19. Sie oder Ich
Im nächsten Moment werden seine Gesichtszüge wieder sanfter und sein Griff lockerer. In Klaus' Augen blitzt augenblicklich etwas auf. Doch ist das weder Belustigung noch Lust oder Provokation.
Er wirkt verletzt.
Oder interpretiere ich da zu viel hinein?
Aufeinmal tut mir meine Aussage mehr als nur Leid und ich verspüre den Drang mich bei ihm tausendfach zu entschuldigen. Tuen tue ich allerdings nichts. Stattdessen schaue ich ihm ebenfalls stumm in die Augen und bekomme kein Wort raus. Meine Wut auf ihn verfliegt solangsam und mein Magen krampft sich regelrecht zusammen.
Ich muss hier weg. Sofort.
Sanft umfasse ich seine warme Hand, welche mein Handgelenk festhält und ziehe sie dann von meinem Arm, um mich anschließend von ihm lösen zu können.
,,Ich gehe nachause". Es ist nur ein Hauchen, doch ich bin mir sicher, dass Klaus das mit seinem Vampirgehör verstanden hat. Und so wende ich mich von ihm und der Party ab und mache mich auf dem Weg zum Mikaelson-Anwesen. Von der Gastgeberin verabschiede ich mich erst garnicht.
Wieso auch? Sie ist eine Hexe und wird mich nicht leiden können, sobald sie herausfindet, dass ich ein Siphoner beziehungsweise eine Hybridin bin.
Außerdem habe ich sie nirgendswo gesehen.
Also von dem her ist es nicht mein Problem.
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Müde betrete ich die Eingangshalle und sofort sticht mir eine keuchende Freya ins Auge, welche gefesselt auf der Couch liegt und sich zu befreien versucht.
Verdammt!
Schnell eile ich zu ihr und mache mich daran die Ketten zu lösen. Doch Freya schüttelt wild den Kopf und sieht mich panisch an.
Was zum-
,,Kaitlyn, nein! Die Hexen haben einen Fluch auf mich gelegt". Augenblicklich muss sie husten.
,,Ich muss- Ich muss Hope töten. Die Fesseln habe ich mir selbst angelegt, um mich einigermaßen zurückzuhalten", haucht sie aus glasigen Augen.
Ach du scheiße...
Geschockt mustere ich sie von Kopf bis Fuß.
Ich kann den Fluch doch einfach aussaugen.
Ein erleichtertes Seufzen kommt mir über die Lippen, ehe ich dann Freya ernst ansehe.
,,Ich werde dir den Fluch jetzt aussaugen. Halte nur etwas still".
Daraufhin nickt sie nur leicht und sieht mich aus ihren grünen Augen dankbar und verzweifelt zugleich an.
Gut.
Schnell umfasse ich ihren Arm, schließe meine Augen und sauge dann die Magie des Fluches aus ihrem Körper heraus.
Nein.
Ich erschaudere.
Das darf nicht wahr sein!
Es ist dieselbe dunkle Magie wie bei Klaus vor einer Woche. Es ist ein übertragbarer Fluch.
Verdammt.
Geschockt spüre ich die dunkle Magie durch meine Adern fließen und mir alle Kraft vom Körper saugen. Doch ist diese Kraft keine Magie oder Lebenskraft.
Nein, es ist mein freier Wille.
Plötzlich wird mir ganz schwindelig und schwarze Punkte tauchen vor meinen Augen auf. Diese werden immer mehr und mehr.
Nicht schon wieder.
Gequält blicke ich Freya an, welche mich besorgt mustert.
,,Ist alles in Ordnung bei dir?".
Nein.
Stumm schüttel ich den Kopf und falle keine Sekunde später bewusstlos zu Boden. Alles, was ich noch sehen kann ist schwarz und mein Bewusstsein vollkommen verschwunden.
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Erschrocken reiße ich meine Augen auf und setze mich dann auf.
Wo zum Teufel bin ich?
Verzweifelt und ängstlich zugleich schaue ich mich um und erblicke dann mein Zimmer. Doch nicht nur das. Zu meiner rechten sitzt ein besorgtwirkender Klaus, welcher mich stumm mustert.
Was macht er denn hier?
Verwirrt sehe ich ihn an und aufeinmal kommt mir ein ekelhafter Geschmack in den Mund.
Was zum-
,,Du hast mir doch nicht ernsthaft dein Blut gegeben, oder?". Wütend starre ich ihm nun in seine blauen Augen. Er trägt immernoch seinen schwarzen Anzug vom Maskenball, wodurch ich annehme, dass ich nicht gerade lange bewusstlos war.
Klaus sieht mich schmunzelnd an. ,,Ich habe dich gerettet, Liebes. Einwenig mehr Dankbarkeit wäre schön".
Ich soll ihm Dankbarkeit zeigen?
Genervt muss ich meine Augen verdrehen. ,,Ich habe dafür deine To-". Geschockt breche ich meinen Satz ab.
Allein der Gedanke an Hope versetzt mir nämlich ein komisches Kribbeln in den Fingern. Eine gewisse Mordlust.
Hope muss sterben. Ich muss sie töten!
Erschrocken über meinen eigenen Gedanken sehe ich Klaus an und merke dabei garnicht wie mir eine Träne von der Wange kullert.
Nein, nein, nein!
,,Klaus...Freya's Fluch hat sich auf mich übertragen. Ich - ". Wieder breche ich ab.
Hope muss endlich sterben!
Wie von automatisch stehe ich vom Bett auf und will aus dem Zimmer gehen. Sichtlich besorgt über mein Verhalten springt Klaus auf und rast in Vampirgeschwindigkeit zu mir, um mir den Weg zu versperren.
,,Kaitlyn-Liebes, wie meinst du das?".
Wütend starre ich ihn an.
Er soll mir verdammt nochmal aus dem Weg gehen!
,,Geh mir aus dem Weg! Ich muss Hope töten!", fahre ich ihn an.
Was sage ich da nur?
Das will ich doch garnicht.
Ich kann das nicht kontrollieren.
Immer mehr Tränen laufen mir über die Wangen und Klaus weitet vor Schock die Augen.
,,Verdammt, nein. Hör mir zu, Kaitlyn. Du musst meine Tochter nicht töten! Das willst du nicht!".
Und ob ich das will!
Wütend versuche ich mich durch ihn hindurch zu schieben, doch er hält mich von den Schultern aus fest und sieht mir dann ernst in die Augen.
,,Das bist nicht du! Bitte sei stark. Rebekah! Hol Freya! Wir müssen Kaitlyn's Zimmer versperren".
Letzteres ruft er, wodurch ich ihn ängstlich ansehe.
Freya darf mich nicht einsperren. Wer tötet sonst Hope?
,,Nein, nein...Ich will nicht schon wieder eingesperrt werden. Ich - Hope muss sterben", schreie ich ihn verzweifelt an und schleudere ihn dann gegen die Wand.
Ein wütendes Knurren erklingt daraufhin von Klaus. ,,Kaitlyn, verdammt nochmal! Das bist nicht du! Versuch es unter Kontrolle zu bringen...Du kannst Hope nicht töten. Du liebst sie wie eine eigene Schwester".
Er hat recht. Ich liebe-
Bevor ich diesen Gedanken allerdings zuende führen kann, schüttel ich schnell den Kopf und wende mich anschließend von Klaus ab, um zu Hope zu gelangen. Klaus brüllt mich währenddessen nur an und sagt mir, dass ich Hope nicht töten darf.
Aber er täuscht sich. Hope muss sterben. Ich muss sie töten. Sofort!
Und so verlasse ich mein Zimmer. Allerdings versperren mir im Flur diesmal Bekah und Freya den Weg. Beide sehen mich ernst an.
,,Lyn, das bist gerade nicht du. Bitte lass Freya dir helfen", redet Bekah auf mich ein.
Jämmerlich! Ich bin ich und ich muss meine Aufgabe jetzt zuende bringen!
Somit schüttel ich nur unbeeindruckt den Kopf.
,,Tut mir leid. Aber ihr habt euch mir in den Weg gestellt".
Und so lasse ich Bekah's Genick mit bloßer Gedankenkraft brechen und Freya ohnmächtig werden. Immerhin will ich sie ja nicht töten.
Nur Hope muss sterben.
Stumm laufe ich in Richtung ihres Zimmers und öffne dann die Tür. Zu meinem Pech ist Hope aber nicht allein. Stattdessen warten da schon Kol, Elijah und Hayley. Alle drei kampfbereit.
Kann nicht schwer werden.
,,Kaitlyn. Lasse dich nicht von dem Fluch der Hexen herumkommandieren. Du bist stärker", kommt es von Elijah. Seine Stimme klingt dabei vollkommen ruhig.
Will er mich so davon abhalten?
Ich schnaube.
,,Tut mir leid, Leute. Aber ihr könnt mich nicht aufhalten".
Dann ertönt drei mal ein lautes Knacken und alle drei von ihnen fallen bewusstlos zu Boden. Ohne jegliche Emotion bleibe ich vor dem Kinderbett stehen und sehe dann Hope, welche mich aus ihren großen blauen Augen mit einem breitem Lächeln auf den Lippen ansieht.
Ich kann sie doch nicht einfach töten!
,,Hope", hauche ich erschrocken und augenblicklich verfliegt jegliche Art von Mordlust.
Ich kann und darf sie nicht töten. Sie verdient ein Leben. Sie muss einfach leben! Ich kann ihr doch nicht ihr Leben stehlen so wie ich das vor einem Jahr bei der schwangeren Hexe getan habe.
Sofort schießen mir Erinnerungen von diesem Tag in den Kopf und erneut breche ich in Tränen aus, während ich die Kleine nur schluchzend betrachte.
Ich kann sie nicht töten.
Sie hat noch nicht einmal richtig gelebt.
Erinnerungen von unserem gemeinsamen Tag im Park kommen mir nun ins Gedächnis und wie sie mir den einen Zauber nachgemacht hat.
Ich habe ihr wirklich etwas beigebracht...Sie hat etwas von mir gelernt.
Ich kann ihr doch nicht einfach ihr Leben stehlen!
Weinend lasse ich mich langsam zu Boden sinken. Ich bekomme kaum noch Luft. Auf der einen Seite will ich Hope nämlich über alles töten und auf der anderen will ich mich lieber selbst tot sehen, damit sie nicht stirbt.
Was soll ich nur tun?
Ich habe doch garkeine Kontrolle mehr über mich!
Aber ich darf auch kein Baby töten.
Nein.
Schluchzend schließe ich meine Augen und kralle mich dann in den Teppich fest.
Ich werde Hope nicht töten.
Entschlossen starre ich mir auf die Hände und atme dann einmal tief ein und aus.
Es gibt nur diese eine Lösung.
Sie oder ich.
Sie ist nicht einmal ein Jahr alt und ich bereits 20. Sie hat es verdient.
Erneut atme ich einmal tief ein und aus. Meine Hände zittern. Mein gesamter Körper tut es.
Wie denn auch nicht?
Stumm stehe ich langsam auf, sehe in Hope's wunderschönen blauen Augen und halte ihr anschließend meinen Finger entgegen. Diesen umfasst sie sofort und sieht mich mit einem breitem Lächeln auf den Lippen an.
,,Ich wünsche dir nur das beste, Kleine".
Stumm schließe ich meine Augen und denke an meinen Eltern.
Es tut mir leid, Mama. Es tut mir leid, Papa.
Dann ertönt ein lautes Knacken und ein stechender Schmerz erfüllt meinen gesamten Nacken.
Schnell verschwindet dieser Schmerz allerdings auch schon wieder und damit auch jegliches andere Gefühl. Vor meinen Augen wird alles schwarz.
Das letzte, was ich noch hören kann, ist ein lautes ,,Nein", das jemand ruft.
Kurz darauf verlässt jegliches Leben meinen Körper.
Ich sterbe.
Au revoir, Welt.
▃▃▃▃▃▃▃▃▃▃▃
Spoiler: Sie ist nicht tot, Leute! xD
Hoffe euch hat das Kapitel gefallen ;)
Und jetzt byeeeee :D
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