Kapitel 1
Habt ihr schon jemals in dieser Situation befunden, sich mehr als fehl am Platz zu fühlen? Noch hinzu kommt das beklemmende Gefühl einfach nur verschwinden zu wollen.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie er sie und sie ihn über meinen Kopf hinweg ansah. Dieser Blick sagte mehr als tausend Worte und spätestens ab diesem Moment hatte ich begriffen, dass sich Menschen auf die unterschiedlichsten Weisen kennenlernen konnten.
Manche Menschen hassten sich bis aufs Blut und konnten irgendwann nicht mehr an eine Zukunft ohne einander denken.
Es gab auch Verbindungen in denen Religion, Geld oder der Status keine Rolle spielte.
Und dann gab es da diese Leute, welche sich schon seit Jahren kannten und schließlich merkten, dass sie mehr für einander empfanden.
Doch zu diesem Punkt komme ich noch früh genug, denn erstmal musste ich ganz dringend von hier verschwinden.
Ich hatte mich noch nie in solch eine unangenehme Situation manövriert. Es gab einen ganzen Haufen an peinlichen Erlebnissen und Erinnerungen in meinem Leben und ganz sicher würden es auch noch mehr werden, doch dies war eine andere Art des Unbehagens.
Eigentlich hatte mein Tag einen guten Start gehabt. Ich war sanft von meinem Wecker aus einem entspannten Schlaf geweckt worden und war auch nicht in den üblichen Zeitdruck nach dem Aufstehen gekommen.
Doch nun saß ich hier zwischen zwei alten Freunden in der Bahn und wollte einfach nur verschwinden.
Ich hatte sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen und so stieg eine große Freude in mir auf, als ich sie an meiner Haltestelle entdeckte. Wir beide waren auf den Weg in die selbe Richtung und so würden wir auch noch viel Zeit haben miteinander in der Bahn zu reden, doch alles kam ganz anders.
Wir redeten über Belanglosigkeiten und derzeitige Neuigkeiten, doch keiner fragte nach eventuellen Beziehungen.
Wer tat das schon?
Es musste bestimmt schon zwei Jahre zurückliegen, seit ich Liz das letzte mal über den Weg gelaufen war.
Dementsprechend hatten wir beide uns auch viel zu berichten.
In alten Zeiten waren wir beste Freunde gewesen, bis sich unsere Wege getrennt hatten.
Sie ging nun auf die Laxton Highschool, während ich die Reise zur Eleonore High angetreten hatte.
Umso überraschter war ich, auch Paxton in der Bahn zu sehen.
Ich wusste nicht, dass sie zu dieser Zeit bereits ein Paar gewesen waren, bis ich mich ahnungslos zwischen die beiden setzte und versuchte eine Unterhaltung zu führen.
Denn Paxton, Liz und Ich hatten früher ein magisches Trio miteinander gebildet und genau die gleichen Interessen gehabt.
Nun saß ich nun hier, während die beiden sich sehnsüchtige Blicke zuwarfen. Sie waren beide so anständig, so zu tun als wäre alles normal, doch selbst ein Blinder hätte die herumschwirrenden Schmetterlinge gesehen.
Irgendwann hatte ich es aufgegeben ein Gespräch zu führen und nun war die Stille ein Mittel, welches die Situation noch peinlicher wirken ließ.
Meine Ahnungslosigkeit und meine Freude zwei alte Freunde wieder zu sehen, hatten mich blind für alles andere werden lassen.
Ich zählte jeden einzelne Station an der wir vorbeifuhren und wie weit es noch bis zu meiner eigenen sein würde.
"Dann bis irgendwann mal!", verabschiedet ich mich und sprang aus meinem Sitz auf.
Für einen kurzen Moment dachte ich, sie hätten mich gar nicht mehr in ihrer eigenen Blase bemerkt, bis sie Einstimmung antworteten und sich dann wieder abwandten.
Meine Wangen liefen rot an und dieses Gefühl eine Situation gründlich falsch eingeschätzt zu haben, verstärkte sich nur noch mehr.
Erst als ich die Bahn verlassen hatte, konnte ich wieder aufatmen.
"Tschau, Tschau, Baby." Die gemurmelten Worte ließen mein Herz zum stehen bringen.
In Sekunden hatte ich alles erfasst.
Seine Hand, welche sich um ihre Hüfte geschlungen hatte und sie an sich drückte.
Ihre braunen Haare, welche in einem einzigen Fluss aus Wellen von ihrem Kopf flossen und dann ihre Lippen, welche sich zu einem langen Kuss verbanden.
Meine Stimmung sank auf den Nullpunkt, als ich Cale mit ihr zusammen vor meiner Station stehen sah.
Sie ging zum Glück nicht auf unsere Schule, dennoch brachte mich die Szene zum Kochen.
Mein Herz zog sich zusammen und meine ballten sich zu Fäusten, doch konnte ich nur zusehen, wie er sie liebevoll ansah.
Ich hasste sie auf Anhieb.
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