So lange du es nicht öffnest, kann es alles sein. 

Du kannst dir alles ausmalen, was sich dort drin verbergen mag. 

Ob gut oder schlecht, wertvoll oder nichtig, Dreck oder Schmuck, magisch oder eklig. 

So lange diese Schatulle geschlossen bleibt, kann es alles sein. 

Ja, das stimmt. Diese Aussage habe ich einmal irgendwo aufgeschnappt. Ich weiß gar nicht mehr wo. Aber eben gerade kam sie mir wieder in den Sinn. Nachdem ich dieses wunderhübsche Kästchen gefunden habe. Es lag hinter ein paar Ästen eingeklemmt zwischen zwei Wurzeln eines Baumes, über die ich gestolpert bin. 

Tja, erst wollte ich fluchen, weil ich hingeflogen bin, doch dann erblickte ich das hölzerne Gehäuse. Mein Frust verzog sich. Stattdessen nahm ich diese an mich heran. Nun sitze ich auf dem Waldboden mit dieser bezaubernden Schatulle auf meinem Schoß. 

So lange es verschlossen ist, kann es alles sein, was ich mir vorstellen kann. 

Doch sobald ich es öffne, ist der Zauber fort. 

Was überwiegt? Meine Fantasie oder meine Neugierde? 

Was würde ich wollen, was sich dort drin befindet? 

Was würde ich nicht dort drin vorfinden wollen? 

Ich male mir aus, wie ich ein altes halbzerfleddertes Tagebuch heraushole und gedankenverloren drin lese. Es wäre spannend, in Gedanken und Erinnerungen eines Menschen lesen zu dürfen, den ich gar nicht kenne. Obwohl ... Was, wenn es schreckliche und unschöne Gefühle sind? 

Eine Sammlung von Postkarten, Fotos oder Landkarten von bereisten Orten ... Ja, das stelle ich mir auch sehr interessant vor. Mir die Bilder anderer anzusehen, zu überlegen, wo es sein kann, welche Erfahrungen sie da gemacht haben. Obwohl ... Es könnten sowohl schöne als auch negative Erlebnisse sein ... 

Egal, was sich dort drin befindet ... Es kann gut oder schlecht, wertvoll oder nichtig, Dreck oder Schmuck, magisch oder eklig sein. 

Will ich es wirklich erfahren? 

Möchte ich mir nicht lieber etwas Schönes ausmalen? 

Kann diese eine Wahrheit wirklich von so großer Bedeutung für mich sein, dass ich meine Fantasie dafür aufgebe?