
Kapitel 40 (Killian's Sicht)
Killian's Sicht
"Seid ihr bereit?", murmelte ich und klopfte lustlos mit dem Schläger auf den Boden.
Wieso hatte sie meine Wörter nicht erwidert?
"Wenn du nicht bereit bist, wie sollen wir dann bereit sein?", motzte Tristan hinter seiner Maske.
"Halt die Fresse!", erwiderte ich.
Wieso ist sie weggelaufen? Habe ich es zu früh gesagt?
"Los!", schüttelte ich meinen Kopf und sprach mit fester Stimme.
Wieso musste ich es auch sagen. Diese verdammte Wut!
Hoffentlich kam wenigstens Luke ohne Probleme in die Kita rein. Für unsere Verhältnisse war es heute noch ziemlich früh und hell. Ob das zu einem Problem wird?
"Kill?", flüsterte Tristan.
Wieder einmal schüttelte ich meinen Kopf und blickte irritiert um mich.
Wieso rannten sie nicht los?
Die Gruppe von Leon wird vom Süden kommen, während wir von der gegenüberliegenden Seite kommen. Neuer Standort, neues Glück.
Luke und die anderen müssten schon in der Kita sein.
Dumm nur, dass Herr Zoll wusste, dass wir draußen rumrennen um sie abzulenken. Was brachte es uns noch?
'Mitbewohner werden aufmerksam. Wir bringen Unruhe in das Viertel hinein, sodass jeder aus dem Fenster starren wird und die Tatsache, was in der Kita abgehen wird, ignoriert. Reinschleichen ohne Ärger. Einerseits behindern wir die Mitbewohner, andererseits auch Herr Zoll. Er kann in der Kita nichts großes anfangen, da bei jedem kleinen Fehler die Polizei, die Mitbewohner und wir an Stelle sind. Außerdem macht es Spaß Sachen zu zerschlagen.' Meinte Tristan vorgestern.
Wieso verpfiff er uns nicht?
'Es ist zu einfach. Er wartet auf den perfekten Zeitpunkt. Der Zeitpunkt, an welchem wir wie ein Feuerwerk zerplatzen werden. Er will uns am Boden sehen, obwohl wir mit Helium gefüllt sind." Meinte Tristan gestern.
Wieso kamen mir diese Erkenntnisse erst jetzt in den Kopf? Dies sollte ich schon viel früher wissen/beachten, doch ich war... Unbekümmert?
Die ganze Zeit hatte ich was anderes im Kopf.
Megan, Megan und nochmal Megan.
"Kill!", rüttelte Tris an meiner Schulter. "Wir müssen los!"
"Ein Glück haben wir einen neuen Standort. Sonst wären wir jetzt schon längst im Polizeiwagen", lachte Thomas.
"Ein Glück sind wir in einer abgelegenen Gegend", sagte Tristan genervt und ich könnte wetten, dass er dabei mich ansah- wobei mein Blick stur auf die Straße vor mir gerichtet war. "Wenn du dich nicht konzentrierst, kannst du gleich zu Hause bleiben!"
Mein Griff um den Schläger wurde fester. Ohne mich würde 'Sightless' nicht einmal existieren!
Wortlos fing ich an loszurennen und ignorierte die anderen so gut es ging. Durch die lauten Schritte, die sie auf der steinigen Straße hinterließen, wusste ich, dass sie hinter mir waren.
Hat Megan vielleicht einen anderen?
'Nur weil sie deine Worte nicht erwidert hat, muss es nicht heißen, dass sie deine Gefühle nicht erwidert. Sie war überfordert, schockiert und verwirrt gleichzeitig. Ich meine, der große Killian, hat seine Gefühle offenbart. Du willst nicht einmal zugeben, dass du glücklich mit ihr bist. Wie solltest du dann sowas zugeben? Aber du hast es getan. Es sind besondere Worte, Killian. Man muss dafür bereit sein, diese Worte zu sagen. Vielleicht ist sie es ja nicht. Du gehst immer wieder vom schlimmsten aus.' Waren die Worte von Tristan, als ich ihn genau das fragte.
Tristan war diese Woche mein, nicht vorhandenes, zweites Gehirn. Er hatte zu allem eine Antwort.
Unwissend packte eine Hand mich an meiner Jacke und zog mich zu sich.
"Willst du etwa gegen die Laterne laufen? Konzentrier' dich, verdammt nochmal!", konnte ich Tris' zusammengekniffenen Augen ausfindig machen.
"Maul", erwiderte ich und schüttelte seine Hand von meiner Jacke ab.
"Die anderen sind schon vor. Ich habe kurz Babysitter gespielt", joggte Tristan, mit dem Rücken zu mir gewandt, vor mir. "Beeil dich", rannte er dann auch schon los.
"Könntest du nicht paar Monate später in mein Leben treten", murmelte ich mit den Gedanken an Megan.
Den Schläger wieder fest in der Hand, rannte ich los. Die ersten Wohnungen auf der rechten Seite waren schon sichtbar, das hieß, wir sollten unser höchstes Tempo anwenden.
Mit dem Tempo beibehaltend, überholte ich auch die Raucherlunge und konnte ein kleines Grinsen nicht verhindern.
Voller Schwung holte ich aus und vernichtete das rote Licht der Ampel, für Fahrräder.
Sie sollten denken, dass wir das alles aus Spaß machen.
Sie sollten schlecht von uns denken.
Jedoch machte es wirklich Spaß. Es machte Spaß, Sachen kaputt zu machen.
Meine Schritte wurden größer und das Viertel immer enger. Wir waren im Wohnviertel angekommen und doch, schenkte ich den neugierigen Blicken aus dem Fenster keine Beachtung.
Meinen Bein zog ich an und holte mit Schwung zu einem Tritt aus. Mit meiner Sohle zerbrach ich den Seitenspiegel des VWs.
Wieder holte ich auf und verlangsamte mein Tempo neben Mario.
"Wie weit noch bis zur Kita?", schnaufte ich und versuchte mit ihm mitzuhalten.
"Ich weiß es nicht, aber wir müssen gleich links abbiegen", schnaufte er ebenso laut wie ich.
Niemand war vor uns. Kurz blickte ich nach hinten um mich zu vergewissern, dass sie wirklich hinter uns sind.
"Mario?", kam mir etwas in den Sinn und ich wurde automatisch etwas langsamer. "Hier stimmt etwas nichts."
"Was sollte nicht stimmen?", hielt seine Energie nicht mehr lange.
"Wo sind die Bullen?"
Hier ist definitiv etwas faul. Keine Autos um dieser Uhrzeit in Sicht und keine Sirenen.
"Links!", schrie Mario laut und bog nach links ab. Ich und die anderen ihm hinterher. "Kill wird's bald oder wieso läufst du mir dicht hinter dem Fersen. Du solltest vor mir laufen."
"Mario, hier-"
"Da vorne müsste die Kreuzung sein", sagte mein höchstpersönliches Navi.
Es ist viel zu ruhig für unsere Verhältnisse.
"Mario-", rannte ich wieder neben ihm und versuchte meine Ausdauer beizubehalten.
"Ich sehe Leon", sagte er freudig.
Tatsächlich.
Im nächsten Moment jedoch zog ich meine Augenbrauen zusammen.
"Wieso bleibt er stehen?", fragte ich irritiert.
Er darf nicht stehen bleiben. Wir rennen aneinander vorbei. So war das abgemacht.
"Kill, du hast Recht. Hier ist eindeutig etwas faul", blieb Mario plötzlich stehen und ging in die Hocke, um seinen Atem zu regenerieren.
Wir waren vor der Kreuzung. Ich verlangsamte langsam meinen Tempo und sah zu Leon. Leon, der auf der gegenüberliegenden Seite mit paar anderen stand, machte komische Handbewegungen, welche ich nicht deuten konnte. Die anderen waren mittlerweile neben Mario und beobachteten ebenso Leon. Sie waren bestimmt genauso verwirrt wie ich.
Noch ein paar Schritte lief ich nach vorne, was Leon zum Kopfschütteln brachte.
Ich sollte nicht weiter laufen?
Unauffällig deutete er nach links.
"Was zur-", hielt ich mitten im Satz inne und bekam Panik.
Das ist doch ein Scherz.
"Jungs, bleibt genau dort wo ihr seid", versuchte ich nicht zu laut zu sagen.
Langsam ging ich paar Schritte nach hinten und blickte nach rechts.
Nein.
Mit offenem Mund sah ich zu Herr Zoll. Der ohne keinerlei Maske mit verschränkten Armen dort stand. Hinter ihm vier Männer. Mein Blick schweifte wieder nach links. Polizisten.
Sind das Schlagstöcke?!
Verzweifelt blickte ich zu Leon, der ebenso immer abwechselnd von Herr Zoll, zu den Polizisten blickte.
Sollten wir die Flucht ergreifen? Natürlich. Einfach zurück rennen.
Gerade wollte ich zum Rückzug antreten, als mir wieder etwas einfiel.
Luke?!
Wenn Herr Zoll hier ist, wo sind dann Luke und die anderen? Herr Zoll sollte doch in der Kita sein!
"Heilige Mutter-", stellte sich Tristan neben mich und begutachtete die Polizisten.
700k!😱❤️ Danke!
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'Meinen Bein zog ich an und holte mit Schwung zu einem Tritt aus. Mit meiner Sohle zerbrach ich den Seitenspiegel des VWs.'
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