Kapitel 3
„Hmm das ist schön..." Warme Dunkelheit umgab Neel wohlig, für immer wollte sie hier bleiben und weiter treiben, nichts denken und nichts spüren. Doch dies war ihr nicht vergönnt, langsam trieb sie hinauf in das Bewusstsein zurück.
Das Kind erwachte stetig und wünschte sich sofort wieder in den Schlaf zurück.
Ihr ganzer Körper schmerzte, sogar an Stellen, von denen das Mädchen nicht einmal wusste, dass es dort weh tun konnte.
Es roch seltsam an diesen Ort, für jemand der im Sumpf aufgewachsen war, war Neel der Geruch von Wasser und Schlamm nicht unbekannt. Auch Blut hatte sie oft genug gerochen, doch da war noch etwas in der Luft, ein strenger Geruch nach... nassem Tier?
Langsam öffnete sie die Augen, was gar nicht so leicht war, ihre Lieder fühlten sich Zentner schwer an.
Langsam wurde sie sich ihrer Umgebung bewusst.
Sie lag auf dem Boden, eine alte Decke über sich gebreitet, hinter ihr lag ein warmer Körper, der den Arm um sie gelegt hatte und leise atmete.
Mondlicht schien in den schlammigen Raum. „Eine Höhle?", dachte sie.
Vor Neel lag etwas haariges, im Licht der Dämmerung schimmerte das Fell rostrot und silbern.
Das große etwas atmete und verströmte den starken Geruch nach Ammoniak.
„Wo bin ich?", hauchte das Kind völlig verwirrt.
Langsam wand Neel sich zu den Menschen um, der sie im Arm hielt.
Sie konnte nicht viel im Zwielicht erkennen, außer dass es eine junge Frau war, mit kurzem, schwarzen Haar, das ihr wild und schmutzig, in alle Richtungen, vom Kopf abstand.
Das brachte das Mädchen zum Schmunzeln, sah ihr Haar meist nicht anders aus.
Dann bemerkte sie das getrocknete Blut im Gesicht der Frau. „Oh!" Machte Neel erschrocken und richtete sich ganz langsam auf, um die Frau nicht zu wecken. Sie schlief fest, friedlich und sah erschöpft aus.
„Sie hat uns gerettet!", hauchte die wohl bekannte heisere Mädchen stimme Neel zu.
„Still Su-Su! Du weckst sie auf!", zischte Neel zurück.
Unwillkürlich hob das haarige Geschöpf sein großes Haupt und blickte das Kind mit goldschimmernden Augen wachsam an, langsam hob es die Leftzen und knurrte ganz leise.
Neel hatte noch nie eine lebendige Hyäne gesehen, kannte aber ihre Schädel und Angst hatte sie keine, obwohl dies sehr angebracht schien.
Furchtlos packte sie das große Tier an der Schnauze und zog sanft die Leftzen wieder über die rasierklingenscharfen Zähne, mit denen die Hyäne, die Kinderarme, leichtfertig hätte abbeißen können.
"Ruhig! Weck sie nicht auf, sie ist müde! Ich werde ihr nichts tun, versprochen! Sonst kannst du mich auffressen", lispelte sie ganz leise dem mächtigen Tier zu.
Dieses sah sie mit einem Blick, der völlige Empörung auszudrücken schien an, blieb aber ruhig...vorerst.
Das Mädchen zitterte vor Schmerzen, konnte aber nicht sagen was am meisten weh tat.
"Bluten wir?", fragte sie.
"Ja an der Schläfe und am Rücken, die Kraft ging aus und wir sind gestürzt." Su-Su konnte sich nicht beherrschen und kicherte irre.
"Still!", fauchte Neel scharf.
Malik verfolgte das Geschehen irritiert, wobei sein gestäubter Fell verriet, dass ihm ganz offensichtlich die Stimme aus dem Schädel nicht sehr behagte.
Das Kind strich der Frau sanft das wirre Haar aus dem Gesicht und legte eine große Platzwunde auf der Stirn frei.
Das Kinn erhoben, nickte sie entschlossen und verkündete: "Ich werde sie heilen!"
Als die kleine Sumpfbewohnerin sich anschickte zu beginnen wurde sie von Su-Su's irren Lachen unterbrochen" Hahah! Wäre es nicht lustig wenn sie aus dem Schlaf schreckt und uns angreift? Dann müsste ich sie töten!!!"
Auf diese Stimme reagierte die Hyäne sofort mit einem dunklen einschüchternden Knurren, so als hätte er jedes Wort verstanden.
Das Kind zuckte erschrocken zusammen, was ihr Kopf augenblicklich mit einem schmerzhaften Pochen quittierte "Es tut mir Leid Hyjäääne, es wird niemand getötet. Su-Su ist einfach blöd! Aber vielleicht solltest du deine Freundin doch aufwecken!"
Malik erhob seinen schweren Körper und Mondlicht flutete das Geschehen.
Stöhnend bewegte sich auch Lethia im Schlaf, als kalte Nachtluft sie umschloss. Das Raubtier schüttelte sich Dreck und Erde aus dem Pelz, nur um sich dann provokativ neben den Eingang zu setzen. Sein wuchtiger Kopf gen Himmel, fing er an merkwürdig Geräusche von sich zu geben.
Es klang nach einem bellenden, Gekicher, ein Laut, welchen Neel in ihrem Leben noch nie vernommen hatte.
Das Geräusch verursachte einen gellenden Schmerz in Lethias Schläfen und stöhnend öffnete sie die Augen. Noch bevor sie ihre heisere Stimme zur einer meckernden Beschwerde bewegen konnte, packte ein eisige Angst ihr Innerstes.
Schlagartig wurde sich der Situation bewusst und ihre Augen prüften die Umgebung. Das Kind war erwacht, große Pupillen blickten sie, aus dem Dämmerlicht der Höhle an.
"Hübsch... „ war das erste was dem Kind durch den Kopf ging, als sie in das Gesicht der jungen Frau sah.
Sie hatte grüne Augen und feine Gesichtszüge, ihr Mund schien gern zu lächeln, auch wenn die Lippen jetzt angespannt zusammen gepresst waren.
Unterhalb ihres linken Auges wand sich ein grünes Tattoo über die leicht gebräunte Haut
"Hallo!„, sagte Neel einfach.
Die Frau erzwang sich ein schmerzliches Lächeln ab " Hallo... „, erwiderte sie leise. Sie sah müde aus und ein wenig verstört. Das Mädchen erblickte die Platzwunde, aus welcher immer noch Blut sickerte, sie deutete drauf. " Tut es sehr weh? „
Lethia folgte den kleinen Fingern mit ihrem Blick und berührte sich leicht an der Verletzung, sie zischte auf, antwortete aber freundlich. "Halb so wild."
Das sonderbare Kind fasste sich an ihre Schläfe, Blut hatte das Haar verklebt, sie kratzte an der Schürfwunde bis ihre Finger nass waren vom frischen Blut.
Dann spuckte sie in die andere Hand, die junge Frau beobachtet das Kind neugierig " Was tust du da? „, fragte die Ältere belustigt und sogar Malik verfolgte das Geschehen mit misstrauischem Blick.
Neel grinste breit und antwortete " Ich mach es wieder heil! „ Dann legte sie, noch bevor die Frau reagieren konnte, ihre kleinen klebrigen Hände auf die Wunde.
Angeekelt zuckte die Frau zurück und verzog das Gesicht, was ihren tierischer Begleiter ein missbilligendes Schnauben, vom Höhleneingang, entlockte.
Dann wurde es der jungen Frau doch zu viel, etwas rabiat schob sie das Mädchen von sich und fasste sich angewidert an die Stirn, um den Speichel auf ihrer Haut zu entfernen.
Augenblicklich wich ihr Gesichtsausdruck völliger Überraschung. Die klaffende Wunde hatte sich geschlossen, nur noch eine zart rosa Linie war zu sehen.
Neel kicherte und grinste zufrieden, sodass ihr spitzer Eckzahn im Mondschein aufblitzte. " Jetzt ist es wieder gut„ Sie strahlte die verdutzte Frau an, dann reichte sie ihr die kleine, mit Blut und Speichel verschmierte, Hand. "Ich bin Neel! Und wer bist du?„
Im ersten Augenblick war die junge Frau verwundert über das seltsame Kind.
Sie hatte hat schon viele Orte bereist und eine Menge Magie und Wunder gesehen, aber dsas ein Mensch mit solch einer ungewöhnlichen Art heilen könnte, war auch ihr neu.
Lächelnd nahm sie die Hand, ganz ohne Ekel und stellte sich vor. "Ich heiße Lethia und komme aus Shahabiku. Ich bin eine Bewohnerin des Steppenvolkes und ein glücklicher Vagabund."
Ihr Blick bedeutete zum Höhleneingang. "Und das ist Malik, er stinkt uns sabbert, ist aber der zuverlässigste Freund auf Erden." Wieder erschallte geltendes Raubtiergelächter. "Dankeschön dafür," sie deutete auf ihre Stirn und lächelte freundlich "Wir sollten uns trotzdem bis Sonnenaufgang ausruhen" Unweigerlich dachte sie an ihren Verfolger und ihr Magen verkrampfte sich.
Ihr Ausdruck wurde jedoch schnell wieder sanft, als ihr klar wurde, dass sie ein hilfloses Kind vor sich hatte, mit Schrammen und Kratzern übersät.
Und doch hatte die fremde Gestalt ihre Wunde verschlossen, anstatt der eigenen.
Vorsichtig rückte sie zur Höhlenwand und lehnte ihren Rücken dagegen. Immer noch griffen die Müdigkeit und Erschöpfung nach ihren Lidern. Nicht fähig weitere Kraft auf zu wenden, zog die Machtlosigkeit sie wieder in die Traumwelt und auch Neel war schrecklich müde. Da sie überhaupt nicht wusste, wo sie war und was sie tun sollte, kroch sie näher an die große Hyäne, die weiterhin wachsam den Eingang ihres Verstecks beäugte. "Na Malik, ich bin Neel. Du passt gut auf den Eingang auf? „
Das große Tier blickte sanft auf sie herab, gleichzeitig lies er ein leises Kichern verlauten.
Das seltsame Geräusch verwirrte Neel kurz, dann Lachte auch sie. "Das ist ja prima, dass du uns verstehst und sogar antwortest !„, kicherte sie und patschte mit ihrer kleinen Hand Maliks Flanke. Da dies die Hyäne nicht zu stören schien, fragte sie nun wieder leise, um Lethia nicht zu wecken "Darf ich mich zu dir legen? Lethia hat sich in die Decke gerollt und ich möchte sie nicht wecken.... „ Wieder wurde das Kind von bernsteinfarbenen Augen gemustert, doch dann schnaubte Malik zustimmend und Neel kuschelte sich an die Hyäne.
Das Tier war schön warm und sie konnte den kräftigen Herzschlag hören. Malik richtete seinen aufmerksamen Blick wieder nach draußen, das kleine Mädchen war schon fest eingeschlafen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro