Kapitel 37
6 Monate nach dem Unfall
Harry p.o.v
Erschöpft stand ich am Gepäckband des Flughafens von Los Angeles und wartet bis mein Gepäck endlich unter den unzähligen Koffern auftauchte. Ich mochte fliegen nicht, ich hatte es bei meinem ersten Flug von London nach New York festgestellt und jetzt wurde es zum zweiten mal bestätigt. Es war einfach zu eng und stickig. Das Kleinkind auf dem Sitz hinter mir hatte zu meinem erschöpften Zustand einen großen Teil beigetragen. Aber das war jetzt unwichtig, ich war endlich in LA, in der Stadt der Engel und würde Louis wieder sehen. Das hoffte ich zumindestens.
Ich hatte in den vergangenen zwei Wochen eine Menge Nachforschungen angestellt und hatte die Adresse von drei Alexander Leech's herausgefunden. Welcher davon nun mein Louis war, werde ich erst in den nächsten Tagen sehen.
Nachdem ich endlich meine Koffer hatte lief ich aus dem Flughafengebäude und nahm mir ein Taxi in das nächstgelegene Hotel. Es war nichts besonderes, aber für mich reichte es allemal. Müde ließ ich mich auf das Bett fallen und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Doch an Schlaf war jetzt nicht zu denken, ich war auf einer Mission und die würde ich mir von etwas Müdigkeit nicht versauen lassen. Also stand ich wieder auf und zog meine Unterlagen aus meiner Tasche.
Ich ging noch einmal alle Adressen durch und schaute mit Hilfe meines Navis auf meinem Handy welche davon am nähsten an meinem Hotel lag. Diese würde ich zu erst in Angriff nehmen.
Als ich sah das die eine Adresse kaum zehn Minuten von hier entfernt war, entschloss ich mich dazu jetzt sofort einfach dort hin zu gehen.
Nach zwanzig statt zehn Minuten kam ich an dem Wohnhaus an. Es sah teuer aus und im Garten standen einige Spielzeuge, eine Rutsche sowie eine kleine Schaukel rum. Ich war mir sicher das Louis hier nicht lebte, aber ich klingelte trotzdem um auch ganz sicher zu sein.
Die Tür öffnete sich und eine kleine zierliche Frau mit Kleinkind auf dem Arm lächelte mich freundlich an. "Guten Tag wie kann ich ihnen helfen?" Ich räusperte mich und fing an zu sprechen "Guten Tag Mrs. Ich bin auf der Suche nach einem Alexander Leech, wohnt er hier?" sie nickte "Ja das ist mein Mann, er ist aber auf Geschäftsreise in Afrika unterwegs" Ok das klang so garnicht nach Louis "Oh Ok ich bin mir nicht mal sicher ob ihr Mann der Alexander ist den ich suche. Könnten sie mir vielleicht sagen wie alt ihr Mann ist?" sie nickte wenn auch leicht verunsichert. " Er ist 45" erleichtert das es sich nicht um meinen Louis handelte, sagte ich ihr das es nicht ihr Mann war den ich suchte und lief dann zurück zum Hotel.
Ich entschloss mich dazu es für heute sein zu lassen und morgen in der früh würde ich gleich weiter machen. Die Uhr verriet mir das es auch bereits 21 Uhr war. Ich nahm mir noch schnell etwas zu essen von unterwegs mit und ging zurück in mein Hotel.
Am nächsten morgen stand ich früh auf, wenn Louis arbeitete dann würde er sicher früh raus müssen, und vielleicht hatte ich die Chance ihn gleich anzutreffen. Ich hatte mir am gestrigen Abend über das Hotel noch einen Wagen mieten lassen, in den ich jetzt einstieg.
Es dauerte ungefähr eine halbe Stunde bis ich an der zweiten Adresse die ich herausgefunden hatte ankam. Ich betrachtete das Wohnhaus. Dort lebten mehrere Partein und es würde sicher gut zu Louis passen.
Ich wollte gerade aussteigen als mein Herz für eine Sekunde stehen blieb um danach in zehnfacher Geschwindigkeit weiter zu schlagen. Dort stand Louis, er hatte die Augen geschlossen und zog die morgendliche Luft ein. Am liebsten wäre ich jetzt ausgestiegen und sofort zu ihm gerannt, so sehr hatte ich ihn vermisst. Doch er würde jetzt sicherlich einen Herzinfarkt bekommen wenn ich plötzlich vor ihm stehen würde. Also beschloss ich, das ich ihn erst einmal etwas beobachten würde.
Ich sah wie er die Straße hinunter lief, die Hände in den Taschen und den Kopf gesenkt. Langsam stieg auch ich aus dem Wagen und folgte ihm unauffällig.
Vor einer Telefonzelle blieb er stehen, nahm den Hörer in die Hand, steckte ein paar Münzen in die Öffnung und wählte dann eine Nummer. Ich stand mindestens zehn Meter entfernt hinter einer Häuserecke, aber Louis hatte ich die ganze Zeit im Auge.
Erst jetzt kam ich dazu ihn genauer zu mustern. Er war viel zu dünn, seine Haut viel zu weiß und dicke Augenringe zeichneten sich unter seinen Augen ab. Alles in allem sah er wirklich nicht gesund aus. Dennoch war er für mich wunderschön. In meinen Augen gab es keinen schöneren Menschen als den zierlichen blauäugige Jungen in zehn Meter Entfernung.
Louis schlug sich die Hand vor den Mund und legte plötzlich auf. Was war da passiert? Kopfschüttelnd ging er die lange Straße zurück und schien irgend etwas zu sagen, aber verstehen konnte ich es nicht.
Ich folgte ihm wieder bis zu seinem Wohnhaus als er in seinen Wagen einstieg und los fuhr. Schnell rannte ich auch zu meinem Auto und fuhr ihm hinterher.
Nach circa 30 Minuten hielt er auf einem Parkplatz vor einem großen Bürogebäude. Hier arbeitete er sicher. Ich entschloss mich dazu im Auto zu warten bis er wieder raus kam.
Die Stunden zogen sich wie Kaugummi wärend ich im Auto saß. Ich beobachtete die meiste Zeit die Menschen die an mir vorbei liefen. Kinder mit ihren Eltern, Jugendliche Gruppen und eine Menge Liebespärchen. Ich hoffte das Louis und ich auch bald eines dieser Pärchen wären.
Gelangweilt stieß ich die Luft aus meinen Lungen und trommelte mit den Zeigefingern auf meinem Lenkrad herum.
Plötzlich öffnete sich die Tür des Gebäudes und sofort saß ich aufrecht.
Louis kam heraus und steuere direkt auf seinen Wagen zu.
Er fuhr los, und wie am morgen folgte ich ihm. Er hielt auf einem Parkplatz am Strand und ich stellte mein Wagen etwas weiter nach hinten damit er mich nicht sah. Gott ich kam mir vor wie ein Stalker, ok aber irgendwie war ich das ja auch, zumindest seit heute morgen. Von der ersten Reihe der parkenden Autos konnte ich direkt auf den Strand sehen und dort saß auch Louis und schaute in die Ferne. Was er wohl gerade dachte? Ich erinnerte mich noch an unser Gespräch über den Strand. Damals dachte ich nach langer Zeit, für einen kurzen Moment, das vielleicht doch alles wieder gut werden würde. Wie gern würde ich jetzt dort neben ihm sitzen und gemeinsam aufs Meer blicken so wie wir es uns versprochen hatten.
Er saß ungefähr eine Stunde dort und ich beobachtete ihn aus kurzer Entfernung. So nah war ich ihm seit sechs Monaten nicht mehr. Würde er sich umdrehen, würde sein Blick sofort auf mich fallen.
Als ich bemerkte das er Aufstand rannte ich schnell zu meinem Wagen zurück. Mein Herz klopfte wie verrückt und ich hoffte er hatte mich nicht gesehen.
Doch zum Glück schien er mich nicht bemerkt zu haben, und er stieg wieder in seinen Wagen. Er sah traurig aus und ich hätte ihn am liebsten in den Arm genommen.
Nach kurzer Zeit in der ich ihm wieder einmal hinterher fuhr, hielt er vor einer Bar. Ich suchte mir ebenfalls einen Parkplatz etwas entfernt und sah noch im Rückspiegel wie Louis die Bar betrat.
Ich zog meinen Kaputzenpulli über und versteckte mein Gesicht unter der Kapuze bevor ich ebenfalls die Bar betrat.
Ich erspähte Louis an der Bar sitzend und er schien nicht allein zu sein. Sofort zog sich mein Magen zusammen als ich den gut aussehenden Mann neben ihm sah. Louis saß mit dem Rücken zu mir weshalb er mich nicht sehen konnte. Ich setzte mich an einen Tisch in der Nähe der Bar. Louis wandte ich meinen Rücken zu. So konnte er mich nicht sehen, aber ich konnte ihn hören.
Die beiden schienen sich zu Unterhalten und nachdem ich mich genauer konzentrierte konnte ich einige Wörter verstehen. Bei einem Satz stockte mir der Atem. "Wer ist Harry?" fragte sein Gegenüber. Louis musste plötzlich stark husten, weswegen ich annahm das ihn diese Frage überraschte. "Wie kommst du auf diesen Namen?" fragte Louis zurück und ich hörte Unsicherheit in seiner Stimme. Wie ich diese Stimme vermisst hatte. Seine Engelsgleiche Stimme, ich liebte sie einfach. "Ich bin nicht dumm Alex. Ich habe Augen im Kopf. Immer wenn du telefonierst oder mit den Gedanken woanders bist, schreibst du diesen Namen auf deine Schreibtisch Unterlage, und das in vielen verschiedenen Variationen. Also wer ist er?" Mein Herz machte einen Sprung. Er war so süß. Er schrieb wirklich meinen Namen? Am liebsten würde ich jetzt aufspringen und ihn küssen.
"Niemand wichtiges" wenn mein Herz gerade einen Sprung machte, dann blieb es jetzt augenblicklich stehen. Ich war nicht wichtig?
"Das scheint deinem Unterbewusstsein aber nicht klar zu sein. Denn wenn du ihn ständig im Kopf hast, muss er ziemlich wichtig sein"
entgegnete sein Gesprächspartner wieder.
"Ich mag nicht darüber reden" Louis wirkte leicht gereizt. Aber er durfte ja nicht darüber reden. Ob er wollte oder nicht.
"Lass mich raten, er ist dein Ex der dir auf ganz miese weiße dein Herz gebrochen und dich verarscht und betrogen hat oder? Und du kommst einfach nicht über ihn hinweg."
Nun ballte ich meine Hände zu Fäusten. Ich würde Louis niemals freiwillig betrügen. Klar musste ich auch mit anderen Männern schlafen, aber das tat ich niemals freiwillig.
"Nein er hat mich nicht betrogen. Er hat mich verlassen, aber nicht auf diese Weise ok?" mein Herz zog sich zusammen. Wie kam ich nur auf diese Dumme Idee ihn glauben zu lassen ich sei Tot. Er würde mich sicher hassen wenn er erfährt was ich getan habe.
"Auf welche Weise denn dann?" Ein lauter Knall ließ mich leicht aufschrecken. Ich glaubte Louis hat auf irgend etwas drauf geschlagen. Ich nahm an das es die Bar war, da ich Gläser klimpern hörte.
"Du willst wissen wie er mich verlassen hat? Er ist tot verdammt. Er ist elendig verreckt. Und es ist meine Schuld ich konnte ihm nicht mehr helfen" Nach diesen Worten verließ er die Bar. Ich wartete eine Minuten und ging hinter her.
Wie konnte er nur glauben das er an meinem angeblichen Tod schuld sei? Das war absurd. Ich sah wie er die Straße entlang ging. Warum lief er? Doch ich dachte nicht weiter darüber nach und folgte ihm still. Mein armer Louis machte sich solche Vorwürfe. Ich musste ihm zeigen das ich noch lebte, musste ihm sagen das er nichts falsch gemacht hatte. Ich hätte garnicht auf diese dumme Idee kommen sollen, ich hätte ihm so viel ersparrt.
Als wir um eine Ecke bogen, erkannte ich das es sein Wohnblock war. Er stand vor seiner Haustür und schien nach dem Schlüssel zu suchen.
Ich musste etwas tun bevor es zu spät war. Jetzt war der richtige Zeitpunkt, ich musste es jetzt tun.
Langsam ging ich auf ihn zu und blieb hinter ihm stehen.
Jetzt war der Moment gekommen, auf den ich über einen Monat gewartet habe.
"Lou"
***
Im nächsten Kapitel geht's dann wieder mit Louis p.o.v weiter.
Da einige meine Idee mit der Larry Version von Love or Hate gut fanden, habe ich diese jetzt veröffentlicht. Das erste Kapitel ist bereits online. Ihr findet sie in meinem Profil.
Schönen Feiertag morgen
Tschaui
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