Kapitel 2
Lustlos stocherte ich mit meinem Bleistift an meiner Lippe herum und ließ mich in die Unendlichkeit treiben.
Vor mir hüpfte und sprang die Lehrerin auf und ab, schrieb mir unverständlich Formeln an die Tafel und gab uns Aufgaben, welche ich wahrscheinlich bei meinem Nachbar abschreiben würde.
Wie ein General lief sie durch die Reihen, inspizierte jedes Karierte Blatt und jede falsche Formel.
Bei ihren Lieblingen nickte sie zufrieden, bei anderen schrieb sie wild auf deren Blättern herum.
Vor meinem Blickfeld verschwammen die Zahlen, Buchstaben und Punkte zu einer einzigen Masse und rührten sich zu einem Salat zusammen.
Drei Schritte, dann war sie bei mir.
Wir beide starrten nun auf mein leeres Blatt und wunderten uns beide, wieso es leer war.
Für mich hatte sie nicht einmal einen Satz übrig, welcher meine miserabele Arbeit kommentieren sollte, sie schüttelte nur ihren Kopf und ihre Haare, welche ihr Gesicht in die Schale einer Kokosnuss einhüllten, flogen hin und her.
Die Schulglocke ließ mich aufseufzen und tiefer in meinen Stuhl sinken.
Ich hatte eine weitere Stunde überstanden und mein Block war eine weitere Stunde unbeschrieben gewesen.
"Bearbeiten Sie Aufgabe 3, 4 und 5 in Ihrem Buch auf Seite 108!", rief sie noch und versuchte sich gegen das scharren von Stühlen, wildes einpacken von Schulsachen und gerede, durchzusetzen; ohne Erfolg.
Grinsend lachte ich in mich hinein und befreite mich von meiner Starre, um selbst das Weite zu suchen.
Es war Freitag.
Die Hölle auf Erden mit dieser Mathestunde, doch ich musste mich noch zwei Schulstunden überleben, dann konnte ich dem Käfig, den man Schule nannte, für zwei Tage entfliehen.
Nicht mal zwei Schritte war ich weit gekommen, da fiel mir ein blonder Schopf auf den Rücken und riss und beide fast zu Boden.
"Ich habe dir doch gesagt, dass du uns irgendwann alle Knochen brechen wirst", murrte ich und schüttelte sie von meinen Schultern.
Diese Begeisterung nach vollen zwei Stunden der Quälerei, waren wie die Aussicht auf ein leeres Buffet in der Cafeteria.
"Und ich habe dir gesagt, dass ich gerne mit dir zur Schule humpeln würde, immerhin müssten wir dann jeden Tag in die Schule gefahren werden und wieder abgeholt, oder hast du Lust auf eine vollgedrängte Bahn, in der eine schwitzige Hand deine an der Stange berührt und du den Schweißgeruch in deiner Nase hast?"
Genervt verdrehte ich die Augen, doch konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen, Cassie besaß tatsächlich einen sehr komischen Sinn Dinge positiv zu sehen.
"Außerdem", sie tippte mir vor die Brust, " verpasst du einen Haufen an Mathestunden." Und ab diesem Moment hatte sie mich.
"Aber dafür müsste ich dich einen ganzen Tag ertragen, dass kannst du mir nun wirklich nicht antun", scherzte ich und mein Lächeln wurde breiter.
Cassie wusste was ich brauchte und gerade brauchte ich etwas Süßes.
Wir beide reihten uns in die lange Schlange ein, welche von Schülern aus den jüngeren Jahrgängen angeführt wurde.
Es war wie ein Sommer Sale oder einer dieser Black Friday's, bei dem sich jeder auf alles stürzte und gerade jetzt waren es meine geliebten Donuts, welche für mich noch ein klein wenig länger durchhalten musste.
"Ich habe dich morgen für die Party eingeplant", ließ Cassie beiläufig anklingen.
Mein Kopf wirbelte herum, während sie ihre Fingernägel gelangweilt betrachtete.
"Ich glaube dieses blasse Lila steht mir nicht so", murmelte sie in sich hinein und sah erst wieder auf, als sie meinen ungläubigen Blick bemerkte.
"Was ist denn? Dieses Lila lässt meine Finger so knochig wirken."
Ich schüttelte nur den Kopf und atmete tief durch.
Cassie konnte mich sehr gut beruhigen, doch sie schaffte es auch immer wieder mich auf die Palme zu bringen.
"Was für eine Party, Cassie?", hackte ich nach, als sie immer noch nicht zu begreifen schien. "Ich schreibe nächste Woche Mathe und Physik, ich kann am Wochenende nicht Party machen."
Es war schier unmöglich, außer ich wollte wieder weit unter dem Durschnitt liegen.
Cassie hatte mir zwar angeboten, dass ich mit ihr lernen könne, doch dies würde bedeuten, dass ich zu ihr nach Hause müsste.
Sie war meine beste Freundin, natürlich war ich schon oft bei ihr zu Hause gewesen, doch gab es da auch noch Cale, welcher ebenfalls dort wohnte und welcher mich nur mit seiner Anwesenheit ablenken konnte.
"Cale ist auch bei der Party dabei..."
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