Kapitel 29
Lethia liefen heiße Tränen über die Wangen, lautlos versickerten sie im Staub.
"Es tut mir Leid Mama...", wimmerte sie und war sich sicher, dass sie nie hätte weggehen dürfen. "Bitte lass es mich wieder gut machen ... ", flehte sie.
"Jetzt ist aber genug! Aufhören! Du brauchst nicht traurig sein Lethia!
Wärst du hier geblieben, wäre ich im Sumpf gestorben! Und Lethias Mama schäme dich!!! Das du so grausam bist!", schimpfte das Kind und redete sich in rage.
Sie verabscheute das ... Dieses verhalten. Neel war außer Atem und aufgesprungen, sie konnte gerade so in dem niedrigen Raum stehen.
Wütend sah sie auf die alte Frau herab, ihre grauen Augen blitzen wie Eis.
"Wie kannst du es wagen!?", fauchte sie das Kind an.
"Kleine dreckige Göre!" Sie holte zur Ohrfeige aus, eine Geste die Lethia oft genug gesehen und gespürt hatte.
Wie in Zeitlupe zog sie Neel bei Seite und die Hand der Alten landete im Leeren.
Das Kind, in den Armen der jungen Frau, blieb vom körperlichen Zorn verschont, doch Lethia bekam fast keine Luft mehr.
Das ihre Mutter sie verabscheute, sie verstieß, war ihr nichts Neues, doch ein unschuldiges Kind schlagen zu wollen, war auch für Lethias Gutmütigkeit zu viel.
Sie hatte sich in ihre Gefährtin verliebt und würde nicht zulassen, dass ihr Jemand weh tat, auch nicht ihre eigene Mutter.
Schnell schubste sie Neel aus dem Zelt und kroch hinterher ihr ins Freie.
Ohne auf eine Reaktion zu warten, Pakte sie die Kinderhand und lief los.
Neel war perplex, sie hatte sich immer eine Mutter gewünscht, doch nach dieser Szene war sie sich nicht mehr sicher ob Mütter immer etwas gutes waren....
Sie war immer noch wütend und zitterte, sie hatte die Fäuste so fest geballt das die Knöchel weiß hervor traten.
Das Mädchen stolperte aber Lethia still hinterher, sie brauchten Beide einen Moment um sich zu beruhigen und die Fassung wieder zu gewinnen.
Nach dem sie eine geraume Zeit still gelaufen waren, heiße Tränen aus Wut und Trauer liefen dabei unaufhaltsam ihrer großen Gefährtin über das Gesicht, blieben sie unvermittelt stehen.
Lethias Beine hatten sie wie in Kindertagen an das Alte, verwitterte Zelt getragen, welches ihr so vertraut war.
Eine kleine verhunzelte Frau mit kieselgrauen Haar, viele Jahrzehnte Älter als ihre Mutter und doch irgendwie lebendiger wirkend, saß unter dem Vordach.
Sie hatte ihre brauen Augen auf die Beiden gerichtet, als Einzige in diesem großen Zeltdorf, ein willkommenes Lächeln auf den Lippen.
Sie nickte bestätigend und Lethia kam näher, Neel immer noch an der Hand.
Vor dem Eingang gab die größere Gefährtin die Kinderhand frei und ließ sich nieder.
Die Fremde griff darauf hin Wortlos nach der zitternden Hand Lethias, bevor sie lächelnd zu Neel auf sah. "Komm, setze dich, hab keine Angst."
"Ich hab keine Angst!", erwiderte Neel trotzig und ließ sich neben Lethia auf dem Boden fallen.
Sie ließ die Oma nicht aus den Augen, wollte nicht das Jemand Lethia nochmal zum weinen brachte.
Die Oma nickte verständnisvoll, es schien ihr zu gefallen, das die Kleine stark war.
Dann wand sie sich Lethia zu.
"Du bist so wunderschön geworden!", sagte sie dann herzlich, es schien auch ein hauch Stolz in ihrer Stimme mitzuschwingen.
Doch selbst wenn Lethia die perfekte Figur für ihr Volk vorzuweisen hatte, mit dem Schlanken Gliedmaßen, dem Gebärfreudigen Becken und traumhaften Augen, so schienen die Worte der Alten dennoch grotesk in Anbetracht der angewiderten Blicke um sie herum.
"Dorfoma...?", begann sie unsicher.
Innerlich fragte sie sich ob Oma verstehen würde, ob Oma ihr sagen könnte ob es ihre Schuld war, das ihre Mutter so litt und wie sie diese Schuld sühnen könnte.
Doch sie wollte die Alte nicht damit belästigen und für Neel eine starke Freundin sein, also begann sie nach kurzem Zögern, mit der Frage, weswegen sie überhaupt hier waren.
"... wir haben eine Laute", dabei versuchte sie ihre Stimme überzeugend wirken zu lassen und griff über die Schulter nach dem Instrument.
Das Objekt schimmerte edel, fast mystisch, als Lethia sie mit schlanken Fingern der alten Frau entgegen streckte, doch Dorfoma ignorierte das Instrument und nahm stattdessen den eine Tonkanne von der Feuerstelle.
Erst jetzt fiel auf, dass bereits drei Tassen aus dunkelroten Ton vor ihr standen, so als hätte sie auf ihre Gäste gewartet.
"Ihr seid Beide etwas besonderes, hört ihr", begann sie so, als wüsste sie mehr als alle Anderen. "Euer Schicksal ist größer als je einer von denen begreifen könnte." Sie machte mit ihrer faltigen Hand eine abfällige Geste, die neugierigen Nachbarn wanden die Blicke ab.
Dorfoma schenkte ihnen ein, das Gebräu dampfte verführerisch und Lethia hätte der Alten nur zu gerne geglaubt. "Die Laute beweist das", bekräftigte Dorfoma, ein verschmitztes Lächeln auf den faltigen Gesicht.
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