Kapitel 1
"Und dann wenn ihr nicht aufpasst..." Goku legte eine Kunstpause ein und betrachtete befriedigt sein Publikum. Die Kinder saßen mit großen, runden Augen um das Feuer verteilt, die weißen Tierschädel, die sie alle auf dem Kopf trugen, waren durch das Licht in rote Schatten gehüllt und unterstützen die unheimliche Stimmung.
Alle warteten gespannt wie es wohl weiter gehen würde.
Goku befeuchtete seine Lippen um weiter zu sprechen,er hatte sich eine gute Grusel-Geschichte einfallen lassen, die Bewunderung der anderen Kinder war ihm gewiss.
Er holte tief Luft und beugte sich verschwörerisch nach vorne, doch dann sprang plötzlich eine kleine Gestalt aus dem Schatten in den Schein des Feuers und flüsterte mit unheimlicher Stimme.
"Jahha! Wenn ihr nicht aufpasst dann kommt der Schatten! Und sobald er euch berührt schmilzt euch das Fleisch von den Knochen und ihr endet wie die hier!" Das Mädchen klopfte auf den Schädel, den sie auf dem Kopf trug, ein hohler Ton erklang.
Alle Kinder ums Lagerfeuer waren furchtbar erschrocken, sogar der eingebildete, blöde Goku mit dem Affen-Schädel,stellte das Mädchen mit großer Freude fest.
Sie begann lauthals zu lachen was die Schockstarre der Kinder löste und alle empört aufschrien, am lautesten Goku. " Neel! Du bist so blöd warum machst du das?! Wir wollen dich nicht hier haben!", Schrie er, das Gesicht war rot angelaufen, in seinen Augen lag Abscheu, auch die Blicke der anderen Kinder hatten sich verändert, waren sie erst erschrocken und zornig gewesen, lag nun dort Ekel und Hass.
Neel bemerkte dies sofort, kannte die diese Blicke doch nur zu gut.
Trotzig hob sie das Kinn und schrie zurück." Ich will auch gar nicht mitmachen! Ihr seid eh alle soooo dooof! Und wartet ab: wenn ich hohe Priesterin werde, dann müsst ihr mich mitmachen lassen!!! Oder ich opfere euch alle dem Schatten des Todes!" Ihre Drohung hatte nicht den gewünschten Effekt, alle fingen an hämisch zu lachen, was vielleicht auch daran lag das Neel lispelte und sich an Worten verschluckte wenn sie wütend war.
"Du willst hohe Priesterin werden?! Du?! Wie willst du das tun hä? Dafür müsstest du erst erwachsen werden!", Rief Goku gehässig und alle Kinder stimmten mit ein und verhöhnten Neel. Diese stand da, die kleinen Hände zu Fäusten geballt, Tränen in den hellgrau leuchtenden Augen, ihre Unterlippe bebte bedenklich. "Oh doch ihr werdet sehen! „, flüsterte sie.
"Warum wird das Kind schikaniert?" Fragte die Besucherin, sie kam von einem kleinen Stamm weit aus dem Süden um Schamanin zu werden.
Katara beobachtete die Szene ohne eine Spur von Mitleid.
"Neels Existenz ist widernatürlich das wissen und spüren die Menschen und auch die Kinder.
Hast du schon einmal so einen Schädel gesehen? " Die beiden Frauen standen im Schatten und beobachteten die schreiende Kinderschar.
Die junge Besucherin blickte auf das Mädchen, das nun von den anderen herumgestoßen wurde.
Der Schädel den sie trug, war in der Tat seltsam, so ein Tier hatte bestimmt noch niemand zu Gesicht bekommen.
Er war flach von der Form einer Schildkröte ähnlich, hatte jedoch riesige Augenhöhlen und Hörner, klein wie die einer jungen Ziege, auch seltsame spitze Zähne hatte der Knochen vorzuweisen.
Das Kind fiel auf die Knie und wand den Kopf etwas, die junge Frau sog entsetzt die Luft ein, sie berührte unbewusst ihren eigenen Hunde-Schädel den sie auf dem Haupt trug.
"Ja du siehst richtig Mädchen, er ist gespalten."Bestätigte Katara.
In der Tat hatte der Knochen einen tiefen Riss, er erstreckte sich vom rechten Eckzahn, der abgebrochenen war, über die rechte Augenhöhle bis hinab zum Nacken, auch das rechte Horn war abgebrochen.
Die Besucherin machte ein Zeichen um das Böse abzuwehren.
"Ja Neel ist nicht zu erklären, hast du gesehen das ihr Haar grün ist? Auch das verstehen wir nicht. Welches Element ist grün? Ich habe blaues Haar vom Meer geküsst...
Du hast braunes Haar also Erde. Aber grün? Niemand weiß woher sie kommt."
Die junge Frau starrte Katara ungläubig an "Was soll das bedeuten? Sie ist doch höchstens fünf Jahre alt, irgendwo her muss sie doch kommen!"
Katara seufzte." Vom Aussehen stimmt das, aber Neel war schon hier als meine Großmutter ein Kind war. Neel selbst weiß nicht wer sie ist, oder woher sie kommt, oder was sie ist... Sie altert aber undenkbar langsam. Und der Schädel ist gespalten, also dürfte sie überhaupt nicht mehr leben... „
Katara seufzte erneut. "Naja nun genug geschwafelt, wir sollten das nun beenden."
Sie schritt in den Kreis der Kinder, die augenblicklich verstummten, packte Neel am Arm und riss sie hoch, das Mädchen weinte herzergreifend.
Katara gab ihr eine saftige Ohrfeige, das Weinen hörte abrupt auf und wich einen leisen Wimmern, die Unterlippe bebte wieder.
Katara geleitete die junge Frau durch das Dorf und führte sie zum Heiligtum.
Die Pyramide war das Zentrum des Dorfes und überragte das weite Sumpfland majestätisch.
Das Bauwerk war aus schwarzen Gestein erbaut und mit kunstvollen Steinmetz Arbeiten verziert, Wölfe, Krokodile, Vögel, alle Arten von Tieren waren detailgetreu in den Stein gehauen worden.
Die Spitze der Pyramide war aus Glas erbaut und schimmerte silbern im Mondschein.
Katara führte sie in die riesige quadratische Eingangshalle, aus poliertem schwarzen Obsidian. Laternen spendeten warmes Lichtes, es herrschte wie immer reger Betrieb, es war kurz vor dem Abendessen. Sklaven wuselten geschäftig durch die Halle.
Katara winkte und ein Sklave erschien, der die Besucherin in ihr Quartier geleiten sollte.
Dann stieß sie Neel voran. "Los es ist Zeit für die Ernte!„, sagte sie kalt.
"Ich geh ja schon, du brauchst mich nicht begleiten!", schimpfte das Kind, rannte voraus zum Aufzug, dieser war an der Westseite der Eingangshalle errichtet worden.
Der Aufzug bestand aus einer Plattform die von einem Geländer, eingefasst war.
Sobald eine Glocke geläutet wurde, begannen Sklaven die Seilzüge mit den Gegengewichten, in Bewegung zu setzen.
Neel öffnete das Geländer, sprang auf die Plattform und ließ die Glocke erklingen.
Als der Aufzug sich in Bewegung setzte, war Katara noch einige Meter entfernt, Neel steckte ihr die Zunge heraus. Die Frau scherte sich nicht darum, sie machte auf dem Absatz kehrt und ging ihrer Wege.
Neel setzte sich auf den Boden und spielte mit ihren Zehen, ihre Füße waren nackt und schmutzig, aber das störte sie nicht, Neel ging immer barfuß.
Das Kind rieb sich über die brennende Wange und schniefte."Blöde Kinder! Blöde Katara!„
Neels Nase juckte und sie bohrte solange bis sie den Übeltäter gefunden hatte.
Das Mädchen betrachtete ihren Fund, an ihre Kleidung wollte sie es nicht schmieren, also rieb sie ihre Finger am Boden sauber.
Sie hoffte insgeheim, dass Katara darauf ausrutschen würde. Der Gedanke brachte sie zum Lächeln.
Der Aufzug stoppte mit einem Ruck und Neel schritt durch einen kurzen Gang in das Heiligtum.
Es war ein kleiner quadratischer Raum, mit einem pyramidenförmigen Glasdach.
Das Heiligtum war schmucklos, bis auf einen großen rechteckigen Steinquader in der Mitte des Raums, der Mond beschien den Stein zwar, doch reflektierte dieser das Licht nicht, er schien es zu schlucken.
Neel bekam immer eine Gänsehaut wen sie den schwarzen Stein erblickte.
"Da bist du ja endlich!", sagte der hohe Priester, der den Raum durch eine Seitentür betreten hatte. Er war wie immer, bis auf einen Lendenschurz, nackt.
Sein Körper war komplett mit schwarzer Farbe bedeckt, Weise spiralförmige Muster wanden sich seine Gliedmaßen, wie Schlangen, entlang.
Er trug mehrere Ketten aus Tier und Menschenknochen um seinen Hals, ein riesiger Löwen Schädel zierte sein Haupt.
Neel blieb von diesen Anblick, der so manch anders Kind geängstigt hätte, ungerührt.
Sie lächelte breit und präsentierte, gerade, strahlend weiße, Milchzähne, nur der linke Eckzahn war etwas zu lang und spitz, fast wie bei einer Katze.
"Ich war im Dorf und hab mit den Kindern gespielt", verkündete sie und hüpfte um den großen Mann herum, dem sie nicht einmal bis zur Hüfte reichte.
"So, so gespielt?", erwiderte der hohe Priester, mit einem scharfen Blick auf den leuchtend roten Handabdruck, auf der Wange des Mädchens.
"Na komm es wird Zeit.„ Er hob das Kind hoch und setzte es auf den tiefschwarzen, eiskalten Steinquader.
Neels Unterlippe bebte wieder, der Mann blickte auf die hinab."Stell dich nicht so an, du weißt genau das wir dein Blut brauchen...."
Neel nickte, zitterte aber.
Sie steckte die kleine Hände aus und der Mann zog ein Messer, das im Bund seines Lenden Schutzes gestreckt hatte.
Die Schneide war aus Knochen gefertigt, der Mann packte den kleinen linken Arm, der Rechte war noch nicht verheilt.
Die Arme waren etwas pummelig, denn das Mädchen hatte noch den Körperbau eines Kleinkindes, der Babyspeck hatte sich noch nicht verwachsen.
Die Unterarme schimmerten silbern im Mondlicht, denn die Haut war mit unzähligen feinen Narben übersät.
Der Priester schnitt, mit dem Messer, quer in das Fleisch des Mädchens.
Dunkles Blut quoll aus der Wunde und tropfte auf den Stein, dieser saugte gierig die Flüssigkeit auf wie ein schwamm.
Der hohe Priester sang die Worte der Blutzeremonie.
Neel zitterte und ihr wurde übel, wie immer bei dieser Prozedur.
Das Kind wusste, dass das, was sie hier taten böse war, denn dieser Stein war nicht natürlich.
Doch wusste das Kind auch, das sie keine Wahl hatte, wo sollte sie denn hin? Neel war nur hier weil ihr Blut besonders war, alle hatten Angst vor ihr bis auf den hohen Priester, er war nett zu ihr und unterrichtete sie manchmal.
Der Stein benötigte jeden Tag ein Blutopfer, dem kam der hohe Priester nach, indem er ihm das Blut des Mädchens zum Trinken gab.
Der Stein schien sich regelrecht am Geschmack von Neels Blut zu ergötzen und das schon seit mehr als hundert Jahren.
Abrupt hörte der Gesang auf, Neel blickte verwirrt in das Gesicht des Mannes, in ihm stand unsagbares Entsetzen. "Oh du Närrin was hast getan ?!", hauchte er mit spröder Stimme.
Der Auslöser des Entsetzens war eine junge Frau, die den Raum betreten hatte, sie Trug den Schädel einer Antilope auf ihrem Haupt, ihr Bauch wölbte deutlich hervor, sie war hoch schwanger.
Auch Neel spürte, dass hier etwas ganz schrecklich falsch war, sie bekam Angst.
Dann ging alles schnell, sehr schnell.
Ein grauenerregendes Lachen erklang im Heiligtum...
Der Stein unter Neel verflüssigte sich, das Kind fiel hart auf den Boden.
Der schwarze flüssige Stein huschte durch den Raum, auf die schwangere Frau zu und bevor jemand sich auch nur rühren konnte, fuhr das Böse etwas ihre Schenkel hinauf und in ihren Körper.
Angst und Panik lähmten Neel, sie sah mit großen, vor Schock geweiteten Augen auf den Leib der Frau, der unkontrolliert zuckte.
Schwärze breitete sich über ihre Haut aus, zuerst ihre Beine dann hinauf zu den Armen, den Hals, dann in ihrem Mund und die Augen.
Eine letzte Zuckung, dann war ihr Körper schwarz wie der Stein und plötzlich lachte die Frau, aber mit einer nicht mehr menschlichen Stimme, die einem die Haare zu berge stehen lies.
Das schwarze etwas stürzte sich mit unmenschlicher Geschwindigkeit auf den hohen Priester, der einfach erstarrt da stand unfähig sich zu bewegen.
Die Frau, die nun kein Mensch mehr war, packte den Mann an der Kehle und mit einem Ruck riss sie ihm die Gurgel heraus.
Röchelnd stürzte der Priester zu Boden und das Wesen begann ihm den Bauch aufzureißen und sich an seinen Innereien gütlich zu tun, während der Mann zuckend und röchelnd an seinem Blut erstickte.
Neel bebte, vor Angst verlor sie die Kontrolle über ihre Blase und nässte sich ein.
Das schwarze etwas hatte sie noch nicht bemerkt, doch war das Mädchen unfähig sich zu rühren, sie konnte noch nicht einmal atmen.
"Flieh!", zischte plötzlich eine heisere Mädchenstimme."Flieh!!!Oder wir werden sterben!!!"
Neel konnte nicht reagieren, sie war starr vor Schock.
"Ach verflucht seist du Mensch!", fauchte sie Stimme.
Plötzlich leuchten die Augenhöhlen von Neels Tierschädel silbern auf, dann quoll zähflüssiger Schatten aus den Augen und umhüllte das Kind.
Dann, wie ein schwarzer Blitz, schoss der Schatten hinauf zur Glaskuppel, diese zersprang in Millionen von Scherben und stürzte ohrenbetäubend in das ehemalige Heiligtum hinab.
Der Schatten mit dem Kind flog hinaus in die Nacht.
Hinaus in die Moore und Wälder des Sumpflandes.
Ein triumphierendes Lachen hallte unsagbar laut und grausam aus der Pyramide hinaus, alle Dorfbewohner erstarrten in ihrem Tun.
Dieses unbeschreibliche Lachen verfolgte Neel hinaus in die Nacht, bis hinein in ihre Ohnmacht.
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