Kapitel 8
"Ich höre ja gar nichts?!"
Seine Worte hallten kurz in meinem Kopf wieder, der Schmerz brannte auf meinem Rücken und ich atmete tief ein bevor ich eine zögerliche "Eins" hervor brachte.
Ein zustimmendes Brummen war seine Antwort und ohne lang zu zögern auch der nächste Schlag. Ich zuckte, als mir der Riemen die Haut zerschnitt und ich am liebsten aufgeschrien hätte, aber nur eine etwas festere "Zwei" über meine Lippen drang.
Er schien es richtig zu genießen und das fand ich gruselig, warum hatte er so einen Spaß daran mir weh zu tun? Ich hatte ihm doch nichts getan, naja fast nicht, aber nichts, dass das hier rechtfertigen würde, oder?
"Drei" brachte ich über meine Lippen, als der nächste Schlag kam. Es war ein furchtbares Gefühl, damit meinte ich nicht mal den Schmerz selbst, sondern das Gefühl darauf zu warten. Den Schlag auch zu erwarten und fast schon zu fordern, damit es vorbei sein würde. Ich versuchte mich weiter zu konzentieren. Meine Stimme wurde aber mit jedem Schlag etwas zittriger.
Die "Sieben" klang mehr nach einer "Sie-sieb-en" schien ihm gerade zu gefallen. Aber ich versuchte durchzuhalten. Bei der Neun biss ich mir auf die Lippe und zögerte. Er schüttelte nur den Kopf und schien noch kurz warten zu wollen. "N-neu-.." meine Stimme riss ab und ich blieb stumm.
Sein Seufzen war von ihm zu hören, "Na dann eben von vorne." Er klang fast etwas enttäuscht, als hätte er mehr erwartet, aber war das wirklich so oder glaubten meine Ohren das zu nur zu hören? Ich wusste es nicht. Versuchte mich aber auf den nächsten Schlag vorzubereiten. Meine Ohren zitterten vor Schmerz und es kostete viel Kraft einfach zu stehen und das zu ertragen.
Inzwischen liefen zarte rote Bäche über meinen Rücken und liefen schmierig über alte Narben und die helle Haut bis runter zu meiner Hose. Dort sammelte es sich ein wenig und klebte heiß-kalt auf meiner Haut. Leise wimmerte ich beim nächsten und damit wieder ersten Schlag. Sofort aber folgte auch eine zittrige "Eins!", denn ich wollte nicht mehr Schläge als sein mussten, auch wenn es dann vermutlich keine wären.
Mein Kopf sank zittern auf die Brust und legte sich auf dem Brustbein, dann auch ab. Mein Mund füllte sich mit dem metallischen Geschmack, der auch meine Nase verpestete und mir jeden Geruchsinn raubte. Der Schmerz brannte, aber ich hatte nicht vor noch einmal zu versagen und ihm einen Grund zu geben weiter zu machen.
"Zwei" kam sofort über meine Lippen bevor der Riemen sich komplett von meiner Haut löste. Ihm wohl fast etwas zu schnell, denn er zog die Augenbraue hoch und sah musternd über das blutige Muster, das er auf meinen Rücken zeichnete.
Die Zähne auf einander beißend und leise vor mich hin knirschend zählte ich weiter. Jeden Schlag, auch wenn er nicht auf diese warten ließ. Den Eifer in seinen Augen konnte ich im Seitenblick sehen, da er fast neben und nicht hinter mir stand. Ich fand das seltsam, aber er musterte meinen Gesichtsausdruck immer wieder, als suchte er etwas darin.
Meine Kraft ließ weiter nach, die sieben knirschte ich leise und versuchte schon gar nicht mehr zu stehen. Mein Gewicht hing in den Ketten ohne die ich wohl schon am Boden liegen würde.
Schraf schnitten diese in meine Handgelenke, aber davon ließ ich mich nicht weiter stören. Ich hatte einfach auch die Kraft nicht mehr dafür. Ich wollte das hier nur noch irgendwie durchstehen und dann ...
Ach keine Ahnung, sterben war eigentlich keine Option auch wenn es mir gerade wie eine vor kam. Nein, ich wollte hier raus. Weg von hier und weg von ihm. Und ich würde mich weder von Ketten noch von Schlösser aufhalten lassen.
Trotzdem sehnte ich die letzten drei Schläge herbei und auch wenn meine Stimme mehr einem gebrochenem Hauchen glich als einer klaren Antwort schien er damit glücklich zu sein.
"Mein braves Mädchen" säuselte er und kam auf mich zu. Seine Finger umspielten mein Kinn und zogen es hoch das ich gezwungen war ihn anzusehen. "Ich glaube das reicht erstmal." meinte er amüsiert und irgendwie auch als wäre es eine Art Versprechen für mehr dergleichen.
Ich zeigte ihm nur Leere in meinem Blick auch wenn der Funke an Kampfeslust nicht ganz zu verstecken war. Ich ließ mich nicht so schnell brechen, ich geb nicht auf. Das konnte er vergessen.
Seine grünen Augen funkelten verspielt und betrachteten mich genau. Wieder hatte ich das Gefühl, dass er in meinem Blick etwas suchte. Vielleicht Angst oder Hass? Vielleicht erhoffte er sich sogar schon Demut oder Hoffnungslosigkeit, aber damit würde ich ihn nicht belohnen. Es war einfach eine Leere, die meine Augen zeigten, eine kalte und neutrale Leere. Er ließ mein Kinn los, das in Sekunden wieder auf mein Brustbein knallte und dort verharrte.
Er ging ein paar Schritte von mir weg und schien etwas in einer der großen schwarzen Kisten zu suchen, bevor er sich wieder mir zuwandt und ich ein weiches Tuch auf meinem blutigen Rücken spürte.
Mit einem Zischen protestierte ich leise, denn er tat mir mehr weh als das es helfen würde. Den Druck auf meinen Rücken spürte ich an meinen Handgelenken. Die Ketten schnitten sich tiefer und ich verzog das Gesicht verkrampft.
"Schsch, halt schön still. Dann lass ich dich auch runter." murmelte er leise und strich mir durchs Genick. Ein Schauder jagte über meinen Rücken. Meine Nackenhaare stellten sich auf und mir wurde kalt.
Er rieb das Blut ab und zog eine Salbe hervor. Die kalte Flüssigkeit brannte, auch wenn seine warme Hand sich für einen Moment gut anfühlte. Aber der kalte Schmerz überwog und ich wandte mich an der Kette hängend was ihn nur schmunzeln lies.
"Oh tut das weh?" fragte er ironiegetränkt und grinste mich an. "Tja, da musst du jetzt wohl durch. Ich will ja nicht das du mir den ganzen Boden versaust." erklärte er kühl und holte einen Verband aus seinem Huddie.
Zitternd blieb mir der Mund offen stehen vor Schmerz. Ich hätte gern geschrieen, aber meine Kehle war wie zu geschnürrt, ich rang mit meinen Sinnen. Meine Nase war föllig vom Blutgeruch durchströmt und ich hatte sogar den Geschmack im Mund. Mein Körper zitterte und hörte ihn nur den Kopf schütteln und ungläubig sagen
"Zzz. Nichts hält die Jungend heute noch aus."
Mit diesen Worten löste er die Ketten mit einer Hand und hätte er mich nicht mit der andern aufgefangen wäre ich dem Boden wohl bedeutend schneller nahe gekommen als mir lieb wäre. Meine Kraft war am Ende und ich ließ mich einfach in seinem Arm fallen. Ich hätte mich nicht mehr wehren können selbst, wenn ich gewollt hätte. Der Schmerz hatte mich zu sehr eingenommen.
Ich spürte wie schön warm er war und verfluchte mich allein für diesen Gedanken. Sein Geruch stach trotz des Blutes irgendwie markant hervor, die Wärme die durch ihn pulsierte lullte mich völlig ein. Mein Kopf hing einfach über seinem Oberarm und fast an seine Brust gelehnt.
"Hey bleib gefälligst wach?!" hörte Ich ihn noch knurren als die Dinge bereits nur noch schemenhaft vor mir verschwammen. Kleine schwarze Punkten fingen an vor meinen Augen zu schwirren und nahmen mir den Schmerz. Alles um mich herum verblasste leicht.
Eine schallende Ohrfeige riss mir den Kopf herum brachte, aber nicht mein Bewusstsein zurück, dafür hatte ich mich schon zu tief in die flirrenden schwarzen Punkte fallen lassen. Es war so viel angenehmer und ich bekam von der zweiten Ohrfeige nicht mal mehr etwas mit.
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