Alvaros Pov

Chase steht die Verwirrung ins Gesicht geschrieben, als er die Tür öffnet und mich sieht. „Mylord..." Bevor er sich verbeugen kann, nehme ich ihn am Oberarm und halte ihn davon ab. Verwundert sieht er zu mir hoch. Ich erwidere seinen Blick, schaue ihm tief in die Augen und verfluche mich dafür, es jemals zugelassen zu haben, dass unsere Freundschaft so verblasst. Ich war zu beschäftigt mit meinen Problemen, dass ich mich immer weiter von ihm distanziert habe. Verdammt, ich habe nicht einmal gemerkt, dass er ein ganzes Jahr durch so eine Hölle gehen musste.

Jetzt schiebe ich ihn ins Haus und ziehe die Tür hinter uns zu. Seine Verwirrung scheint nur zu wachsen. „Mylord, was...?" Kopfschüttelnd unterbreche ich ihn. „Das muss aufhören, Chase. Ich bin dieses ganze Gezwungene leid. Seit Jahren tun wir so, als wären wir nie Freunde gewesen, als würden wir uns nur flüchtig kennen. Wir waren beste Freunde, verdammt, das können wir nicht einfach vergessen!"

Chase runzelt die Stirn, wirft schnell einen Blick hinter sich. „Worum geht es hier?" Ich sehe ihm eindringlich in die Augen. „Ich will, dass wir damit aufhören. Ich will, dass du in mir wieder deinen Freund von früher sehen kannst, nicht einfach Lord Blackbourne. Ich weiß, es ist meine Schuld, dass wir uns so voneinander entfernt haben, und das tut mir leid, glaub mir. Und ich hätte es schon viel früher beenden sollen, aber das habe ich nicht, und das war auch mein Fehler. Aber bitte Chase, wir können nicht für immer so tun als wäre unsere Vergangenheit nie geschehen."

Für ein paar Momente sagt keiner von uns etwas. Dann seufzt Chase. „So gerne ich das auch wollte, wir beide sind nicht gleichgestellt und werden es nie sein. Wir können die Vorschriften nicht einfach ändern."

Ich schnaube. „Wir sind Dämonen, seit wann halten wir uns an Vorschriften? Ich kann verstehen, dass du wütend bist, aber ich brauche dich, Chase. Bitte, hör nur auf mich zu siezen und... lass uns dieses Gestellte einfach vergessen."

Chase kommt näher, lehnt sich nah heran, sodass er mir ganz leise ins Ohr flüstern kann. „Ich vermisse das genauso wie du, Alvaro. Aber meine Familie ist in Gefahr." Und da verstehe ich. Harrowby. Würde er sehen, dass ich mich mit Chase verbünde, würde er die Gefahr natürlich gleich erkennen. Seine Unschuld hat Chase' kleiner Bruder schon verloren, wer weiß was Harrowby ihm dieses Mal antun würde.

Um die Gefahr, dass jemand uns belauscht, auszuschließen, beginne ich über Gedankenversendung mit Chase zu kommunizieren.

Jonah war bei mir. Er hat mir alles erzählt.

Chase lächelt traurig und nickt, bedeutet mir ins Wohnzimmer zu kommen. Dort setzen wir uns auf die Couch und sehen einander an. Für Menschen mag es merkwürdig erscheinen, dass wir uns direkt gegenüber sitzen und trotzdem über Gedanken sprechen. Aber für einen Dämon ist das etwas anderes. Beim Gedanken versenden ist es, als würde man die Seele des anderen ein wenig berühren. Es ist viel intensiver, als gesprochene Worte es jemals sein könnten.

Ich hätte dich schon früher einweihen sollen, Alvaro. Aber...

Ich schüttele den Kopf.

Ich verstehe, warum du es nicht getan hast. Wichtig ist jetzt nur, dass wir das Ganze durchziehen. Und zwar zusammen.

Für einen Augenblick könnte ich schwören, dass Chase' Augen eine Spur zu feucht aussehen, aber wenn es tatsächlich Tränen waren, hat er sie schnell wieder zurück gedrängt.

Ich hab euch vermisst, dich und Mercenario. Aber es war nicht deine Schuld. Ich hab euch angelogen, damals als ich zu Harrowby musste. Natürlich zum einen aus dem Grund, dass du bald Lord Blackbourne sein würdest, aber ich hatte zum anderen auch einfach Angst. Wir sind beide Schuld daran, dass unsere Freundschaft langsam verloren ging.

Ich nicke.

Meinst du, wir können das wieder hinbekommen?

Ein kleines Lächeln formt sich auf Chase' Lippen und ich sehe den glitzernden Funken in seinen Augen, den er auch früher schon immer gehabt hat.

Natürlich können wir das. Wir waren beste Freunde, dieses Gefühl geht nicht einfach verloren. Es mag zurückgedrängt sein, aber ich hab es noch. Egal wie oft ich dich gesiezt und den ganzen Höflichkeitskram durchgezogen hab, in meinen Augen bist du noch immer der Alvaro von früher. Wie steht es mit dir?

Es fühlt sich an, als würde er mit diesen Worten einen Druck von meiner Brust nehmen und mir erlauben, wieder zu atmen.

Dasselbe. Du bist noch immer mein bester Freund, Chase. Ich hab unsere gemeinsame Zeit nie vergessen. Vielleicht haben wir so getan, als hätte es sie nie gegeben, aber wir beide teilen die gleichen Erinnerungen.

Chase nickt und streckt die Hand nach mir aus, zögert dann aber.

Aber wir müssen noch warten bis das alles vorbei ist. Ich kann meine Familie nicht noch mehr in Gefahr bringen.

Das ist verständlich nach dem, was mit Dalton passiert ist. Aber ich brauche Chase jetzt an meiner Seite, ohne ihn kann ich keinen Plan auf die Beine stellen.

Wenn wir nicht zusammen arbeiten, könnte alles verloren sein, Chase. Ohne dein Wissen haben wir dem Himmel nicht viel entgegenzusetzen.

Ein Seufzen ist die Antwort, Chase fährt sich durch die Haare.

Ich werde über Jonah mit dir in Kontakt bleiben. Es gibt nichts, was er nicht auch weiß. So gerne ich diesen Kampf an eurer Seite führen würde, ich werde hier gebraucht. Nicht nur von meiner Familie, sondern von unseren ganzen Leuten, Alvaro. Sollte die Situation eskalieren ist niemand außer mir hier, der weiß, was vor sich geht.

Auch wenn mir das nicht gefällt, es stimmt. Und ich darf nicht zulassen, dass sich mir jetzt persönliche Dinge in den Weg stellen. Ich muss professionell bleiben und so gerne ich Chase auch wieder an meiner Seite haben will, er hat Recht. Es ist jetzt wichtig, das Beste zu tun, und das ist in diesem Fall, getrennt zu arbeiten.

Okay. Wir werden dich dann über unseren Plan informieren, sobald wir einen haben. Aber sobald das alles vorbei ist, wird sich einiges ändern, Chase.

Er lacht kurz auf.

Du hast vor gegen den Himmel zu stürmen und nebenbei noch Harrowby zu stürzen. Natürlich wird sich etwas ändern.

Ich schüttele den Kopf.

Das meine ich nicht.

Chase sieht mich kurz an, dann scheint er zu verstehen. Er sieht ein wenig traurig aus, als er antwortet.

Wir sollten einander nichts versprechen, Alvaro. Diese Schlacht lässt nur Platz für zwei Möglichkeiten. Entweder du gewinnst und wirst mächtiger als je zuvor, oder du verlierst alles, was dir etwas bedeutet. Du wirst danach nicht mehr derselbe sein, egal wie es endet, und das weißt du. Lass uns einfach abwarten, dass macht es für uns beide leichter.

Nein, den Fehler werde ich nicht noch einmal begehen. Ich werde diese Freundschaft nicht noch einmal zerbrechen lassen.

Diesmal werde ich nicht einfach abwarten. Und ich werde erst aus dieser Tür gehen, wenn du das verstanden hast.

Aber Alvaro...

Ich unterbreche ihn.

Nein. Wenn ich in diesem Kampf untergehe, will ich, dass du weißt, dass unsere Freundschaft mir noch immer viel bedeutet hat. Sollte ich gewinnen, werde ich es nicht mehr dazu kommen lassen, dass wir uns so sehr auseinander leben. Hast du das verstanden?

Für einen Augenblick ist es still. Dann senkt Chase den Kopf ein wenig.

Ja. Aber dasselbe gilt für dich.

Ich nicke.

Gut, dass wir das geklärt haben. Wir werden in Kontakt bleiben. Wenn du hier Unterstützung brauchst, dann lass es mich wissen. Ich werde dir Hilfe schicken, wenn du sie brauchst.

Wir stehen beide auf, am liebsten würde ich ihn umarmen wie früher. Aber er hatte Recht, als er sagte, dass wir abwarten müssen, bis das alles vorbei ist.

Ist gut.

Schweigend gehen wir zur Tür und ich öffne sie, drehe mich aber nochmal um, als ich Chase' Stimme höre. Diesmal seine wirkliche Stimme.

„Auf Wiedersehen, Mylord."

Ich kann das kleine, versteckte Lächeln auf seinen Lippen erkennen und erwidere es verstohlen. „Auf Wiedersehen, Chase."

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Hallo meine Lieben :) Ich hoffe ihr habt alle so tolles Wetter wie ich gerade! Da bekommt man doch glatt Laune, ein neues Kapitel hochzuladen :)

Zuerst mal ein riesiges Dankeschön für die tollen Kommentare von...

... #Rockylovesbooks, #AngelinaDe, #Gunkerion, #peaceofhumanity, #Marieschorle, #momoho und #2fame4u

Kommianreger für dieses Mal gibt es natürlich auch:

~ Wie nahe waren sich Mercenario, Chase und Alvaro früher tatsächlich?

~ Trotz dass sie sich jetzt ausgesprochen haben, kann Chase noch immer nicht direkt mit Alvaro zusammenarbeiten um seine Familie zu schützen. Hat das Auswirkungen auf Alvaros Pläne und wenn ja, welche?

~ Wie sieht es jetzt aus zwischen Chase und Alvaro? Alles wieder gut oder ist da noch was?

Das war es heute schon von mir :) Love y'all, Kick Ass Family.

Go back to reality. Stay yourself.

Eure StreetSoldierin