Kapitel 84
Ihre Finger glitten voller Respekt, als würde sie ein Kind liebkosen, über die Seiten des Instruments und bereits die ersten Töne sickerten in ihr Herz, wie warmer Honig an einem schneeschweren Abend im Winter.
Es war als rede Ruh mit ihr, als wolle die Laute mit ihr singen, mit dem Gefühl eins werden und den Herzschlag Lethias genießen.
Sie spürte noch eine Weile Neels Nähe, roch die feuchte Luft, hörte das Wispern in der Melodie, als sie die Augen schloss und es schien als würde sie Eins werden, mit der Musik.
Es war als würde das Lied das Gefühl vorgeben und dieses Gefühl griff die Erinnerungen an jenem Ort auf, verwandelte sie unter dem Glitzern abertausende blauer Sterne zu Bilder aus längst vergangenen Tagen.
Lethias Herz, von Trauer umfangen, sang gemeinsam mit Ruhs Stimme, dem Rhythmus der Melodie, eine Symphonie voller Schmerz und Mitleid.
Das blau der Magie erhob sich aus der Dunkelheit, wirbelte wie in einem Sturm umher und begann die Stadt erneut aufzubauen.
Gebäude erwuchsen in die Höhe, die zerfallenen Mauerreste ersetzt durch das zarte Licht der Laute.
Der blaue Staub erhob sich endlos wie ein Schneesturm und hüllte die Zerstörung ein, offenbarte den Gefährten die längst vergangene Pracht dieser alten Ruinenstadt.
"Bei allen Göttern!", hauchte der Hüne ergriffen von diesem Wunder.
Die zarte helle Melodie des Instruments vereinte sich mit dem tiefen Gesang des Berges zu einer herrlichen noch nie dagewesenen Symphonie.
Bjarki war ohne es zu merken aufgestanden und drehte sich um die eigene Achse, um die Stadt aus blauen, strahlenden Partikeln zu bestaunen, doch dann blieb sein Blick bei Lethia hängen.
Das Geisterlicht tanzte auf ihren feinen Zügen. Sie hatte die Augen geschlossen, die Lippen sacht geöffnet, ihr ganzer Körper schien von innen heraus zu strahlen.
Noch nie hatte er die junge Frau so gesehen, alles an ihr strahlte Mitgefühl aus, genau wie die Melodie die aus der schimmernden Laute die Luft liebkoste. Lethia war in diesem Augenblick unendlich schön.
"Bei allen Göttern...", entfuhr es Bjarki erneut mit belegter Stimme. Um sie begannen sich Körper zu bewegen, Zwerge einer alten Ära rannten umher, ungeachtet des Schutts, der nun die Wege belagerte und es dauerte einen Moment, bis man das Groteske an dieser Szene erkannte.
Das himmlische Licht, weich und liebevoll, verzog die Gesichter der Zwerge in Panik, welche ängstlich und oft mit Tränen in den Augen durch Bjarki und Neel rannten, ohne sie wirklich zu berühren.
Sie hinterließen nur ein kaltes Kribbeln auf der Haut.
Geräuschlos viel ein großer Teil des Turms auf die Straße, zerquetschte Körper und forderte etliche Leben.
Ein Trauerspiel das seines gleichen suchte und man spürte den Schmerz in jedem Anschlag der Melodien.
Neel konnte nicht erkennen wovor die Geister flohen, doch aus der Melodie kristallisierte sich immer mehr, das es was unsagbar böses gewesen sein musste.
Ein eisiger Schauer lief dem Kind den Rücken hinab. Irgendwie erkannte sie die Stimmung.
Die blauen umher tanzenden Sterne erhellten die ganze Stadt in ihrem sanften Schein, was überhaupt nicht zu den in Panik und Schrecken fliehenden Geistern passen wollte
"Su-Su.", hauchte das Mädchen. Immer wieder rannten die Geister durch sie hindurch, ihre Haut Prickelte bei jeder Berührung des blauen Lichtes.
" Ja. Ich spüre es auch sie sind geflohen vor den Schatten aus dem Stein, doch es ist ihnen nicht gelungen. ", erwiderte Susumu gedankenverloren, den Blick auf die grausame Vergangenheit dieser alten Stadt gerichtet.
Lethias Herz bebte vor Schmerz, die Musik drohte es zu zerreißen, während ihre Finger die Seiten bestrichen wie ein liebevoller Rhythmus, der zu trösten versuchte.
Tränen drängten unter ihren Wimpern hervor, rannen an der Staub bedeckten Wange hinab, eine helle Spur hinterlassend, bevor sie auf das schwarze Holz aufschlugen, um wie Diamanten funkelnd, zu zerbersten.
Plötzlich tauchte ein riesiges Monster in der Ferne auf, es musste der Golem aus den Legenden der Zwerge sein.
Das Wesen hatte enterte Ähnlichkeit mit einem Bären, doch war sein Körper aus massiven kantigen Fels geformt, was es schwierig machte seine genaue Form auszumachen. Es bewegte seine kolossalen Gliedmaßen aus Gestein mit Leichtigkeit.
Bjarki konnte sich nicht vorstellen, was für eine Unmenge an Magie in diesem Wesen geherrscht haben musste, um es zum Leben zu erwecken.
Er war riesig, wie eine lebendig geworden Naturgewalt schritt er durch die Massen der Flüchtlinge.
Wie Spielzeug hob er die Zwerge empor, zerriss deren Körper wie Papier, schmetterte die Bauten nieder und zertrat alles ohne Rücksicht.
Immer wieder griffen seine Pranken an den kantigen Kopf als wolle er die Musik, welche er unmöglich hören konnte, daraus vertreiben, während es schien als würde er unter Schmerzen schreien.
„Verschwindet, verschwindet... „, hauchte etwas in Lethias innerem und sie spürte das die Stimme, aus dem tiefen des Berges selbst geformt war.
Ohne es zu sehen, wusste sie um den Golem und erkannte seine Worte im Rauschen der Melodie und den Schmerz den er fühlte.
Bjarki schauderte es als er das Fabelwesen aus blauen schimmernden Staub erblickte, wärend dem Kind Tränen in die Augen traten. Der ganze Berg sang und schrie vor alten Schmerz und gab dem fantastischen und grausamen Bildern aus der Vergangenheit eine Stimme.
Neel bemerkte wie der Hüne die Hände zu Fäusten ballte und sie wusste das auch er das Klagelied hören konnte.
"Lethia! Hör bitte auf, diese Erinnerungen sind nicht unser - Ziel." Bjarkis Bassstimme war rau und belegt, als es sprach, doch die Steppenfrau hörte den Hünen nicht, es war als währen ihr Geist an einem anderen Ort, einer anderen Zeit.
Sie spielte wie in Trance, weit entfernt von der Realität und jedes einzelne Gefühl der blauen Wesen floss in ihr Innerstes, wie ein Strom aus Qualen.
Auch Neel liefen die Tränen übers Gesicht. Sie betrachtete das stumme Schauspiel des Grauens das hier vor so langer Zeit geschehen war. Der Golem wütete und zuckte wie die arme, schwangere Frau damals im Heiligtum.
Sie sah wie das lebendig gewordene Herz des Berges die flüchtenden Zwerge einfach zermalmte und zerquetschte.
Der Mann aus den Bergen blickte in das Tränen überströmte Gesicht der jungen Frau, auch Malik gab besorgtes Winseln von sich. Nun war es genug Bjarki verstand zwar nicht was hier geschah, doch ihm reichte diese Szene des Schreckens aus der Vergangenheit.
Er ging vor der jungen Frau in die Knie. Lethia schien nichts mehr mitzubekommen, sie war ganz in der Melodie des Liedes gefange. Ihr Gefärte umfasste ihre schlanken Schultern und schüttelte die Frau sacht.
"Mädchen hör auf es ist genug!"
Die Schreie der Melodie und das Gewisper der Stimmen hielt Lethia gefangen, bis eine Berührung, so hart und real, sie zusammen zucken ließ.
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