Kapitel 14
Nicht nur, dass ein großer Wolfsschädel sein Haupt zierte, auch wies seine Haut den typischen bronzefarbenen Hautton auf, den auch Neel hatte. Der Mann war verschwitzt und schmutzig, in seinem Gesicht lag ein grimmiger Ausdruck, all das nahm das Mädchen binnen weniger Sekunden wahr.
Der Mann mit der Augenbinde zielte und schoss auf Malik. Auf einmal schien die Zeit langsamer zu vergehen, Neel war entsetzt, ihr Freund durfte nicht sterben! „Nein das DARF nicht sein!", schoss es ihr durch den Kopf. Neel schrie, ein spitzer, ängstlicher Schrei. Kurz bevor der Pfeil sein Ziel traf, verlängerte sich der Schatten des Kindes und griff nach dem Schatten des Geschosses. Abrupt blieb der Pfeil in der Luft stehen, dann fiel er nutzlos zu Boden.
Malik kämpfte sich auf die Beine und humpelte zu Lethia, die sich schützend vor ihn gestellt hatte. Die große Hyäne knurrte und bellte, das Pferd bäumte sich auf und sein Reiter sprang geschickt von dessen Rücken und landete im Gras.
Neel rauschte das Blut in den Ohren, ihr Herz schlug so schnell als wolle es ihr aus der Brust springen. Der Jäger richtete sich auf und schlich auf das Kind zu, dabei beobachtete er die junge Frau und das große Raubtier misstrauisch. Neel fühlte sich bleischwer, jeder Muskel war angespannt, ihr eigener Schatten tanzte um ihre Füße herum, der Sonnenstand war ihm egal, er schien lebendig zu sein, Su-Sus Augenhöhlen leuchteten silber.
„Neel", hauchte eine Frauenstimme im Wind. „Neel.... Los komm Neel...Komm nach Hause!" Das Mädchen bekam eine Gänsehaut, kalter Schweiß brach auf ihrem Körper aus. Auch Maliks Fell sträubte sich, Lethia sah sich aufmerksam um, auf der Suche nach der Stimme.
Dann schrie der Jäger mit dem Wolfsschädel gepeinigt auf und sank zitternd auf die Knie, die Hände auf die verbundene Augenhöhle gepresst. Zwischen seinen Fingern trat eine dickflüssige, schwarze Flüssigkeit aus, sie tropfte schwer auf den Boden. Der Mann schrie weiterhin und krümmte sich vor Schmerz, binnen Sekunden hatte sich eine große Lache gebildet und aus dieser kroch ganz langsam etwas hervor.
Lethia war regungslos vor Entsetzen, die Hände im Fell ihres verwundeten Freundes, starte sie gebannt auf das Geschehen, während ihr Herz panisch gegen ihr Innerstes hämmerte. Die zähflüssige schwarze Masse erhob sich und nahm die Gestalt einer Frau an, doch war die Schattengestalt, immer noch durch ein dünnes Band mit der Augenhöhle des am Boden liegenden Jägers verbunden, es erinnerte fast an eine Nabelschnur. Das schwarze Etwas breitete die Arme aus als wolle es Neel umarmen. "Komm her Neel, ich bringe dich nach Hause.", hauchte die Schattenfrau süß wie Honig.
Neel lief es eiskalt den Rücken hinab, sie schüttelte leicht den Kopf. Urplötzlich standen sie alle vor der schwarzen Pyramide. Die Sonne schien hell; sie erleuchtete das mächtige Bauwerk in allen Facetten, die Tierschnitzereien erschienen fast lebendig als wollten sie jeden Moment zum Leben erwachen. Alle Dorfbewohner waren da und hießen sie willkommen. Malik sprang fröhlich um Letiha herum, diese wurde von den Kindern des Dorfes umringt. Der hohe Priester kam auf Neel zu, er lächelte! Er lebte alles war gut! "Komm Kind... Komm nach Hause, wir warten auf dich! Wir brauchen dich!", flüsterte die Stimme verlockend in Neels Ohr. Alle Dorfbewohner wandten sich dem Kind zu, auch Lethia ging in die Hocke und breitete die Arme aus. „Komm Neel!", rief sie mit ihrem üblichen Lächeln, ihr schönes Gesicht strahlte vor Freude und alle anderen stimmten mit ein. „Sie brauchen mich!?", ging es dem Kind durch den Kopf und Tränen schossen ihr in die Augen. „Alle wollen mich da haben...", schluchzte Neel. Das war es, was sie immer gewollt hatte! Sie war nicht mehr die Ausgestoßene, nicht mehr die Missgeburt! Das ganze Dorf brauchte sie! Wollte, dass sie nach Hause kam!
Neel weinte vor Glück und stolperte den ausgebreiteten Armen entgegen.
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