Kapitel 91
Überall torkelten die Skelette der ehemaligen Bewohner umher, mit neuem Leben aus dem Schleier bestückt.
Der Bergmann öffnete die Augen und blickte in die ängstlichen Gesichter seiner beiden Damen. "Wir müssen schnell sein. Es sind viele und passt auf diese beweglichen Schatten auf, sie sind so scharf wie Klingen! Weicht aus, wir haben keine Zeit uns zerstückeln zu lassen!", klang seine Stimme leise und doch bitter ernst.
"Wo sollen wir den nur hin?", fragte das Kind mit großen Augen, in einer Hand das kleine Messer, die andere hielt krampfhaft Lethias Finger umklammert.
Das Herz der Steppenfrau wurde schwerer, es war ihre Aufgabe den Weg zu finden und ihre Gefährten sicher zu geleiten, aber wie nur?
Sie zerbrach sich den Kopf, während erneut Schattenskelette an ihrem Versteck vorbeizogen.
Der verweste Knochen schabte über den Stein, kratzte laut und hallte im Inneren der Stadt und ihren Gerippe wieder.
Die Töne drangen in Lethias Kopf, verursachte Schmerzen, als ihr eine Idee kam.
Sie zog das Messer über den Daumen und kniete sich zu Neel.
"Deine Kette", flüsterte sie und hoffte das jenes Schmuckstück wie bei Oma Hekate reagieren würde.
Neel nickte und kramte in der tiefen Tasche ihres Rocks.
Für einen kurzen Augenblick wollte ihr das Herz stehen bleiben, hatte sie das Schmuckstück verloren?
Doch dann fand sie die kleine Kugel mit den zahllosen Windungen.
"Sobald wir hier raus sind, brauchen wir wieder eine Kette dafür", murmelte das Kind leise und reichte der Steppenfrau das schwere Silber.
Bjarki verdeckte seine Gefährten mit dem massigen Körper, die Axt griff parat, die Kugel würde leuchten und so die Viecher anlocken da war er sich sicher.
"Malik mach dich bereit." Die Hyäne gab ihr übliches kichern von sich und stellte neben den Hünen.
Lethia nickte ihnen zu und presste den Daumen, erhellt vom Lebenssaft auf die Kugel.
Das kühle Metall sog das Blut sofort ein, gierig wie zuvor in dem kleinen Raum unter der Haut des Berges.
Einen Herzschlag lang schien das Schmuckstück so gierig, als wolle es ihr Innerstes rauben, dann löste Lethia die Verbindung.
Binnen weniger Atemzüge wiederholte sich das Schauspiel vom ersten Mal und die Magie bot der Gruppe ein neues Bild aus abertausende feinen Partikeln aller Farben.
Die Karte war ein Teil der Stadt, am Rande der Felswand, nördlich vom Turm.
Die Steppenfrau war geübt darin sich Wege und Landschaften zu merken.
In wenigen Herzschlägen hatte sie sich alles eingeprägt, eine Gabe die sie ihrem Leben als Vagabund und Reisende zu verdanken hatte.
Neels Augen verfolgten das leuchtende Schauspiel.
Sie war voller Ehrfurcht, was war das für Magie, in einer Welt, in der es so gut wie nichts Magisches mehr gab?
Mit einem Schlag wurde dem Kind doch bewusst, das ihr ganzes Leben von Magie geprägt war. War dann das, was sie gelernt und ihr gesagt wurde alles falsch?
Bjarki widerstand der Versuchung sich das Licht anzusehen, er beobachtete weiterhin das Dunkel. Er konnte nicht begreifen was die Stadt plötzlich in einen Wandelplatz der lebenden Toten verwandelt hatte... das Lied?
Aber warum?
Und vor allem was war das für ein Ungetüm, welches den Schrei mit Neels Stimme ausgestoßen hatte?
Da viel ihm das kurze Gespräch mit den Zwergen ein... Klickerlinge so hatten sie es genannt. "Verflucht nochmal! Wie dumm kann man sein!", schalt Bjarki sich selbst.
Lethia wand den Kopf, sah ihn fragend an ohne ihre Stimme zu gebrauchen, hatte sie etwas übersehen?
Plötzlich waberte das Bild der Kugel, zuckte hell auf um dann wie zuvor in Staub zu zerfallen.
Das schummrige Zwielicht wirkte nach dem magischen Leuchten noch dunkler und bedrohlicher.
Die Steppenfrau hatte erkannt wo sie hin mussten, es lag an ihr, sie alle aus dieser Todesfalle zu befreien.
Ihr Innerstes zitterte bei dieser Aufgabe und doch gab es keine Wahl.
"Alles in Ordnung Bjarki?", fragte sie nun doch kaum hörbar als sie Begriff, das die Augen des Hünen voller Voraussicht in das Unbekannte späten.
Sie senkte den Blick, traf auf den bereits roten Stoff, notdürftig angebracht sickerte bereits das warme Blut hindurch.
"Wir waren zu unvorsichtig! Die Zwerge hatten uns gewarnt vor den imitierenden Drecksviechern, die noch schlimmer als die Greifer sein sollen und jetzt sitzen wir hier in dieser verfluchten Stadt voller plötzlich aufgetauchter Untoter und diesen Klickerlingen„, erklärte der Hüne sich, die Stimme dunkel und leise.
Das andauernde scharren der Skelettfüße nagte an seinen Nerven und durch das Echo der leeren Stadt, war es schwer heraus zuhören woher der nächste Gegner kommen würde.
"Wir müssen hier weg, nach Norden hinter dem Turm ist ein schmaler Gang, ich habe Tageslicht erkannt, er wird uns hier heraus bringen.", hoffte Lethia voller Inbrunst und lies die Silberkugel in ihrem Oberteil verschwinden.
"Wie kommen wir an denen vorbei?", sah sie voller Mitgefühl auf das verletzte Bein ihres Gefährten.
Der Schmerz zuckte Neels rechten Arm hinauf, als die Klinge ihres kleinen Messers in die vernarbte Haut ihres Unterarmes schnitt.
Schnell fing sie den kostbaren Lebenssaft mit ihrer Linken auf, während sie in die Rechte spuckte. "Schnell zieht mal den Verband weg ich schließe die Wunde!„, kommandierte sie die Erwachsenen herum die durch ihre Unterhaltung nichts von Neels Vorhaben mitbekommen hatten.
Lethia zögerte nicht lange und griff dem Hünen an den provisorischen Verband.
"Nur Stoppen, hörst du?!", ermahnte sie das Kind noch einmal in Sorge und das Smaragdgrün bohrte sich das erste Mal befehlend in die Kinderaugen.
Bevor Bjarki reagieren konnte, zogen die zarten Finger den Stoff bei Seite, Blut schwappte darunter hervor, lief warm über Lethias Hände, an der Wade hinab.
"Hey! Hey! Lasst das, wir haben keine Zeit!„, schimpfte Bjarki durch zusammengepresste Zähne, Lehtias ruppiges Handeln hatten den Schmerz erneut entfacht.
"Verstanden!„, betätigte Neel jedoch nur die Bitte ihrer Freundin und nickte Letiha zu, Beide ignorierten den großen Mann völlig.
Sofort legte das Kind die klebrigen Hände auf die tiefe Schnittwunde, doch als sich ihr Blut mit dem von Bjarki vermischte geschah etwas seltsames unerwartetes.
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