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4. No! No? Damn!

Jels Pov

Rote Augen. Da waren rote Augen gewesen. Schmerz. Blut. Ich schreie auf und fahre hoch. Was...? Ich sitze in einem fremden Zimmer! Natürlich! Alvaro! Er ist... dazwischengegangen. Verdammt ich bin von einem Monster angegriffen worden!

Und Alvaro selbst... Die stechend schwarzen Augen haben sich in mein Gedächtnis gebrannt. Er hat mich mitgenommen. Wo zum Teufel bin ich dann? Bei ihm? Burning Castle? Es muss ein Traum sein.

Ich springe auf. Ein Ziehen in meinem Arm. Ich sehe an mir herab. Eine Narbe bedeckt meinen Unterarm. Verdammt. Das ist kein Traum.

Verstört reiße ich die Tür auf. Ein endloser Flur. "Hallo?" Niemand hier. Ich gehe den Gang runter. "Ist hier irgendjemand? Hallo?"

Und plötzlich, ganz schwach, höre ich eine Antwort. "Wer bist du?" Erleichtert gehe ich zur Tür wo die Stimme herkam. "Bist du hier drin?"

"Ja. Was...?" Ich gehe rein. Und erstarre. "Fineen!" Er sieht erschrocken zu mir. "Jel!" Mir bleibt die Luft weg und ich muss mich am Türrahmen abstützen. "Aber... was... was...?"

Fineen liegt auf einem Bett. Sein Körper wurde mit breiten, schwarzen Gurten daran gezurrt, er wäre nicht in der Lage auch nur einen Fuß zu bewegen. Ein Gurt ist über seiner Brust, der nächste über seinem Bauch, darunter auch seine Arme, die seitlich von ihm liegen. Einer über der Hüfte, einer über den Oberschenkeln, einer knapp unter den Knien und einer auf den Fußgelenken.

Ich stürze zu ihm. "Was ist mit dir passiert?" Er sieht mich nur aus müden Augen an. "Jel, ich hab Mist gebaut, Alvaro lässt mich dafür zahlen. Das ist natürlich. Mach dir keine Gedanken. Aber was ist mit dir? Wieso bist du hier? Und weiß Alvaro, dass du da bist?"

Ich nicke. "Er hat mich hergebracht. Ein... ein merkwürdiges Wesen hat mich angegriffen. Ich weiß, dass hört sich verrückt an, aber..." "Ist es nicht", unterbricht er mich. "Das war ein Dämon. Die Menschen glauben nur an sowas nicht. Was ist passiert? Hat er dich gebissen?"

Okay. Jetzt hat er mich völlig aus dem Konzept gebracht. "Du... du weißt von... aber..." Er schüttelt den Kopf. "Das ist jetzt egal. Was ist passiert?"

Ich zeige ihm meinen Arm. Er seufzt leise. "Verdammt. Das muss wehgetan haben. Wie konntest du entkommen?"

"Dein... dein Bruder. Er war plötzlich da. Er sah auch... so aus. Er hat den anderen verjagt."

"Aha." Er nickt soweit seine Fesseln es zulassen. "Dann warst du das also."

"Was?" Verwirrt sehe ich ihn an.

Er sieht mir in die Augen. "Alvaro hat mich in einen künstlichen Schlaf versetzt. Dieser Bann kann nur durch zweierlei Dinge gebrochen werden: Willenskraft oder Verwandlung. Irgendwas muss ihn bewegt haben, dir zu helfen. Dazu musste er sich verwandeln, dadurch hat er den Bann gebrochen. Aber es ist merkwürdig..." Sein Gesichtsausdruck wird nachdenklich. "Eigentlich schert er sich einen Dreck um Menschen. Irgendwas musst du an dir haben."

„Etwas, was dich mal so überhaupt nichts angeht, Bruder!" Ich fahre herum. Alvaro steht in der Tür. Und er sieht irgendwie nicht aus, als wäre er besonders gut drauf. Und das macht mich erst recht wütend.

Ich springe auf und funkele ihn eiskalt an. "Und wer bitte hat dir das Recht gegeben mich hierher zu verschleppen?"

Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. "Halt die Luft an, Süßer. Du verdankst dir mein Leben, schon vergessen?"

"Ach ja? Ich hab dich nicht drum gebeten mich zu retten." Genau genommen war es mir doch sehr recht gewesen. Aber das muss er ja nicht wissen.

Er mustert mich. "Dafür hast du ziemlich laut geschrien." Ich schnaube. "Das ist ja wohl nicht dein Problem!" Er lächelt. "Aber du scheinst eins mit mir zu haben."

Ich bin fassungslos. "Ich habe... also hör mal! Was soll ich denn sonst davon halten dass du mich erst zu Tode erschreckst und dann entführst?!"

"Entführt?" Er lacht. "Nett ausgedrückt. Und was das zu Tode erschrecken betrifft musst du wissen, dass ich mich gestern sehr beherrscht habe. Ich hatte deine Träne schon auf der Hand. Wenn ich sie getrunken hätte, wäre es vorbei gewesen mit meiner Beherrschung. Ich war verdammt diszipliniert."

"Du hast...?" Hinter mir keucht Fineen auf. "Du wolltest seine Träne trinken?" Er hört sich sehr erschrocken an.

Alvaro zuckt mit den Schultern. "Ich habe es nicht, nur das zählt. Wenn wir dann fertig mit dem Rumgestreite wären... Jel, du kommst mit mir!"

"Ach ja?", fauche ich. "Und was ist mit ihm?" Ich nicke ihn Fineens Richtung. "Jel...", hebt dieser leise an, doch Alvaro kommt ihm zuvor.

"Mein kleiner Bruder hat gestern einen großen Fehler begangen, der mir gezeigt hat, wie wenig ich ihm vertrauen kann. Er hat es selbst herausgefordert. Komm jetzt!"

Ich mache keine Anstalten zu gehen. "Glaubst du ernsthaft ich würde auf jemanden hören, der seinem eigenen Bruder so etwas antut? Weißt du eigentlich, wie man sich fühlt so festgezurrt mit Gurten? Nein, weißt du nicht. Ich hab sowas schonmal erlebt. Es ist grausam. Und mit grausamen Menschen – oder auch nicht Menschen – will ich nichts zu tun haben."

Sein Blick wird jetzt bedrohlich. "Glaubst du es wäre besser, wenn ich ihn meinen Männern überlasse, damit die auf ihn aufpassen? Glaub mir, ihm würde es nicht halb so gut gehen wie hier. Und was dich und mich angeht, wir haben jetzt was zu bereden, und wenn du nicht freiwillig mitkommst kann ich auch anders."

"Jel!", flüstert Fineen leise. "Mach dir um mich keine Sorgen. Es ist okay. Bitte geh mit ihm. Wenn er dich gestern gerettet hat, wird er dir garantiert nicht wehtun."

Widerwillig trete ich vor. Sofort lächelt Alvaro. "Glaub bloß nicht, ich würde das wegen dir tun", knurre ich. "Das tue ich gar nicht, Süßer", antwortet er.

An seinen Bruder gewandt sagt er: "Wenn du Hunger oder Durst hast, ruf mich. Ich werde da sein." Fineen sieht ihn nur traurig an. Dann schließt Alvaro die Tür hinter uns. "Hier lang."

Er führt mich durch etliche Flure und schon bald habe ich die Orientierung verloren. Er hält mir eine Tür auf. "Bittesehr." Ich ignoriere die Höflichkeitsform und trete ein.

Der Raum ist groß und hell, nicht, wie man es in einer Burg erwarten würde. Aber die Burg ist nunmal renoviert worden. Moderner Palast. Ich betrachte das Zimmer. Eine weiße Ledercouch, weiße Sessel, weiße Lampen, dazu hellblaue Bilderrahmen und ein hellblauer Teppich. Das erinnert ein bisschen an griechische Häuser von außen.

Ich drehe mich einmal im Kreis. "Schön. Und weiter?" Er verdreht die Augen. "Setz dich." Ich laufe Kreise zwischen den Möbeln. "Wohin? Hier? Oder hier? Oder..."

Sein Beherrschung sackt langsam aber sicher dem Abgrund zu. "Setz dich einfach!" Ich grinse und lasse mich auf einen Sessel fallen. "Kein Grund, gereizt zu sein."

Er knurrt bloß und ich lege meine Beine über die Lehne. Ich trage noch immer meine Joggingsachen. Auf meinem T-Shirt sind Blutflecken. "Also, was willst du von mir?"

Er setzt sich auf die Couch. "Dieser Dämon, der dich letzte Nacht angefallen hat, gehört zu einer mächtigen Sippe. Nicht ganz so mächtig wie meine, aber trotzdem noch mächtig genug. Ich habe ihn daran gehindert, dich zu töten und das wird ihn wütend gemacht haben."

Ich zucke mit den Schultern und sage: "Mit anderen Worten also dein Problem."

Er lacht freudlos. "Eben nicht, Schätzchen, das versuche ich dir damit zu sagen. Er wird seiner Sippe erzählt haben, dass ich dich gerettet habe. Und damit hättest du ein Problem."

"Ach ja? Wieso?" Er seufzt. "Wir Dämonen haben drei Gründe einen Menschen zu retten. Erstens: Er ist ein Verwandter. Da die Blackbournes unter den Dämonen sehr bekannt sind, weiß jeder dass du kein Teil der Familie bist. Diese Ausrede ist ausgeschlossen. Zweitens: Blutsschuld. Wenn ein Mensch einem Dämonen das Leben rettet, ist der Dämon es ihm schuldig, ihm das Leben ebenfalls zu retten."

Den dritten Teil erklärt er mir nicht. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Na und?"

"Es ist ganz einfach. Bei dir war es die Blutsschuld, der du dein Leben verdankst. Du hast Fineen das Leben gerettet und dafür hat jemand aus unserer Sippe – nämlich ich – dir das Leben gerettet. Aber das kann ich den anderen Dämonen nicht erzählen. Wenn sie rausfinden, dass du Fineen vorm Tod bewahrt hast, werden sie aufmerksam werden und rausfinden wie oft er sich in den letzten Jahren hat krankenhausreif schlagen lassen. Damit würden sie ihn als Gefährdung unserer Regenten anerkennen und... na ja."

"Und was?" Er sieht mich an, sein Blick ist erstaunlicherweise nicht spöttisch oder gereizt. "Wenn ein Dämon zu oft ins Krankenhaus kommt, denken die anderen er wäre zu aggressiv. Und damit ist er eine Gefahr. Jel, wenn das rauskommt wird Fineen weder Prozess noch eine Chance bekommen. Sie werden ihn hinrichten."

Bam. Mir bleibt die Luft weg. Hatte er das gerade wirklich gesagt? "Aber... das... das wäre Mord!"

"Dämonen haben eigene Gesetze. Aber so weit wird es nicht kommen. Ich will nicht, dass er stirbt. Du kannst von mir halten was du willst, aber ich werde nicht zulassen, dass sie ihn umbringen."

Ich nicke. Auch wenn ich eher der Meinung bin, dass Alvaro eher nur die Schande nicht ertragen könnte, dass ein Mitglied seiner Familie hingerichtet wird, als dass es wirklich an Fineen liegt.

#"Und was hat das jetzt mit mir zu tun?" Er schaut zu Boden. "Da nur noch eine Möglichkeit übrig bleibt, warum ich dich gerettet haben könnte, können wir nur eins tun um Fineen zu retten." Ich schlucke. Es wird mir nicht gefallen was jetzt kommt, da bin ich mir ganz sicher.

"Der dritte Grund einen Menschen zur retten lautet Liebe, Jel. Du musst mein fester Freund werden. Auch wenn uns das beiden nicht gefällt."

"Was?" Ich springe auf und sehe ihn entgeistert an. Das hat er nicht wirklich gesagt! Das kann nicht sein! Er sieht nur zu mir hoch, sein Blick wirkt ausdruckslos. "Es tut mir leid, Jel. Aber es muss sein."

"A-aber..." Mein Stimme zittert. Ich sammele mich, hole tief Luft und sage: "Ich bin nicht schwul." Das ist zwar so nicht ganz korrekt, aber es ist auch definitiv nicht gelogen.

Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. "Das hat damit nichts zu tun. Ich will von dir nicht mehr verlangen, als in der Öffentlichkeit so zu tun. Irgendwann, wenn sich die ganze Lage beruhigt hat werde ich mit dir 'Schluss machen' und du bist frei."

Ich schüttele den Kopf. "Ich kann das nicht! Nicht mit dir! Du bist... grausam. Was du mit Fineen tust... nein. Ich... ich kann nicht."

Er schaut zu Boden. "Jel, wenn du das nicht tust wird Fineen noch viel Schlimmeres geschehen. Wenn es dir nur um ihn geht, gibt es nur diesen Weg um ihm wirklich zu helfen."

Verdammter Mist. Er hat Recht. "Aber..." Toll. Jetzt gehen mir auch noch die Argumente aus. "Wenn ich zustimmen würde – was nicht zwingend heißt, dass ich es tue -, würdest du mich dann ein paar Forderungen stellen lassen?"

Er überlegt kurz. "Kommt drauf an was für welche und wie viele." Ich denke nach. "Drei. Nicht mehr." Er zuckt mit den Schultern, nickt aber. "Lass hören."

"Als erstes... ich will nichts mit diesem Dämonenzeug zu tun haben. Ist ja okay dass ihr welche seid, aber ich will keiner werden und auch nichts davon wissen. In Ordnung?"

"Jep." Er lehnt sich zurück.

"Zweitens: Du wirst mir immer sagen was als nächstes passiert, und es mir auch erklären. Ganz einfach damit ich einen Plan habe und nicht immer wieder unvorbereitet bin."

Er legt den Kopf schief. "Das schneidet sich ziemlich mit erstens. Wenn ich dir erklären soll hat das was mit 'Dämonenzeug' zu tun." Ich nicke. "In sowas können wir eine Ausnahme machen. Ich will nur außerhalb der Öffentlichkeit nichts davon wissen, wenn du hier zu Hause rumzauberst oder so."

Er lacht. "Okay." Es hört sich belustigt an.

"Drittens: Du lässt Fineen in Ruhe. Er ist dein kleiner Bruder und nachdem was er mir erzählt hat, hat er dich wirklich geliebt. Ich weiß nicht, was du gegen ihn hast, weil er wirklich total lieb ist. Ich verlange nicht, dass du ihn auf Händen trägst. Ich will nur nicht, dass du ihm sowas antust wie das gerade. Denn das ist nicht fair."

Alvaro beißt die Zähne zusammen. "Manchmal geht es nicht anders, Jel." Ich schüttele den Kopf. "Wieso? Warum fragst du ihn nicht einfach, ob er bleibt?"

Alvaro lacht freudlos. "Weil er das niemals tun würde. Er hasst mich."

"Früher hat er dich geliebt."

Er ruckt mit dem Kopf hoch und funkelt mich an. "Aber früher ist nicht heute. Was bringt es, wenn er früher geblieben wäre? Heute würde er abhauen! So ist es eben!"

"Wenn du ihm auch nur ein bisschen mehr Liebe zeigen würdest, wäre er sicher bereit zu bleiben."

Kurz ist er sprachlos. Dann zischt er: "Glaubst du, es würde mich nicht innerlich zerreißen? Glaubst du, mir macht es Spaß ihm wehzutun? Ich hasse mich selbst dafür, was ich ihm antue, aber ich habe Gründe, die ich nicht ignorieren kann. Ich habe meinen Bruder schon immer geliebt und ich tue es immer noch, aber ich darf es ihm nicht zeigen, so leid es mir tut. Diese Liebe, die du meinst und die ich auch habe, kann ich ihm nicht geben. Es tut verdammt weh zu wissen, dass er mich hasst und wenn er es sagt ist es tausendmal schlimmer. Aber ich kann nicht."

Ich schüttele verwirrt den Kopf. "Wieso?!" Alvaro gewinnt an Fassung zurück. "Das geht dich nichts an, Jel. Selbst wenn ich wollte, könnte ich es dir nicht sagen. Das ist meine Sache. Also: Wirst du es tun?"

Ich zögere. "Inwiefern 'musst' du ein Arschloch zu deinem Bruder sein? Mir würde es reichen wenn du nur aufhören würdest ihn zu fesseln." Er knurrt und verbirgt das Gesicht in den Händen. "Okay, wie du willst. Ich fessele ihn nicht mehr. Zufrieden?"

"Ja." Ich nicke zögernd. Kurz herrscht Schweigen. Dann frage ich: "Alvaro?"

"Ja?" Er nimmt die Hände runter. "Wie... wie weit müssen wir damit gehen? Mit dieser 'Beziehung' in der Öffentlichkeit? Ich meine... wie viel müssen wir ihnen zeigen?" Meine Stimme zittert.

Er lächelt sanft. Wie kann man nur so launenhaft sein? "Die Liebe eines Dämons ist feurig, Jel." Das ist keine richtige Antwort. "Das heißt? Müssen wir uns..." Ich kann es nicht aussprechen.

"Küssen?", vollendet er den Satz. Ich nicke. "Ich denke schon, ja. Aber wir müssen uns natürlich nicht ständig an den Lippen hängen, keine Angst. Ein bisschen, das reicht."

Ich schlucke schwer. "U...und sonst? Es ist ja... nur für die anderen, oder? Dass die das sehen?" Er nickt. "Das wird nicht mehr als ein bisschen Händchenhalten, Kuscheln und ja, auch Küsse. Das ist alles, wirklich."

Für ihn mag das wenig sein, aber für mich ist schon die Vorstellung krank. Trotzdem bringe ich meinen Kopf zum Nicken. "Und danach darf ich gehen? Wie lange wird das dauern?"

Er zuckt mit den Schultern. "Zwei Monate?" Zwei...?! Scheiße. Scheißescheißescheiße.

"O...okay. Na gut. Abgemacht."

Habe ich das wirklich gesagt? Er sieht mich aus großen Augen an. "Wirklich?" Ich nicke und sehe zu Boden.

Dann aber schaue ich ihm ins Gesicht. "Ich mach das nicht wegen dir, Alvaro. Ich denke noch immer, dass du ein Arschloch bist. Ich tue das für Fineen." Er nickt kaum merklich. "Ich weiß. Ich mache das schließlich auch nur für meinen Bruder."

Für deinen Bruder oder für dein Ego? Die Frage lasse ich unausgesprochen. Stattdessen stehe ich auf. "Komm."

Er sieht mich fragend an. "Wohin?"

"Zu Fineen", antworte ich mit fester Stimme. "Bedingung drei. Du wirst ihn losmachen."

"Oh." Alvaro steht auf. "Natürlich." Dann bleibt er kurz vor mir stehen. "Ich halte mein Wort, Jel. Du magst mich für ein Arschloch halten, aber ein Lügner bin ich nicht."

Ich nicke. "Dann beweis es und befrei ihn." Er öffnet die Tür. "Gut. Komm mit. Aber du darfst ihm nicht sagen, was ich vorhin über ihn gesagt habe. Das mit unserer 'Beziehung' ist okay, und auch sonst... du kannst ihm alles erzählen, nur das darfst du unter keinen Umständen erwähnen! Wenn er das weiß, wird er große Probleme kriegen. Aber nicht mit mir, sondern mit jemand anderem. Und das wäre schlimm für ihn. Schlimmer als alles andere."

Ich lege den Kopf schief. "Dass du Gründe hast und ihn eigentlich liebst, meinst du? Das soll ich ihm nicht sagen?" Er nickt. Es sieht irgendwie... traurig aus. Das bilde ich mir bestimmt ein.

"Okay." Ich nicke. Schließlich will ich nicht, dass Fineen Probleme bekommt. Oder eher noch mehr Probleme. Ohne ein Wort geht Alvaro weiter.

Ich folge ihm. Auf was habe ich mich da bloß eingelassen?

Fineen ist überrascht, als wir reinkommen. "Ist was?" Alvaro seufzt. "Dein lieber Freund hier sorgt sich um dein Wohlergehen, weshalb er mich zwingt dich loszumachen. Aber denk ja nicht nochmal dran wegzulaufen, verstanden?"

Fineen nickt, er sieht ängstlich aus. Alvaro kniet sich vor das Bett und beginnt, die Gurte aufzuschnallen. Schließlich ist sein Bruder befreit. "D-danke." Fineen steht auf, seine Knie zittern noch.

Alvaro steht ebenfalls auf. "Ihr könnt ein bisschen im Schloss rumwandern. Mir ist egal was ihr macht, ihr könnt überall rein, nur wenn ihr mein Schlafzimmer nicht verwüsten würdet wäre mir das Recht. Wenn ich einen von euch brauche, rufe ich." Mit diesen Worten dreht er sich auf dem Absatz um, geht aus dem Raum und knallt die Tür hinter sich zu.

"Charmant." Ich lächele Fineen zu. Er lächelt zurück. "Typisch Alvaro. Komm. Ich zeig dir ein bisschen vom Schloss." Ich stimme zu, also gehen wir auf dem Flur.

Wie Alvaro und Fineen sich hier zurechtfinden scheint mir unbegreiflich. Die Flure sind riesig und sehen alle gleich aus. Aber Fineen weiß genau, wo er hinmuss.

Während wir laufen fragt er plötzlich: "Was hat Alvaro mit dir besprochen?" Ich seufze. "Aaaalso..."

Ich erzähle ihm die komplette Geschichte, von vorne bis hinten. Als ich fertig bin bleibt er stehen und sieht mich mit großen Augen an. "Im Ernst?"

Ich nicke. Er sieht aus, als wäre er ziemlich überrascht. Dann senkt er den Kopf. "Tut mir leid. Ich hab dich da reingeritten. Das wollte ich nicht."

"Ach was." Ich lege ihm eine Hand auf die Schulter. "Du bist da nicht dran schuld. Außerdem, wenn ich dir damals nicht geholfen hätte, wäre ich jetzt selbst tot."

Er nickt. "Die Blutsschuld habe ich ganz vergessen. Obwohl..." Er wird kurz nachdenklich. "Ach nichts. Aber dadurch, dass du mir geholfen hast musst du jetzt das mit Alvaro durchziehen. Und das nur, damit mir nichts passiert."

Ein bisschen neugierig sehe ich ihn an. "Bist du... auch ein Dämon?" Dass ich mit Alvaro nicht darüber sprechen will, heißt ja nicht, dass ich das nicht mit Fineen tue.

Er nickt schüchtern. "Alvaro und ich stammen von den Blackbournes ab. Das ist die Familie der Sonnen- und Mondfinsternissen. Sie – wir – sind ziemlich mächtig. Alvaro wurde aus einer Mondfinsternis erschaffen, ich aus einer Sonnenfinsternis. Mondsöhne sind die Mächtigeren. Ich war schon immer nur davor vorgesehen, ihm den Rücken freizuhalten.
Früher fand ich das nicht schlimm. Inzwischen hab ich mich geweigert. Jede Familie schickt zwei Vertreter in den 'Kreis der Dämonen'. Das ist sowas wie ein Rat. Man muss aber achtzehn Jahre alt sein, um eintreten zu dürfen. Bei uns Blackbournes wären Alvaro und ich das geworden. Na ja, das heißt, Alvaro ist schon eingetreten. Ich noch nicht. Ich hab mich geweigert."

Moment. "Ich dachte du bist erst sechzehn?" Er lächelt traurig. "Ich war sechzehn. Alvaro hat meinen Körper um zwei Jahre altern lassen, damit ich schneller in den Kreis der Dämonen trete. Deswegen sagen auch alle, ich würde älter aussehen als sechzehn. Weil mein Körper älter ist.
Bevor Alvaro das mit diesem Zeitsprung gemacht hat, haben Ricarda und Leandro – das sind unsere unechten Eltern – mich zu seinem... na ja... wie sagt man das? Ich war jedenfalls da, damit ich die Strafen auferlegt bekomme, die er hätte bekommen müssen. Sie fanden, er sei zu wertvoll dafür. Deshalb... musste ich das machen.
Zu dem Zeitpunkt war Alvaro schon so... anders. Ganz am Anfang wollte er nicht, dass ich das machen muss. Irgendwann hat er sich dann nicht mehr beschwert. Ricarda und Leandro sind bei einem Kampf getötet worden. Die Presse hat das als Unfall vertuscht."

Natürlich. Der Unfall, der die Blackbournes tötete. Ich hätte den Artikel genauer lesen sollen. "Nachdem Ricarda und Leandro also nicht mehr da waren, hat Alvaro mir diesen Zeitsprung auferlegt. Dann wollte er mich zwingen in den Kreis der Dämonen zu treten, aber ich hab mich geweigert. Das war das erste Mal, dass ich abgehauen bin."

Ich schüttele den Kopf. "Warum ist dieser Kreis so wichtig?"

"Er ist der Rat der Dämonenfamilien. In Krisen ist es wichtig, dass wir uns nicht einfach gegenseitig niedermetzeln. Im Kreis der Dämonen herrscht Waffenstillstand. Wir versuchen durch Reden Kriege zu verhindern. Wie Politik."

Leuchtet ein. Wenn da nicht diese Kleinigkeit wäre... "Aber was ist dann für dich so schlimm daran einzutreten?"

Er sieht mich traurig lächelnd an, Schmerz brennt deutlich in seinen Augen. "Ich hab es satt in Alvaros Schatten zu stehen. Früher, als ich dachte, er liebt mich..." Er wischt sich übers Gesicht. "...da wäre es mir egal gewesen, dass er der Mächtigere, der 'Bessere' ist. Aber so... verächtlich wie er jetzt immer ist... Ich hab keine Lust auf ein Leben im Schatten, verstehst du was ich meine? Ich will... endlich mal was 'wert' sein. Und wenn Alvaro mir dieses Gefühl nicht gibt, wer dann?"

Ich lege den Kopf schief. "Meinst du wirklich die Straße ist dafür der richtige Ansatz?"

Er sieht zu Boden. "Da bin ich wenigstens frei."

Ich nicke. "Okay. Ich versteh dich. Es scheint... nicht leicht gewesen zu sein in deinem Leben. Ich meine nur... es macht doch keinen Sinn, ohne Plan wegzurennen. Ich meine... was willst du mit deinem Leben anfangen, wenn du da draußen bist?"

Er schluckt. "Na... na gut, ich geb's ja zu, das war nicht der einzige Grund weshalb ich abgehauen bin."

"Aber was denn dann?" Er schluckt. "Ich hatte Angst. Wahnsinnige Angst. Manchmal, wenn Alvaro im Rat verhandelt... verlangen die anderen einen Preis. Und ihr Preis lässt sich nicht mit Geld bezahlen. Sie wollen..."

Seine Stimme bricht. Aber ich ahne es schon. "...dich?"

Er schnieft. "Daor de na fola. Das war mein Status, den ich hatte, bevor ich das letzte Mal abgehauen bin. Es ist Gälisch und heißt Sklave des Blutes. Seine 'Gläubiger' haben sich ihren Preis immer abgeholt. Persönlich. Mein Blut, meine Tränen... was sie wollten."

Es ist grausam. So grausam. "A-aber... das..." Ich weiß nicht was ich sagen soll. Eine Träne läuft über seine Wange. Tränen, die anscheinend heißt begehrt sind. "Mit dem Blut ist das eine Sache. Es tut weh, grauenhaft schmerzvoll, aber wenn sie die Tränen von einem trinken..."

"Was... was passiert dann?"

Eine zweite Träne. "Zum... zum einen können sie dich innerlich foltern ohne dich auch nur zu berühren. Wenn die Träne erstmal geschluckt ist haben sie volle Macht über innere Schmerzen. Man nennt das Tränenfolter. Das... das ist was Alvaro gestern Nacht mit mir gemacht hat. Die Hölle auf Erden."

Er schluckt. Ich werde immer schockierter. "Deshalb warst du so erschrocken als Alvaro gesagt hat, dass er beinah meine Träne getrunken hätte?"

Er schüttelt den Kopf. "Nein, nein das ist es nicht. Er würde dir glaube ich nie Schmerzen bereiten wollen. Die Tränen haben eine zweite Wirkung."

"Ach ja?" Ich hebe eine Augenbraue. Er sieht gequält zu mir hoch. "Sie machen Dämonen heiß. Heiß auf den, der weint. Wenn sie vorher mit dem Blut einer Person in Kontakt gekommen sind und dann nur deren Tränen sehen werden sie..."

Erregt. Das wollte er sagen. Ganz sicher. Aber es geht in einem Schluchzen unter.

"Unter Verwandten funktioniert das nicht. Aber ich... ich hab das tausendmal erlebt. Wegen... wegen der ganzen Schmerzen wenn die mein Blut getrunken haben, habe ich manchmal angefangen zu weinen. Wenn nicht jedesmal ein Aufpasser dabeistehen würde, wäre ich schneller in ihren Betten gelandet, als ich gucken kann. Das... das ist es was das ganze so unerträglich macht. Hat... hat Alvaro irgendwas zu dir gesagt als er dich gerettet hat?"

Ich runzele die Stirn. "Ja. Aber ich hab nichts verstanden." Er nickt. "Als Dämon kann er nur Gälisch reden. Das war ein Preis, den er selbst zahlen musste. Hat er einmal 'Ná caoin" gesagt?"

Ich überlege. Dann fällt es mir wieder ein. "Nein. Er hat es gleich dreimal gesagt."

Fineen nickt. "Dann hat er sich wirklich beherrscht. 'Ná caoin' bedeutet 'Nicht weinen'. Dann brauchst du dir keine Sorgen zu machen."

"Okay." Ich weiß nicht wirklich was ich sagen soll. Dann frage ich: "Jetzt, wo du wieder hier bist... musst du es wieder über dich ergehen lassen? Die 'Schulden bezahlen'?"

Er verbirgt das Gesicht in den Händen und sackt auf die Knie. Schnell springe ich neben ihn. Er schüttelt heftig schluchzend den Kopf. "Nein! Alvaro hat gesagt ich muss nicht! Das war eine Abmachung! Er hat gesagt sie würden nicht wegen mir kommen! Er hat es gesagt!"

"Hey!" Ich nehme ihn in den Arm. "Dann ist es doch gut. Was ist los?"

Er heult auf. "Ich glaube ihm nicht! Er hat mich schon so oft belogen! Ich glaube ihm einfach nicht! Und ich habe Angst! Ich will das nicht schon wieder ertragen!"

"Hey." Ich streichle ihm über den Rücken. "Heee, beruhig dich. Wenn er dir dein Wort gegeben hat, wird er es nicht brechen."

Fineen schluchzt. "Wenn er dir sein Wort gibt, hält er es, Jel. Keine Frage. Aber was er mir verspricht muss nicht die Wahrheit sein."

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Ohooo... ô.Ô Alvaro und Jel? Ein Scheinpaar? Ob Jel DAS wohl durchhält?

Das nächste Chapi wird dem gewidmet, der die beste Erklärung hat, warum er es verdient hat eine Widmung zu bekommen (: Ihr müsst mich schließlich nicht kennen um eine Widmung zu bekommen. ^^

Und bald geht's wieder weiter :)

Bis dahin Adios <3 L0ve y0u all <3

Eure StreetSoldierin <3

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