11.Wer sagt das...?
Es war der letzte Tag auf Nassau, wie Hector beim Frühstück, zu dem Sebastian auch einmal pünktlich war, erklärte. „Wir werden den Kiel heute noch fertig teeren und dann morgen in See stechen. Ich würde schätzen das wir für ersteres nur den Vormittag brauchen wenn keine unnötigen Pausen eingelegt werden und alle gut mit machen" Das versezte die Männer in Aufregung. Sie pfiffen und applaudierten laut. „Wie gesagt, wenn alle gut mitarbeiten", wiederholte Hector, jedoch ging diese Warnung in den Freudengesängen und Nachmittagsplanungen unter.
Die Mannschaft arbeitete trotzdem besser denn je. Alle hatten gute Laune und versprühten diese auch. Das selbst gedichtete Lied wurde in frühlichen Melodien bei der Arbeit gesungen und zwischendurch auch gepfiffen, wenn man zum Beispiel seinen Teereimer neu auffüllte.
Hectors Schätzung mit dem Vormittag war nun sehr großzügig gewesen. Sie waren in Rekordzeit fertig und verfügten nun über ein großes Maß an Freizeit welche die meisten natürlich dafür nutzten das Brothel aufzusuchen.
Sebastian ging stattdessen zu Miss Dilton die noch damit beschäftigt war ihre Kochutensilien wieder tragbereit zusammen zu packen. Er hatte ein schlechtes Gewissen bekommen. „Hallo", sagte er vorsichtig. Sie schwieg und stellte einen Topf auf ein großes Tuch was später zu einem Bündel werden würde. „Kann ich dir irgendwie helfen ?" Sie seufzte. „Schleimereien gibt's hier nicht, Mister Moran. Jeder wird gleich behandelt" „Ich wollte nicht schleimen" Sie wandte sich ihren Löffeln, Messern und weiterem Geschirr zu. „Natürlich" Er seufzte. „Tut mir Leid. Ich konnte ja auch nicht ahnen das er mich aufeinmal dafür einteilt" „Und warum hast du dann nicht protestiert ?!" Sebastian sah auf seine Stiefel und zog die Schultern hoch. „Weil er Recht hat..." „So?! Du hälst dich also für was besseres ja?!" „Das habe ich nicht gesagt" „Du meintest es aber!" „Das stimmt nicht. Ich meine damit das ich Erfahrung und Fähigkeiten habe die vielen auf diesem Schiff fehlen und deswegen hilfreich bin" Sie warf einen Löffel auf das Tuch. „Sag ich doch"
Er seufzte. „Alice-" Plötzlich hatte er ein Messer vor der Nase. „Nenn' mich nicht so! Weiß überhaupt nicht wo du das aufgeschnappt hast" Sie wandte sich ab und legte das Messer auf das Tuch. „Wenn du unbedingt eine Küchenhilfe willst kannst du doch -" „Es geht nicht um die Hilfe Moran. Es geht um die Gesellschaft", sie seufzte erschöpft und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ihr musste unglaublich heiß sein in diesem Kleid. Vorallem wenn sie noch einen Unterrock trug, was er so nicht beurteilen konnte. „Ich bin immer so allein in meiner Kombüse, nie kann ich mit jemandem reden und selbst wenn ich wollte blieben mir nur diese Idioten da James kaum Zeit für mich hat" Sie lächelte ihn an. „Du warst eine sehr willkommene Abwechselung" Er schluckte und hatte aufeinmal ein unglaublich schlechtes Gewissen. Er hatte sie doch tatsächlich lieb gewonnen. Eine Köchin auf einem Piratenschiff.
„Ich kann dich doch besuchen" „Nein kannst du nicht. Mit deiner Ausbildung wirst du immer alle Hände voll zu tun haben", sie drehte sich zu den letzten Töpfen zu und stellte sie auf das Tuch. „Ich kann mir ja vielleicht einen Papagei kaufen" Sie kicherte. Er wusste nicht was er darauf erwidern sollte also blieb er einfach dort stehen und beobachtete wie sie die Ecken des Tuchs zusammen band und es so zu eine Art Bündel machte. Sie machte eine scheuchende Handbewegung. „Na los, verzieh dich, mach dir einen schönen freien Tag Moran" „Soll ich wirklich -" Sie verdrehte die Augen. „Verschwinde" Er lachte. „Okay", damit wandte er sich herum und machte sich auf in Richtung Stadt.
Am Rand des Waldes drehte er sich nochmal herum und war schon drauf und dran zu rufen: „Komm' gleich nach!", aber er bemerkte das sie Gesellschaft hatte. Auf die Distanz war es schwer zu erkennen aber wenn seine Augen ihm keinen Streich spielten war es ein Mann, ein großer sogar, hochgewachsen und muskulös, und wenn er sich nicht irrte war das Jackson der sich dort mit ihr unterhielt. Einen Moment machte er sich Sorgen, trotzdessen das er Jackson für anständig hielt. Was wenn er sie doch belästigen würde? Oder zu irgendetwas zwingen würde? Aber da fiel ihm die Sache mit Mister Howell wieder ein. Er lächelte. Diese Frau konnte sich sehr gut selbst verteidigen.
Gut gelaunt pfeifend ging er durch die Straßen von Nassau. Das Geschnatter der Leute und das geschäftige Treiben erinnerte ihn an London's Straßen und machten sie irgendwie vertrauter. Er endete schließlich im Brothel. Er wollte Gesellschaft und alle anderen Orte in der Stadt schienen fast wie ausgestorben. Denn trotz der mitttäglichen Zeit war es voll besetzt, wie am Vortag. Überall waren volle Bierkrüge, nackte Frauen und betrunkene Piraten. Sebastian fühlte sich unwohl. Er hatte die Vorzüge von Brothels und Sex mit Huren nie verstanden, es war nie etwas gewesen was ihn besonders gereizt hatte, weswegen er diese Dienste nie in Anspruch genommen hatte.
„Oh Mister Moran, Sie nehmen mein Angebot also doch an ?" Seine Hände ballten sich zu Fäusten bei dem Klang ihrer trällernden Stimme. Sie trug wieder nur ein Spitzengewandt nicht ein ähnliches Kleid wie gestern Morgen. Er schüttelte den Kopf. „Ich halte nichts von Brothels" Sie lächelte auf eine Art die verhieß das sie mehr wusste als sie sagte. „Ach so einer sind Sie, James hat gar nichts gesagt" Sie kicherte und Sebastian wollte ihr die Zunge abschneiden. „Kann ich sie denn sonst irgendwie besänftigen sodas sie mich nicht mehr umbringen wollen ?" Er verdrehte die Augen. Diese Frau trieb ihn noch in den Wahnsinn.
„Warum wollen sie so dringend meine Sympathie? Sie brauchen keine Angst haben, ich werde Moriarty's Zorn nicht auf mich ziehen weil ich sie töte obwohl ich das gerne würde" Sie legte den Kopf schräg. „Sie wirkten auf mich nicht wie jemand der sich von sowas aufhalten lässt vorallem weil sie nicht sehr viel Angst vor ihm haben..." „Das stimmt ich habe keine Angst vor ihm. Dennoch möchte ich ihn nicht verärgern" Madame Adler betrachtete ihn nachdenklich. „Interessant. Sie sind der erste den ich treffe der sagt das er keine Angst vor ihm hat und ehrlich ist. Wirklich sehr interessant" Er schaute sie abwartend an. Sie schüttelte den Kopf und lächelte. „Ich mag Sie Mister Moran" Er seufzte. „Nun das beruht nicht auf Gegenseitigkeit wie ich Ihnen gerade klar gemacht habe"
Sie schmunzelte und öffnete den Mund um etwas zu erwidern, wurde jedoch von etwas hinter Sebastian abgehalten. Sie schloss ihren Mund und lächelte zufrieden. „Mister Moran das Glück scheint heute auf ihrer Seite zu sein" Er legte den Kopf schräg, die Stirn gerunzelt. „So ?" Sie nickte. „Oh ja. Sie kommen gleich in den Genuss einer mir teuren Gesellschaft" Sie hob die Stimme: „Liebste Molly, komm doch für einen Moment herüber" „Ja Madame Adler" Sie war keine Hure, das konnte Sebastian sofort erkennen. Sie war klein und schüchtern, hatte den Kopf gesenkt sodass ihr die rot-braunen Haare in's Gesicht fielen. Ein einfaches, senfgelbes Kleid bedeckte ihren schmalen Körper. Madame Adler legte dem Mädchen einen spitzen Finger unter das Kinn und hob es an. Ihr Gesicht war oval. Zwei große Kokussnussfarbige Augen schauten zu ihm hinauf und eine kleine Stupsnase saß zwischen ihnen. Sie war wenig geschminkt, er sah nur eine dünne Schicht Puder und ein wenig Rouge auf ihrer Wange.
„Das, Mister Moran, ist meine geliebte Molly Hooper. Sie ist ein Goldstück und eine sehr angenehme Gesellschaft" sie lächelte ihn an, doch er blieb distanziert. „Was wollen Sie mir damit sagen Madame Adler ?" „Sie möchte mit ihr angeben, das ist doch nun wirklich offenkundig Mister Moran" Seine Mundwinkel zuckten. „Käpt'n Moriarty Sir", begrüßte er ihn mit einem Nicken. Jener nickte zurück. „Mister Moran" Dann wandte er sich den beiden Damen zu und küsste ihre Hände. „Miss Hooper, schön sie wieder zu sehen. Madame Adler's Gesellschaft bekommt ihnen" Er lächelte und besagte Madame kicherte . Miss Hooper wurde jedoch nur rot und schwieg. „Benutzen Sie doch ab und zu Ihre Stimme Miss Hooper sie hat einen so elfengleichen Klang" Er zwinkerte doch Miss Hooper schwieg immer noch. Er seufzte. „Nun dann nicht" Er wandte sich zu Sebastian.
„Was treiben Sie hier? Ich dachte Sie würden Madame Adler und ihr Geschäft verabscheuen" „Das tue ich auch aber ich war auf der Suche nach Gesellschaft und alle anderen Orte zum Trinken scheinen wie leer gefegt" Moriarty lachte und Madame Adler murmelte ein: „Wie charmant", welches beide Männer ignorierten. „Das ist des Öfteren der Fall, ja. Man gewöhnt sich daran. Andererseits bevorzuge ich meine eigene Gesellschaft über die anderer also-" Sebastian lachte. „Das wundert mich nicht im Geringsten" Moriarty schaute zu ihm auf und einen Moment lang grinsten sie sich gegenseitig an.
„Ich nehme an Sie sind hier um ein Zimmer zu buchen ?"; unterbrach Madame Adler sie, einen Arm um die Hüfte von Miss Hooper gelegt. Moriarty nickte und löste sich von Sebastian's himmelblauem Blick. „Das ist richtig. Ich nehme das übliche, im Süden" Die Frau nickte. „Ich hole die Schlüssel", sagte sie und wantde sich herum, Miss Hooper an der Hand mit sich ziehend.
„Ich dachte sie halten auch nichts von...", Sebastian machte eine Pause um das richtige Wort zu finden, „Huren" Moriarty hob eine Braue und grinste wieder sodass der silbrige Eckzahn zum Vorschein kam. „Wer sagt das eine Hure mir gleich Gesellschaft leisten wird? Oder haben Sie einen zweiten Namen von dem ich nichts weiß ?" Sebastian verstand und grinste. „Wer sagt das derjenige das auch will ?" Moriarty schmunzelte. „Oh wer sagt denn das derjenige in der Position ist um das zu entscheiden" „Wer sagt das er sich nicht wehren wird ?" „Wer sagt das er der Idee nicht zugeneigt ist ?" Ihre Blicke trafen sich und sie grinsten.
_..._
Das Zimmer war rot gestrichen und erzeugte eine Wärme im Raum die nicht die Temperatur war. Das Bett war ähnlich wie in dem Zimmer von Madame Adler. Groß, mit französischer Wäsche bezogen und mit einem schweren Himmel ausgestattet. Jedoch machte es einen einladenderen Eindruck als das von Madame Adler. Es wirkte unbenutzter, fast schon privat. Sebastian fiel auf das ansonsten nichts anderes in dem Raum war. Kein Schminktisch, kein Sofa, kein Stuhl oder gar ein Kleiderschrank. Es gab nur das Bett.
Ein Klappern ließ Sebastian herum fahren. Moriarty hatte seinen Gürtel ausgezogen und ihn mitsamt seinen Waffen auf die Dielen gelegt. Er fing Sebastian's Blick ein und begann sich aus dem rubinroten Mantel zu schälen welcher mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden landete. Dem folgte sein Hemd und seine Stiefel bis er nur noch in seiner Hose bekleidet vor ihm stand. Sebastian überkam das Gefühl das es dieses Mal anders sein würde, das sie etwas anderes tun würden als beim letzten Mal.
Moriarty machte eine Geste mit dem Zeigefinger und murmelte dazu; „Komm her Tiger"
Ein Zittern überkam Sebastian bei diesem Spitznamen. Langsam machte er seine Schritte bis er nur noch eine Armlänge Abstand von ihm hatte. Moriarty löste seinen Blick von Sebastian's Augen und ließ ihn an seinem ganzen Körper hinab wandern. „Zieh die Stiefel aus", kommandierte er. Sebastian tat wie ihm geheißen und kickte die Schuhe in eine Ecke. Moriarty beobachtete das mit einem Schmunzeln. „Und jetzt weg mit diesem albernen Hemd. Es versperrt mir die Aussicht" Sebastian schluckte, machte aber was er sagte. Er hatte sowieso keine andere Wahl; Moriarty wollte es und sein eigener Körper auch, warum sollten seine Gedanken darüber irgendeine Macht haben und ihm ein solches Glücksgefühl verwehren welches er in einigen Minuten haben würde ?
Moriarty fuhr mit der Zunge über seine Lippen und machte einen Schritt auf Sebastian zu sodass sie nur noch eine halbe Armlänge voneinander trennte. Die Finger gespreizt und die Augen geschlossen fuhr er über den Oberkörper des Blonden. Zeichnete seine Muskeln und Narben nach und ertastete all ihre Funktionen. Seine Hände wanderten immer weiter herunter bis zu Sebastian's Hosenbund. Er verweilte dort für einen Moment und fuhr dann mit dem Daumen über die Stelle die er am gestrigen Abend gekennzeichnet hatte. Er seufzte, ein tiefes, glückliches Seufzen und Sebastian musste selbst ein solches Geräusch zurück halten.
Moriarty's Mundwinkel zuckten und seine linke Hand fuhr zu Sebastians Gesicht um es schon fast sanft zu umschließen. Er öffnete die Augen und schaute zu Sebastian hinauf. „Halte nichts zurück Tiger, die Wände sind erstaunlich dick" Er schloss die letzten Zentimeter zwischen ihren Körpern und flüsterte auf den Zehenspitzen stehend in Sebastian's Ohr: „Außerdem mag ich es dich zu hören"
Vielleicht waren diese Worte der Auslöser, vielleicht aber auch Moriarty's Daumen der auf seine Initalien auf seiner Hüfte drückte. Jedenfalls zögerte Sebastian keine Sekunde mehr; er beugte sich vor und verschloss voller Leidenschaft ihre Lippen miteinander, zu einem starken, lustvollen Kuss der sie in Atemnot bringen würde.
Sebastian hatte mit seinem Gefühl Recht gehabt. Es war anders. Ganz anders.
Nicht nur weil sie andere Dinge taten sondern auch auf die Art wie sie es taten.
Sie gingen vertrauter miteinander um, wussten was dem anderen gefiel und ihm Befriedigung verschaffte. Es war eine vollkommen neue Welt in die Moriarty Sebastian an diesem Mittag brachte. Neu und zugleich doch so wenig angsteinflößend.
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