Kapitel 4
Die nächsten Tage war Kilian nicht mehr in der Schule und zur Theater AG kreuzte er auch nicht auf, aber da Frau Mainer bereits Bescheid wusste, probte ich meine eigenen Szenen und lernte schon mal den Text auswendig für die Szenen in denen Kilian und ich wieder auf der Bühne stehen würden.
Ich wusste nicht, ob so ein Verhalten für Kilian normal war. Normalerweise hatte ich mich davor nie mit ihm beschäftigt, aber ich vermutete, dass es nichts Schlimmes war.
Es war ja schließlich Kilian.
***
„Zieh das an." Liv drückte mir das Top ins Gesicht.
„Liv", nuschelte ich in das Top hinein, bevor sie es wieder von meinem Gesicht entfernte. „Ich weiß schon, was ich anziehe."
Ich steuerte auf meinen Kleiderschrank zu und holte mir die Klamotten raus, bevor ich mich schnell umziehen ging. Kurz darauf hörten wir schon die Hupe und rannten nach unten.
„Chloe?" Meine Mutter kam aus der Küche.
„Ja?"
„Gehst du jetzt?" Sie trocknete ihre Hände mit einem Handtuch ab und ich nickte.
„Brauchst du noch etwas Geld?"
„Nein, danke Mom."
„Na gut, dann pass aber auf dich auf, sonst kannst du dir später was von deinem Vater anhören." Ich nickte grinsend und umarmte sie zum Schluss, bevor Liv und ich das Haus verließen und zu Tessa ins Auto stiegen.
Wir fuhren direkt in die Kneipe, in der eine Freundin von uns ihren Geburtstag feierte.
Als wir ankamen, sahen wir bereits den Tisch ganz hinten, an dem schon ein paar aus der Schule saßen. Emma wollte nur mit den wichtigsten Personen feiern und hatte somit nicht allzu viele eingeladen. Sonst wären wir auch nicht in eine Kneipe gegangen.
Wir begrüßten alle, die am Tisch saßen und ich sah mich etwas in der Kneipe um. Es hatte eine große Holztheke gegenüber vom Eingang, rechts und links standen Holztische mit bequemen Bänken, die weit nach hinten reichten. Es war größer, als ich erwartet hätte. Eigentlich sah es ziemlich gut aus und vielleicht würde ich mit meinen Mädels mal öfter hierhin kommen.
Doch, als ich plötzlich Kilian sah, erstarrte ich. Er machte gerade die Getränke an der Theke, während jemand anderes sich auf den Weg zu uns machte, um sie bei uns abzustellen. Kilian schien allerdings gar nicht bemerkt zu haben, dass wir hier waren.
Verwirrt setzte ich mich auf einen Platz, auf dem ich eine gute Aussicht auf ihn hatte. Seit wann ging Kilian hier in der Kneipe arbeiten? Seit wann ging er überhaupt arbeiten?
„Du hast ihn also auch schon gesehen." Kate sah mich grinsend an und guckte dann in die Richtung von Kilian.
„Seit wann arbeitet er hier?", wollte ich wissen, aber bekam nur ein schulterzucken zurück.
„Vielleicht solltest du ihn mal fragen gehen", grinste sie aufmunternd.
„Ich weiß nicht." Unsicher sah ich sie an.
Als Emma auf uns zukam, stand ich auf, gratulierte ihr und überreichte ihr mein Geschenk. Sie bedankte sich bei mir und brachte mein Geschenk dann zu den anderen.
Wieder landete mein Blick auf Kilian und ich beschloss doch das zu tun, was Kate vorgeschlagen hatte. Langsam ging ich auf ihn zu und stellte mich an die Theke. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, weil ich so nervös war, schließlich hatte ich immer noch keinen Plan, wer Kilian eigentlich war.
„Ein Bier, bitte." Abwartend sah ich ihn an, als er plötzlich realisierte, dass ich auch hier war.
Kopfschüttelnd sah er mich an und drehte sich um, damit er ein Bierglas aus dem Regal holen konnte. Ich merkte genau, wie schlecht gelaunt er war.
„Was machst du eigentlich hier?", wollte ich von ihm wissen und setzte mich an den Barhocker.
Kilian aber entschied sich offensichtlich dafür mich zu ignorieren und schenkte das Bier ins Glas ein. Ich wollte die Situation zwischen uns wirklich verbessern, ich wollte ihn verstehen, damit ich nicht ständig ein falsches Bild von ihm im Kopf hatte.
„Wieso warst du nicht in der Schule? Offensichtlich geht es dir doch gut", hakte ich weiter nach.
Ich wollte doch nur ein paar Antworten, um ihn zu verstehen. Wer war Kilian wirklich? Und warum machte er es mir so schwer, ihn kennenzulernen?
„Willst du mich wirklich ignorieren? Das wird nicht so gut klappen, denn wir spielen immer noch beide im gleichen Stück miteinander." Kurz sah ich ihn an. „Warum kannst du das eigentlich so gut?"
„Was?" Zum ersten Mal sah Kilian mich an und stellte dann das Bier vor mich.
„Warum kannst du die Rolle so gut spielen?" Ich trank aus dem Glas und bemerkte, dass Kilian mich immer noch ansah. Mein Körper begann sofort sich bei seinem Blick aufzuheizen. „Ich habe noch nie jemanden gesehen, der die Rolle so gut gespielt hat, wie du. Und ich habe mir das Stück bestimmt hundert Mal angeguckt und war bei verschiedenen Aufführungen. Aber ich habe noch nie jemandem so geglaubt, wie dir."
Neugierig sah ich ihn an und konnte erkennen, dass sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen legte, bevor es direkt wieder verschwand.
Kilian ging ohne ein weiteres Wort von der Theke weg und ließ mich alleine.
Ich seufzte und stand auf, um wieder zu den anderen zu gehen. Ich würde wohl nie erfahren, was in seinem Kopf vor sich ging.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro