir doch bitte mal, warum du mir das alles verschwiegen hast, warum du mir nicht ein verdammtes Mal etwas über damals erzählt hast und warum zum Teufel du überhaupt noch am Leben bist, du Scheißkerl!"
Meine Stimme wurde immer aufgebrachter und als ich fertig war, stapfte ich auf diesen Schwachkopf zu, um ihn am Kragen zu packen und wütend anzustarren.
"Warum, hm?", zischte ich leise und wusste nicht einmal genau, ob ich nun sauer oder einfach nur enttäuscht war.
"Warum... hast du mir nie... irgendwas erzählt?"
Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte ich gegen die Trauer an, wandte meinen Blick jedoch nicht ab.
"Weil es nicht wichtig ist."
Meine Augen wurden groß.
"Weder für dich noch für mich."
Regungslos blinzelte ich ihn an.
Das sollte wohl ein schlechter Scherz sein. Es musste einer sein.
"Du... das ist nicht dein Ernst", murmelte ich, aber Tobi packte bloß mein Handgelenk und löste sich aus meinen Griff.
"Warum hätte ich es dir sagen sollen? Was hätte das geändert? Nichts. Sich darüber Gedanken zu machen, wäre bloß Zeitverschwendung gewesen."
Er ließ meinen Arm los, doch ich stand nur reglos da und starrte ihn ungläubig an. Wollte meinen Ohren nicht trauen.
"Zeit... verschwendung?"
Langsam ließ ich den Kopf sinken, dann lachte ich leise.
"Zeitverschwendung also, ja?"
Mit funkelnden Augen richtete ich mich auf und meine Hände ballten sich zu Fäusten.
"Dann war es also Zeitverschwendung, mich zu fragen, wer ich eigentlich bin? Oder woher ich komme? War es auch Zeitverschwendung, Informationen zu sammeln und durch dieses ganze verdammte Land zu reisen, eine Organisation zu gründen, hunderte von Menschen zu töten, Dörfer abzufackeln, mein Leben immer wieder zu riskieren und mich mit den beschissensten Idioten der Welt abzugeben, nur um irgendwie, wenigstens ein bißchen über mich selbst rauszufinden? War also mein ganzes gottverdammtes Leben reine Zeitverschwendung? Weil es unsinnig ist, über die Vergangenheit zu reden? Klebst du deswegen ständig wie eine Klette an mir, bringst mir neue Sachen bei und verfolgst mich überall hin, weil dir die Vergangenheit ja so egal ist?"
Erst, als mir letztendlich die Worte ausgingen, bemerkte ich, wie laut meine Stimme geworden war.
Ich atmete tief ein und spürte mein Herz wie wild in der Brust schlagen.
Mit erhobenem Kopf hielt ich den Blick auf Obito gerichtet, welcher regungslos da stand und mir schweigend zugehört hatte.
Nach einem Augenblink seufzte er leise und wandte sich um.
"Menschen, die sich selbst für etwas so besonderes halten, sind entweder unerfahrene Kinder oder komplett verrückt. Wenn erst einmal Frieden auf dieser Welt herrscht, wird ein einzelnes Leben wie deins oder meins nicht mehr von Bedeutung sein. Ja, ich fand es nicht relevant, dich über die vergangenen Geschehnisse aufzuklären, aber anscheinend weißt du jetzt so oder so Bescheid. Und? Geht es dir damit besser als vorher?"
Ich hielt kurz die Luft an und starrte auf seinen Hinterkopf, nicht wissend, was ich darauf erwidern sollte.
"Hab ich mir gedacht", fügte Obito hinzu und ich biss missmutig die Zähne zusammen.
Er hatte Recht. Ich hatte doch selber gesagt, dass es nichts ändern würde.
"Wie auch immer, lass uns zurück gehen."
Mit diesen Worten verschwand Tobi in der Nacht und ließ mich allein auf der kleinen Lichtung zurück, während ich erneut gegen die Tränen ankämpfte.
So ein verdammter Mist.
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