7.Keine Lügen im Brothel
Sebastian verstand nicht was er damit meinte und entschied sich schließlich dagegen ihn weiter auszufragen. Es war nicht Teil seiner Mission es herauszufinden und so besonders interessierte es ihn nun auch nicht. So tranken sie zwei Gläser in gespannter Stille, denn es ließ Sebastian unwohl fühlen am Tage zu trinken. Gerade als sie sich das dritte Glas einschenkten, fegte Miss Dilton durch die Tür herein. Sie trug ein neues Kleid, es war hochweriger als das vorherige, rot mit goldigen Mustern. Ihre dunkelen Locken hatte sie zu einer komplizierten Frisur aufgetürmt und ihre gelb-braunen Augen hatte sie mit Kohle geschminkt. Sie wirkte wie eine vollkommen andere Frau.
Sie fand sie augenblicklich und ging mit gehobenen Röcken zu ihnen hinüber. Sie seufzte. „Beckett prügelt sich schon wieder im Brothel" Moriarty massierte sich die Schläfen während er ebenfalls seufzte. „Mit welcher Crew ?" „Johnsons Männer Käpt'n" Moriarty erhob sich, die Zähne zusammen gebissen. „Das darf doch wohl nicht wahr sein! Er weiß doch ganz genau das wir einen Vertrag mit denen haben was solche Sachen angeht! Der Schaden ist einfach immer zu groß!" Er nahm seinen Hut vom Tisch und setzte sich ihn auf.
„Nun das kann ich nicht so passieren lassen. Frischling, du kommst mit" Damit rauschte er los, Sebastian ihm auf den Fersen. An der Tür machte er nocheinmal Halt und rief: „Bonny und Rackham sitzen da hinten" Er deute auf die Ecke in der Sebastian die beiden Männer gesehen hatte und fragte sich was Miss Dilton von ihnen wollen konnte. Doch er hatte keine Zeit mehr darüber nach zudenken denn Moriarty lief schnellen Schrittes durch die Straßen und der Fakt das er ihn Frischling genannte hatte störte ihn doch immens. Er holte schnell auf und lief bald neben ihm her.
„Sie brauchen mich nicht Frischling nennen" Moriarty lachte. „So aber sind Sie denn keiner ?" „Ich bin kein kompletter Anfänger!" Moriarty verzichtete auf einer Erwiderung denn sie hatten ihr Ziel gerade erreicht. Lautes Gebrüll und das Zerspringen von Tongefäßen drang an seine Ohren. Er zog seinen Säbel und warf Sebastian ein Messer zu. Dann stürmte er herein.
Die Männer die nicht an der Prügellei beteiligt waren und Huren schauten sie ehrfürchtig an als sie sich dem Knäul auf dem Boden näherten. Sebastian bekam das gar nicht mit. Er konzentrierte sich darauf zu erkennen wer sich in diesem Knäul befand. Wenn er richtig sah waren es nicht nur Mister Beckett sondern auch Mister Smule und ein anderer ihrer Mannschaft in der Kabbelei verwickelt waren. Moriarty schritt mutig ein, im wahrsten Sinne des Wortes. Er sprang genau in die Mitte und begann sich mit den Männern zu duellieren bis sie aufgaben und flohen. Sebastian konnte nur zu sehen. Er fand keine Möglichkeit sich in's Getümmel zu mischen. Also sah er stumm zu und beobachtete die Eleganz mit der Moriarty sich bewegte. Hier ein Ausfallschritt dort ein Hieb und schon gab der letzte auf.
Nur noch die Mitglieder seiner eigenen Mannschaft standen vor ihm. Gekonnt schob er den Säbel in seinen Gürtel. Enttäuscht betrachtete er seine Männer die sich ihre blutenden Nasen, blaue Augen und Bauchwunden hielten. „Was haben wir gesagt was Prügelleien an Land angeht ?!", fragte er herrisch, sich vor ihnen aufbauend. Die Männer schauten zu Boden. „Keine Prügelleien mit den Johnson-Männern Sir", antwortete Mister Smule kleinlaut woraufhin er giftige Blicke von seinen Kameraden kassierte. Moriarty tat einen Schritt auf sie zu. „Und wissen Sie auch was für eine Strafe auf dem Vergehen gegen diesen Vertrag steht, Mister Smule ?!"
Man sah dem Navigator an das er es wusste aber nicht vorhatte es auszusprechen. Fest hatte er die Kiefer aufeinander gespannt. Der Sebastian unbekannte Matrose sagte leise: „Aufschlitzen" Moriarty beugte sich vor, ein wildes Glitzern in den Augen. „Wie bitte Mister Harrison ?" Harrison schluckte und hob den Blick. „Auflitzen von beiden Ohren Sir Kapitän Moriarty Sir" Zufrieden lehnte sich dieser wieder zurück. „Goldrichtig mein guter Mann"
Mit einem Blitzen zog er seinen Säbel und begann die Ohren seiner Männer übel zuzurichten. „Ich kann nichts mehr hören!", rief Mister Beckett erschrocken aus, eine Hand an sein strak blutendes Ohr gepresst. Das Blut tropfte auf die Dielen und hinterließ dunkelbraune Flecken. Sebastian sah auf eine seltsam faszinierte Weise hin. Moriarty zuckte mit den Achseln und steckte seinen Säbel zurück. „Nun das ist nicht meine Sorge" Dann wandte er sich Sebastian zu. Er runzelte die Stirn als er das unbefleckte Messer sah. „Oh Frischling" Sebastian biss sich auf die Lippe um nicht wieder etwas zu erwidern. Es würde ihm ja doch nicht helfen. „Ich hatte dir das Messer gegeben damit du ein bisschen Spaß hast und jetzt hast du es gar nicht benutzt" Er schüttelte enttäuscht den Kopf und Sebastian erwartete schon gleich auch nichts mehr hören zu können doch Moriarty tat nichts dergleichen. Er schaute sich um.
Nach einigen Augenblicken deutete er auf einen Mann der neben der Treppe mit den Busen einer Hure spielte. „Töte den Mann dort" „Was?!" Moriarty seufzte, als wäre Sebastian ein Schüler der sehr schwer von Begriff war. „Du sollst den Mann dort drüben töten. Mit diesem Messer. Von hier" Sebastian warf ihm einen fragenden Blick zu. „Nein!" Moriarty legte den Kopf schief. „Das war keine Bitte Mister Moran" Sebastian schüttelte den Kopf. „Nein! D-das...Er hat mir doch überhaupt nichts getan" Moriarty lachte auf. „Er hat ihm nichts getan", wiederholte er leise und strich sich mit dem Zeigefinger über die Oberlipppe. „TUN SIE ES!", wiederholte er lauter. Die Brauen zusammen gezogen, die Augen dunkel und blitzend. Sebastian zuckte zurück. Er hatte wohl keine andere Wahl. Er straffte die Schultern und presste die Lippen aufeinander. „Wie -" „Werfen"
Er machte einige Ansätze, versuchte abzuschätzen welchen Winkel er brauchen würde und wie viel Kraft er verwenden sollte. Und dann warf er.
Es war ein Volltreffer, wie Moriarty es später betiteln würde. Das Messer war sauber in den Kehle des Mannes gelandet und richtete ein Blutbad an. Das Blut sprudelte und spritzte aus der Wunde heraus und bemalte die Treppe und den kleinen Tisch mit vielen, vielen Sprenkeln. Die Hure, die auf seinem Schhoß gesessen hatte, war mit einem lauten Aufrei auf gesprungen und entfernte sich schnell von dem sterbenden Körper der sich immer und immer mehr in sein eigenes heißes Blut tränkte.
„Was für eine Sauerei"
Die Stimme war klar und hoch. Sie klang abschätzig und dennoch amüsiert. Sebastian hob den Blick. Eine wunderschöne Frau stand auf der Treppe. Sie war schlank, hochgewachsen und fast vollkommen nackt. Nur ein leichtes, smaragdgrünes Spitzenkleid bedeckte ihre blasse Haut. Langsam kam sie herab geschritten und Sebastian bemerkte wie ungeheuer elegant sie dabei wirkte. Nicht auf die Weise auf die Moriarty elegant war sondern auf eine feminine, charmante Weise die einen dazu brachte ihr die Welt schenken zu wollen.
Im Näherkommen konnte er ihr Gesicht erkennen. Es war herzförmig, mit einem markanten Kinn und blassgrünen Augen welche von dichten Wimpern umringt waren. Ihre kirschroten Lippen waren zu einem dünnen Lächeln verzogen.
„Dorothy hol bitte einen Lappen und einen Eimer, ja mein Schatz ?", fragte sie, den Kopf ganz leicht zu einer der Huren gewandt. Diese nickte und lief sofort los. Dann wandte sich die Frau ihre ganze Aufmerksamkeit Moriarty.
„Was für ein nettes Geschenk du mir machst" Moriarty lächelte. „Das war nicht ich" Sie blinzelte zu Sebastian hinüber. „Ach dein neues Spielzeug" Sebastian schluckte. Spielzeug ? Sie nahm sein Kinn zwischen ihre schlanken Finger und schob ihn hin und her um ihn von allen Seiten betrachten zu können. „Hübsch, hübsch, schenkst du ihn mir ?" Moriarty lächelte. „Nein, nein er gehört mir" Enttäuscht seufzte sie und nahm die Finger von seinem Kinn. „Er ist mir sowieso zu selbstbewusst"
Sebastian fühlte sich unwohl wie sie so über ihn sprahcen als wäre er nicht anwesend oder taub. Als wäre er ein Gegenstand, austauschbar verkaufbar, benutzbar.
„Hälst du dir immernoch die Tochter von dem Schneider ?" Sie lächelte. „Oh ja sie macht sich großartig" Moriarty nickte. „Und sie ist so schön wenn sie meinen Namen schreit" Sie seufzte schwärmerisch und Sebastian begann sich Sorgen um die Tochter des Schneiders zu machen.
Bilder von einem ängstlichen Mädchen in einem Käfig ohne Nahrung kam ihm in den Sinn. Er schüttelte den Kopf. „Hast du mir denn dennoch etwas von deiner Reise mitgebracht ?" Moriarty griff in seine Manteltasche und brachte eine Kette zum Vorschein. Sie war wertvoll. Ein großer Smaragd lag in der Mitte von vielen kleinen, Silberperlen. Er schimmerte in dem hellen Licht der Sonne. Die Frau lächelte vergnügt. „Oho", sagte sie als Moriarty hinter sie trat um sie ihr anzulegen.
Es schien als ob dieses Schmuckstück durch seine neue Trägerin schöner wurde. Es war faszinierend.
Einen Moment lang bewunderte sie ihn noch dann wandte sie sich wieder den beiden Männern zu. „Lasst uns doch in meine Gemächer hinauf gehen da haben wir ein wenig mehr Privatsphäre" Dabei schielte sie zu den Besuchern des Brothels die sich nun wieder vollkommen den Frauen in ihrer Gesellschaft widmeten. Gehorsam folgten sie ihr die Treppe hinauf in eines der Zimmer von denen es dort oben viele zu geben schien.
Es erinnerte Sebastian ein wenig an Moriarty's Kajüte denn auch in diesem Zimmer war das Bett der Mittelpunkt. Obwohl es hier viel prunkvoller war. Ein schwerer Vorhang war darüber drapiert, welcher zu diesem Zeitpunkt mit vergoldeten Seilen zurückgehalten wurde sodass man die italienisch gemusterte Bettwäsche bewundern konnte. Ein großer Schminktisch stand direkt neben der Tür. Darauf standen Salben, kleine Karaffen, Kohlestifte, Puder und allerlei weiteres Frauenzeugs von dem Sebastian keine Ahnung hatte. Außerdem war dort ein großes, samtiges Sofa.
Sie gingen jedoch weiter, hinaus auf den kleinen Balkon. Man konnte von hier in eine der Nebenstraßen schauen an der sie so oft vorbei gegangen waren. Sie setzten sich an den kleinen Tisch der hier zu finden war. Die Frau überschlug die Beine und musterte Sebastian erneut. „Entschuldige bitte meine schlechten Manieren", sagte sie dann mit einem entschuldigendem Lächeln, „Ich habe mich gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Irene Adler und ich führe dieses Brothel" Trotz Miss Diltons Warnung zwei Tage zuvor war er doch geschockt.
Eine Frau die ein Brothel führte. Eine Frau in einer soclhen Machtposition, an dem Sitz eines so großen Geldhahns. Er verstand nicht wie das möglich war. Dennoch streckte er seine Hand aus und küsste ihre sobald sie in seine Reichweite gelangte. „Ich fühle mich geehrt Sie kennen zu lernen Madame" Madame Adler lächelte wieder dieses dünne Lächeln. „Ich habe ein wenig mehr Angst erwartet, junger Mann. Schließlich sind sie Brite und soweit ich mich erinnern konnte arbeiteten Frauen dort kaum" Er runzelte die Stirn. „Woher -" Sie befeuchtete sich amüsiert ihre Lippen. „Ihr Akzent. Ich hatte auch einmal so einen" Sie zwinkerte und wechselte das Thema. „Wie heißen Sie ?" Zu seinem Pech war seine Zunge schneller als sein Denken. „Sebastian Moran, Madame" Er mochte sich ohrfeigen doch es war zu spät. Sie nickte und hob eine ihrer schmalen Augenbrauen. „Moran wie Augustus Moran ?" Er schluckte. Das war's. Moriarty wusste nun warum ihm der Name bekannnt vorgekommen war.
„Ach der Gouverneur von Jamaika", warf der Kapitän nun ein, ein schiefes Lächeln auf den Lippen. „So so" Sebastian spürte seinen urteilenden Blick.
Madame Adler seufzte träumerisch. „Ach der gute alte Augustus. Er war von so gewaltsamer Natur. Außer im Bett" Sie lachte auf und Sebastian zog die Augenbrauen zusammen. „Er war immer so sanft zu mir, hat immer so zuckersüße Dinge gesagt" „Was soll das heißen ?!" Sie belächelte ihn als wäre er ein kleines dummes Kind. „Nun das was ich gerade gesagt habe Schätzchen" Sebastian sprang auf, die Wut kochte wild in ihm auf und eine Stimme in ihm flüsterte das er sie über den Balkon werfen sollte.
„Wieso glauben Sie sich solche Lügen erlauben zu dürfen ?!" Madame Adler erhob sich nun auch, eine Hand in die Hüfte gestemmt, die Augenbrauen zusammen bgezogen, einen besorgten Blick in den grünen Augen die in der Sonne nun noch heller erschienen.
„Aber Herzchen. Das sind keine Lügen."
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