Kapitel 2 - Party ✓
"NEIN NEIN NEIN NEIN DIE GETRÄNKE KOMMEN AUF DEN ANDEREN TISCH!!!"
Zu sagen, dass Carrie aufgeregt war, wäre untertrieben gewesen. Egal was wir machten, es war falsch und sie lief die ganze Zeit aufgeregt durch die Viila.
"Fuck, fuck, fuck, fuck und fuck! Es ist schon fast um acht! Ich hab gesagt, die ersten können um acht kommen!"
"Meine Fresse Carrie, reiß dich am Schlüpfer. Es ist doch alles fertig!", Ruth wirkte genervt.
"Aber es sieht scheiße aus hier!"
"Es sind Getränke da, Buffet und Musik. Du hast ne ganze Menge Sitz-und Liegemöglichkeiten und 'nen Gigafernseher. Was willst du noch machen? Willst du vielleicht noch ein bisschen Deko aufstellen? Paar Kerzchen hier, paar Kerzchen da? Reiß dich jetzt zusammen." Darauf schwieg Carrie.
"Äh, Leute?", fragte Lynn vorsichtig.
"Was denn?"
"Wie viele kommen eigentlich zur Party?"
"Ein paar Leute aus der Schule. Wieso?"
"Na ja, da draußen.", Lynn klopfte nervös mit dem Finger gegen die Scheibe.
Carrie sprintete zum Fenster und auch wir waren neugierig. Ich traute meinen Augen kaum, es war gerade mal um acht und draußen standen geschätzt 60-70 Leute . Einige hatten Alkohol dabei, andere rauchten ihre ersten Joints. Dann klingelte es an der Haustür.
"Ich werde sterben.", sagte Carrie monoton, eher sie zur Haustür ging. In innerhalb von fünf Minuten war das Haus voll. Unmöglich jemanden in dieser Menge zu finden. Carrie war überhaupt nicht mehr ansprechbar, sie war damit beschäftigt aufzupassen, dass nichts kaputt ging. Lynn saß wie immer in der Nähe der Getränke und kippte still und leise Alkohol in sich hinein und Ruth klebte bei irgendeinem Typen aus der Oberstufe auf dem Schoß.
"Hallo Kaylee." Ich drehte mich um und tatsächlich: Vor mir stand Lindsay, meine ehemals beste Freundin.
"Hi.", antwortete ich trocken.
"Wusste gar nicht, dass Carrie solche Partys schmeißen kann. Dachte immer, sie wäre eine totale Langweilerin."
"Vielleicht solltest du aufhören über andere Menschen zu urteilen. Das steht dir nicht zu.", fuhr ich sie an.
Sie lächelte nervös. "Du bist immer noch sauer auf mich, oder?" Ich antwortete nicht.
"Kaylee, wir sind seit dem Kindergarten befreundet, warum werfen wir das wegen einem Typen weg? Du weißt ganz genau wie viel Spaß wir immer miteinander hatten. Wem willst du was vormachen? Mit diesen Losern ist es nicht so wie mit mir. Aber wir können das alles zurückhaben. Du bist meine beste Freundin, Kaylee." War das gerade ihr verdammter Ernst? Sie machte mit meinem Freund rum und dann kam sie mir so?
"Nein Linds, du warst meine beste Freundin. Jetzt ist es Ruth. Und wenn ich darüber nachdenke, hätte sie es schon immer sein sollen." Ich drehte mich um und verschwand in der Menge. So eine blöde.. ARGH. Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, lief ich Jake, meinem Ex, direkt in die Arme.
"Kaylee, verfolgst du mich etwa? Komm wir gehen einen trinken.", er lachte, legte einen Arm um meine Schulter und zog mich in Richtung Getränke. Ich wehrte mich nicht. Was hatte ich zu verlieren? Ich war auf einer Party, ein bisschen Spaß konnte doch nicht schaden und mit der richtigen Menge an Alkohol sollte auch die Tatsache, dass er mein Ex war, egal sein.
"Was willst du?", fragte er.
"Wodka-E." Er mischte mir ein Glas und reichte es mir.
"Ach ja, das wollte ich dir schon länger sagen. Das mit Lindsay, das war nur so zur Abwechslung. Keine Gefühle oder so. Brauchte nur mal was anderes."
"Das macht die Sache nicht weniger schlimm, Jake."
"Kaylee, sei doch nicht immer so furchtbar kompliziert."
"Ich bin nicht kompliziert, ich lass mich nur nicht nach Strich und Faden von dir verarschen!"
"Weiß ich doch Babe." Er kam mir immer näher. Plötzlich wollte ich überhaupt keinen 'Spaß' mehr mit ihm haben.
"Jake, lass mich in Ruhe.", murmelte ich und drückte meine Hände gegen seine Brust, um ihn wegzustoßen. Er ignorierte mich.
"Jake!", versuchte ich es etwas verzweifelter. Jake ließ sich nicht beirren, doch bevor er mich küssen konnte, wurde ich am Arm nach hinten gerissen.
"Sie hat doch gesagt sie will nicht. Vergreifst dich an 'nem schwachem Mädchen, dass sich nicht wehren kann und willst ein Mann sein?", Kyle schnaubte verächtlich und nahm einen Schluck aus seiner Bierflasche.
"Wer bist du Pussy denn?"
"Ich bin Kyle Jackson und du solltest dich in Zukunft weder mir noch ihr nähern . Verstanden?"
"Was willst du mir denn vorschreiben? Kaylee, was will der Typ?" Ich schwieg bloß.
"Ich bin ihr bester Freund und jetzt verpiss dich, du Null." Kyle nahm mich an die Hand und ging mit mir zu einem Sofa. Dort platzierte er mich.
"Du brauchst dich nicht bedanken, hab ich gern gemacht, aber das wird nicht zur Gewohnheit, okay? Okay." Er wollte gerade gehen, aber jetzt platzte aus mir heraus.
"Warum bist du so?", fragte ich ihn.
"Wie bin ich denn?"
"Fies, distanziert, abweisend. Wir waren elf Jahre lang beste Freunde, ich versteh das nicht."
Er lachte, aber es war kein fröhliches Lachen.
"Kaylee. Wir haben uns fünf Jahre nicht gesehen. Was hast du erwartet? Dass ich wieder mit dir Mami, Papi, Kind spiele? Oder Matschkuchen backe? So wie früher? Werd erwachsen. Wir waren Freunde. Jetzt sind wir rein gar nichts mehr." Ich war sprachlos. Wie konnte ein Mensch so taktlos sein?
Er war fast zwischen den tanzenden Menschen verschwunden, aber ich rannte ihm hinterher und packte ihn an der Schulter. Genervt drehte er sich zu mir herum.
"Mir ist vollkommen klar, dass es nicht wie früher ist! Scheiße, das ist mir doch total klar, ich bin nicht blöd! Aber wieso hast du kein Interesse daran, jetzt mit mir befreundet zu sein?! Ich versteh das nicht! Wieso verhälst du dich, als würdest du mich abgrundtief hassen?! Als du noch nicht wusstest wer ich bin, hast du mich noch mit 'Hi Süße' begrüßt!" Er sah mich an, sein Ausdruck war undefinierbar. Unmöglich zu sagen, was er dachte.
"Man sollte Vergangenes auch vergangen sein lassen."
"Warum ist es für dich so ein großes Problem, dass wir schon mal Freunde waren?!"
"Das ist es nicht."
"WAS IST ES DANN?!" Ich wurde wütend. "ERST LÄSST DU MICH FÜNF JAHRE ALLEINE UND DANN KOMMST DU WIEDER UND BEHANDELST MICH WIE DRECK!"
"Was muss ich tun, damit du aufhörst rumzustressen?" Das war doch wohl... Ich würde ihm jeden Moment an die Gurgel springen.
"Vergiss es.", ich ließ ihn stehen und holte mir ein paar Erdbeeren am Buffet. Keine Ahnung was mit dem Typen schiefgelaufen war. Ich lehnte mich gegen die Wand und beobachtete die feiernden Menschen um mich herum. Ein paar saßen um eine Shisha herum und bließen Rauchringe in den Raum. Andere saßen knutschend in irgendwelchen Ecken, wieder andere tranken und aßen und der Rest tanzte, redete, zockte PS4 oder rauchte. Plötzlich fiel mein Blick auf Carrie. Sie lag auf dem Fußboden. Auf einem Typen. Alex. Ich grinste. Sie hatte ihn endlich bekommen. Ich gönnte es ihr, sie war schon ewig in ihn verknallt gewesen.
Ruth kam auf mich zugetorkelt, einen Typen aus unserem Kunstkurs im Schlepptau.
"Duuuu Kaaaayleee?" Während sie redete küsste der Typ sie am Nacken. Sie kicherte.
"Ruth, du bist schon wieder total voll.", sagte ich vorwurfsvoll .
"Hihihi, das stimmt. Ich bin mal kurz weg mit dem Süßen hier. Bis spääääätiiiiii." Die beiden torkelten die Treppe hoch. Alle haben Spaß Kaylee, nur du nicht.
"Tanz mit mir." Ich blickte zur Seite. Neben mir stand Kyle.
"Was?"
"Ich sagte: Tanz mit mir."
"W-was? Warum?"
"Als Wiedergutmachung." Er schubste mich in die Menge, umfasste mein Hüfte und passte sie seinen Bewegung an. Ich streubte mich nicht, ich wollte abwarten, was er vorhatte.
Es fühlte sich komisch an, ihm so nah zu sein. Ich spürte seinen warmen Atem an meinem Hals.
"Was soll das, Kyle?"
"ich bin angetrunken und du hast ausgesehen, als ob du tanzen wolltest."
"Du bist merkwürdig.", stellte ich fest. Er lächelte.
"Ich weiß.", sagte er dann. Er grinste die ganze Zeit. Es war nicht nur ein leichtes Grinsen. Es war eins, das übers ganze Gesicht ging, wie bei einem total glücklichen Menschen. Oder einem Betrunkenen. Alles in allem erinnerte es mich an sein altes ich, an den kleinen Jungen. Der hatte auch immer so gegrinst. Ein langsamer Song wurde eingespielt. Etwas unbeholfen drehte Kyle sich zu mir um und legte die Hände an meine Taille.
"Den tanzen wir auch auch noch."
Ich fing an zu lachen.
"Oh Gott , du bist wirklich sturzbesoffen."
"Ohja und es ist guuuuuut. Warum lachst du denn?" Das brachte mich noch mehr zum lachen.
Während andere Paare den Song für einen absolut epischen romantischen Moment nutzten, war es für mich Entertainment pur. Kyle trat mir ständig auf die Füße, schwankte und lallte den Song mit.
"Fast wie früher Kayleeschen, wa?"
"Ja . Nur, dass du früher gerade gehen konntest."
Er grinste wie ein Honigkuchenpferd. Und dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er ließ mich los und stürmte Richtung Badezimmer. Alleine blieb ich in der Menge zurück. Nach ihm sehen - schlafen gehen, Nach ihm sehen - schlafen gehen. Ich beschloss, nach ihm zu sehen. Ganz vorsichtig öffnete ich die Badezimmertür. Scheinbar hatte er es noch bis zur Kloschüssel geschafft . Er stand vor dem Waschbecken und spritzte sich Wasser ins Gesicht.
"Kaylee, du kleine Stalkerin."
"Komm Kyle, wir holen dir ein Glas Wasser.", ich zog ihn am Arm in die Küche und holte eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank.
"Trink das."
"Oh, du Schlingel, du.", lallte er & zwinkerte mir zu. Ich prustete los.
"Besoffen gefällst du mir viel besser."
"Das hör ich öfter.", sagte er, legte sich auf den Küchenboden und fing damit an, 'Schneeengel' zu machen.
"Falls du dich morgen noch an irgendwas erinnerst, lass uns einfach wieder Freunde sein, okay?"
"Wieso wieder? Wir sind doch BFF's forever und sooo."
"Ich glaub es wird Zeit fürs Bett."
"Schlafen ist kackaaa."
"Komm, wir rufen dir ein Taxi."
"Isch will hier bleibn."
Ich ignorierte seinen Protest und rief den Taxidienst an. Dieser war eine Viertelstunde später da. Ich setzte Kyle auf die Rückbank und drückte dem Fahrer zwanzig Dollar in die Hand.
"Fahren Sie ihn zur Baker Street 53."
"Und wer bezahlt es mir, wenn er mein Taxi vollkotzt?"
"Dann schicken sie ihm die Rechnung per Post." Ich schlug die Tür des Wagens zu und ging wieder in die Villa. Meine Laune war fantastisch. Ich war der festen Überzeugung, wenn Kyle morgen früh aufwachte und sich erinnerte, würde er einsehen, dass eine Freundschaft zwischen uns heute genauso funktionieren konnte, wie früher . Aber ich sollte sehen, dass er nicht mehr der Junge von früher war.
Ich kannte ihn nicht mehr.
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