22. Projekt
Es war der nächste Morgen und dafür das es gestern ganz schön spät geworden ist, war ich erstaunlich ausgeschlafen.
Wir hatten gestern noch ein bisschen geredet, kamen aber auch zu keiner weiteren neuen Erkenntnis. Juna hatte von Marc zwar noch nie was von irgendeiner Freundin von Kyle gehört, das sollte aber noch lang nichts heißen, denn die beiden redeten eher über sich.
Das einzigst schlimme an diesem Tag war nur, das wir die ersten Stunden Mathematik hatten und wie ich unsere Lehrerin mittlerweile kannte, hatte sie sogar die Klausuren schon kontrolliert.
Genau das bestätigte sich mir auch einige Minuten später, als genau diese gut gelaunt und mit einem Stapel Papiere unterm Arm auf uns zu geschlendert kam. Kurz darauf saßen wir auch schon auf unseren Plätzen und unsere Lehrerin verkündete die mir eben bestätigen kontrollierten Klausuren.
Mein Blick ging leider zu Kyle, der aber mehr als genervt wirkte. Die Frage die sich mir stellte war nur warum, war man mit einer Freundin nicht glücklich?
"So ich muss schon sagen die Klausuren sind zum Teil sogar recht gut ausgegangen, trotzdem gab es wieder ein paar, bei denen es wie immer verlaufen ist." Bei dem letzten Satz sah unsere Lehrerin genau in meine Richtung und ich musste mir gar nichts groß ausmalen, denn ich wusste was das bedeutete.
Sie ging durch die Reihen, verteilte die korrigierten Klausuren und man konnte leises murmeln und hin und wieder ein paar jubelnde Klassenkameraden war nehmen.
Bei mir angekommen blieb meine Lehrerin kurz stehen, sah mich genauestens an und sprach dann.
"Also ich weiß nicht wie Sie das gemacht haben Miss Lee, aber diese Arbeit ist Ihre Beste bisher." sprach sie, sogar ein wenig überrascht und legte mir das Papier vor die Augen.
Ich staunte nicht schlecht als ich die paar Seiten umblätterte und ganze 10 Punkte darauf erkennen konnte. Innerlich freute ich mich gerade total, denn eine 3 hatte ich hier noch nicht zustande gebracht.
Eigentlich wollte ich sofort aufspringen und mich bei Kyle bedanken, denn dank ihm war das überhaupt möglich gewesen. Aber als mir einfiel was gestern passiert war, lehnte ich mich nur in meinem Stuhl zurück und wartete bis die Stunde ein Ende fand.
—
Nach dem Klingeln der Glocke stand ich wie immer auf und ging anschließend wieder einmal zu meinem Lieblingsplatz. Ob man es glaubt oder nicht, aber Kirschblüten haben auf mich irgendwie eine beruhigende Wirkung.
Ich nahm mir meine Kopfhörer zur Hand und stöpselte sie ein, suchte danach ein Lied aus und schloss daraufhin die Augen. Die Sonne schien mir ins Gesicht und es war angenehm warm.
Ein leichtes Tippen auf meiner Schulter ließ mich die Augen öffnen. Sofort sah ich zu meiner Rechten und bereute das ganze auf der Stelle. Denn neben mir saß kein geringerer als Kyle höchst persönlich. Obwohl ich ihn gerade am wenigsten erwartet habe.
"Was gibt's?" wollte ich wissen, versuchte dabei trotz allem nicht zu kalt zu wirken.
"Du wolltest doch gestern an dem Projekt weiter arbeiten, ich hätte heute Zeit." meinte er trocken.
Ich blinzelte ein paar mal, überlegte ob ich nicht direkt 'Nein' sagen sollte, so wie er gestern. Allerdings wurde das Projekt so auch nicht fertig.
"Ok, wann?" sagte ich, wollte ehrlich gesagt nicht wirklich mit ihm reden.
"Wie wär's mit fünf Uhr, bei dir?" setzte er an.
"Ja is ok." Er nickte kurz, wollte wohl gerade noch etwas sagen, aber das wollte ich nicht hören.
Ich stand deshalb direkt auf, ließ ihn mit einem knappen 'Muss los' wissen, das ich jetzt gehen würde. Der nächste Kurs wartete nämlich schon auf mich und ich hoffte inständig dass mich das Tanzen ein wenig ablenken würde.
—
Um kurz vor fünf klopfte es tatsächlich an der Zimmertür und ich machte diese kurzerhand auf. Davor stand wie erwartet Kyle, in der Hand eine Tasche, wahrscheinlich mit seinen Unterlagen.
"Hey." kam es von ihm.
"Hey, komm rein."
Wir setzten uns beide auf den Boden und breiteten unsere Sachen vor uns aus. Hoffentlich würde das nicht allzu lange dauern, diese Stille machte mich jetzt schon fertig.
"Gut da wir nur noch zusammentragen müssen, dürfte das ganze schnell gehen." verkündete ich, nahm mir schon mal den Laptop mit meiner Arbeit zur Hand. Kyle nahm sich derweil seine Unterlagen und zeigte mir, was er noch alles heraus gearbeitet hatte.
Nach einer Stunde waren wir schon fast fertig und Kyle wurde neben mir auch immer nervöser. Gerade als er offensichtlich zu sprechen beginnen wollte, wurde die Tür aufgerissen und eine fröhliche Juna betrat den Raum.
"Hey Rika und Kyle." sagte sie lachend, obwohl sie bei seinem Namen eher etwas lächerliches in der Stimme hatte.
Auch ich begrüßte sie und sie setzte sich daraufhin auf ihr Bett, nahm sich ein Buch zur Hand und begann zu lesen.
Der Blick von Kyle war ihr dabei aber nicht entgangen, denn sie setzte noch nach.
"Fühlt euch nicht gestört, ich bin auch ganz leise." sagte sie, blickte dabei in meine Richtung. Ich war ihr dankbar das sie hier ins Zimmer kam, aber das hatten wir eben auch abgesprochen. Ich wollte einfach nicht alleine mit ihm sein.
Der Rest des Projektes erledigte sich fast noch von selbst und so verabschiedete sich Kyle um halb sieben von uns und ich ließ mich erleichtert auf mein Bett fallen.
"Zum Glück war es nicht allzu schlimm, aber gerne mit ihm allein war ich irgendwie nicht." bemerkte ich. Juna stimmte mir zu, erzählte mir aber noch etwas.
"Ich war ja eben bei Marc, hab ihn auch nochmal gefragt, aber er wusste nichts von einer Freundin von Kyle. Vielleicht will er das aber auch nicht erzählen, ist immerhin nicht seine Sache."
Ich murmelte nur noch ein kleines 'Ja' war irgendwie erschöpft.
"Trägst du mir deinen Part im Projekt mal vor?" fragte Juna aufgeregt. Sie liebte es sich Vorträge von mir anzuhören, was ich zwar nicht wirklich nach vollziehen konnte, aber dennoch kam ich ihrer Bitte jedes mal nach, so wie auch jetzt.
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