„Hey Boris Karloff,

Hier bin ich wieder! Ich sagte ja, ich nerve dich jetzt bis Halloween. Heute hat es den ganzen Tag wie blöd gestürmt. Der Wind hat ganz schön geheult und von der großen Eiche im Vorgarten sind ein paar dicke schwere Äste runtergefallen.

Weil ich nicht raus konnte, saß ich eine ganze Weile am Fenster und habe das Haus gegenüber beobachtet. Irgendwie übt es eine unheimliche Faszination auf mich aus. Als noch die Familie Adams drin gewohnt hat, ist mir das nie aufgefallen, aber es ist viel älter als alle anderen Häuser in unserer Straße. Jedenfalls sah ich plötzlich, wie einer der Kürbisse von den Nachbarskindern vom Sturm bis zu dem Grundstück des bis vor kurzem verlassenen Hauses gerollt ist.

Was dann passiert ist, hat mir eine Gänsehaut über den Rücken gejagt: Sobald der Kürbis den Rasen hinter der Grundstücksgrenze berührte, fing er in einem unbeschreiblichen Tempo an zu verfaulen!
Sein vorher noch so knalliges Orange, wurde innerhalb von Sekunden zu einem matschigen Grau. Das Gesicht, dass der kleine Jordan liebevoll hinein geschnitzt hatte, sieht nun aus wie eine fiese Toten-Fratze...

Du glaubst wahrscheinlich, dass ich dir diese Gruselgeschichten nur erzähle, um dich ein wenig in Halloween Stimmung zu versetzen. Doch ich weiß, was ich gesehen habe! Irgendetwas stimmt da nicht... Und noch immer hat sich keiner der Nachbarn blicken lassen. Nicht mal, als die Mülltonne mit einem lauten Knall auf die Straße gekippt ist, hat sich auch nur ein Gesicht am Fenster gezeigt.

Ich habe die Straße den ganzen Nachmittag beobachtet und niemanden gesehen. Irgendwann musste ich doch einmal austreten, und als ich ins Zimmer zurückkam, stand die Mülltonne wieder an ihrem Platz, als wäre nichts gewesen.

Zufall?

Auch wenn ich nicht im Rollstuhl sitze, fühle ich mich wie dieser Typ am Fenster mit dem Fernglas. Ich hoffe bei dir ist alles in bester Ordnung. Ich schreibe morgen wieder.

Alles Liebe,
Frankenstein"