Kapitel 57
"Das war die Rache für den Bärenaffen", dachte er kindisch kichernd.
Neel sah empört Lethia an, dann rannte sie an Malik vorbei dem Hünen hinterher.
"Was hast du gesagt? Du stinkst auch du Bärenaffe!", rief sie halb wütend halb lachend Bjarki folgend.
Dieser grölte genauso herzlich und laut.
Neel beschloss ihn zu mögen.
Es dauerte bis Lethia und auch Malik das Bauwerk betreten hatten.
Es war niedrig gebaut und Bjarki hatte sich beim betreten der alten Gewölbe bücken müssen um sich nicht zu Stoßen, doch innen konnte er problemlos stehen.
Was von außen nur drei Armlängen aus dem Fels ragte, schien unendlich weit ins Innere des Berges zu führen.
Ein Kronleuchter aus Kristallen, in dessen Mitte eine kleine Gasflamme brannte, verbreitete das wenige Licht gekonnt im Raum, ließ es wie Sterne über Wände, Möbel und das Gesicht der freundlich wirkenden Frau hinter dem Tresen wandern.
Das Zimmer hatte zur Linken gleich die Bar, Flaschen, Gläser und alles was eine Schenke so brauchte, zur Rechten steinerne, graue Tische durch die sich bunte Adern zogen und winzig wirkende Schemel aus selbigen.
"Hallo Bjarki!", rief die heitere Stimme völlig Akzentfrei in den sonst leeren Raum während sie das Kristallglas polierte.
"Heute mit Gästen.", fragte sie ohne bei ihrer Arbeit inne zu halten und ihre grünen Augen schimmerten freundlich in den tausenden Sternen des Leuchters.
"Ja meine Liebe!", lachte Bjarki, leichtfüßig Schritt er zu der Frau und lehnte sich zu ihr an den Tresen.
Charmant lächelnd blickte er auf die kleine Frau hinab die ihm gerade mal bis über den Bauchnabel reichte.
"Und Liebes hast du Zimmer für uns? Und ein Bad wäre auch fabelhaft.", sprach der Mann ruhig, die Bassstimme hallte leicht in der Taverne wieder.
Die Dame kicherte wie ein kleines Mädchen. "Ja ja doch! für dich doch immer und für deine Freunde auch!" Sie blickte an Bjarki vorbei. "Das Tier auch?", fragte sie verdutzt.
"Das Tier auch!", bestätigte der große Mann.
Geschwind lief die Frau um den Tresen herum und ging vor Neel in die Knie. "Na kleine ich werde euch auch Kleidung besorgen! Bjarki deine Wäsche vom letzten mal ist schon gewaschen... Na Süße! Wie alt bist du denn?", fragte sie freundlich.
Neel trat peinlich berührt von einem Fuß auf den anderen. "Naja das weiß ich nicht genau, ich hab einen Schlag auf den Kopf bekommen und alles vergessen...", murmelte sie.
Die Frau sah erschrocken zu Lethia und dann zum Kind zurück, dann richtete sie sich auf.
"Etwa fünf Winter würde ich sagen... " dabei hob sie Neels linken Arm in die Höhe um anscheinend Maß für die Kleidung zu nehmen.
“Wenn du wüsstest!„, dachte das Mädchen bitter die vielen Jahre der Gefangenschaft im Hinterkopf.
"Egal also los. Hier drüben die Treppe runter geht es zu unserem Bad.
Es ist herrlich! Es wird von einer heißen Quelle gespeist! Ihr geht jetzt runter euer haariger Freund wartet hier bei mir... Ich bringe euch frische Kleidung und wenn ihr fertig seid gibt's was zu essen. Hopp Hopp!", dirigierte die Wirtin mit befehlsgewohnter Stimme.
Das Bad war riesig und von außen hätte man so einen Ort hier niemals vermutet.
Eben noch hatten sie Malik an der Feuerstelle zurückgelassen und waren den steilen, engen Treppen hinab in die Tiefe des Berges gefolgt als sich ihnen hinter der nächsten Ecke ein einmaliger Blick auf die weite Landschaft aus Wasser und Dampf bot.
Sofort schlug ihnen der Geruch frischer Kräuter in die Nase und die Steppenfrau sog den beruhigenden Duft zusammen mit der Wärme ein.
Das eine, bestimmt drei Mann breite Becken, wurde von dem klaren Wasserfall gespeist, welcher aus der Polierten, schwarzen Steinwand entsprang und sich über mehrere kleine Ebenen bis ins Badebecken ergoss.
Derselbe edle Leuchter, mittels Gas betriebener Flamme, schickte Millionen kleiner Diamanten über den bearbeiteten Stein, immer wieder wie Sterne funkelnd und sich im Wasser spiegelnd.
Die Lichtpunkte, welche sich in das warme Nass verirrten, warfen weiße Wellen zurück an die Wände, ein Schattenspiel aus Helligkeit und Wasser, welches eine Landschaft aus reiner Phantasie zauberte.
Lethias Herz schlug in einem beruhigenden Takt und das erste Mal seit vielen Tagen verspürte sie das Gefühl von Frieden.
"Ohh wie schön!", jauchzte Neel begeistert, das fantastische Farbenspiel betrachtend.
Der angenehme Duft umspielte ihre Nase.
Neben dem Hauptbecken standen viele kleine Bänke aus schwarzen Stein auf denen die Wasserruflektionen tanzten.
Waschzuber, Bürsten und Seifen auch frische Handtücher lagen bereit.
"So was habe ich noch nie gesehen! Bis jetzt musste ich immer in einer Waschwanne baden aber das hier!" Neel freute sich, nahm Lethia an die Hand und zog sie zu den kleinen Separee in dem man sich umziehen konnte.
Der raue, nasse Stoff lag schwer auf ihrer Haut, als die schlanke Frau sich ihres dünnen Mantels entledigte.
Zum Vorschein kam das Oberteil, schulterfrei und wenig wärmend, welches sie in Mittelfels gekauft hatte zusammen mit einer braunen Hose, kaputt durch den Sturz und voller Dreck.
Auch die Blutflecken der grausamen Nacht, hatten die beiden, trotz mehrerer Waschversuche nicht ganz herausbekommen.
Lethias Mantel landete mit einem klatschenden Geräusch auf dem warmen Stein, als ihre Finger bereits nach dem Oberteil griffen um es über den Kopf zu streifen.
Der Stoff war durch die Strapazen bereits rau geworden und scheuerte unsanft über die empfindlichen Kurven, auch die Beinbekleidung war nicht weniger unangenehm, doch sie hatte die Flecken und den Bluterguss gut verdeckt, welche erst jetzt zum Vorschein kamen.
Schnell schlüpfte sie aus den Schuhen, nackt bis auf ihre Unterhose, weiß mit Rüschen, und dem Tattoo im Gesicht stand sie vor Neel, das zufriedene Lächeln auf den Lippen.
"Komm", forderte sie das Kind auf, ein zufriedener Ausdruck in ihrem Gesicht, ihre Brüste verdeckend, indem sie die Arme über kreuzte, bevor sie in den Baderaum zurück trat.
Auch Neel die sich sehr auf das Bad freute, auf die Wärme und das Gefühl sauber zu sein, hatte sich schnell ihrer seit Mittelfels sehr in Mitleidenschaft gezogene Kleidung entledigt.
Wenn auch mit leichten Schwierigkeiten, das Hemd über ihren und Su- Sus Schädel zu ziehen.
Die schlammfarbene Hose war abgewetzt, fleckig, und an einigen Stellen eingerissen, auch das grüne baumwollene Hemd war in keinem bessern Zustand.
Schnell landete auch die kleine Unterhose aus weißem Leinen auf dem Kleiderhaufen.
"Ja los! Und keine Angst Lethia ich hab schon Brüste und nackige Erwachsene gesehen...
Im Sumpf ist es oft heiß! Da haben wir nicht mehr an als Lendenschutze und dünne Kleidung aus Seide oder so!", lachte das Mädchen frech und wand Lethia den Rücken zu um voraus zum Bad zu gehen.
Lethia hatte kein Problem damit ihre Weiblichkeit zu präsentieren schon gar nicht vor dem Kind, doch sie wusste von ihren vielen Reisen, das es in manchen Kulturen unhöflich war, sich vor einem anderen Mann völlig zu entblößen, besonders wenn man ihn kaum kannte.
Die Geste galt also Bjarki, der mit ihnen runter gekommen war und da es nur ein Becken gab, also auch er hier Baden musste...
Doch die Gedanken wurden von Mitleid überschwemmt, als die junge Frau den erstellen Rücken sah.
Zum ersten Mal entdeckte sie das über den schmalen Kinderrücken, quer eine breite, silberne, Narbe die bronzefarbene Haut verunstaltete.
Was musste das Kind schon alles ertragen haben, fragte sie sich während ihr Herz immer sicherer wurde die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
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