Kapitel 31
Langsam senkte sich das Magenta der untergehenden Sonne über die Zelte des Steppenvolkes.
Eine frische Brise wehte durch die engen Gassen zwischen den Bauten und spielte mit allem auf seinem Weg.
Zeltplanen rauchten, Windspiele ließen leise ihre Melodie erklingen, von der Weide hörte man gelegentlich Ziegen Gemecker.
In dem Licht der Dämmerung wirkte alles friedlich und auch ein wenig schläfrig.
Dorfoma hatte bereits Felle ausgelegt und den Beiden einen schönen Platz bereitet.
Neel machte es sich bequem die Felle fühlen sich gut an, es war angenehm warm der Sommer stand vor der Tür, die Nächte wurden lau.
"Erzählt ihr mir noch eine Geschichte? Eure Legenden sind schön! Bei uns geht es meistens um Opfer und Tod und Flüche..." Neel sah auffordernd die beiden Frauen an in der Hoffnung sie würden auf die Bitte eingehen. Sie klimperte mit ihren dichten schwarzen Wimpern und lies ein keckes Lächeln über ihr Gesicht huschen.
"Oh ja", freute sich auch Lethia über eine Geschichte aus ihrer Kindheit.
"Erzähle uns von dem Versprechen!", bat sie und erinnerte sich mit Freude an ihre Lieblings-Geschichte.
Dorfoma nickte und begann zu erzählen, während sie in dem Himmel sah, der Mond war aufgegangen der Himmel war in ein Gemisch von nachtschwarz, königsblau und am Rande des Horizont stahlgrau.
"Yehuna, die Mutter aller Götter, war es die die die Menschen schuf als sie selbst noch auf Erden wandelte.", begann Dorfoma ganz im Licht das Mond vertieft, ihre Stimme war warm und ruhig, sie hatte das Talent ihre Hörer in ihre Erzählungen eintauchen zu lassen.
Neel fühlte sich plötzlich überaus wohl und behaglich, sie freute darauf die Legende zu hören.
"Sie hatte von ihrer Heimat, der Sternenwelt, gesehen wie der Planet wuchs und gedieh und lange geschaut wie wundervoll er war, bevor sie beschloss Ihn näher zu erkunden.
Yehuna war die schönste alle Götter am Lichtmeer und ihr Leuchten erhellte alles um sie herum. Wie sie da stand, das wogende Gras der Steppe zwischen ihren Lenden, den rauschenden Wind in ihren sonst tauben Ohren, so fragte sie sich, warum es keinen gab der diese Schönheit des Planeten zu schätzen wusste. Trauer befiel ihr Herz.
Eines Tages tauchte Sin auf, ihr erster Sohn.
Sein Markantes Gesicht wurde durch Yehunas Licht erfüllt, als er an sie heran trat.
Wortlos genoss er den endlos schönen Anblick ihrer Kurven, der sich ihm bot, bis der Mond hinter dem Horizont versank.
Dann schlug er der Muttergöttin vor, er könne ihre Trauer lindern.
Yehuna blickte empor in sein Gesicht, nie würde er lügen, nie sie hintergehen.
Sin trat dem Leuchten entgegen, seine Finger umfassten ihre und sein Herz rannte los.
An diesem Tag vereinigten sie sich, obwohl Sin ihr Sohn war.
Doch das versprechen ihren Schmerz zu lindern, hatte Yehuna alles vergessen lassen und bald darauf wuchs in ihr neues Leben.
Etliche Gezeiten trug sie die Schöpfung unter ihrem Herzen, bis sie unter nie gekannten Qualen, das Leben gebar.
Doch aus der verbotenen Vereinigung konnte keiner Ihres gleichen entstehen und so atmete der erste Mensch die Luft diese Planeten, spürte die Sonne auf seiner Haut und hörte den Wind im Steppengras.
Gaja war Geboren.
Doch anders als ihre Mutter, war sie unvollkommen und empfand Angst und Hass, Schmerz, Hunger, Durst.
Auch blieb Gaja der Weg zum Sternenmeer versagt, sie würde nie die Sterne erreichen.
Zu sehen wie ihre Tochter litt, welche Nöte sie ertrug, brach Yehuna das Herz.
In einer regnerischen Nacht stand sie am Rande der Steppe, das Wasser minderte ihr Leuchten und flehte zu Sin.
Als ihr Sohn auftauchte, erkannte er wie verzweifelt seine Mutter war und welche Last er ihr bereitete hatte.
Wortlos flehte seine Mutter, er möge ihr noch ein unvollkommenes Leben schenken, damit aus zwei unvollkommen ein vollkommenes erwachsen möge.
Sin willigte ein und der Regen war ihr einziger Zeuge in dieser Nacht.
Als Yehuna nun das zweite Leben unter ihrem Herzen trug, musste sie erkennen wie verletzlich und schwach ihre Tochter war.
Regen ließ sie frieren, Sonne verbrannte ihr Antlitz, die Nacht bereitete ihr Angst, der Tag ihr Sorge. Also beschoss ihre Mutter, ihr zu helfen.
Sie baute ein Zelt, erschuf Feuer und schenkte ihr eine Nahrungsquelle.
Schon bald wurde Aeos geboren, genauso schwach und unvollkommen.
Doch Gaja liebte ihren Bruder vom ersten Tage an.
Etliche Jahre zogen ins Land und die Geschwister würdigten den Anblick der Welt, so wie es Yehuna in jener Nacht gewollt hatte.
Eines Nachts als Gaja schlief, wurde das Verlangen in Aeos unerträglich.
Er sah auf die makellose Haut, beschienen vom fahlen Mondlicht und sehnte sich nach ihrer Nähe. Auch Gaja verzehrter sich danach ihren Bruder in sich zu spüren, zwei Einzelne zu einem Ganzen zu vereinen.
Als der Morgen herein brach, hatte Gaja die Frucht seiner Lenden bereits empfangen.
Große Angst quälte ihre Seele, Angst, ihr ungeborenes müsse noch mehr Leid ertragen als sie selbst. Doch Yehuna hatte bereits lange gesehen, wie innig die Blicke der Liebe und Leidenschaft sich zugetragen hatten und versprach ihrer Tochter, aus jedem Leid, jedem Schmerz, jeder Qual die ihre Kinder treffen Möge, würde sie Freude, Zuversicht und Glück erwachsen lassen.
Nie werde eines von Gajas Kinder im Ungleichgewicht sterben, zwischen Licht und Schatten Sterben, jeder solle so viel Gutes erfahren, wie es Schlechtes ertragen müsse.
Dies versprach Yehuna ihrer Tochter und noch heute hält sie ihr Versprechen."
Dorfoma sah in ihr düsteres Zelt, leise atmend war Neel auf den Schoß ihrer Gefährtin eingeschlafen.
Sanft streichelte Lethia das grüne wellige Haar, während ihr Herz sich in die Worte des Versprechens träumte.
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