...und natürlich geschah es durch eine Wette... (OS/de)
OneShot/Harry Potter
Sprache: deutsch
Geschrieben 2017
...und natürlich geschah es durch eine Wette...
Die Geschichte von Lily und James Potter wurde schon oft erzählt. Auf viele unterschiedliche Arten und Weisen: witzig, traurig, gruselig, lächerlich. Aber wie es wirklich geschah, wissen die wenigsten. Obwohl eigentlich allen klar sein müsste, wie es passiert ist, denn immerhin geht es hier um die Rumtreiber. Die Streichekönige, die Witzbolde, die Scherzkekse von Hogwarts.
Natürlich geschah es, wie alles bei den Rumtreibern geschieht, angefangen mit einer Idee („Hi, ich bin James, willkommen in diesem Schlafsaal. Ich habe gehört, es gibt hier einen Riesenkraken im See. Habt ihr Lust, ihn freizulassen?").
Natürlich geschah es, obwohl Remus immer alle diese Ideen angezweifelt hatte („Leute, ich denke nicht, dass es wirklich die beste Idee ist, in der Großen Halle aus den Treppen von Hogwarts eine Pyramide zu bauen!").
Natürlich wurde jeder Zweifel von Sirius im Keim erstickt („Ach was, die Lehrer sind nur für eine Stunde alle so klein wie Flitwick, danach ist alles wieder gut. Was kann da schon schief gehen?").
Und natürlich geschah es durch eine Wette.
Das System aus Idee, Einwand von Remus und Entkräftigung des Einwandes von Remus durch Sirius, hatte sich über sechs Jahre lang stolz gehalten. Selbstverständlich erwiesen sich Remus' Zweifel am Ende immer als berechtigt und die meisten Ideen endeten mit Nachsitzen, aber bis auf einen kleinen Waldbrand im Verbotenen Wald hatte keiner ihrer Streiche ernsthafte Auswirkungen auf ihr Leben oder das ihrer Mitmenschen gehabt und sie hatten bei alledem eine Menge Spaß.
Die Idee, die eindeutig die größten Folgen für sie hatte, kam letztendlich von Peter, an einem Mittwoch im November ihres letzten Schuljahres. Es regnete draußen und Remus und Peter lernten für Zauberkunst – nun ja, Peter lernte und Remus murmelte Zaubersprüche vor sich hin, die er schon vor Wochen auswendig gelernt hatte. Mit einem Tusch öffnete sich das Portraitloch und James und Sirius kamen herein (die Idee mit dem Tusch hatte Sirius, weil er meinte, er bekäme nicht genug Aufmerksamkeit, wenn er den Gemeinschaftsraum betrat). So wie die meisten Gryffindors, die sich mittlerweile an den Tusch gewöhnt hatten, die beiden Rumtreiber ignorierten, hätte Remus das auch gern getan, aber Sirius durchquerte schnell den Gemeinschaftsraum und kam schlitternd vor ihm zum Stehen.
„Du solltest nicht gegen mich wetten, wenn es um James geht.", meinte er grinsend, warf einen missbilligenden Blick auf die Bücher, die sich auf den umstehenden Stühlen stapelten und setzte sich letztendlich schulterzuckend auf Remus' Schoß. „Ich kenne ihn einfach zu gut."
Remus ließ einen Bücherstapel von einem Stuhl auf den Boden schweben und versuchte dann, Sirius von seinen Knien herunter zu schubsen.
„Setzt dich dahin. Da drüben ist meine Jacke, da sind ein paar Knut drin – du kannst sie als Wetteinsatz haben.", meinte er.
„Ich will dein Geld nicht.", erklärte Sirius ohne Anstalten zu machen, Remus' Beine freizugeben. „Der Triumph ist genug für mich. Gib einfach zu, dass Prongs und ich gedanklich miteinander verbunden sind und nichts und niemand daran..."
„Jaja, schon gut.", unterbrach Remus ihn. „Ich gebe es zu. Und jetzt geh von mir runter oder ich hex dich mit einem Levicorpus an die Decke."
Grummelnd stand Sirius auf und ließ sich auf den dargebotenen Stuhl nieder. Es war zwischen ihnen einen kurzen Moment still, genau so lange, wie Remus brauchte, um sich wieder auf den Stoff zu konzentrieren. Gerade, als er seine Freunde vergessen hatte, meldete sich Peter zu Wort.
„Also das mit dem gedanklichen Verbundensein...", fragte er nachdenklich. „Wie kann man sich das vorstellen?"
„Wir wissen, was der andere denkt.", erklärte jetzt James. „Manchmal sogar, bevor es der andere weiß."
Remus zog die Augenbrauen hoch.
„Das nennt man Legilimentik.", meinte er skeptisch.
„Nein.", sagte Sirius. „Das nennt man Seelenverwandtschaft." Remus verdrehte die Augen.
„Ach was, Seelenverwandtschaft. Ich weiß auch, was Sirius gerade denkt.", sagte er.
„Weißt du gar nicht.", patzte Sirius.
„Dass du dich toll findest, dass wir McGonagall mal wieder einen Streich spielen sollten und dass du jetzt gern ein Käsesandwich hättest.", zählte Remus auf.
„Ja, aber ich weiß immer, was Padfoot denkt.", erklärte James. „Nicht nur, wenn er Hunger hat. Zu jeder Zeit. 24/7."
„Wetten, dass nicht?", mischte sich jetzt Peter wieder ein.
„Wie willst du so etwas denn überprüfen?", fragte Remus verwundert.
„Ihr redet nicht mehr für euch selbst, sondern für den anderen. Wenn Sirius eine Frage gestellt wird, antwortet James, was er denkt, was Sirius antworten würde.", erklärte Peter seine Idee genauer. Remus war immer noch nicht überzeugt.
„Klar, wie lange? Eine Stunde?", meinte Sirius motiviert.
„Eine Woche." Peter lächelte breit.
„Eine Woche?!", rief James entsetzt.
„Na das ist doch kein Problem für euch." Jetzt grinste Remus selbst. Er fand die Idee sehr interessant und freute sich darauf, sie in Ausführung zu erleben. „Wo ihr doch eure Gedanken die ganze Zeit kennt."
James und Sirius tauschten einen Blick. Allen Beteiligten war klar, dass die beiden Rumtreiber sich plötzlich überhaupt nicht mehr sicher waren, wie gut sie die Gedanken des anderen kannten. Aber was ebenfalls allen klar war, war dass die beiden Himmel und Hölle in Bewegung setzen würden, um diese Wette zu gewinnen.
„Okay, dann legen wir noch die Wetteinsätze fest.", meinte Peter und zückte seine Feder. Irgendwann hatten sie begonnen, Wetten zu dokumentieren. Das hatte dreierlei Gründe: Erstens war dann allen klar, was für Einsätze standen und keiner konnte am Ende sagen, er hätte von diesem Einsatz oder jener Bedingung nichts gewusst. Zweitens waren die Selbigen teilweise so zahlreich und kreativ, dass sich niemand merken konnte, was alles auf dem Spiel stand. Und drittens wollte Sirius ihre genialen Ideen für die Nachwelt festhalten.
„Okay." Remus räusperte sich. „Peter und ich gewinnen, wenn ihr euch am Ende der Woche gegenseitig verletzt habt oder einer von euch für sich selbst gesprochen hat. Wenn ihr tatsächlich eine ganze Woche nur für den jeweils anderen sprecht und der andere zufrieden damit ist, was ihr sagt, dann habt ihr beide gewonnen. Hast du das, Pete?"
„Ja." Peter nickte. „Und die Einsätze."
„Wenn wir gewinnen.", begann Sirius. „Muss Remus eine Sache für mich tun, die ich mir bis dahin noch überlege."
„Muss das sein?", fragte Remus. „Ach was, wir gewinnen eh. Schreib's auf, Wurmschwanz."
„Wenn wir gewinnen, bauen wir einen Zauber in die Karte ein, dass sie Snape beleidigt, wenn er versucht, sie zu lesen.", meinte Peter. „Und ich darf das letzte Wort haben."
„Wenn wir gewinnen, müsst ihr beide zum nächsten Quidditchspiel ein T-Shirt tragen, auf dem steht James, wir lieben dich!.", forderte James.
„Okay und wenn wir gewinnen, dann hört James auf, Lily um ein Date zu bitten und Sirius darf einen Monat kein Haargel benutzen.", beendete Remus.
„Aber wenn James es versaut, dann darf ich weiter Haargel benutzen, oder?", fragte Sirius ängstlich.
„Ihr seid ein Team.", erinnerte Peter sie.
„Das heißt nein.", übersetzte James.
„Ihr könnt immer noch aufgeben.", warf Remus ein.
„Ich bitte dich, wie lange kennst du uns schon? Sechseinhalb Jahre!" Sirius blies sich eine Strähne aus den Augen. „Haben wir jemals eine Wette gescheut?"
Schließlich unterzeichneten sie alle vier. Remus und Peter schrieben ihren Namen darunter, Sirius schrieb Wuff! in eine Sprechblase und James malte einen...
„James, was zur Hölle ist das?"
„Ein Hirsch, das ist doch offensichtlich."
„Oh, ich dachte, es wäre ein Kastanienmännchen."
„Was ist das hier?"
„Der Schwanz."
„Hirsche haben einen Schwanz?"
„Ja, so einen kleinen."
„Ja, dass du einen kleinen..."
„Sirius!"
Remus sah aus dem Fenster auf die große Uhr draußen an der Außenmauer des Schlosses.
„Die Wette gilt bis zum Samstag, den 21. November um genau 16:37 Uhr. Ab...jetzt!"
„James bereut jetzt schon, dass wir das getan haben.", platzte Sirius sofort heraus und bekam einen überraschten Blick von seinem besten Freund. „Und jetzt ist er überrascht, wie gut ich ihn kenne."
„Sirius will wissen, wie das jetzt eigentlich genau funktioniert.", meinte James. „Beobachtet ihr uns die ganze Zeit?"
„Wir vertrauen auf eure Rumtreiberehre, dass ihr nicht schummelt.", erklärte Peter.
„Und ich habe einen Wettzauber aufs Papier gelegt...", meinte Remus mit unschuldigem Lächeln.
„James ist entsetzt.", quetschte der offensichtlich geschockte Sirius hervor.
„Sirius auch.", beeilte sich James zu sagen.
„Na dann." Remus war mittlerweile viel besser gelaunt, als vorher. Denn nach diesen ersten paar Sekunden war er sich sicher, die Wette zu gewinnen. „Ich liebe Wetten!"
Und so begann eine Woche. James redete über Sirius' Haare und Mädchen, mit denen dieser geflirtet hatte und scherte sich ebenso wenig um deren Namen, wie Sirius es normalerweise tat. Sirius sprach nur von Quidditch und ließ keine Gelegenheit aus, Lily davon überzeugen zu wollen, doch mit James auszugehen. Remus verbrachte den Großteil seiner Zeit damit, diversen Personen zu erklären, was die beiden anderen Rumtreiber jetzt schon wieder ausgeheckt hatten und Peter lachte sich fast zu Tode.
So verging der restliche Samstag und auch der Sonntag und alle, allen voran James und Sirius selbst, waren überrascht, wie gut sich die beiden kannten und wie gut sie harmonierten.
Und dann kam der Montag.
„Guten Morgen." Professor McGonagall war überraschend gut gelaunt für eine Stunde Verwandlung mit den Rumtreibern. „Wo sind Mr. Potter und Mr. Black?"
„Ich glaube, sie wollten schwänzen.", erklärte Remus.
„Sagen Sie ihnen, dass das nichts bringt und ich so oder so herausbekomme, was sie jetzt wieder angestellt haben." Die Professorin drehte sich zur um und tippte die Tafel an, auf die die Kreide magisch gesteuert zu schreiben begann.
„Wie soll ich das machen?", fragte Remus. „Ohne den Raum zu verlassen."
„Ich bitte Sie." McGonagall sah ihn mitleidig an. „Glauben Sie, ich weiß nicht, dass Sie im Moment drei unterschiedliche Möglichkeiten haben, die beiden zu kontaktieren, ohne von Ihrem Platz aufzustehen?"
Remus lächelte leicht.
„Es sind fünf."
„Nun, nutzen Sie die, die meinen Unterricht am wenigsten stört." Die Professorin seufzte. „Kommen wir nun zur Verwandlung..."
James und Sirius tauchten achteinhalb Minuten zu spät auf, nachdem Remus sie kontaktiert hatte (die Art und Weise wollen wir an dieser Stelle nicht weiter erläutern, aber da es um die Rumtreiber geht sei versichert, dass sie mindestens drei und exakt sieben Schulregeln brach).
„Mr. Potter, Mr. Black." McGonagall rückte ihre Brille zurecht. „Was für eine Ehre. Und nur zehn Minuten zu spät."
„Mit Verlaub, es waren nur achteinhalb.", meinte James. Normalerweise war es Sirius, der solche Korrekturen vornahm. Remus nickte beeindruckt.
„Was für eine Ausrede haben Sie heute für mich?" McGonagall griff nach einem kleinen Notizbuch und einer Feder.
„Wir haben uns verlaufen.", erklärte Sirius.
„Sirius möchte etwas anmerken, was ich nicht laut aussprechen will.", sagte James patzig.
„James weiß ganz genau, dass das gegen die Regeln ist." Sirius grinste.
„Sirius möchte anmerken, dass er niemals von selbst solche billigen Ausreden hat, aber er muss sich anpassen.", quetschte James zwischen den Zähnen hervor.
„Setzen Sie sich.", unterbrach die Lehrerin das Gespräch und legte ihr Notizbuch zurück in ihre Schreibtischschublade. Sie hatte es vor vier Jahren im dritten Schuljahr der Rumtreiber angefangen, da sie der Meinung war, dass es eine Verschwendung wäre, die zahlreichen kreativen Ausreden der Rumtreiber nicht für die Nachwelt festzuhalten. Mittlerweile war es fast gefüllt und ihr Favorit war immer noch „Wir waren in der Bibliothek und wollten zum Unterricht gehen, als auf einmal der Riesenkrake um die Ecke kam und uns fressen wollte.". Denn erstens war der Riesenkrake ein Pflanzenfresser, zweitens hatte er den See noch nie verlassen und drittens hatte Mr. Black noch nie und Mr. Potter nur dann einen Fuß in die Bibliothek gesetzt, wenn Miss Evans dort war.
„Da Sie ja die ersten achteinhalb Minuten des Unterrichts und somit die Wiederholung der letzten Stunden verpasst haben, könnten Sie selbige kurz zusammenfassen, Mr. Potter?"
„James hat keine Ahnung vom Stoff der letzten Stunden.", sagte Sirius sofort.
„Sirius hat selbst keine Ahnung und sollte sich etwas mehr Mühe geben, meine Gedanken zu lesen, sonst ist die Wette im Eimer."
„James erinnert sich, dass wir über Metamorph-Magier gesprochen haben...", murmelte Sirius. „Die je nach Wunsch ihren Charakter verändern können...nein, ihre Kleidung... ähm...Blutgruppe! Es ging ganz sicher um die Blutgruppe!"
Professor McGonagall seufzte und sah dann zu Peter und Remus.
„Klären Sie mich auf.", bat sie.
Kurz informierte Peter sie über den Inhalt der Wette und nachdem die Professorin sie als „stupiden Kinderkram" bezeichnet hatte, fuhr sie mit dem Unterricht fort, die beiden schwarzhaarigen Rumtreiber ignorierend.
„Puh, also das ist schwieriger, als James dachte.", sagte Sirius nach der Stunde.
„Sirius überlegt, ob wir den Rest der Woche einfach nicht zum Unterricht gehen sollten.", ergänzte James.
„Aber James hat Angst, dass dadurch die Wette verloren wird."
„James' Ängste sind berechtigt." Remus grinste. „Aber ihr könnt jederzeit aufgeben..."
„Niemals.", sagten James und Sirius gleichzeitig.
Das Ende der Wette kam überraschend schnell, am Mittwoch.
Die Rumtreiber (minus Peter, der im Gryffindor-Gemeinschaftsraum einem befreundeten Viertklässler mit Verwandlung half) saßen in der gemütlichen Leseecke der Bibliothek (die sie im Gegensatz zur allgemein vertretenen Meinung recht häufig aufsuchten) und machten ihre Aufgaben. Sie waren mittlerweile alle so erwachsen, dass sie still herumsaßen und alle an ihren Schulaufgaben arbeiteten. Ihre Freundschaft hatte schon so viel durchgemacht, da war es auch einfach mal okay, die Anwesenheit der anderen zu genießen und währenddessen seine Aufsätze zu schreiben.
Es gab in der Leseecke Tische, aber keine Stühle, sondern Sofas und Sessel. Diese Ecke war dem UTZ-Jahrgang vorbehalten, denn die zahlreichen Lernstunden waren auf normalen Holzstühlen einfach nicht auszuhalten.
Remus saß im Schneidersitz auf einer Couch und schrieb einen Aufsatz für Zaubertränke, James hockte in seinem Sessel und hatte die Beine aufs Sitzpolster gezogen. Seine Schuhe lagen unter dem Stuhl auf dem Boden und auf seinen Knien hielt er sein Traumtagebuch, für das er Träume erfand. Er hatte den Extrakurs Wahrsagen belegt (Dumbledore wollte es nicht als reguläres Schulfach einführen) und hatte es schon nach der ersten Stunde bereut. Und Sirius lag auf der Couch, die Beine baumelten über eine Seitenlehne und sein Kopf lag in Remus' Schoß. Er schrieb an einer Liste herum, von der niemand genau wusste, wofür sie war, aber da es Sirius war, nahmen alle an, es hatte wohl etwas mit Streichen zu tun.
Die friedliche Stille, die so selten Gast bei den Rumtreibern war, wurde unterbrochen, als Lily die Leseecke betrat. James sah auf und verfolgte jede ihrer Bewegungen genau. Sie ging auf ihn zu und lief dann demonstrativ an ihm vorbei zu den Lexiken.
„Hey, Lily! Gehst du mit James aus?", rief Sirius, richtete sich auf und schwang die Beine über die Armlehne auf den Boden. Lily ignorierte mittlerweile, wer die Frage gestellt hatte.
„Für dich immer noch Evans!", sagte sie laut ohne sich umzudrehen.
„Och komm schon, Evans! Nur ein Date!", bettelte Sirius.
„Nein." Sie fuhr mit dem Finger die Buchrücken entlang, auf der Suche nach dem richtigen Band.
„Bitte?" Sirius stand auf lehnte sich neben sie ans Regal.
„Vergiss es." Sie zog seufzend das richtige Buch heraus und wandte sich zu Sirius um. Ihre Augen huschten kurz zu James und den anderen Rumtreibern herüber und richteten sich dann wieder auf Sirius.
„Warum nicht?", fragte dieser.
„Aus Prinzip." Sie grinste kurz und verschwand dann hinter dem nächsten Regal.
„Evans?", rief Sirius ihr hinterher und sie blieb stehen und drehte sich wieder um.
„Was denn noch? Wir schreiben morgen eine Kontrolle in Muggelkunde."
Sirius schnappte sich die Liste, die er geschrieben hatte und drückte sie ihr in die Hand.
„Ich hab mich in den letzten Tagen mehr als je zuvor mit James' Gedanken beschäftigt und mal eine Liste zusammen gestellt, warum du mit ihm ausgehen solltest. Denn mal ganz ehrlich, ich habe mehr über dich nachgedacht, als über Quidditch und das will schon was heißen. Lies dir das durch und dann geh mit ihm aus, nur einmal. Und Remus...ich weiß, dass wir damit die Wette verlieren, aber das ist mir egal und James glaube ich auch. Also, Evans..." Er sah wieder zu Lily. „Wir verlieren freiwillig eine Wette für dich. Wenn das kein Grund ist, mit ihm auszugehen, dann ist er dir wirklich komplett egal..."
Lily starrte ihn kurz an, griff dann nach der Liste und senkte ihren Blick auf das Blatt Papier.
„...hundertmal Lily Potter in sein Astronomie-Buch geschrieben...zwischen lauter As und Ms ein einziges O in Kräuterkunde bekommen und das beim Thema Liliengewächse...im Zaubertränke-Unterricht eine Rede über den Missbrauch von Liebestränken gehalten...geweint, als ich du das hundertste Mal nein gesagt hast und ja er hat mitgezählt...ein Gedicht geschrieben...", murmelte sie, während sie las. Schließlich sah sie hoch und zu James, der Sirius entsetzt ansah.
„Das hast du nicht getan...", flüsterte er entsetzt. „Padfoot...sag mir dass das ein Scherz ist!"
Er sprang auf und riss Lily die Liste aus der Hand.
„Bitte vergiss einfach, was du da gerade gelesen hast, das ist nur...es ist nicht wichtig, es...", redete er panisch auf sie ein.
„Okay.", unterbrach ihn Lily.
„Was?" Er hielt inne und starrte sie an.
„Okay.", wiederholte sie. „Ich geh mit dir aus. Unter einer Bedingung."
Er sah sie gespannt an.
„Ich will das Gedicht lesen."
„Welches Gedicht?", fragte James.
„Hier steht, du hast ein Gedicht für mich geschrieben. Ich möchte es gern lesen.", sagte sie. James wurde kreidebleich.
„Ähm...ich glaube nicht, dass es dir gefallen würde.", meinte er. „Außerdem weiß ich gar nicht so genau, wo ich es habe..."
„Lügner!", protestierte Sirius. „Es klebt in der Innenseite deines Koffers. Da wo du es mit dreizehn mit einem Dauerklebefluch belegt hast."
Lily schmunzelte.
„Wir...ähm...wir könnten hoch in den Schlafsaal gehen und...du kannst es lesen.", schlug James vor und wirkte dabei mehr als nervös.
„Also eigentlich muss ich noch die Titel aller Werke von Shakespeare auswendig lernen.", wandte Lily ein und hielt das Buch in die Höhe, was sie immer noch in der Hand hielt. Dann legte sie es auf den Tisch. „Aber ich denke, ich habe zehn Minuten Zeit."
James strahlte und die beiden verließen die Bibliothek.
„Egal wie du das Gedicht findest...versprichst du, dass du mit mir ausgehst?", hörten die drei Jungen James noch fragen.
Dann drehte sich Sirius lächelnd zu Remus um. Sein Grinsen verschwand, als er Remus' ausgestreckte Hand sah.
„Was...?"
„Spiel nicht den unschuldigen.", meinte Remus. „Her mit dem Haargel."
„Aber es war für einen guten Zweck!", protestierte Sirius.
„Ich bin bereit, deine Strafe auf zwei Wochen zu kürzen.", meinte Remus. „Und dir deine Forderung zu erfüllen, wenn sie mir gefällt."
„Forderung?" Sirius runzelte die Stirn.
„Dein Wetteinsatz. Etwas, was ich für dich tun muss.", erinnerte Remus ihn. „Tu nicht so, als wüsstest du nicht, worum es geht. Du hast die letzten drei Tage wahrscheinlich nur darüber nachgedacht, was du von mir fordern könntest, solltest du gewinnen."
„Mir ist noch nichts eingefallen.", versuchte Sirius auszuweichen.
„Ach was, ich kenne dich, du wusstest schon, was du fordern würdest, bevor du es in die Wette eingebracht hast.", meinte Remus. „Und ich bin neugierig, was...sag mal, Padfoot, wirst du etwa rot?"
Sirius senkte den Blick und nuschelte etwas Unverständliches.
„G-mi-mi-us."
Remus trat einen Schritt an seinen Freund heran, um dessen Gemurmel besser zu verstehen.
„Wie bitte? Sirius, könntest du etwas deutlicher..."
„Geh mit mir aus.", sagte Sirius jetzt und biss sich nervös auf die Unterlippe. „Bitte."
Remus starrte ihn kurz überrascht an, dann machte es klick.
„Oh, super, Sirius, toller Witz.", murmelte er, leicht ärgerlich, denn irgendwie wünschte er sich, dass sein Freund es ernst gemeint hätte.
„Das war kein Witz. Ich meine es ernst. Ich würde...wirklich gerne mit dir ausgehen. Nicht als Freunde, sondern als...was anderes.", erklärte Sirius jetzt und nestelte an seiner Krawatte herum. Hatte Remus ihn jemals so nervös gesehen? Unwahrscheinlich.
„Du meinst das ernst?", fragte Remus überrascht. Sirius nickte. „Das heißt, wenn ich jetzt ja sage, dann lachst du mich nicht aus?"
„Du sagst ja?"
„Du lachst nicht?"
„Ich lache nicht."
„Ja."
Kurz starrten sie sich an.
„Meinst du...", begann Remus und brach dann ab. Er biss sich auf die Unterlippe.
„Meine ich was?", wollte Sirius jetzt wissen. Sie standen so nah, wie noch nie, ihre Nasenspitzen nur eine Handbreit voneinander entfernt.
„Meinst du, es wäre zu früh für einen Kuss?", flüsterte Remus.
Und Sirius ließ Taten sprechen.
„Tja und das ist die Geschichte, wie Lily und James zusammen gekommen sind.", beendete Sirius seine Rede. „Und Remus und ich...für alle, die es interessiert. Nach dieser Woche folgte der Rest unseres letzten Schuljahres, der Beginn einer Ausbildung, irgendwann eine Verlobung, eine Schwangerschaft und ein supersüßes kleines Baby, das jetzt schon über ein Jahr alt ist. Dankt Ihr-wisst-schon-wem für die späte Hochzeit. Himmel, das ist glaube ich der erste Witz den ich über ihn gemacht habe und er war nicht mal lustig." Sirius schaute auf seinen Spickzettel. „Naja, ich glaube das war alles, was ich erzählen wollte. Ich danke dem Brautpaar, dass ich Trauzeuge sein durfte und auch, dass ich diese Rede halten durfte. Diejenigen von euch, die mich kennen, wissen, wie gern ich rede. Und die anderen wissen es jetzt auch. Ich glaube aber, das war's jetzt." Er lächelte James und Lily an und wollte sich gerade wieder setzen, da schien ihm noch etwas einzufallen. „Ach ja, eins noch: Haltet euch das erste Wochenende im November frei, da heirate ich dann nämlich. Und zwar den besten Mann der Welt. Das ist dann eine Woche nach Halloween, da müssten alle wieder nüchtern sein. Dankeschön!"
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