Kapitel 90
Lautlos schlich er an Lethia vorbei und kniete sich in den Staub.
"Bei allen heiligen Ärschen! Hoffentlich hören sie mich jetzt nicht!", dachte er stumm, dann so leise wie möglich, stimmte er das tiefe Summen an.
Die Vibration strömte von seinem Körper in die Erde.
Langsam bildeten sich vor seinem Innerenauge Umrisse der Stufen die noch vor ihnen lagen und auch der Trümmer, doch im kreisrunden Raum vor der Treppe huschte eine Gestalt so schnell aus dem Turm hinaus das Bjarki sie nicht genau Identifizieren konnte.
"Wir sind auf jeden Fall nicht mehr allein...", zischte er leise.
"Ich gehe voraus, bleibt dicht bei mir und haltet eure Messer bereit!"
Das Herz der Steppenfrau raste, als sie bestätigte das sie verstanden hatte und das Kind zwischen sich und die treue Hyäne schob.
Bjarki eng folgend, immer eine Hand an Neel um sie auf keinen Fall zu verlieren, schob sich die Gruppe nun behutsam die letzten Stufen hinab.
Vielleicht war es jenes Monster, das Lethia im Zwielicht des eingefallenen Gemäuers gesehen hatte. Der Gedanke ließ sie schaudern.
Neel war nicht weniger angespannt.
So leise wie möglich brachten die Gefährten die letzten Meter hinter sich und huschten in die immer noch vom Zwielicht erhellte Stadtruine.
Su-Sus Augen blitzen silber und kalt ins dunkel der Schatten.
"Mir gefällt das nicht, irgendwas hat sich aus dem Schleier gerissen, ich habe es gespürt.", flüsterte sie, ihre heisere Stimme verursachte dem Kind Gänsehaut, aber sie stimmte dem Schattengeist zu. Das beklemmende Gefühl der Angst machte ihr das Atmen schwer, kalter Schweiß ließ sie frösteln.
Die ersten Schritte, zurück auf den zerfallenen Straßen der Äonen alten Stadt, mit dem Staub der sich bei jedem Schritt in keinen Wolken vom Boden löste, waren ohne Besonderheiten.
Einzig das andauernde scharrende Geräusch, welches von allen Seiten durch die toten Straßen hallte, schmerzte Neel in den Ohren und zehrte an ihren Nerven.
Was war das bloß?
Malik schien das Alles nicht geheuer, seine Ohren zuckten umher, die feuchte Nase versuchte alle Gerüche einzusaugen und die wachen Augen spähten nach allen Seiten um jede Bewegung zu erhaschen, die sich ihm darbot.
Bjarki führte sie um eine zerfallene Ecke als plötzlich, unvermittelt ein Schatten der kleinen Gruppe vor die Füße stolperte.
"Was ist denn das jetzt?!", platze es aus Susumu heraus.
Das konnte nicht war sein!
Vor ihnen stand ein Skelett, umwabert von flüssigen Schatten, die leeren Augenhöhlen starrten kalt und grausam die vor Schreck gefrorene Gruppe an.
Atemlos packte Neel, Lethias Hand, Su-Su sprach ihr aus der Seele.
In einer weichen Bewegung zog Bjarki seine mächtige Streitaxt und machte sich bereit.
Schützend stellte er sich vor seine Gefährten.
Ein Schrei vom andern Ende der Stadt hallte durch die Dunkelheit.
Durch Lethias Körper floss flüssiges Eis als ihr der Schrei in Mark und Bein drang. "HILFE!", voller Angst erstickt, glich die Stimme jedoch bis auf Haar Neels.
Das Kind erbebte entsetzt, sah ihre Freundin mit Panik an und auch Lethia stand der Schock ins Gesicht geschrieben.
Es War jene Stimme, welche sie durch die Ruinen gefolgt sein musste, aber das war unmöglich. Hatte das Monster etwa Neel imitiert?
"Lethia...", hauchte das Kind atemlos, und wahrhaftig klang die Stimme genauso wie die in der Ferne.
Das Skelett hatte sich nicht weniger von dem Geräusch irritieren lassen, innehaltend schien es einen Moment zu überlegen, wand den Kopf in Richtung des Geräusches
Schnell nutzte Malik die Gelegenheit, schob sich an den Frauen vorbei, ein weiteres mal bereit seine Gefährten bis auf das Blut zu verteidigen.
Bjarkis Gedanken überschlugen sich, was sollten sie tun?
Fliehen ? Und vielleicht in die Arme des Stimmen imitierenden unbekannten Etwas laufen?
Oder gegen einen Untoten Zwerg kämpfen?
Dies schien ihm das geringere Übel, zumal ihm jene Gestalt sichtlich gegenüber stand.
Der Gegner mit den verrotteten Knochen nahm ihm die Entscheidung prompt ab und mit einem Satz sprang ihm das seltsame Skelettwesen entgegen.
Es waren nur klappernde Knochen zusammengehalten von dem flüssigen Schatten.
Dessen Augen blitzten wie zwei orangene Sterne in dem dunklen Schädel auf, es gab einen unnatürlichen entsetzlichen Schrei aus, welcher Bjarki ins Mark fuhr.
Knurrend holte der Hüne mit der Axt aus, nahm Schwung aus den Beinen und mit einer halben Pirouette zerteilte er die Knochen in der Körpermitte.
Erneut schrie das Untote Ding, der wabernde Schatten, welches es umgab, schlug nach Bjarki, obgleich es bereits zweigeteilt war.
Dieser duckte sich weg doch zu spät.
Wie eine klinge aus Dunkelheit, traf ihn der Gegner an der linken Wade, gilt durch den Stoff, bis in die Haut und das darunterliegende, warme Fleisch.
Sofort brannte der Schmerz das ganze Bein hinauf, ließ Bjarki aufstöhnen.
Zerteilt, in der Mitte sauber gespalten, kroch das Skelett immer noch weiter auf sie zu und zischte grausam nach Blut lechzend.
Lethia drängte Neel rückwärts, als Malik das widerliche Wesen in die Mangel nahm.
Knochen barsten und das Ding wand sich wütend unter dem Verlust seiner Gliedmaßen, schlug auf die Hyäne ein mit Schatten und Dunkelheit, doch das Tier war wendig.
Es glich dem Tanz eines Klapperschlange mit einem Dingo im trockenen Wüstenstaub und doch war es so viel absurder.
Gekonnt wich Malik immer wieder aus bis er, nach einer gefühlten Ewigkeit, das Skelett an der Wirbelsäule zu packen bekam und den Schädel vom Rest trennte.
Ein widerwärtigen Schrei aus den Tiefen der Dunkelheit bohrte sich in die Gefährten als der Knochen mit einem holen Ton zu Boden viel, doch Malik war keines Wegs entspannt nach dem Sieg.
Noch immer sträubte er das Fell, knurrte in die Ruinen, als auch Lethia die vielen scharrenden Schritte vernahm die nun auf sie zu kamen.
"Scheiße noch eins, los kommt!", rief Bjarki ihnen zu und löste Neel aus ihrer Erstarrtheit, als bereits die nächste bleiche Gestalt um die Ecke bog.
"Was war das nur ?", fragte das Kind laut in die Gruppe hinein.
"Noch so eine abartige Kreatur! Aye an diesem Berg stimmt ganz und gar nichts", antwortete der Hüne gehetzt und treib die Gefährten zur Eile an.
Konturlos flogen die Umrisse der Gemäuer an ihnen vorbei, Schatten huschten im Geröll umher, schritte und Schreie verfolgten die Drei, mischten sich mit ihrem Atem und den Trommeln ihrer panischen Herzen.
Susumu lachte irre, seit Neels Frage, in sich hinein.
"Was ist denn so lustig? Sei ruhig die Skelette könnten dich hören!", zischte das Kind genervt.
"Du bist so blöd! Was das ist, fragst du ? Du lebst schon dein Leben lang mit so etwas!", kicherte der Schattengeist, ungerührt von der Angst des kleinen Mädchens.
"Nein du bist blöd! Die sind nicht wie du! Und das du das nicht merkst, macht dich viel blöder!", keifte Neel voller Zorn zurück.
Das Lied der Laute musste den Schleier gelöst haben, auch ohne Blut.
Die Skelette waren erfüllt von den Wesen, die hinter dieser Welt verborgen lagen.
Bei jeder Bewegung verteilte sich etwas des roten Lebenssaftes aus Bjarkis Wunde auf dem staubigen Boden, eine Spur sie kaum zu übersehen war und selbst Lethia in ihrer Panik auffiel.
Die grünen Augen verharrten einen Moment auf dem Rot, als sie Plötzlich nach Neel griff und ihr den Mund zu hielt.
Abrupt zog sie das Kind in eine Nische und auch Malik duckte sich in den Schatten, während Bjarki nur kurz darauf reagierte und sich vor seine Gefährten platzierte.
"Pst", bedeutete Lethia dem Schädelgeist auf Neels Kopf, die Hand noch immer auf dem Kindermund.
Das Kind zog die Hand von ihrem Gesicht, immer noch zornig blickte sie in das Halbdunkel.
Bjarki riss sich den noch verbleibenden Hemdärmel ab.
Kurz fröstelte er bei dem Gefühl der kalten Luft auf seiner nackten Haut, dann Verband er schnell die noch immer blutende Wunde an seinem linken Bein.
Er verfluchte seine Unachtsamkeit.
Nachdem die Gruppe der Skelette an ihnen Vorbei geschlurft war, ohne sie in der Dunkelheit zu erspähen, legte der Hüne erneut die Hand auf den Boden, hinterließ einen blutigen Abdruck auf dem staubigen Stein und begann zu summen.
Die Welt vor seinem Innerenauge war in vollem Aufruhr, und was sie ihm darbot, lies ihm das Blut in den Adern Gefrieren
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