Kapitel 18
Lethias Schlaf war unruhig gewesen, doch die ersten Strahlen der Sonne wärmten ihre kühle Haut. Sie öffnete ihre Augen, dem hellen Tag entgegen und schaute sich um.
Malik schlief fest, den lädierten Fuß ausgestreckt, atmete er gleichmäßig und auch Neel lag noch mit geschlossenen Augen an der Stelle, wo Lethia sie am Abend zuvor hingelegt hatte.
Das Feuer war aus und ein leises Rauschen in den Baumkronen drang beruhigend zu ihr herüber. Ganz vorsichtig legte sie das Kind auf die Erde, immer noch in die Decke gehüllt, um es nicht zu wecken und rappelte sich auf. Es dauerte, bis ihr sonst so empfindlicher Begleiter, seinen Kopf hob um nach dem Rechten zu sehen. Der Vortag hatte auch bei ihm Spuren hinterlassen.
Die junge Frau kramte nach dem Beutel mit Nahrung und den Wasserflaschen, wobei sie unweigerlich auf die neue Laute stieß.
Lächelnd löste sie auch diese vom Gurt und schwer bepackt setzte sie sich an einen Baum, etwas entfernt, um das Kind nicht zu stören.
Nach dem mageren Frühstück, begann sie das Instrument zu stimmen.
Millionen Sterne schienen auf Neel herab, es war eine schwüle Nacht im Sumpf, sie saß am Ufer eines Sees, die nackten Zehen im Sand vergraben, das Wasser war ruhig.
Die spiegelglatte Oberfläche reflektierte das Firmament, es war Neel als würde sie am Ende der Welt sitzen, vor sich nichts als unendlich viele Sterne.
Hinter ihr raschelte es und ein junger Mann trat ins Sternenlicht, ein großer Fuchsschädel saß auf seinen Kopf, dichte schwarze Locken umrahmten sein lächelndes Gesicht.
Er schaute mit sanften Blick auf Neel. „Ach... Neel, ich liebe dich.", sagte er mit warmer Stimme.
Das Mädchen schreckte aus ihrem Schlaf, ihr Kopf pochte schmerzhaft.
Neel bedeckte ihr Gesicht mit den kleinen Händen. „Was war das?", murmelte sie.
Das war nicht einfach nur ein Traum gewesen, das war eine ... Erinnerung!
Aber das konnte auch nicht stimmen, in dem Traum eben war sie erwachsen gewesen!
Neel schüttelte sich wie ein Hund, um die verwirrenden Gedanken loszuwerden.
Sie sah sich um, sie befanden sich in einem kleinen schattigen Hain, Malik lag nicht weit von ihr ausgestreckt auf dem Boden und Lethia saß an einem Baum gelehnt und zupfte an einem Instrument.
Das Kind lächelte erleichtert, sie hatten es tatsächlich geschafft zu fliehen!
Sie stand auf und augenblicklich meldete sich ihr leerer Magen, also stolperte sie zu Lethia, diese sah sie mit strahlenden, aber auch müden, grünen Augen an.
„Morgen, hast du Hunger?", fragte sie und hielt ihr etwas von dem Proviant entgegen.
Neel ließ sich neben ihr in Gras fallen und aß gierig, während Lethia ihr Instrument fertig stimmte. Neel hatte wirklich großen Hunger und verschlang das Essen förmlich, doch dann kamen die Erinnerungen an den vorherigen Tag, plötzlich was das Essen in ihrem Mund geschmacklos.
Das Kind schluckte schwer, dann sah sie ihre Gefährtin schuldbewusst an.
„Lethia es tut mir leid ich..." wieder einmal verfiel das Kind in ihr aufgeregtes Lispeln.
„Ich wusste wirklich nicht, dass sie mich suchen! Sie wollten mich nie, also warum jagen sie mich?! Und ... Und Malik es tut mir wirklich leid... Wenn ihr mich nicht mehr wollt, kann ich das verstehen..." Sie wurde beim Sprechen immer leiser, Tränen traten ihr in die Augen.
Warum sollte Lethia sie behalten? Neel wurde von etwas Bösen gejagt, das sie selbst nicht verstand warum sollte sich die Frau in Gefahr begeben, ihretwegen?
Doch die junge Frau lächelte sanft. „Warum sollte ich meine neue Schwester nicht haben wollen?", fragte sie herausfordernd, den Blick in die Ferne gerichtet.
Natürlich hatte sie sich selbst bereits gefragt, warum jemand dem Kind so etwas antun wollte, doch sie würde nicht zulassen, dass sie Neel bekamen, egal warum.
Ihre grünen Augen funkelten im Sonnenlicht, als sie ihre Gefährtin wieder fest ansah.
„Malik und ich lassen nicht zu, dass sie dich bekommen", wieder lächelte sie ermutigend und ihre Stimme war ehrlich.
Sie hatte die Arme des Kindes gesehen, erkannt wie viel Einsamkeit und Schmerz in ihrem Herz wohnte, wenn sie von zu Hause sprach und sie würde ihr nicht dasselbe zumuten.
Als Neel dies hörte, wurde ihr das Herz in der Brust leicht wie eine Feder.
Es war ihr gar nicht bewusst gewesen wie schwer das schlechte Gewissen auf ihr gelastet hatte.
Freude und Erleichterung ließen das Kindergesicht erstrahlen.
Stürmisch fiel sie Lethia um den Hals.
„Danke Lethia...", schluchzte sie mit tränenerstickter Stimme.
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