Kapitel 9
Das Kind erschreckte sich so sehr, dass sie von Maliks Rücken fiel.
„Kyra da bist du ja!", rief eine uralte Frau mit völlig zerknittertem Gesicht. Ihre Augen waren milchig und blind; die Alte lächelte überglücklich auf Neel herab.
Das Mädchen war völlig verwirrt. „Ähm... Ich glaube, Sie verwechseln mich, ich heiße nicht Kyra." Die Alte tätschelte Maliks Kopf; auch das Tier schien verwirrt. Unvermittelt packte die Frau Neel am Arm und zog sie mit sich.
Für eine blinde, uralte Frau hatte sie unglaublich viel Kraft und bewegte sich unnatürlich schnell und behände durch die Menschenmassen. „Ach ich bin ja so froh, dass ich dich gefunden habe!", plapperte die Alte fröhlich, während Neel versuchte sich loszureißen. Malik trabte neben ihr her. Er bellte und knurrte die seltsame Frau an, doch die störte sich nicht daran. „Lass mich los! Du komische alte Schachtel! Ich bin nicht Kyra!", rief Neel zornig, sie hatte keine Angst sie war nur sehr wütend, dass sie sich nicht aus dem eisernen Griff der Frau befreien konnte. Die Alte lachte herzlich und entblößte ihr zahnloses Lächeln, Malik sprang den beiden in den Weg, doch blitzschnell wich die Frau in eine kleine Seitengasse aus. Sie führte das Kind durch ein Labyrinth von Gassen und Straßen. Neel schrie und kämpfte gegen die Frau, hatte aber keine Chance. Die große Hyäne trabte hinterher noch zögerte er die alte Frau zu beißen, er versuchte sie zu rammen, doch wich sie ihm immer wieder aus. Malik bellte und knurrte zornig und frustriert, genau wie Neel: Sie verstand nicht, wie so eine alte, blinde Frau es schaffte, dem muskulösen Raubtier auszuweichen.
Dann erreichten sie ein kleines Eckhäuschen, sie zerrte Neel hinein, Malik sprang hinterher und die alte Frau verschloss mit einer Hand die Tür, dann ließ sie Neel endlich los. Diese sprang mit Malik zusammen zur Tür, sie wollten sofort wieder verschwinden, doch die alte Frau stellte sich ihnen in den Weg. „Na! Na! Nicht so schnell. Ihr wollt doch nicht schon wieder gehen!", lachte die Frau. „Ich habe so lange nach dir gesucht und du willst verschwinden?"
Sie standen in einer kleinen Stube mit Esstisch und Kommode, in der angrenzenden Küche brodelte etwas leise, es roch köstlich. In dem kleinen Häuschen es war erstaunlich sauber und gemütlich. Neel sprang wieder zurück auf Maliks Rücken, dieser schuf so viel Abstand wie möglich, indem er den Tisch umrundete, dabei ließ er die alte Schachtel nicht aus den Augen.
Die Frau war in ausgelassener Stimmung. „Keine Angst ihr beiden, ich lasse euch gehen, nur hört mir erst einmal zu!" Um ihre gut Absicht zu beweisen, öffnete sie die Eingangstür einen Spalt breit. Dann ging sie zielsicher in die Küche, es klapperte und klimperte kurz, sie kam mit einem Tablett zurück. Schnell deckte sie den Tisch: Es gab Eintopf. Er verströmte einen himmlischen Duft.
Neels Magen meldete sich lautstark, die Alte lachte, dann warf sie Malik einen großen Hähnchenschenkel zu und setzte sich. Mit Schlürf und Schatzgeräuschen begann sie ihren Eintopf zu löffeln. Neel ließ erst das Raubtier mit seiner feinen Nase an den Speisen schnüffeln, die Alte war ihr nicht geheuer, doch Malik schnaubte zustimmend. Neel stieg von der Hyäne und setzte sich an den Tisch.
Malik schien sich der seltsamen Situation zu ergeben und begann den Hähnchenschenkel zu zerlegen, Neel folgte seinem Beispiel und aß etwas Eintopf. Er schmeckte wirklich gut. Die Alte sah das Mädchen mit ihren milchigen Augen prüfend an. „Susumu du hast ja noch gar nichts gesagt.", plapperte die Alte ganz unschuldig.
Entsetzt ließ Neel den Löffel fallen.
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