Kapitel 41
Nach dem Theater Kurs hatte ich vorgehabt nach Hause zu gehen, als ich plötzlich Yannik vor dem Haupteingang sah.
„Yannik? Was machst du denn noch hier?", wollte ich wissen und ging auf ihn zu.
Normalerweise war der Theaterkurs der letzte, welcher am Montag stattfand. Deswegen hätte Yannik auch schon längst zu Hause sein sollen.
„Oh, hey Chloe... ich musste noch mein Buch aus dem Schließfach holen, weil ich morgen Klausur schreibe. Und was machst du hier?"
„Theaterkurs", meinte ich und wollte gerade meine Kopfhörer rausholen, als Yannik wieder weiter sprach.
„Wenn du willst, kann ich dich fahren", bot er mir an und zeigte mit dem Kopf auf sein Auto.
„Wirklich?", hakte ich nach.
„Klar, komm mit." Yannik lief auf sein Auto zu, während ich ihm hinterher ging.
Ich war ihm wirklich dankbar, denn ich hatte jetzt echt keine Lust so lange nach Hause zu gehen.
Und als ich ein letztes Mal zum Schulgelände schaute, bevor ich in sein Auto stieg, entdeckte ich Kilian, welcher zu mir schaute.
Am liebsten wäre ich mit ihm nach Hause gegangen, aber man konnte eben nicht alles haben. Also brach ich den Augenkontakt wieder ab und konzentrierte mich auf Yannik.
„Und wie ist der Theaterkurs?", fragte Yannik und fuhr dann vom Schulgelände.
„Total toll, ich liebe es einfach solche Rollen zu spielen", schwärmte ich und lächelte ihn an.
„Ich hab gehört, dass du die Hauptrolle bekommen hast."
Ich nickte. „Ja, Kilian und ich haben die bekommen."
„Kilian?" Yannik schaute unsicher zu mir. „Der hat die andere Hauptrolle bekommen?"
„Ja, er ist ganz gut."
Wohl eher ziemlich gut.
„Ich wusste gar nicht, dass er Schauspielern kann", hakte Yannik skeptisch an.
„Das wusste wohl keiner", erwiderte ich und hoffte, dass er das Thema Kilian nicht noch weiter erwähnen würde.
„Und wie versteht ihr euch momentan? Es gab ja mal eine Zeit, als ihr oft beieinander wart", erinnerte er mich und ich musste daran denken, als Kilian mich vor Yannik in Schutz genommen hatte.
Komisch, wie sich alles verändern konnte.
„Wir reden nur noch selten miteinander und das ist auch besser so."
„Ja, wahrscheinlich hast du Recht", bestätigte er meine Aussage und nickte.
Ich glaubte zwar selber nicht daran, aber solange ich es mir einredete, würde es schon irgendwann in meinem Kopf festsitzen.
***
Ich befand mich gerade in der Küche und genoss mein Abendessen, als ich eine Nachricht von John erhielt, in welcher er wissen wollte, ob ich Zeit hatte. Da ich bejahte, wusste ich, dass er gleich hier sein würde.
„Guten Appetit", meinte meine Mutter, als sie gerade die Küche betrat.
„Danke", murmelte ich.
Sie setzte sich zu mir an den Tisch, während sie sich einen Kakao machte, auf welchen ich jetzt auch richtig Lust bekommen hatte.
„Kannst du mir auch einen Kakao machen?", bat ich sie mit engelsgleichen Augen und hoffte, dass sie aufstehen würde, um mir eine Tasse zu holen.
Und tatsächlich nickte sie und kurze Zeit später stand bereits ein warmer Kakao vor mir.
„Wer hat dich eigentlich am Freitag nach Hause gefahren?", wollte sie plötzlich von mir wissen und fing an ihren Kakao zu schlürfen.
„Elias, das ist ein guter Freund von John. Wieso fragst du?" Misstrauisch sah ich sie an.
„Ach, nur so. Ich dachte nur, dass dich wieder der nette Junge mitgenommen hat."
„Meinst du Kilian?"
Sie nickte und fing an, an ihrem Ring herum zu drehen. „Weißt du Chloe... ich bin vielleicht schon etwas älter, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich blöd bin."
Verwirrt sah ich sie an. Was sollte das denn jetzt bedeuten?
„Ich habe gesehen, wie ihr euch verhalten habt und wie er dich die ganze Zeit angeschaut hat. Vielleicht hast du es nicht gemerkt, aber mir entgeht sowas nicht. Und ich glaube, dass er dich wirklich mag."
„Ich glaube eher, dass du dich genauso getäuscht hast, wie ich", seufzte ich und legte meine Hände um die warme Tasse. „Er mag nämlich eine andere."
„Wirklich?" Überrascht sah sie mich an. „Hat er dir das gesagt?"
„Nein, wir reden nicht mehr." Leider. „Aber ich habe so einiges gehört und auch gesehen."
"Was hast du denn gesehen?"
„Dass sie oft bei ihm ist und viele haben mir gesagt, dass Kilian sie sehr mag. Außerdem ignoriert er mich seitdem. Und Taten sagen nun mal mehr als Worte."
Meine Mutter lächelte. „Aber Taten können auch oft missverstanden werden."
Ich wollte gerade etwas sagen, als es an der Tür klingelte. Das war sicher John.
„Ich geh dann mal wieder, John wollte mit mir reden", meinte ich und verließ mit der Kakaotasse die Küche.
Ich öffnete die Tür und John lächelte mir entgegen, welcher bereits von Schneeflocken bedeckt wurde, obwohl er in der gleichen Straße wohnte. „Hey."
„Oh, kann ich auch einen Kakao?", wollte John wissen und ich nickte.
„Ich lasse euch mal alleine", schmunzelte meine Mutter und verließ dann wieder die Küche.
Ich stellte meine Tasse auf den Tisch ab und machte währenddessen einen Kakao für John fertig. Dann stellte ich ihm den Kakao vor die Nase und setzte mich gegenüber von hin.
„Also, was-", wollte ich fragen, doch wurde direkt von John unterbrochen.
„Elias und ich sind zusammen", platzte es aus diesem so schnell heraus, dass ich kurz Zeit brauchte, um die Information zu verarbeiten.
Sekunden später sprang ich auf und schmiss mich um seinen Hals. „Ich freue mich ja so für dich, John!"
„Danke", murmelte dieser in meinen Hals hinein.
Ich löste mich wieder von ihm, während er mich glücklich anstrahlte.
„Also, ich will alles wissen", meinte ich grinsend.
„Naja, an dem Abend als wir dich und Liv nach Hause gefahren haben, ist er zu mir gekommen. Wir haben so viel geredet und er ist dann über Nacht geblieben."
Ich quietschte kurz auf, was John zum Lachen brachte. Mein Gott, mein kleiner John hatte endlich sein Glück gefunden.
„Am nächsten Morgen wussten wir beide nicht genau, was das zwischen uns ist, also habe ich es einfach gewagt und ihn geküsst. So haben wir den ganzen Tag miteinander verbracht und er hat ebenfalls meine Eltern kennen gelernt, aber erstmal als normalen Freund. Wir wollen ja nicht direkt übertreiben", lachte John. „Als er dann abends nach Hause gegangen ist, haben wir es offiziell gemacht und deswegen ist er jetzt mein Freund."
Wieder einmal musste ich aufstehen und dann fing ich kurz an vor Freude zu springen, bevor ich meine Arme wieder einmal um John warf und ihn beinahe erdrückte. „Ich bin so froh, dass du endlich dein Glück gefunden hast."
Ich löste mich von ihm und lächelte ihn zufrieden an. Ich liebte diesen Jungen so sehr!
„Und was ist mit dir?", wollte John wissen, nachdem ich mich wieder beruhigt hatte.
„Was soll denn sein?"
„Was ist mit deinem Glück? Was ist mit Kilian?", hakte John nach.
„Das einzige was ich weiß, ist, dass Kilian wohl doch nicht mein Glück ist", erwiderte ich lediglich und zuckte mit den Schultern. „Vielleicht kommt ja irgendwann ein wirklich vernünftiger Junge um die Ecke, wie bei dir."
„Elias war nicht vernünftig", lachte John.
„Jetzt ist er es aber, oder?"
„Und das kann Kilian nicht werden? Nur weil viele Mädchen für ihn schwärmen, heißt das nicht, dass er auch für sie schwärmt."
„Ich weiß, aber das mit Zoey war ja wohl eindeutig und außerdem will er sowieso keinen Kontakt mehr zu mir. Warum sollte er mich denn sonst ignorieren?"
„Alter, Jungs sind echt kompliziert", seufzte John, was mich zum Lachen brachte.
„Und Mädchen erst recht", schmunzelte ich und nahm dann einen Schluck von meinem Kakao.
Aber immerhin war John glücklich und das reichte mir im Moment aus. Denn wenn er glücklich war, dann war ich es auch.
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