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1. Alles auf Anfang

Ich werde zu spät kommen.

Der schwarze SUV parkte direkt auf der abgesenkten Bordsteinkante. Und wenn ich direkt sage, meine ich direkt.

Meine Arme taten bereits weh, weil ich mir hier einen abmühte, trotzdem auf den Bürgersteig zu gelangen. Da es sich heute aber um einen meiner eher schlechteren Tage handelte, führte mein Bemühen nur dazu, dass mein Kopfschmerz, der mich seit heute Morgen peinigte, sich nahezu verdoppelte und meine Laune quasi ungebremst kilometerweit in den Keller krachte.

Einfach unfassbar, wie ignorant manche Leute waren. Ich knirschte wütend mit den Zähnen und trommelte mit den Fingerkuppen aggresiv gegen die Räder meines Rollstuhls. Der Wagen stand ziemlich schief und ein Reifen hing lose in der Luft.

Wirklich klasse.

Der Schmerz war von apokalyptischem Ausmaß, also schluckte ich eine Schmerztablette, die ich immer in meiner Hosentasche parat hatte und wartete auf die Wirkung. Mehr hatte ich auch nicht zu tun.

Als ich wieder Richtung Schulgebäude schaute, sah ich wie die schlanke Silhouette einer Person zwischen zwei parkenden Autos hindurchhuschte. Ein einzelner Nachzügler, der scheinbar telefonierte, zumindest bewegten sich hin und wieder geschäftig seine Lippen. Während er auf das Schulgebäude zulief, zuckten seine Augen ganz kurz in meine Richtung und ich erkannte ihn; Tommy Walker. Wir gingen in eine Klasse, aber ich hatte bisher noch nie wirklich was mit ihm zu tun gehabt. Er hielt inne, warf einen längeren Blick über seine Schulter und drehte sich langsam zu mir um. Dabei zog er die Stöpsel aus den Ohren und wickelte sich das Kabel um die Finger. „Brauchst du ... Hilfe?"

Ich nickte ergeben. „Die Scheißbordsteinkante."

Er sah mich einen Moment lang mit ausdrucksloser Miene an, bevor er den Kopf leicht zu Seite neigte und sich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht blies.
„Wenigstens hab ich jetzt eine gute Ausrede fürs zu spät kommen."

Ja, klar. Schön, dass ich helfen konnte. Mein Trommeln wurde aggressiver. Jetzt fiel mir auch wieder ein, warum ich nie viel mit ihm gesprochen habe.

Er ging um mich herum und drückte mich vorsichtig herunter, sodass er mich einfacher auf den Bürgersteig manövrieren konnte. Mühsam rutschte ich mich zurecht und als ich mich wieder an Tommy wandte, klang meine Stimme leicht atemlos: „Danke." Mein Brustkorb hob und senkte sich kräftig. Mist, nicht jetzt ...

Mir war furchtbar schlecht und ich hatte das unangenehme Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen.

Wie bescheuert war das eigentlich? Die Nebenwirkungen meiner Schmerztabletten waren weitere Schmerzen. Ein Schmerztausch quasi. Echt super. Ich kann gar nicht oft genug erwähnen, wie lieb ich meine Ärzte doch hab ...

„Geht's dir gut? Du siehst blass aus."

Angesäuert wie ich war, meinte ich bloß: „Alles bestens. Den Rest schaff' ich auch allein." Meine Rollen ratterten über die Rillen, die sich im Bürgersteig befanden. Tommy ging schweigend neben mir her. Es war keine angenehme Stille, eher ... drückend.

Ich durchforstete mein Hirn nach etwas Brauchbaren.

„Glaubst du, wir schreiben heute in Chemie ne Ex? Ich glaub' ja schon, bestimmt über Atomkonzepte und diesem ganzen Mist. Welcher Idiot hat sich das eigentlich ausgedacht?" fragte ich in dem Bemühen, Konversation zu betreiben.

Er schwieg weiterhin und erst, als ich den Blick wieder abgewandt hatte, meinte er: „John Dalton."

Oh, er weiß es sogar.

„Seine Messungen waren seinerzeit zwar noch nicht perfekt, aber zweifelsohne haben seine Forschungen den Weg für nachfolgende Generationen geebnet" erklärte er im herablassendem Ton und hielt mir die gläserne Eingangstür auf.

Ich unterdrückte den Drang, die Augen zu verdrehen. Da versuchte man ein unverfängliches Schülergespräch über die Heimtücke des Lehrerdaseins anzufangen und er musste gleich den Besserwisser heraushängen lassen - schön, dann halt nicht ...

Im Klassenzimmer angekommen, rollte ich ans Pult und erklärte dem Lehrer die Sachlage in ein paar knappen Sätzen. „Tut mir wirklich leid - meinetwegen ist Tommy auch zu spät."

„Schon in Ordnung. Aber sieh zu, dass das in Zukunft nicht mehr vorkommt, ja? Um Thomas muss ich mir keine Sorgen machen; aber dir fehlt schon einiges an Stoff."

Hahahaha. Der is ja mal wieder lustig. Als hätte ich da irgendeinen Einfluss draufgehabt. Aber ich nickte verhalten und ein sehr zufriedener Ausdruck erschien auf Herr Falkners Gesicht. Bestimmt dachte er, er hätte jetzt seine gute Tat des Tages vollbracht. Eins seiner verirrten Schäfchen zurück auf den rechten Weg geführt oder so ähnlich.

„Was fahren sie noch mal für einen Wagen, Herr Falkner? Einen schwarzen SUV, richtig?", fragte Tommy, der sich im Gegensatz zu mir, noch nicht auf seinen Platz bewegt hatte.

„Äh, ja? Wieso?"

„Mit der Kennzeichennummer GA5155?"

„Woher ...?"

„Also wenn Sie wirklich wollen, dass Kilian pünktlich zum Unterricht erscheint; sollten Sie ihr Auto künftig woanders parken."

Bam!

Der hat gesessen.

Und er bekam auch gleich die Quittung dafür; der Falke drehte sich zu ihm um, wobei die Muskeln und Sehnen an seinem Hals deutlich hervortraten, als er wutentbrannt schnaubte: „Schulleiter. Jetzt. Sofort!"

Tommy machte am Absatz kehrt, hielt aber noch kurz inne, die Türklinke schon in der Hand. „Wissen Sie, was für Menschen Lehrer werden? Sadisten und Heuchler - Sie sind die schlimmste Sorte - eine Mischung aus beidem", bemerkte er spitz und warf dann die Tür krachend hinter sich zu.

Die Stimmung der restlichen Stunde war, um es gelinde auszudrücken, geladen.

Der Falke, mit dem schon so nicht viel zu spaßen war, schmiss zwei weitere Schüler aus dem Unterricht, mit der Begründung er toleriere kein unsoziales Verhalten. Soweit ich es mitbekommen hatte, hatten sie es gewagt zu laut zu atmen.

*

In der Mittagspause sah ich Tommy auf dem Flur - er hatte sein Chemiebuch und ein paar handschriftliche Notizen unterm Arm geklemmt.

Vince schlenderte an ihm vorbei und rempelte ihm im Vorbeigehen die Sachen aus der Hand.

„Ah, sorry-sorry, war echt keine Absicht", meinte der Blondschopf gelassen und dachte offenbar nicht im Traum daran, Tommy beim Einsammeln seiner heruntergefallenen Habseligkeiten zu helfen. Dieser schwieg eisern, während er in die Knie ging und genau jenes tat.

„Das war echt unnötig", sagte ich, als Vince neben mir stand und leise in sich hineinlachte.

„Was?", fragte mein bester Freund unschuldig.

„Du weißt genau was", erwiderte ich scharf.

Doch Vince grinste gelassen weiter.

„Na ihr?"
Mona umarmte Vince von hinten. Sie war ein hübsches Mädchen, mit großen braunen Augen und einer niedlichen Stupsnase. „Freut ihr euch auch schon so auf meine Geburtstagsfete?"

„Ja, tun wir", sagte Vince im selben Moment, wo ich: „Sorry, ich schätze, ich komm' nicht", sagte und Mona daraufhin einen Schmollmund zog.

„Hör zu, Winter", begann Vince und blickte mich unheilvoll an. „Ich sage dir das als dein bester Freund: Du wirst auf diese Party gehen."

Ich rollte mit den Augen. „Ich würde ja gern, aber ..." „Schieb jetzt nicht deinen Gesundheitszustand vor", entschlüpfte es Vince genervt. „Ich warne dich."

„Aber es ist nun mal die Wahrheit."

„Die Wahrheit ist; dass du dich schon viel zu lange in dein Schneckenhaus verzogen hast. Hör zu, niemand verlangt von dir; einen Breakdance auf der Tanzfläche hinzulegen-" „Wie überaus großzügig von dir", unterbrach ich ihn ironisch, doch Vince redete unbeirrt weiter: „Aber um deinen sozialen Status zu retten, musst du deinen Arsch schon etwas hochkriegen."

„Und genau hier liegt das Problem: Dazu bin ich leider nicht länger in der Lage", erinnerte ich meinen besten Freund mit vor Spott triefender Stimme.

„Im übertragenen Sinne."

Ich holte tief Luft, um weiter zu argumentieren, doch Mona kam mir zuvor: „Aber Süßer! Du solltest ein bisschen mehr Rücksicht auf Ki nehmen - angenommen eine Polizeirazzia findet statt - dann könnte er nicht mal aus dem Fenster springen!"

Auch im gesunden Zustand würde ich so etwas Irres niemals tun.

Vince bedachte Mona mit einem Blick, der sich eindeutig fragte, wie dieses Mädchen es geschafft hatte, noch nie sitzen zu bleiben.

Aber unser Gespräch fand ein jähes Ende, da es zur nächsten Stunde klingelte. Chemie, Yeah.

Mein Lieblingshassfach.

Mathe, Fremdsprachen - und in jedem so ziemlich anderen Fach war ich herausragend (außer in Sport, aber davon wurde ich natürlich befreit).

„Oh mein Gott, was hat er da an?"
Mona, neben mir, zog gerade geschäftig die Konturen ihrer Lippen nach, während sie mit den Augen Zahid Lagen folgte, der gerade zusammen mit Hannah den Klassenraum betreten hatte.

Zahid hatte eine Vorliebe für ... äh, außergewöhnliche Fan-Shirts.

„Hat die Frau auf seinem T-Shirt etwa wirklich drei Titten? Ich mein, DREI?!"

„Also ich finde, es ist noch eins von den Besseren", lachte Vince und kippte mit seinem Stuhl zurück. „Erinnert ihr euch noch ..." Ich hörte nur halb zu. Zahid und Hannah setzten sich zu Tommy, der eben noch schweigend aus dem Fenster gestarrt hatte, einen Stöpsel seiner Kopfhörer im Ohr, den anderen um den Finger gewickelt. Jetzt sah er auf und lächelte warm. Zahid ließ seine Tasche fallen und gestikulierte wild mit den Armen und Hannah ... blickte mir direkt in die Augen. Ich hielt den Kontakt, ohne zu blinzeln.

Sie hatte sich seit dem letzten Jahr stark verändert; trug die Haare nun viel kürzer und orange. Früher waren sie lang und blond gewesen.

Sie war es schließlich, die den Blick abwandte und sich lieber auf ihre neuen Freunde konzentrierte.

„Morgen", nuschelte Herr Peterson. Ein etwas schräg gewachsener Mann mit Glatze, die glänzte, als hätte er sie eben noch hingebungsvoll mit Wachs eingerieben.
„Würdet ihr bitte eure Unterlagen weglegen?"

Ich stöhnte leise. Natürlich.

„Ah, einen Augenblick noch ..." Seine trägen Augen wanderten durch den Klassenraum. „Wo ist Katja? Mona?"

Mona zwinkerte ihm vielsagend zu. „Sie hat sich vorhin nicht besonders wohlgefühlt und ist frische Luft schnappen gegangen - Sie wissen schon, so ein Frauending halt."

„Oh. Hm ..." Peterson verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust und lehnte sich rücklings an sein Pult. „Hannah, würdest du bitte kurz nach ihr sehen?"

„Ich?" Hannah schaute ein wenig verwirrt drein. „Äh ... wäre es nicht besser, wenn Mona nach ihr sehen würde?"

„Nö, du bist die Einzige, bei der die Mitarbeit vollkommen ausgereicht hat und ich auf einen weiteren schriftlichen Nachweis verzichten könnte."

„Okay ..."
Hannah wirkte immer noch ziemlich neben der Spur. „Bin gleich wieder da ..."

„Vielen Dank. Der Rest: Hefte weg und Stifte raus."

*

Hannah kam erst gegen Ende der Stunde zurück - allein. Sie ging vor zum Pult und sagte etwas, was ich von meinem Platz aus nicht verstehen konnte.

Dann setzte sie sich hin und begann den restlichen Tafeleintrag abzuschreiben.

Ich riss ein Stück von meiner Mitschrift ab und schrieb auf die Rückseite: alles klar mit Katja? Und schob es Mona zu.

Jaja, du kennst sie doch. Sie hat einen sechsten Sinn was Stegreifaufgaben angeht, kritzelte sie unter meine Frage.

„Ach ja, eine Sache noch", unterband Peterson das leise Geschwätz, welches immer gegen Ende der Stunde aufflackerte. „Mathe fällt aus - Frau Ridler ist krank."

Die Klasse jubelte.

Draußen. Endlich.

Es war stark bewölkt, aber trocken.

„Ich hasse Montage", erklang es plötzlich theatralisch hinter mir. „Die meisten Selbstmorde passieren montags."

„Es ist Dienstag", antwortete ich trocken.

„Ich weiß. Ich finde nur, Lehrer sollten darauf mehr Rücksicht nehmen."

„Katta!"
Das war Monas Stimme. Sie hatte eine sehr schrille, eingehende Klangfarbe. Man würde sie wohl noch unter Tausenden (unfreiwillig) heraushören.

„Wo hast du bloß gesteckt?"

„Rauchen", war Katjas stereotypische Antwort. Sie griff nach meinen Schiebegriffen und ignorierte meinen darauffolgenden Protest grinsend. Es ging leicht Bergauf - und ein winzig kleiner Teil in mir war ihr vielleicht sogar etwas dankbar. Der Rest, der größtenteils aus meinem männlichen Stolz bestand, war es nicht.

„Ich schaff-" „Jaja, ich weiß."

„Nun, Katta", begann Vince, der neben uns hertrottete und mit einer Hand den Wind abschirmte, damit seine Kippe besser Feuer fing. „Lernen wir auf Monas Party endlich Mr. Mysterious kennen?"

„Und lieben", ergänzte ich und lehnte den Kopf nach hinten, um ihr ins Gesicht schauen zu können. Makellos weiße Zähnen blitzten durch ihre vollen Lippen hindurch, als sie entgegnete: „Wer weiß? Schon möglich."

„Huh? Ich frage mich wirklich, warum du ihn vor uns versteckst; ist dir etwa irgendwas peinlich?"

Meine beste Freundin tätschelte liebevoll meine Wange. „Abgesehen von dir? Nein, nichts."

Katja datete diesen Typen, wir wussten nicht mal seinen richtigen Namen, schon seit glatten drei Monaten und die einzigen Indizien, welche sie uns verraten hatte, waren; dass er ein paar Jährchen älter war und bereits ein echt heißes Gefährt besaß.

Ich war so in unser Gespräch vertieft, sodass mir erst kurz vor der S-Bahnstation auffiel, dass ich blöderweise mein Handy in der Schule liegenlassen habe.

Mist.

„Ich muss noch mal kurz zurück", stellte ich deshalb stöhnend fest.

„Soll ich mitkommen?", fragte Vince, den Blick stirnrunzelnd auf das Display seines I-Phone geheftet.

„Nee, passt schon."

„Sicher?", hakte er sicherheitshalber nach.

„Klar. Und du bist doch eh schon wieder zu spät dran, oder?"

„Hm. Dann bis Morgen."

„Jap. Bis dann."

Schweren Herzens, rollte ich die gesamte Strecke zurück und begab mich auf die Suche nach einem Lehrer, der mir das Klassenzimmer nochmal aufsperren konnte.

Auf einmal hörte ich entfernt zarte Töne, die ich aber nicht sofort einordnen konnte. Ich folgte dem Klang, bis zum Musikraum hin, wo sie plötzlich verstummten.

„Ähm, Frau Eva?", fragte ich laut, obwohl ich es insgeheim bezweifelte, da ich unsere Musiklehrerin noch nie hatte so schön spielen hören. Ich öffnete die Tür einen Spalt und schlüpfte in den lichtdurchfluteten Raum.

Tommy saß allein auf dem Fensterbrett und betrachtete mein Spiegelbild, welches sich auf der Scheibe reflektierte.

Neben ihm stand ein Klavier mit jeder Menge aufgeklappter Notenhefte, einige davon mit Kommentaren versehen.

„Oh, hey. Ich wollte nur ... hast du gerade gespielt?"

Super Frage, Winter. Wirklich ... Waren ja auch noch so viele andere mit im Raum. „Wow. Ich wusste ja, dass du richtig Ahnung davon hast, aber ... es klang wirklich schön."

„Frau Eva ist im Lehrerzimmer. Besprechung, glaube ich."

Lehrerzimmer. Auf den Gedanken hätte ich auch allein kommen können.

„Okay, Äh ... danke", stammelte ich hervor. Und fügte nach kurzem Zögern hinzu: „Sorry, falls du vorhin meinetwegen Ärger bekommen hast."

„Nein, es war mehr wegen meines losen Mundwerkes. Also mach dir mal keinen Kopf."

„Okay ... dann ... sehen wir uns morgen."

Tommy nickte und ich machte mich auf den Weg ins Lehrerzimmer, wo ich meinen Geschichtslehrer bat, mir aufzusperren.

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