Kapitel 66
An diesem Abend saßen die neu vom Schicksal zusammen gefügten Gefährten noch lange in der Taverne zusammen.
Bjarki hatte sich schnell an Su-Su gewöhnt, was sollte er sich fürchten vor einem Geist der in einem Schädel wohnte?
Eigentlich fand er es sogar sehr interessant und auch ein wenig amüsant.
So saßen die erneut an dem reichlich gedeckten Tisch, jedoch war die Stimmung nicht so ausgelassen wie am Vortag.
Der Hüne trank viel Met um das flaue Gefühl zu unterdrücken das sich in seinen Magen eingenistet zu haben schien.
Das auffordernde Lied des Berges, das ihn in seiner Entscheidung zu bleiben bestärkt hatte, machte Bjarki unerklärlicher weise wütend.
"Schicksal, Bestimmungen. Drauf geschissen! Bei Orodins schrumpeligen Sack! Was will dieses verfluchte Schicksal denn noch von mir?", fragte er sich selbst bitter.
Es schien seinen beiden Damen aber nicht anders zu ergehen.
Neel, war ein wenig mutlos und verwirrt, was nicht wunderte und auch Lethia schien niedergeschlagen, der sonst lächelnde Mund ernst und nachdenklich, die schönen Augen trüb vor Sorge.
So saßen sie und besprachen, was die alte Hekate ihnen eröffnet hatte.
Nach langen analysieren, diskutieren und rätseln, erlangten sie die Erkenntnis das keiner etwas verstanden hatte was ihnen helfen würde, beschlossen jedoch gemeinsam sich darauf einzulassen. Jeder aus seinen eigenen Gründen...
Die Nacht war wenig ergiebig gewesen und Lethia hatte nicht den nötigen Schlaf bekommen, um den Tag gut zu beginnen.
Sorge und Unruhe wehte um ihr Herz, wie der kalte Nordwind um das raue Gebirge und machten es immer schwerer.
Eine Last, kaum zu ertragen für ein freies Vagabundendenleben wie sie es immer gerne geführt hatte.
Jetzt stand sie vor der Taverne, frostiger Nebel auf der Haut, voller Zweifel und doch bereit ihr Schicksal zu erfüllen.
Lethia sog die kühle, feuchte Luft ein, ihre rechte Hand, mit einem kleinen Tuch versorgt, in Maliks warmen Fell vergraben.
Die kleine Gruppe Zwergensöldner unterhielt sich wirr in ihrem Dialekt, als Beryllo zu ihnen Durchdrang.
Er hatte die Rüstung ihrer ersten Begegnung an und lächelte Lethia freundlich zu, bevor er zu Bjarki heran trat.
"Zeid ihr bereit?", fragte er und seine Stimme verriet Abenteuerlust und Aufbruchstimmung.
Der Hüne warf seinen Gefährtinnen einen Blick zu, neu ausgerüstet mit warmer Kleidung und Stiefeln, Rucksäcken mit allem was man so brauchte, Proviant, decken Kochgeschirr.
Auch hatten die Damen Gürtel bekommen, mit einem Messer und Kletterhaken bestückt.
"Aye mein Freund es kann los gehen!", bestätigte er an diesem Morgen, mit mehr Zuversicht erfüllt. Was brachte es auch das Schicksal zu verfluchen und Trübsal zu blasen?
Der erste Teil ihrer Reise war einfach.
Gemeinsam, die vier Gefährten, Beryllo und eine Hand voll Zwergensöldner, nahmen den Aufzug durch die Wolken, den die kleine Gruppe schon bei der Anreise genommen hatte.
Die Stimmung unter den Bergleuten wahr ausgelassen als das Gefährt am oberen Rand der Klippe stoppte und sie bereits das morsche Holz verließen.
Lethia warf einen letzten Blick in die endlose Ferne, voller Sorge gegenüber der Zukunft.
Das Gold der Sonne schickte warme Strahlen auf die wenige freie Haut und wärmte dort wo der Nebel einen Schleier hinterlassen hatte.
Die grünen Augen der Steppenfrau wanderten zum Horizont, wo das Blau sich mit dem reinen weiß der Wolken paarte, ein Anblick so schön wie selten und doch erschwerte der Gedanke, die Sonne für lange Zeit nicht sehen zu können ihren Entschluss.
Neel hatte, wie es der Segen der Kindheit war, die Sorgen vorerst vergessen sie sprang zwischen den Zwergen umher.
"Gibt's in der Miene Edelsteine?", fragte sie Beryllo in seiner schimmernden Rüstung und der reibeisen Stimme.
"Oh ja kleinez dort gab ez Edelzteine zo groß wie dein Kopf!", berichtete der Hauptmann freundlich.
"Ja aber in den Mienen gibt'z nicht nur Kostbarkeiten!", fügte ein junger Wachmann hinzu, seine Rüstung war antrazitfarbend und mit silbern schimmernden Einlegearbeiten verziert.
Sein Bart strahlte wie Kupfer im kräftigen Sonnenschein und schelmisch zwinkerte er Beryllo zu.
"In den Mienen hauzen unzählige Kreaturen! Die zind klein und gräzzlich mit zpitzen zähen und zie verzpeizen am liebzten kleine Mädchen!", erzählte der Kupferbart.
Neel zog eine Schnute, fragend wanderte der Blick der hellgrauen Augen zwischen Beryllo und der Wache auf und ab, dann grinste sie breit, so das der spitze Zahn blitze.
"Ihr wollt mich verkackeiern! In den Mienen gibt's doch keine Mädchen darum wissen die Dinger auch nicht wie kleine Mädchen schmecken!", erklärte sie voller kindlicher Weisheit.
Die Männer lachten schallend, gaben sich dem Scharfsinn Neels geschlagen und auch Lethia schloss sich dem an, grinsend der Weite den Rücken zukehrend.
Gemeinsam legte sich die Dunkelheit des Tunnels wie eine dicke Decke über sie und geleitete die Gruppe ins Innere der Berge.
Hauptmann Beryllo kannte die unzähligen Löcher wie seine Hemdtasche und fand auch im spärlichen Licht der Laternen, die selbst die sonst so funkelnden Rüstungen nur bedingt zum Schimmern brachten, den richtigen Eingang.
"Sag mein Freund! Kann ich in euren Tunneln gehen? Oder muss ich den ganzen Weg kriechen?!", fragte Bjarki scherzend, doch insgeheim schwirrte ihm diese Frage schon lange im Kopf herum. Beryllos Gelächter hallte von den rauen Wänden wieder, als er antwortete.
"Daz izt eine berechtigte Frage guter Freund. Ich habe unz einen Weg rauzgezucht, wo auch du meizt Problemloz laufen können solltezt." Doch schon der erste Eingang war nur einen Spalt größer als der Hüne und ließ Zweifel zu, als Bjarki ihn betrat.
Der Weg wand sich nach einigen Mannslängen bereits steil hinab in die endlose Schwärze, womit auch die Laternen an den Wänden immer weniger wurden.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro