Kapitel 6
Kein bisschen unruhig sah ich ihn einfach nur stumm an und legte dann leicht den Kopf schief. Er kam einen Schritt näher und schien seine Forderung nicht wiederholen zu wollen. Ein Seufzen kam über meine Lippen. Da ist jemand nicht gerade ein geduldiger Mensch, den Kopf leicht geduckt sah ich ihn an, nur um ein weiteres mal zu seufzen.
Wenn er richtig gekuckt hätte und vor allem die sich langsam zeigenden Blauenflecke von seiner Hand wieder verschwunden sein würden, würde er vielleicht die kleinen Narben bemerken, die zeigten, dass es nicht das erste Halsband war das ich trug. Das hieß ich kannte diese Spiele schon und wusste recht genau was er vor hatte.
Wahrscheinlich war es auch noch nicht das letzte, aber diesen Gedanken schob ich jetzt einfach beiseite und tat als würde es diesen gar nicht geben. Vielleicht wäre hier ja auch endlich Schluss.
"Warum?" fragte ich einfach und sah ihn an. Ich wusste es eigentlich schon, aber fragen wollte ich trotzdem. Er würde mir weh tun, weil ich ihm weh getan hatte, eigentlich fast schon gerecht. Aber ich wusste auch, dass er mehr weh tun würde als ich ihm. Und mein Rücken sah eh schon schlimm aus. Aber das würde er wohl gleich sehen, er machte mir nicht den Eindruck als würde meine Frage irgendwas an der Situation ändern abgesehen davon das er ungeduldiger wurde.
„Das wird deine Bestrafung. Schmerzen sollten dir nicht unbekannt sein, also mach jetzt, oder ich ziehe dich aus, dabei ist es mir dann aber egal, ob deine Sachen kaputtgehen oder nicht",seine Stimme klang erstaunlich ruhig, auch als müsste er sich nicht sonderlich berherrschen. Nein, mehr als würde es ihm leicht fallen so ruhig zu bleiben. Das gab ihm eine ziemlich Kühle, auch seine Augen wirkten jetzt eisig. Ich wusste gar nicht das ein Grün so kalt wirken konnte.
Mein Blick ruhte noch einen Augenblick auf ihm und ich atmete einmal tief durch. Mit einem Seufzen ließ ich den Mantel von meinen Schultern sinken, erst jetzt sah man eigentlich die schmale Gestalt die ich war. Aber was erwartete man von einer Straßenkatze anderes? Wenn ich nichts in den Tonnen fand oder mir etwas klauen konnte war ich hungrig geblieben. Auch wenn die Stadt einem einiges bot, ich war ja nicht der eizige Streuner auf diesen Straßen gewesen. Ich konnte nicht mal sagen wie lang das schon so war, oder wann es mal anders war.
Ein dunkles T-Shirt kam zum Vorschein und auch die eigentlich helle Haut. Es wirkte fast wie eine leichte Bläse, aber war es nur das Licht und mein Hautton. Plötzlich hob ich den Kopf und sah ihn dann neugierig an „Spielen wir später was?" eigentlich eine seltsame Frage angesichts, dass er mich gerade verletzten wollte. Aber ich lenkte mich so ab und vielleicht war er ja doch nicht so wie die anderen.
Etwas in mir hoffte inständig darauf, dass er nicht so war, aber ich wusste es nicht und sollte mich auch eigentlich besser nicht auf utopische Hoffnungen und Wünsche setzen, dann könnte ich schließlich auch auf einen Retter warten, der mich hier heraus holen würde. Aber warum eigentlich nicht? Ein bisschen Glück hatte ich doch auch mal verdient oder etwas nicht?
Mit meiner Frage schien ich ihn aber zumindest für einen Moment völlig aus dem Konzept gebracht zu haben. Seine Haltung war nicht mehr ganz so steif, er wirkte fast für einen Moment in Gedanken, als hätte er sich an etwas erinnert, aber dies schien nur für einen Augenblick zu halten. Er blinzelte und schien sich erst wieder fassen zu müssen um dann zu antworten.
"Vielleicht, ich überlegs mir noch, erstmal kommt aber die Strafe. Das Shirt muss auch weg, wenns nicht gleich kaputt gehen soll",kam es dann recht schroff von ihm, was mich nur stumm nicken ließ.
In einer fließenden Bewegung glitt der dunkle Stoff über meine Haut, als ich es mir dann über den Kopf zog. Sein Blick fiel fast neugierig auf mich, aber im Grunde gab es außer zwei drei Narben auch auf meiner Brust nicht viel zu sehen. Denn von meinem Körperbau erinnerte ich mehr an einen Jungen, als an ein Mädchen, was mich noch nie sonderlich gestört hatte.
Ordentlich faltete ich mein dunkles Shirt zusammen und legte auch den Mantel zusammen, ich war was so etwas betraf recht penibel und ich wollte meine Sachen auch nicht einfach hier herumliegen haben. Nur weil er mir weh tun würde mussten die Sachen nicht schmutzig werden, oder besser schmutziger sauber waren sie ja wohl kaum, deswegen legte ich sie einfach neben einer der Kisten ab.
Dann kam ich zügig wieder zu ihn setzte mich wieder vor ihm auf den Boden und sah ihn an. Mir war schließlich auch aufgefallen, dass es ihm nicht gefiel wenn ich mich ohne eine Aufforderung bewegte, damit schien er gern die volle Kontrolle haben zu wollen.
Das würde warscheinlich auch bei den Spielen so sein, wenn er es nicht einfach nur gesagt hatte um mir eine Antwort zu geben. Aber das würde ich wohl sehen, wobei jetzt wohl eher fühlen.
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