Kapitel 39
Mein Alkoholpegel stieg, genau wie die gute Laune, die mich umgab. Ich fühlte mich immer befreiter und aus diesem Grund zerrte ich Liv mit mir auf die Tanzfläche.
Das Lied, das gespielt wurde, ertönte so laut aus den Boxen, dass ich spürte, wie der Boden vibrierte. Liv und ich sangen mit, während wir schon fast zum Beat hüpften.
Meine Laune stieg immer mehr und als sich plötzlich zwei Arme von hinten am mich schmiegten, hatte ich für einen Moment gehofft, dass es Kilian war. Also schloss ich kurz die Augen und versuchte mich zu entspannen.
„Hey", flüsterte mir eine unbekannte Stimme ins Ohr.
Ich drehte mich zu dem Jungen um, den ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte und begrüßte ihn, als wenn er ein enger Freund wäre.
„Hey", lächelte ich und umarmte ihn.
Ich war so glücklich und sorgenfrei in den Moment. Das hätte ruhig ewig so weiter gehen können.
Doch ich wurde plötzlich von ihm wegzogen und schon verschwand er aus meinem Sichtfeld. Sekunden später befand ich mich draußen, keine Ahnung wo genau, aber es war deutlich kälter.
„Chloe, trink das", meinte John und drückte mir etwas in die Hand.
„Oh, danke." Ich nippte kurz an dem Getränk, um herauszufinden was das war, als es sich als Wasser herausstellte. „Warum gibst du mir Wasser?", warf ich ihm vorwurfsvoll an den Kopf.
„Damit du wieder nüchtern wirst." John sah kurz zu Elias, der mich besorgt ansah.
„Nein, danke. Ich hole mir jetzt lieber Alkohol."
„Chloe, mach keine Scheiße", mahnte John mich, als ich mich wieder auf den Weg nach drinnen begab.
Warum konnte ich nicht in Ruhe gelassen werden? Ich wollte doch nur Spaß haben.
Gerade, als ich mich auf den Weg in die Küche machen wollte, knallte ich mit jemandem zusammen.
„Was-", setzte dieser an, doch stoppte direkt, als er mich sah.
Ich sagte kein Wort, sondern schaute einfach nur hoch zu Kilian. Er war so wunderschön. Und wie er mich anguckte, machte mich erst recht verrückt. Ich vermisste ihn mehr, als ich je erwartet hätte.
Die Musik drängte in den Hintergrund, genau wie all die Menschen. In dem Moment konnte ich nur Kilian wahrnehmen und seine unfassbare Anziehungskraft. Doch er schien auch in Gedanken zu sein, denn er erwiderte meinen Blick und bewegte sich kein Stück. Ich hatte das Gefühl, dass so viel Unausgesprochenes in der Luft lag und es zerbrach mein Herz.
„Chloe!", hörte ich jemanden nach mir rufen, doch ich schaute immer noch zu Kilian. Ich wollte meinen Blick nicht von ihm lösen.
Jemand rüttelte an meinen Armen, weswegen Kilian den Augenkontakt abbrach und zu der Person neben mir schaute. Doch ich war nur auf Kilian konzentriert. Dieser verdrehte die Augen und verschwand dann einfach so. Ganz plötzlich war er wieder weg.
Yannik tauchte in meinem Blickfeld auf und fuchtelte mit einer Hand vor meinem Gesicht herum. „Alles gut mit dir?"
„Ja", lächelte ich.
Alles super.
„Okay, willst du tanzen?", fragte er, doch ich wollte nicht.
Also schüttelte ich den Kopf und ging einfach in die Küche, um mir noch mehr Alkohol zu holen. Neben dem Alkohol lag eine Tüte Chips, welche ich nun nahm und anfing daraus zu essen. Ich setzte mich auf die Kücheninsel und seufzte, während ich über Kilian nachdenken musste. Am liebsten würde ich ihn die ganze Zeit bei mir haben, denn ich fühlte mich einfach so wohl und geborgen bei ihm.
Ich schaufelte immer mehr Essen in mich hinein und wollte am liebsten auch gar nicht mehr aufhören. Wenn ich getrunken hatte, dann konnte ich immer essen, wie ein Rasenmäher.
„Hey", rief Liv, als sie die Küche betrat und sich vor mich stellte.
„Hey", murmelte ich etwas abweisend.
„Oh nein, das will ich nicht sehen. Wir sind hier um Spaß zu haben. Traurig sein kannst du auch später zu Hause." Sie zerrte mich an meinem Arm vom Küchentresen runter und drückte mir einen Becher mit Alkohol in die Hand. „Mit mir kannst du ruhig trinken, ich pass auf dich auf."
Die Flüssigkeit entpuppte sich als Bier, welches ich in einem Zug trinken konnte. Bier hatte ich schon immer gemocht.
Mit Liv begab ich mich wieder auf die Tanzfläche und wir tanzten eng umschlungen zu einem Lied, das ich nicht kannte.
Kurze Zeit später kamen auch Tessa und Kate zu uns, weswegen wir eine kleine Gruppe bildeten. Ich hörte die Musik und ließ mich komplett darin fallen.
Wieder einmal wurde ich von hinten umarmt, doch diesmal viel stärker. „Ich liebe es, wenn du glücklich bist", flüsterte Liv und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Dann stellte sie sich wieder neben mich und schubste mich mit ihrer Hüfte ein Stück zur Seite, während sie mich lächelnd ansah.
Sie war wirklich die Beste.
***
Irgendwann fing die Wirkung von den Alkohol immer mehr an nachzulassen, jedoch störte mich das im Moment nicht wirklich. So viele waren nämlich nicht mehr hier und ich war mir sicher, dass das hier alles bald ein Ende nehmen würde.
Ich saß auf der Couch und stöberte in meinem Handy herum. Neben mir saß Liv, die wohl kurz ein Nickerchen hielt.
„Chloe, wir fahren jetzt. Kommst du mit?", wollte John wissen und ich nickte.
„Wer fährt denn?"
„Ich fahre", meldete sich Elias zu Wort, welcher direkt hinter John auftauchte.
„Kannst du vielleicht Liv mitnehmen?", bat ich ihn sah kurz zu Liv, welche immer noch am Schlafen war.
Elias sah zu ihr und fing an zu lachen. „Klar, kann ich machen."
„Super, danke."
Ich rüttelte an Livs Schulter, welche genervt aufstöhnte und offensichtlich weiter schlafen wollte.
„Liv, wir fahren jetzt nach Hause. Entweder du kommst mit, oder du musst hier auf der unbequemen Couch schlafen."
Sofort öffnete sie ihre Augen. „Okay, okay ich komme."
Sie streckte ihre Arme aus, welche ich ergriff, damit sie aufstehen konnte. Sie torkelte ein bisschen, aber im Gegensatz zu den anderen schien sie noch fit zu sein. Wahrscheinlich war sie einfach nur erschöpft.
Wir verließen das Haus und liefen dann John und Elias hinterher, um zum Auto zu gelangen. Liv und ich setzten uns nach hinten und sie legte ihren Kopf auf meine Schulter.
„Geht's ihr gut?", vergewisserte Elias sich und startete dann den Wagen.
„Ja, du hast doch gesehen, wie aufgedreht sie ist, wenn sie trinkt. Der Wirbelwind braucht einfach mal ein bisschen Ruhe", erklärte John, weswegen ich schmunzeln musste. Da hatte er wirklich Recht.
Die Fahrt füllte sich mit vielen Gesprächen über den Abend und ich ließ ihn nochmal Revue passieren. Ich war wirklich froh, dass ich Kilian mit keinem anderen Mädchen gesehen hatte. Tanzen wäre okay gewesen, aber ich glaube bei Kilian blieb es nicht immer beim Tanzen. Und genau deswegen hätte ich mir das sehr zu Herzen genommen.
„Wir sind da."
Liv hob ihren Kopf von meiner Schulter und öffnete ihre Augen. „Danke, Elias", nuschelte sie und öffnete dann die Autotür.
Wir warteten noch, bis sie im Haus angekommen war und fuhren dann direkt zu John und mir.
John und Elias unterhielten sich die ganze Zeit und ich musste gestehen, dass ich den beiden als Paar wirklich verfallen war. Ich hoffte jedenfalls, dass sie jetzt bald mal ein Paar werden würden. Aber das sollten sie lieber erstmal unter sich klären.
„Danke fürs nach Hause fahren, Elias."
„Keine Ursache", meinte dieser nur und lächelte mich noch einmal an, bevor ich ausstieg.
Ich betrat unser Haus und machte mich dann auf den Weg ins Bad. Schnell schminkte ich mich ab und putzte meine Zähne, bevor ich müde in mein Zimmer tapste.
Dort zog ich mich um und legte mich dann endlich in mein Bett.
Ich wollte über Kilian nachdenken und über den Abend. Ich wollte darüber nachdenken, wie er mich immer ansah. Ich wollte über John und Elias nachdenken. Ich wollte darüber nachdenken, warum bei jedem etwas zu klappen schien, außer bei Kilian und mir. Aber ich war so müde, dass ich nach einigen Sekunden bereits in einen tiefen Schlaf fiel.
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