Kapitel 87
Neel und Bjarki hielten abrupt in inne und gafften der Frau hinterher.
Lethia landete sicher auf der anderen Seite, die Stufe brach nicht ab, alles schien stabil.
Der Hüne brach in schallendes Gelächter aus, das in dem Turm laut wieder halte. Ohne noch einen Augenblick zu zögern spannte der Mann die Muskeln an und sprang mit Neel im Arm herüber.
Das Kind schrie schrill und furchtbar erschrocken auf, kurz sah sie nur den Abgrund, doch dann landeten sie überraschend leichtfüßig neben Lethia.
Trotz Bjarkis Gewicht hielten die Stufen weiterhin. "Ich habe mir die Wandbilder angesehen." sagte sie, als sie Neels Hand nahm und den Hüne wieder voran ließ.
"Sie erzählen allem Anschein nach vom Fund des Steines." Ihre Stimme hallte im Turm hinauf und verschwand im Dunkel.
"Anscheinend haben sie ihn hier gefunden, beim Schürfen nach Edelsteinen.", erklärte sie die ihr erschlossenen Zusammenhänge als auch Malik zu ihnen Sprang.
"Der Turm ist um den Stein entstanden. Sie haben den Stein nicht bewegt, sondern ihre Stadt um den Fundort gebaut." Das Grün der Augen schimmerte einen Moment bei den Gedanken an die letzten Mosaike.
"Sind wir dann umsonst hier rauf gestiegen? War der Stein nicht unten?" Neel war erschrocken bei den Gedanken, mit großen Augen blickte sie die Erwachsenen an.
Lethias Haar wippte wild als sie den Kopf schüttelte. "Sie scheinen den Turm von oben begonnen zu haben. Nach und nach haben sie dann das Bauwerk allmählich aus dem Stein gehauen und in die Tiefe gegraben.", bewunderte sie die Idee und die enorme Leistung die jene Zwerge erbracht hatten.
Erstaunen zeichnete Neels Gesicht, kaum zu glauben was diese Handwerker zu Stande gebracht hatten.
"Aye. So sehe ich das auch. Los weiter, wir haben es bestimmt bald. Werdet aber nicht unvorsichtig. Hier geht's sehr weit nach unten."
Mit diesen Worten Schritt Bjarki weiter, die Neugier brannte in seiner Brust. "Eine große Tat wahrlich", dachte er mit einem verbitterten Grinsen, als er weiter über Stufen und Geröll kletterte.
Sie kamen der Turmspitze immer näher und auch die Zerstörung nahm zu, so das die Stufen stellen weiße mit Schutt bedeckt oder nur ein Fuß breit waren. Sie mussten immer wieder vorsichtig auf den schmalen Grat balancieren, den Abgrund unter sich wie das offene Maul eines Ungetümes.
Die Gefährten standen am Ende eine Sackgasse, schwere Steine bedeckten den Eingang zur Turmspitze. Nur nach genauerer Betrachtung entdeckte Lethia einen schmalen Spalt, der die einzige Möglichkeit bot ins Innere zu gelangen.
Sie hatte sich das Loch genau angesehen, Bjarki und Malik würden da nicht durch kommen, doch sie waren so weit gekommen, umdrehen, war keine Option. Die schlanke Frau zog ihre Tasche aus, lies das Leder zu Boden sinken und löste die Laute aus Maliks Halterung. Obwohl die braunen Augen des Hünen sie beobachteten, hielt er sie nicht auf, es gab keine alternative. Dann drückte Lethia sich durch die enge, für ihren schlanken Steppenkörper kein Problem.
"Pass auf Mädchen!", rief Bjarki hinterher. "Ich folge ihr!" Und schon quetschte sich auch das Kind in den Spalt.
Neel konnte nichts sehen Lethia hatte viel Staub aufgewirbelt, er brannte in Augen und Lunge. Sie tastete sich durch das Geröll, stieß jedoch mit dem Kopf heftig gegen einen hervorragenden Stein.
"Pass doch auf!", fauchte Susumu. "Beklag dich nicht ich hab mir mehr weh getan!", zischte Neel zurück und befühlte die schmerzende stelle am Kopf mit Tränen in den Augen.
Endlich, mit einer dicken Staubschicht bedeckt, erreichte sie das Ende des Spalts und stolperte auf Lethia zu.
Der Turm war offen, nur ein winziger Teil der Mauer begrenzte ihn noch. Das Dach war bereits komplett verschwunden und das erste Mal konnte man die Höhlendecke erkennen, selbst diese war liebevoll bearbeitet und verziert.
Auf dem Boden lagen leuchtende Steinsplitter, verteilt als wäre hier ein Stern zerbrochen, glühten sie in blauen Schein.
Dieser seltsame Fels schien auch die Leuchtquelle der Laternen zu sein. Lethia griff nach einem Splitter des leuchtenden Steines, versuchte die Plattform, oder das was davon noch vorhanden war, zu erhellen.
Der Boden war Schwarz, schimmerte kaum im Licht.
Neels Körper war bedeckt mir Gänsehaut, Su-Sus Augen blitzen hell in den leeren Augenhöhlen. Das Kind hatte das selbe Gefühl wie im Heiligtum, ihre Narben juckten.
"Ja, Hier war es", flüsterte sie in das schattenreiche Zwielicht den der Stein in Lethias Hand spendete. "Hier ist auch der Schleier dünn, genau wie in der Gebeinenhöhle", bestätigte Su-Su, Neels flaues Gefühl.
"Gut!", nickte Lethia und reichte Neel den leuchtenden Stein.
Dann nahm sie Laute und lies sich auf den kühlen Boden nieder.
Im Innersten ihres Herzens suchte sie ein Gefühl, welches ihnen helfen würde. Eine Emotion die vom Beginn zeugen mochte und so die Erinnerungen offenbarte, die sie suchten.
Schließlich dachte sie an den Tag als sie Neel fand, den Beginn dieser Reise und einer Freundschaft die sie nie wieder tauschen wollte.
Sie schloss ihre Augen, das Winseln von Malik hinter dem Geröllhaufen drang an ihr Ohr, als sie begann die ersten Akkorde zu spielen. Wenige ruhige Atemzüge darauf, hatte sich Ruhs Stimme gelöst, war in sie gedrungen und führte sie nun an einen anderen Ort.
Neel setze sich ihrer Freundin gegenüber auf den kalten dunklen Boden. Der leuchtende Stein war Wiedererwarten, kühl in ihren kleinen Händen.
"Su-Su kann etwas durch den Schleier kommen?", fragt sie ein wenig ängstlich. Sie befürchtete das sich das Grauen das im Heiligtum geschehen war wiederholen würde. Was wenn so ein Schatten aus dem Schleier kam während Lethia spielte und Besitz von ihr ergriff? Allein der Gedanke ließ Neel Magen verkrampfen.
"Idiot! Blut öffnet den Weg, keiner blutet, keiner sagt die nötigen Formeln", schimpfte Su-Su abfällig über Neels Angst doch sie musste ihr in einem Recht geben, dieser Ort fühlte sich falsch an.
Leise erfüllten zarte Töne die Luft, sie prallten an der Höhlendecke ab um in die tote Stadt zu Tanzen um sie mit ihrem klang, erneut mit Leben zu füllen.
Dann, wie ein Schneesturm aus blauen Sternen, brachen die Partikel zwischen Lethias schlanken Fingern hervor, geboren aus dem magischen zusammen Spiel von der Steppenfrau und der nun in ihrem eigenen Schein schimmernden schwarzen Laute.
Erstaunt stockte Neel der Atem im Angesicht dieses wunderschönen Anblicks. "Wie ein Engel", schoss ihr durch den Kopf.
Das blau, wie abertausende Schneeflocken schimmernd, wog im Windlosen Raum umher, umspielte den kalten Stein und erhellte ihn auf seine ganz eigene Art und Weise.
Erst in jenem Licht wurden die wundervollen Einlegearbeiten, die zarten Fresken und schimmernden Mosaike deutlich. Die hier an der Höhlendecke eingelassenen, Daumen großen Edelsteine ließen das Licht in sich, brachen es und warfen die Farben des Regenbogens in Neels kleines Kindergesicht um es tanzten zu lassen.
Bögen und Wirbel schimmerten umher bis sie sich zu alt verblassten Leben formten und den Turm erneut zusammen setzten.
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