22. Emotionaler Ausbruch
Oh, mein Gott!
Meine Eltern werden mich hassen.
Erschrocken über diese Tatsache schluchze ich auf und mehrere Tränen laufen über meine Wangen. Interessieren tut es mich allerdings nicht. Immerhin ist hier weit und breit niemand zu sehen.
Da darf ich doch mal in Ruhe heulen!
Und so lasse ich mich voller Wut und Trauer zugleich auf den Boden sinken mit dem Rücken am rauen Baumstamm gelehnt. Mein Gesicht vergrabe ich in meine Hände und ich heule einfach darauf los.
Was ist in dieser kurzen Zeit nur aus meinem Leben geworden?
Alles, was mir jemals wichtig war, ist weg.
Einfach in Luft aufgelöst!
Schluchzend versuche ich nach Luft zu schnappen, doch das, was ich daraufhin rieche, lässt mich erschaudern.
Blut.
Nein.
Ängstlich kralle ich mich im Erdboden fest. Irgendjemand in der Nähe muss sich verletzt haben.
Vielleicht sind es auch mehrere?
Schnell verdränge ich diesen Gedanken und schüttel dann den Kopf.
Wenn ich schon ein Vampir bin, dann werde ich mich nur von Tierblut ernähren.
Und von nichts anderem.
Du darfst einfach nicht an Blut denken, Kaitlyn!
Verzweifelt seufze ich auf und schlage einmal fest gegen den Boden. Meine Gedanken kreisen sich dennoch nur noch um Blut. Ich spüre den Hunger und dieses endlos schreckliche Verlangen nach Blut.
Kann es nicht aufhören?
Bitte!
Langsam stehe ich wie von automatisch auf. Ich kann mich kaum noch kontrollieren. Meine Lust auf Blut steuert meinen gesamten Körper.
Nein.
Voller Angst schaue ich mich im Wald um und konzentriere mich auf die einzelnen Geräusche. Ganze sechs verschiedene Herzschläge kann ich wahrnehmen.
Verdammt.
Ohne etwas daran ändern zu können, laufe ich in genau diese Richtung des Waldes und bleibe dann bei einer etwas kleineren Lichtung stehen. Dort stehen sechs etwa so alte Frauen und Männer wie ich und piknicken.
Nein, nein, nein! Sie sollen verschwinden. Sofort.
Ängstlich mustere ich sie. Sofort sticht mir eine Brünnette in einem blauen Sommerkleid ins Auge. Ihr Finger blutet einwenig.
Wahrscheinlich hat sie sich beim Schneiden geschnitten.
Ich schlucke und mein Blick bleibt aufeinmal starr an ihrem Hals hängen.
Beziehungsweise ihrer Halsschlagader.
Dort fühle ich wie ihr Blut förmlich am Pulsieren ist.
Reiß dich zusammen, Kaitlyn!
Meine Hände beginnen wie von automatisch zu zittern und auch diese komischen Adern unter meinen Augen kommen zum Vorschein. Mit einem Finger fahre ich einmal meine Zähne nach und im nächsten Moment weiten sich meine Augen bereits von allein.
Sie sind gewachsen. Und spitz. Ich muss hier weg...
Aber ich kann nicht!
Ich habe hunger und ich brauche verdammt nochmal Blut!
Ich darf kein Blut trinken.
Augenblicklich schließe ich die Augen.
Aber- Ich muss.
Und so lasse ich jegliche Kontrolle und Zurückhaltung in Vergessenheit geraten und stürze mich in Vampirgeschwindigkeit auf das Mädchen im blauen Sommerkleid. Ich mache mir noch nicht einmal die Mühe jemanden von den sechs zu manipulieren und lasse meine Zähne direkt in ihre Halsschlagader gleiten. Sie schreit, versucht mich zu schubsen und zu treten. Doch nichts gelingt ihr. Stattdessen wird ihr Körper immer schwächer, bis sie irgendwann komplett schlapp macht und ich von ihr ablasse.
Ist sie-
Schnell schüttel ich diesen Gedanken ab und lasse meinen Blick über die Lichtung gleiten. Um Hilfe schreiend laufen die anderen vor mir weg.
Oh Gott!
Schnell eile ich zu dem nächsten. Es ist ein gutgebauter junger Mann mit hellbraunen Haaren. Ängstlich sieht er mich aus seinen grünen Augen an und sein Herzschlag überschlägt sich beinahe.
,,Bitte-Ich -Töte mich bitte nicht", stottert er sichtlich verängstigt. Doch mein Hunger blockt jedes andere Gefühl ab und so vergrabe ich auch in ihm meine Zähne und beginne damit an sein Blut zu saugen.
Man, ist das köstlich!
Genüsslich sauge ich immer weiter und weiter an seinem Hals bis auch sein Körper letztendlich erschlafft.
Satt fühle ich mich allerdings längst nicht und so rase ich auch schon zur nächsten Person. Diesmal ist es eine große Blondine, die ziemlich lässig in einer Jeans und T-Shirt gekleidet ist.
Mal sehen wie sie schmeckt...
---
Einige Minuten später habe ich alle sechs von ihnen ausgesaugt und nebeneinandergelegt.
Okay, alles ist in Ordnung, Lyn. Sie brauchen nur dein Blut.
Ich atme einmal tief ein und aus und beiße mir dann ins Handgelenk. Schnell drücke ich es dem brünetten Mädchen an den Mund, welches ich als erstes ausgesaugt habe. Doch ihr Herzschlag bleibt weiterhin aus.
Was zum Teufel?
Verzweifelt hebe ich einen Ast vom Boden auf und schlitze mir damit den Arm auf, damit einiges mehr an Blut fließen kann. Augenblicklich kneife ich vor Schmerzen die Augen zusammen und setze dann zu einem zweiten Versuch an.
Doch der Herzschlag des Mädchens setzt sich ein erneutes Mal nicht in Gange.
Warum wacht sie nicht endlich auf?
Angst überkommt mich.
Was wenn-
Schnell schüttel ich diesen Gedanken ab und beuge mich anschließend über den nächsten schlaffen Körper.
Ängstlich drücke ich ihm meinen blutenden Arm an den Mund, doch auch er reagiert nicht. Kein Herz von den sechs klopft noch und die Verzweiflung und Angst in mir steigt auf's Maximum.
Nein, nein, nein!
,,Nein", hauche ich leise vor mich hin und weiche einige Schritte von den leblosen Körpern zurück.
Sie können nicht-
Sie dürfen nicht tot sein.
Immer mehr Tränen bilden sich in meinen Augenwinkeln. Dann bricht der Damm endgültig und ich direkt mit ihm.
Sie sind tot.
Ich habe sie getötet.
Sechs Menschen.
Sechs ganze Leben habe ich genommen.
Schluchzend lasse ich mich auf dem Boden sinken und mustere die Leichen nur stumm.
Ich bin ein Monster.
Ich lege meine Hände auf meinen Mund, um mein Schluchzen einwenig abzudämpfen. Mein Blick bleibt weiterhin an den Leichen hängen.
Sowohl mein Magen als auch meine Brust ziehen sich daraufhin immer mehr zusammen und ich bekomme das Gefühl keine Luft mehr zu kriegen. Schmerz überkommt mich.
Und Scham.
Ich will nicht so sein.
Ich darf nicht so sein.
Aber es ist bereits zu spät.
Alles ist zu spät.
Aufeinmal spüre ich eine warme Hand auf meiner Schulter und durch das angenehme Gefühl, das meinen Körper nun durchfährt, bin ich mir schnell darüber klar, dass es niemand geringeres als Klaus ist.
Der Mann, der mein Leben zerstört hat!
Wütend blicke ich zu ihm hoch - Direkt in seinen blauen Augen.
Durch ihn ist alles weg. Selbst meine eigene Selbstachtung.
,,Du hast mir alles genommen!", schreie ich ihn wütend an und stehe dann im Anschluss auf, um ihn gegen den nächst besten Baum zu schleudern.
Ein lauter Knall ertönt und Klaus keucht schmerzerfüllt auf. Doch sein Blick wirkt keinesfalls wütend oder hasserfüllt. Irgendwie wirkt er verletzt.
Wieso ist dieser verdammte Urhybrid verletzt? Mein Leben ist zerstört. Seins kann noch schön weitergehen.
Wütend und voller Hass eile zu ihm am Baum, packe ihn am Hals und schleudere ihn auch schon gegen den nächsten Baum.
,,Das ist für Valerie!".
Wieder rase ich zu ihm und boxe ihm dann ins Gesicht, sodass seine Nase zu bluten beginnt.
,,Das ist dafür, dass du mich gegen meinen Willen in ein Monster verwandelt hast!"
Klaus keucht nur vor Schmerzen auf. Doch anstatt sich zu wehren, sieht er mich abwartend und bereits vorbereitet auf den nächsten Schlag an.
Er soll sich verdammt nochmal wehren!
Kochend vor Wut sehe ich ihn an. ,,Wehr dich verdammt nochmal! Zeig mir, dass ich dir vollkommen egal bin". Ein erneutes Mal hole ich aus, um ihn zu Boxen, doch Klaus fängt meine Hand stumm ab und sieht mir mitleidig in die Augen.
Bereit auf seinen Schlag starre ich ihn aus großen Augen an, aber stattdessen zieht er mich nur an sich und legt seine muskulösen Arme um meinen Körper.
Was zum-
Er soll mich loslassen!
Wütend versuche ich mich von ihm zu lösen. Klaus ist aber viel zu stark und lässt mir kaum Freiraum zum Bewegen.
Wieder bilden sich einige Tränen in meinen Augen.
Mein Leben ist vorbei.
Lieber wäre ich tot.
Wie soll ich mich überhaupt noch im Spiegel betrachten können?
Dann laufen die Tränen auch schon wie ein Wasserfall herunter und ich lasse all die Trauer, die ich im Moment fühle aus mir heraus.
Ich spüre wie Klaus' Hände immer wieder beruhigend über meinen Rücken fahren. Währenddessen ziehe ich nur schluchzend seinen mir vertrauten Duft ein und versuche mich langsam zu beruhigen.
,,Du bist mir nicht egal, Liebes. Nicht einmal annähernd".
▃▃▃▃▃▃▃▃▃▃▃
Irgendwie bin ich gerade mega traurig hahah xD
Hoffe es hat euch gefallen ;)
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