Kapitel 77
Stimmen erfüllten die Schwärze, Worte einer Fremden Sprache die keine Bedeutung ergaben und ein Singsang der dies alles durchzog.
Lethia konnte die Worte unmöglich verstehen, ihnen eine Bedeutung beimessen und doch waren sie vertraut wie das Abendrot hinter den Hügeln.
Eine Melodie schien ihr Herz zu singen, ein Klang der sich unter das Gemurmel der Worte mischte und obwohl sie nichts als konturlose Schwärze erblicken konnte, schienen die Töne lebendig und wanden sich ruhelos davon.
Anfangs verbreitete es ein angenehmes Gefühl, doch die Melodie wurde fordernder und verlangte nach Beachtung.
Schon bald war sie unerträglich und Worte formten sich zu Schreien, die gleich in welcher Sprache unverkennbare Grausamkeit erahnen ließen.
Das wohl bekannte Gefühl der nassen Zunge riss sie aus ihrer Traumwelt und schwerlich öffnete sie ihre Lider um dem orangen- Flammenlicht Einlass zu gewähren.
Lethia lag auf einem Fell, ganz nahe an Neels waren Körper und einige Tierhäute hielten die Beiden warm, während ihre Hand sich unbewusst in der Kinderkleidung verkrampft hatte.
Erst jetzt bemerkte sie, das ihre Wangen nicht einzig von dem Speichel feucht waren, eine schwere Träne bewegte sich über ihr Gesicht als sie ihren Körper aufrichtete.
Die smaragdfarbenen Augen huschen über die Szene, in dem Versuch abzuschätzen um welche Tageszeit es sich handelten mochte.
Die Söldner saßen schweigend an der Feuerstelle, Bjarki und Beryllo nur wenige Armlängen dahinter im Gepäck wühlend.
Malik hatte seinen zerzausten Körper neben die Steppen bewegt, kraftvoll streckte er seine Glieder und gähnte herzhaft.
Ihr Freund hatte bis auf ein Paar kleiner Kratzer und der kahlen Stelle anscheinend alles überstanden, doch der Preis war nicht gering gewesen.
Neel atmete ruhig, gefangen von der Welt hinter ihren Lidern und zum erstem Mal fragte sich Lethia ob sie nicht zu viel verlangt hatte.
Das Scheppern der Gegenstände holte ihren Blick zurück in das Geschehen um die Ausrüstung.
Bjarki sah ein wenig frustriert auf den Haufen Gegenstände den Beryllo ihnen zusammengestellt hatte.
"Wie sollen wir das alles transportieren, mein Freund?", fragte es zweifelnd.
Ihre Taschen waren bereits voll und viele Beutel und Säcke an Maliks Geschirr nicht mehr zu gebrauchen.
"Daz kann ich euch auch nicht zagen", grübelte der Zwegenhauptmann als seine breite Hand ein riesiges Loch in einer der Lederbeutel inspizierte.
"Die Greifer haben eine Menge Ärger gemacht, auch mit dem Fackelöl müzzen wir jetzt behutsam Umgehen." Die Letzten zwei kleinen Flaschen mit dem kostbaren Gut, lehnten an der Wand.
Lethia richtete sich auf und tat es ihrem haarigen Begleiter gleich um die Müdigkeit aus ihren Gliedern zu vertreiben.
"Endlich wach?", fragt der Söldner mit dem müden Gesicht, welcher nur ein paar Ellen neben der Frau am Feuer saß.
Sofort griff er nach etwas Brot und Trockenfleisch und reichte es ihr.
Dankend nahm sie es entgehen, der Tag würde lang werden und jede Stärkung war willkommen. Der süße Geruch des Brotes trat in ihre Nase als sie es brach und sich ein Stück zu Gemüte führte, die Augen auf das Gesicht ihrer Gönners.
Die Reise hatte sie alle mitgenommen und besonders der Angriff, war nicht spurlos geblieben. Dunkle Schatten unterstrichen die Trauer im Gesicht des Söldners und das erste Mal viel Lethia die kleine Narbe unter seinem braunem Auge auf.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis alle Sachen neu verstaut und geordnet wahren.
Die Steppenfrau hatte sich nach dem Essen beteiligt, da sie am besten wusste, wie man alles auf Maliks Geschirr verteilte, trotz der fehlenden Taschen.
Immer wieder war ihr besorgter Blick zu Neel gewandert, dessen kleiner Körper kaum zu erkennen war, wenn die wuchtige Hyäne sich an ihn schmiegte.
"Gezchaft, hier, eine Flazche Öl für euch, seid Zpazam", legte Beryllo den Lederschlauch in Lethias Hände.
"Gut mein Freund wir sind dir dankbar! Aber wir wollen euch nicht weiter aufhalten, wir müssen abwarten bis unsere kleine Neel aufwacht ..." Verkündete Bjarki ruhig mit einem besorgten Seitenblick auf das schlafende Mädchen.
Lethia hatte immer noch Gewissensbisse, das Kind hatte dem kleinen Körper zu viel abverlangt und sie hatte es zugelassen.
Beryllo nickte und bedeutete den Söldnern, dass sie sich auf dem Weg machen würden.
Die Beiden zögerten nicht lange und erhoben sich.
Das wenige Gepäck das ihnen geblieben war suchten sie schnell zusammen und verabschiedeten sich.
Auch Beryllo griff nach Bjarkis Schulter und wünschte ihm allen Segen der Berge, bevor er zur Steppenfrau trat.
"Zei vorzichtig und pazzt auf das Böze auf, daz hinter diezer Tür lauert."
Lethia bestätigte.
Keinen Herzschlag später verschwand die kleine Gruppe in dem Grün erleuchteten Gang, der sie an diesen Ort gebracht hatte.
Die Frau und Bjarki sahen ihnen nach, bis sie gänzlich verschwunden waren.
Alles war schwer, Arme, Beine, Augenlider.
Alles war Tonnen schwer und klebrig.
Neel kämpfte gegen die Müdigkeit an, die sie immer wieder wegziehen wollte, hinab in den Schlaf. Doch sie hatte Durst und langsam schaffte sie es, sich ins Bewusstsein zu kämpfen.
Sie fühlte das sie auf Fellen lag, roch Malik und spürte seine Wärme.
Das Kind versuchte etwas zu sagen, aber es kam nur ein leises, heißeres Krächzen aus ihrer staubtrockenen Kehle.
Die Hyäne hob den Kopf und lauschte, seine Bernsteinaugen fest auf Neel.
Lethia war diese Bewegung und das leise Geräusch nicht verborgen geblieben.
Ein Gefühl der Erleichterung flutet sie und es kam ihr vor, als sei eine zentnerschwere Last der Schuld mit diesem kleinen Laut verschwunden.
Sie zögerte nicht lange und griff nach dem Wasserschlauch, um sich damit neben ihre liebgewonnenene Gefährtin nieder zu lassen.
Ihre Knie landeten hart auf dem Stein, das Raubtier hatte sofort Platz gemacht und sie zog den wuscheligen Kinderkopf mit dem weißen Schädel auf ihre Beine.
Sanft Stich sie eine Strähne bei Seite, die Augen voller Dankbarkeit in dem kleinen Gesicht vergraben, ein zuversichtliches Lächeln in ihren exotischen Zügen.
"Hier," hauchte Lethia freundlich, bevor sie ihr den Wasserschlauch an die spröden Lippen führte.
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